Themen: .ru – ICANN bleibt im Ukraine-Krieg neutral | Statistik – .pt steigt auf über 1,5 Mio. | TLDs – Neues von .nl, .ru und .th | ICANN – Statusreport zur UDRP veröffentlicht | UDRP – Kein schöner Land bei landscentral.com | collab.org – Parallelarbeit für US$ 60.000,- | April – 9. Deutscher IT-Rechtstag in Berlin
.RU – ICANN BLEIBT IM UKRAINE-KRIEG NEUTRAL
Die Internet-Verwaltung ICANN hat den Antrag der Ukraine abgelehnt, das russische Länderkürzel .ru, ihr kyrillisches Pendant sowie die Vorgängerendung .su aus dem Domain Name System zu verbannen. Zur Begründung verwies die Netzverwaltung auf ihre strikte Neutralitätspflicht.
Mit eMail vom 28. Februar 2022 hatte sich Andrii Nabok, Vertreter der Ukraine im ICANN-Regierungsbeirat GAC (Governmental Advisory Committee) an ICANN-CEO Göran Marby mit der Bitte gewandt: „Revoke, permanently or temporarily, the domains ‚.ru,‘ ‚.рф”‘ and ‚.su‘.“ Zudem sollten SSL-Zertifikate für diese Top Level Domains widerrufen und Root-Server in Russland abgeschaltet werden. Zur Begründung verwