Domain-Newsletter

Ausgabe #1112 – 07. April 2022

Themen: Internet Governance – Wechsel zur „Citizenship“? | Statistik – Slowenien feiert 30 Jahre .si | TLDs – Neues von .sa, .sexy und .tv | ICANN73 – Risiko Blockchain-Domains? | UDRP – Gegner satt im Streit um 34 KAPPA-Domains | biontech.com – Marken-Domain für US$ 950.000,- | Stockholm – Nordic Domain Days im Mai 2022

INTERNET GOVERNANCE – WECHSEL ZUR „CITIZENSHIP“?

Das aktuelle Weltgeschehen stellt einmal mehr das Multi-Stakeholder-Modell der Netzverwaltung vor besondere Herausforderungen. In seinem Artikel „It’s Time for a Better Vision of Internet Governance: From Multistakeholderism to Citizenship“ versucht sich Klaus Stoll an einem Reformvorschlag.

Die Diskussion um das Multi-Stakeholder-Modell der Internetverwaltung, also der Einbindung von Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft mit dem Ziel, einvernehmlich Entscheidungen zu treffen, ist fast so alt wie das Internet selbst. Ein solcher „Multilayer-Multiplayer-Mechanismus“, wie er aktuell von ICANN praktiziert wird, fordert ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme, was oft lange Entscheidungsprozesse bedingt. In den Zeiten globaler Herausforderungen, wie sie zum Beispiel eine Pandemie oder ein Krieg in der Ukraine mit sich bringen, stößt dieser „Multistakeholderism“ nach Ansicht von Klaus Stoll aber an Grenzen. Stoll, der selbst seit 2003 in der Non-Commercial Stakeholders‘ Group bei ICANN aktiv ist, zeigt sich zwar angesichts des Charakters des Internets als global geteilte Ressource, geschaffen und verwaltet durch die Privatwirtschaft, als Anhänger des Multi-Stakeholder-Modells. Im Vergleich zur Staatsangehörigkeit innerhalb einer Demokratie sieht Stoll aber gravierende Nachteile: „The common goal is to enable the well-being of all. We miss all of this in multistakeholderism.“ So basiere die Demokratie auf Menschenrechten, das Multi-Stakeholder-Modell auf Partikularinteressen. Auch seien alle Bürger gleich, was aber nicht für Interessensgruppen gelte. Ferner hänge die Fähigkeit zur Partizipation von Verfügbarkeit, Zeit und wirtschaftlichen Möglichkeiten ab, während in der Demokratie die Pflicht bestehe, eine Beteiligung aller sicherzustellen.

Als Alternative zum Multi-Stakeholder-Modell schlägt Stoll deshalb die Transformation zur „Citizenship“ vor. Sie erfordere eine „Digital Bill of Rights“, in der grundlegende Prinzipien basierend auf „common human rights“ festgelegt werden, um Integrität und Vertrauen in das Ökosystem des Internets herzustellen. Zudem spricht sich Stoll für ein „digital Citizenship Curriculum“ aus; die Menschen müssten wissen, was es bedeute, ein „digital citizen“ zu sein. Dies sei eine globale Aufgabe, welche Engagement auf allen Ebenen in allen Sektoren erfordere. Weiter fordert er die Einrichtung einer „Digital Integrity Industry“. Die neue Generation digitaler Unternehmen müsse das Bedürfnis nach wörtlicher wie digitaler Integrität und Umweltschutz mit Verbraucherschutz und sozialer Verantwortung von Unternehmen kombinieren. Schließlich müssten die Regierungen lernen, dass ihre nationalen Bürger auch Bürger des Cyberspace seien, über Staatsgrenzen hinaus. Es bedürfe eines „global agreement on global internet governance“. Man müsse weg vom „wer soll regieren“ zum „welche Prinzipien regieren jene, die verwalten“.

Probleme im Multi-Stakeholder-Modell hat vor Stoll schon Prof. Wolfgang Kleinwächter, renommierter Experte für Internet-Governance, 2018 herausgearbeitet. So steigt etwa der Anteil der Regierungen, die auf „My country, first“, „Cybersovereignty“ und „National Internet Segment“ setzen, was als Modell des „neonationalistic Unilateralism“ existierende Rechte und Freiheiten im Internet untergräbt. Allerdings dürfte der aktuelle Vorstoß von Stoll angesichts der politischen Entwicklungen in der Ukraine eher verdrängt als nach vorne geschoben werden – das Hemd sitzt eben doch näher als der Rock.

Den Artikel „It’s Time for a Better Vision of Internet Governance: From Multistakeholderism to Citizenship“ finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2714

Den Report „Who Runs the Internet?“ finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/verweis/1541

Quelle: circleid.com, eigene Recherche

STATISTIK – SLOWENIEN FEIERT 30 JAHRE .SI

So trostlos wie vielerorts die politische Stimmung war im März 2022 auch die Entwicklung der Registrierungszahlen: fünf der weltweit wichtigsten TLDs verloren Domains. Gut nur, dass sich die Verluste in Grenzen hielten und wir ausserdem Geburtstag feiern dürfen.

Keinen Verlust melden muss – man ahnt es – .com. Die Kommerzendung gewann in den vergangenen vier Wochen stattdessen hinzu, mit rund 642.000 Domains netto sogar deutlich. Auch .org konnte mit gut 20.000 Domains erfreulich zulegen, doch das war es dann auch. So verlor .de mit 886 Domains zwar nur leicht, aber immerhin. Ebenfalls abwärts ging es für .net, .info, .biz und .eu; sie verloren vier- bzw. im Fall von .net sogar leicht fünfstellig. Anlass zur Panik besteht jedoch in keinem Fall, dazu sind die Verluste viel zu gering. Verstärktes Marketing könnte da sicherlich helfen, wie die Entwicklung bei den beiden nTLDs .xyz und .top zeigt; sie konnten jeweils sechsstellig zulegen. Vor allem .xyz kämpft sich damit beständig aus dem Tief des Jahres 2017, als man binnen weniger Wochen von etwa 6,8 Mio. Domains auf rund 2,5 Mio. herunterkrachte.

Erwähnen wollen wir an dieser Stelle auch das Statistikangebot von domainnamestat.com. Das von der Domain Name Stat LLC aufbereitete Angebot veröffentlicht seit Anfang 2019 umfangreiche statistische Zahlen aus der Domain Name Industry. Sie weichen aber zum Teil erheblich von jenen Werten ab, welche die Registries veröffentlichen. So zählt domainnamestat.com aktuell bereits fast 220 Mio. .com-Domains, während es laut VeriSign wie genannt etwas über 160 Mio. Domains sind. Bei .de sind es laut domainnamestat.com über 22,5 Mio. Domains, während DENIC rund 17,2 Mio. Domains zählt. Wir wissen nicht, wie die Statistiker von domainnamestat.com zählen, auf der Website finden sich keine exakten Hinweise; die Rede ist immerhin von „proactively gathering domain name statistics“, was dafür spricht, dass man nicht nur passiv die von den Registries übermittelten Zahlenwerte übernimmt. Die Vergleichbarkeit wird durch eine aktive Sammlung jedoch beeinträchtigt, so dass wir uns – soweit möglich – auf die Werte der Registries beschränken.

Von dort stammen auch die nun folgenden Angaben zu ccTLDs. Unsere Glückwünsche gehen dabei nach Slovenien, wo die Registry Academic and Research Network of Slovenia (ARNES) den 30. Geburtstag von .si feiert. Am 01. April 1992 wurde das Kürzel deligiert, und aktuell 147.935 registrierte Domains zeigen, dass ein erheblicher Bedarf besteht. Vor 1992 nutzten die Slowenen das jugoslawische Kürzel .yu, dessen Verfügbarkeit infolge der politischen Änderungen zum 30. März 2012 eingestellt wurde. Die Wunsch-Domain .sl erhielt Slowenien nicht, da diese schon an Sierra Leone vergeben war. Als erste registrierte und damit älteste .si-Domains gelten uni-mb.si, ki.si, arnes.si, aster.si, zrc-sazu.si, izum.si, pasadena.si und hermes.si. Nur wenig jünger ist .lv, das am 29. April 1993 delegierte Kürzel von Lettland. Von dort teilt die Verwalterin University of Latvia mit, das zum Jahresende 2021 exakt 136.718 .lv-Domains registriert waren, ein Anstieg um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch hier erwies sich die Corona-Pandemie als Wachstumstreiber. Die Frage nach dem „To be or not to be online?“ haben die Letten demnach eindeutig beantwortet: „TO BE!“

Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 17.234.340 – (Vergleich zum Vormonat: – 886)
.at – 1.429.073 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.163)
.com – 161.273.520 – (Vergleich zum Vormonat: + 642.525)
.net – 13.388.793 – (Vergleich zum Vormonat: – 14.933)
.org – 10.611.771 – (Vergleich zum Vormonat: + 20.305)
.info – 3.691.824 – (Vergleich zum Vormonat: – 6.001)
.biz – 1.425.669 – (Vergleich zum Vormonat: – 7.628)
.eu – 3.691.379 – (Vergleich zum Vormonat: – 7.075)

.xyz – 4.693.364 – (Vergleich zum Vormonat: + 215.812)
.online – 2.119.652 – (Vergleich zum Vormonat: + 9.475)
.top – 1.781.330 – (Vergleich zum Vormonat: + 111.923)

(Stand 01. April 2022)

Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de

Quelle: sta.si, nic.lv, eigene Recherche

DOMAIN-REGISTRIERUNG
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03) TLDs – Neues von .sa, .sexy und .tv
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Die als generische Endung vermarktete Landesendung .tv von Tuvalu hat eine neue Registry: nach jahrzehntelanger Verwaltung durch VeriSign ist nun GoDaddy am Zug. In Saudi-Arabien werden derweil munter Registrare akkreditiert, während .sexy bereits in Kürze eine neue Registry haben könnte – hier die Kurznews.

Die Communication and Information Technology Commission (CITC), Verwalterin der saudi-arabischen Länderendung .sa, hat mit der zweiten Phase zur Akkreditierung von Domain-Registraren begonnen. Seit dem 06. März 2022 können sich Unternehmen aus dem Privatsektor bei CITC darum bewerben, künftig Domain-Namen unter .sa anbieten zu dürfen. Die zweite Phase ist „not limited in time“, also zeitlich unbegrenzt. In der ersten Phase hatten sich zwischen 10. Juni 2020 und 31. August 2020 die Unternehmen bewerben können. Aktuell sind fünf Domain-Registrare akkreditiert, dazu kommt die „Digital Government Authority“ (DGA) als Registrar für Regierungsdomains. Potentielle Interessenten müssen nicht nur einen Antrag stellen, sondern finanzielle, technische und marketingbezogene Unterlagen einreichen. An den Vergaberegeln ändert die CITC vorerst aber nichts; in der Regel ist also mindestens ein Sitz in Saudi-Arabien erforderlich, um eine .sa-Domain erhalten zu können.

Die aktuell noch von der UNR Corp. verwaltete Top Level Domain .sexy steht unmittelbar vor einem Registry-Wechsel. Darauf deutet zumindest eine eMail hin, die kürzlich an Domain-Registrare versandt wurde und Domain-Inhaber wenig freuen dürfte. Demnach steigen die Einkaufspreise für die Registrare mit Wirkung ab dem 30. April 2022 auf über US$ 2.000,- pro Jahr und Domain. Der französische Registrar Gandi hat bereits angekündigt, die Endpreise für Kunden von US$ 40,- auf US$ 2.750,- zu erhöhen. Betroffen wären davon potentiell die rund 8.500 Inhaber einer .sexy-Domain. Wer hinter der Preiserhöhung steckt, ist unklar; .sexy gehört zu jenen 23 nTLDs, die UNR im Frühjahr 2021 versteigert hat. Davon hat die XYZ.COM LLC mit .audio, .christmas, .diet, .flowers, .game, .guitars, .hosting, .lol, .mom sowie .pics zehn nTLDs übernommen; zudem hat die Dot Hip Hop LLC alle Registry-Rechte an .hiphop erhalten. Das Schicksal der restlichen nTLDs ist offiziell also noch ungeklärt, selbst ein Verbleib von .sexy bei UNR ist nicht vollständig auszuschliessen.

Die zur GoDaddy Inc. gehörende GoDaddy Registry hat sich einen der prestigeträchtigsten Verträge für Registry Service Provider gesichert. Wie das Unternehmen bestätigt, wurde man im Dezember aus einem hochkarätigen Bewerberfeld von der Regierung des Inselstaates Tuvalu zum Registry-Provider der Länderendung .tv bestimmt. Der Vertrag wurde am 30. März 2022 anlässlich einer feierlichen Zeremonie bei der Dubai Expo 2020 offiziell bestätigt. Die .com-Registry VeriSign, die .tv jahrzehntelang betrieben und als generische Endung etabliert hat, hat an dieser Ausschreibung nicht teilgenommen und sich damit freiwillig von .tv verabschiedet. Zu den Details des neuen Registry-Vertrages hielten sich sowohl Tuvalu als auch GoDaddy öffentlich bedeckt; aber es darf spekuliert werden, dass Tuvalu einen grösseren finanziellen Anteil von den Einnahmen erhält, als noch zu VeriSign-Zeiten. Das Bruttoinlandsprodukt von Tuvalu lag 2019 bei rund US$ 50 Mio., so dass jede zusätzliche Einnahme aus der wohl wichtigsten Insel-Ressource, die aktuell auf rund 460.000 registrierte Domains kommt, zählt. Für die Zukunft von .tv verspricht GoDaddy signifikantes weltweites Wachstum und eine neue Ära der „brand awareness and community engagement“, ohne aber konkreter zu werden. Für die Inhaber von .tv-Domains ändert sich also vorerst nichts.

Quelle: nic.sa, domainincite.com, registry.godaddy

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04) ICANN73 – Risiko Blockchain-Domains?
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Im Rahmen von ICANN73, dem ICANN-Meeting von Anfang März diesen Jahres, kam auch die Frage nach Blockchain, NFTs und dezentralisierten Domains zur Sprache, und welche Auswirkungen das auf die Nutzer, ICANN und die Stabilität und Sicherheit des Internet hat.

Tom Barrett (EnCirca) und Jeff Neuman (JJN Solutions) hielten unter der Moderation von Eduarda Diaz und Glenn McNight anlässlich ICANN73 am 08. März 2022 den von NARALO (North American Regional At-Large Organization) initiierten Vortrag „Blockchain, NFTs, and Decentralized Domains – What is the impact on end-users, internet security and stability, and ICANN?“. Dazu muss man wissen, dass der Registrar EnCirca, für den Tom Barrett tätig ist, vermehrt Domains unter auf Blockchain basierenden Krypto-Endungen in alternativen Roots anbietet, etwa .eth und .forever. JJN Solutions hingegen, für das Jeff Neuman auftrat, ist ein Beratungsunternehmen im Bereich von unter anderem Domain-Streitigkeiten und -Portfolioverwaltung. In ihrem Vortrag legten sie auch die aktuelle Situation von KryptoEndungen und -Domains und deren Anbieter dar, und welchen Einfluss diese auf das Internet und dessen regulierte Strukturen haben könnten. Die wichtigsten Player auf diesem Feld sind aktuell Ethereum Naming Service und .eth mit nach deren Angaben zur Zeit 750.000 registrierten Second Level Domains, Unstoppable Domains mit derzeit 2 Mio. Second Level Domains und Handshake Naming Service mit angeblich 3,5 Mio. Top Level Domains (.vornamenachname, .nachname., .marke usw.), darunter 1.400 Anbieter von Second Level Domains. Handshake startete im Februar 2020 mit der generellen Registrierungsmöglichkeit von Top Level Domains, hat aber zugleich eine Sunrise-Period gestartet, bei der vorweg alle ICANN-akkreditierten Endungen sowie die Namen der 100.000 Top-Websites reserviert wurden. Welche letzteres sind, soll nach Abschluss der Sunrise-Period nach 4 Jahren (also wohl im Februar 2024) bekannt gegeben werden.

Alle drei Krypto-Domain-Anbieter bewegen sich nicht in dem von ICANN regulierten Internet, sondern in einem „alternativen“ Netzbereich (AltRoot). Doch aufgrund der rapiden Zuwächse im Blockchain-, NFT- und Krypto-Endungen-Bereich werden womöglich Weichen gestellt, die das regulierte Internet gefährden. Das zeige sich etwa, so Barrett und Neuman, in den in den vergangenen zwei Jahren 3,5 Mio. von Handshake registrierten Top Level Domains, denen gegenüber die seit 2012 von ICANN akkreditierten, gut 1.000 neuen Top Level Domains und die Verzögerungen bei der kommenden Einführungsrunde stehen. Barrett und Neuman ziehen bei dieser Entwicklung Kurven bis 2030, an deren Ende 100 Mio. Handshake Top Level Domains 3.000 ICANN Top Level Domains gegenüberstehen. Getrieben werden die Krypto-Domain-Anbieter unter anderem von der behaupteten besseren Privatsphäre aufgrund der Dezentralisierung durch das Blockchain-Konzept, das die Grundlage für die Domain-Endungen und Domains bildet. Hier beruht das Interesse an Domains genauso wie im ICANN-regulierten Internet darin, nur schlecht zu merkende Uniform Resource Locator (URL) mit einfachen Begriffen besser erinnern zu können – nur, dass im alternativen Netz die Uniformität nicht gewährleistet ist, da dieses sich der Reglementierungen von ICANN entzieht. Damit entstehen Risiken für Nutzer, die ins falsche Netz und an falsche Rechner geraten oder durch Kriminelle etwa durch Cach Poisoning dahin geführt werden können.

Barrett und Neuman stellten ihrem Publikum die Frage, ob ICANN seine Rolle erweitern sollte, um das dezentrale Netz ebenfalls zu verwalten. Das würde allerdings an den Playern im AltRoot scheitern, die – vermeintlich – gerade keine Reglementierung wünschen. Tatsächlich sind sie allerdings auf eine weitaus strengere Reglementierung durch die genutzte Technik angewiesen. Und diese wird gerade nicht durch eine Vielzahl von Stakeholdern ausdiskutiert und im Rahmen von Kompromissen festgelegt. Vielmehr ist der einzelne Player derjenige, der unumstößlich die Regeln vorgibt, und über Wohl und Wehe der Nutzer und ihrer Ressourcen in den von ihm jeweils initiierten AltRoot bestimmt. Ist das wirklich eine wünschenswerte Alternative? Eine weitere Frage ergibt sich aus dem möglichen Zusammenstoß von zukünftigen AltRoot- und ICANN Top Level Domains. Wie soll, wie wird sich ICANN dazu verhalten? Derzeit wird bei ICANN weiter über die kommende Einführungsrunde diskutiert. Stellungnahmen zu dieser Frage sind uns zur Zeit nicht bekannt. Aber wie bei vielen früheren AltRoot-Projekten scheint es nicht angebracht, darauf einzugehen. Wie lange der aktuelle Hype um Blockchains andauert, ist noch ungewiss, aber endlich. Bisher löst die Blockchain alleine das selbstgestellte Problem, einer fiktiven, digitalen Währung einen (nicht einmal sicheren) Modus zu verschaffen. Wie sich die Sache tatsächlich entwickelt, wird man sehen.

Die weitere Informationen bietenden Slides zum Vortrag von Barrett und Neuman findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2715

Quelle: icann.org, domainnewswire.com, eigene Recherche

UDRP – GEGNER SATT IM STREIT UM 34 KAPPA-DOMAINS

Der italienische Inhaber der Marke „KAPPA“ nahm sich in einem UDRP-Verfahren gleich 22 Gegner, die insgesamt 34 „KAPPA“-Domains registriert hatten. Das Verfahren verlief weitestgehend erfolgreich für die Beschwerdeführerin, jedoch musste sie bei zwei Domains Zugeständnisse machen.

Die Basic Trademark S.R.L., die Teil der BasicNet Group ist, welche Kleidung und Schuhe entwirft und vermarktet, darunter die Marke „KAPPA“, startete ein UDRP-Verfahren vor der WIPO gegen 22 Parteien, die insgesamt 34 Domains nach dem Schema „KAPPA“ plus geographische Angabe wie „chile“, „dk“ und so weiter registriert haben. 19 Gegner trugen deutsche Namen wie David Klein, Tom Nadel, Annett Mehler und Frank Sommer. Zwei der Gegner kamen aus dem asiatischen Raum: ZhuangLi Feng und zhilinglin, deren KAPPA-Domains auch nicht ins Schema mit der geographischen Angabe passten. Der 22. Gegner ist die malaysische Unternehmung „Web Commerce Communications Limited“. Basic Trademark trug vor, seit 2003 Inhaberin der internationalen Marke „KAPPA“ zu sein. Hinter den einzelnen Gegnern stehe letztlich die malaysische Unternehmung „Web Commerce Communications Limited“. Die Domains leiteten auf Webstores weiter, die KAPPA-Produkte anboten. Kein Gegner war von Seiten der Markeninhaberin dazu berechtigt, die Domains wurden bösgläubig registriert und genutzt unter Ausnutzung der Bekanntheit der Marke „KAPPA“. Die Gegner reagierten nicht auf die Beschwerde. Als Entscheider wurde der australische Juraprofessor in Beijing (China) Matthew Kennedy eingesetzt.

Kennedy bestätigte ganz überwiegend die Beschwerde von Basic Trademark, wies sie aber hinsichtlich zwei Gegnern ab (WIPO Case No. D2021-4255). Für ihn stellte sich zunächst die Frage, ob die Angelegenheiten in einem Verfahren abgehandelt werden können. Die Beschwerdeführerin behaupte, alle Gegner unterstünden derselben Kontrolle, und alle Websites wiesen mehr oder weniger die selben Inhalte auf. Kennedy stellte fest, dass elf Domains einem Inhaber zuzuordnen seien, 21 andere würden von deutschen Inhabern gehalten, von denen sich einige dieselbe eMail-Adresse teilten. Diese 32 Domains seien auch innerhalb eines halben Jahres registriert worden und wiesen dieselbe Struktur auf: den Markennamen und eine geographische Angabe. Zudem ähnelten sich auch die Websites. Im Hinblick darauf sprach für Kennedy nichts gegen die Zusammenführung der Gegner in einem Verfahren. Doch was die beiden asiatischen Gegner betreffe, so seien die Inhaber der Domains discountkappa.com und kappaclearance.com jene, die nicht in das Schema passten und deutlich früher registriert wurden. Diese beiden Parteien ließ Kennedy außen vor und gewährte aber die Möglichkeit, hinsichtlich dieser Domains und deren Inhaber erneut UDRP-Beschwerden zu starten.

Nachdem das geklärt war, bestätigte Kennedy kurzerhand die Ähnlichkeit von Domains und Marke, die unberechtigte Nutzung der Domains und schließlich auch die Bösgläubigkeit zum Zeitpunkt der Registrierung der einzelnen Domains und anlässlich deren Nutzung. Damit lagen hinsichtlich 32 Domains alle Voraussetzungen der UDRP vor; Kennedy bestätigte die Beschwerde und entschied auf Transfer derselben. Hinsichtlich der beiden anderen Domains, die er nicht in das Verfahren miteinband, wies er die Beschwerde von Basic Trademark zurück.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain buykappacanada.com und andere finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2716

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

BIONTECH.COM – MARKEN-DOMAIN FÜR US$ 950.000,-

Nach zwei mauen Handelswochen erwies sich die vergangene Domain-Handelswoche als äußerst fruchtbar, mit fünf Domains im sechsstelligen Bereich, angeführt von biontech.com zum Preis von US$ 950.000,- (ca. EUR 848.214,-).

Die Endung .com zeigte sich in der letzten Woche wieder stark und erfreut mit drei Domains zu hohen Preisen. biontech.com kommt auf US$ 950.000,- (ca. EUR 848.214,-) und setzt sich damit an Platz 4 der Jahresbestenliste. Ihr folgt die Drei-Zeichen-Domain gcp.com, die mit US$ 550.000,- (ca. EUR 491.071,-) Platz 6 der Jahresbestenliste erreicht, unmittelbar gefolgt von betcalifornia.com zum Preis von EUR 425.000,- auf Platz 7 der Jahresbestenliste. Darüber hinaus sind die .com-Preise auch nicht übel.

Die Länderendungen sind für Überraschungen gut. An die Spitze setzt sich mountain.io mit US$ 90.000,- (ca. EUR 80.357,-). Doch dieser beeindruckende Preis für eine .io-Domain (Britisches Territorium im Indischen Ozean) ist nichts im Vergleich zum Aufstieg von seal.io von US$ 3.755,- (ca. EUR 3.229,-) im September 2020 auf jetzt US$ 60.000,- (ca. EUR 53.571,-). Ähnlich ergeht es assistant.io mit US$ 4.105,- (ca. EUR 3.365,-), die sie nicht einmal vor einem Jahr im Mai 2021 erzielt hatte, zu jetzt US$ 50.000,- (ca. EUR 44.643,-). Die deutsche Endung hält sich da deutlich zurück und führt als bestes Pferd my-solar.de zum Preis von EUR 5.000,- in die Manege.

Die neuen generischen Endungen bereichern wieder .xyz-Domains, angeführt von der diesmal nicht von Swetha gehandelten capital.xyz zum Preis von US$ 105.000,- (ca. EUR 93.750,-). Dafür sind mehrere der weiteren hochpreisigen .xyz-Domains von Swetha gehandelt. Eine kleine Überraschung bietet auch .biz, die gleich fünf Drei-Zeichen-Domains zu niedrigen Verkaufspreisen aufweist. Alsdann stellt .org die letzte der sechsstelligen Domains der Woche zur Verfügung: proton.org kommt auf US$ 125.000,- (ca. EUR 111.607,-). Die vergangene Domain-Handelswoche holt damit die Versäumnisse der vergangenen Wochen wieder auf.

Länderendungen
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mountain.io – US$ 90.000,- (ca. EUR 80.357,-)
seal.io – US$ 60.000,- (ca. EUR 53.571,-)
assistant.io – US$ 50.000,- (ca. EUR 44.643,-)
s7.io – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.393,-)

my-solar.de – EUR 5.000,-
laborbefund.de – EUR 3.333,-
kruemel.de – EUR 2.999,-
mylegatus.de – EUR 2.499,-
nutzfahrzeugservice.de – EUR 2.000,-

glow.us – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.250,-)
wpp.co.uk – GBP 4.425,- (ca. EUR 5.250,-)
solute.eu – EUR 4.549,-
chainx.co – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.286,-)
830.tv – US$ 4.705,- (ca. EUR 4.201,-)
z.ar – EUR 3.786,-
888.vc – US$ 4.052,- (ca. EUR 3.618,-)
mstore.eu – EUR 3.599,-
sid.me – US$ 3.750,- (ca. EUR 3.348,-)
manifest.ch – US$ 3.349,- (ca. EUR 2.990,-)
enterprise-europe.co.uk – US$ 3.300,- (ca. EUR 2.946,-)
linsinger.cn – EUR 2.000,-
tower.co – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.679,-)
it.sd – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.679,-)

Neue Endungen
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capital.xyz – US$ 105.000,- (ca. EUR 93.750,-)
fortress.xyz – US$ 59.888,- (ca. EUR 53.471,-)
artemis.xyz – US$ 53.899,- (ca. EUR 48.124,-)
pluto.xyz – US$ 50.904,- (ca. EUR 45.450,-)
otherside.xyz – US$ 29.888,- (ca. EUR 26.686,-)
moonstone.xyz – US$ 9.888,- (ca. EUR 8.829,-)
holograph.xyz – US$ 7.888,- (ca. EUR 7.043,-)
methodology.xyz – US$ 7.888,- (ca. EUR 7.043,-)
outsiders.xyz – US$ 7.888,- (ca. EUR 7.043,-)
cherry.art – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.911,-)
car.xyz – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.464,-)

Generische Endungen
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land.info – US$ 5.199,- (ca. EUR 4.642,-)
acd.biz – US$ 1.308,- (ca. EUR 1.168,-)
lif.biz – US$ 1.253,- (ca. EUR 1.119,-)
arg.biz – US$ 1.200,- (ca. EUR 1.071,-)
cpg.biz – US$ 1.200,- (ca. EUR 1.071,-)
lau.biz – US$ 1.200,- (ca. EUR 1.071,-)

proton.org – US$ 125.000,- (ca. EUR 111.607,-)
futuregroup.org – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.463,-)
lise.org – US$ 3.933,- (ca. EUR 3.512,-)
bbcode.org – EUR 3.000,-
wlaprize.org – US$ 2.356,- (ca. EUR 2.104,-)
collegedegreesearch.net – US$ 1.225,- (ca. EUR 1.094,-)

.com
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biontech.com – US$ 950.000,- (ca. EUR 848.214,-)
gcp.com – US$ 550.000,- (ca. EUR 491.071,-)
betcalifornia.com – EUR 425.000,-
freemeta.com – US$ 57.000,- (ca. EUR 50.893,-)
efg.com – US$ 50.000,- (ca. EUR 44.643,-)
allfamily.com – US$ 23.499,- (ca. EUR 20.981,-)
entresol.com – EUR 14.000,-
simur.com – US$ 14.400,- (ca. EUR 12.857,-)
adlook.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.714,-)
digitalium.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.714,-)
apexbuild.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 9.821,-)
foldedspace.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.929,-)
warhousegaming.com – US$ 9.888,- (ca. EUR 8.829,-)
remotemate.com – US$ 8.995,- (ca. EUR 8.031,-)
newbabel.com – US$ 8.888,- (ca. EUR 7.936,-)
ewiva.com – EUR 6.900,-
richpics.com – US$ 7.700,- (ca. EUR 6.875,-)
foud.com – US$ 6.480,- (ca. EUR 5.786,-)
ascensor.com – US$ 6.440,- (ca. EUR 5.750,-)
noshow.com – EUR 5.000,-
deutsche-immobilien.com – EUR 4.990,-
visitlapland.com – GBP 3.995,- (ca. EUR 4.740,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

STOCKHOLM – NORDIC DOMAIN DAYS IM MAI 2022

Die Nordic Domain Days in Stockholm finden Anfang Mai 2022 wieder als Präsenzveranstaltung statt. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit „nordischen“ Domain-Angelegenheiten.

Die Nordic Domain Days 2022 finden vom 09. bis 10. Mai 2022 in Stockholm statt. Bei den Nordic Domain Days kommt die Domain-Industrie zusammen, um Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen: Registries, Registrare, Reseller, Service-Provider und Investoren. Die beiden Veranstaltungstage starten jeweils mit einer Keynote um 10:00 Uhr, deren Themen noch nicht feststehen. Der Veranstalter trifft die letzten Vorbereitungen, um eine großartige Veranstaltung zu bieten. Der erste Tag der Nordic Domain Days widmet sich vorrangig den Geschäften und erfasst Fragen von Verkauf, Marketing, Rechtsfragen und Missbrauch. Gegen 17:00 Uhr geht der erste Arbeitstag zu Ende, und um 19:00 Uhr gibt es den üblichen „Grand Social Event“. Der zweite Tag widmet sich mehr technischen Themen und endet ebenfalls um 17:00 Uhr, worauf man bei ein paar Farewell-Drinks die Nordic Domain Days 2022 ausklingen lassen kann. Neben der Bühnenveranstaltung wird es auch interaktive Workshops geben, bei denen Fachleute tiefere Einblicke oder Überblicke zu einzelnen, gegebenenfalls ganz neuen Themen bieten. Die Workshop-Gruppen beginnen bei einer Anzahl von 20 oder mehr Teilnehmern. Teilnehmer können Themenvorschläge einreichen. Die Nachfrage an einer Teilnahme scheint groß zu sein; in einem aktuellen Newsletter teilt der Veranstalter mit: „… registrations are literally pouring in and we are seeing a strong interest from partners.“

Die Nordic Domain Days 2022 finden vom 09. bis 10. Mai 2022 im Konferenzhotel „The Clarion Stockholm“, Ringvägen 104 in Stockholm (Schweden) statt. Es gibt drei Arten von Teilnahmetickets: „Attendee“-Tickets kosten EUR 199,-, „VIP“-Tickets EUR 599,- und „Partner“-Tickets ab EUR 2.500,-, jeweils ohne VAT in Höhe von 25 Prozent. Die Anzahl der Tickets ist begrenzt. Schon am Vorabend, dem 08. Mai 2022, findet, nach einer Begrüßung um 18:00 Uhr, um 20:00 Uhr ein VIP-Dinner für Inhaber eines VIP-Tickets statt. Teilnehmer müssen die geltenden Reisebeschränkungen für die Anreise und die Teilnahme an den Nordic Domain Days beachten.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://nordicdomaindays.se

Quelle: eigene Recherche

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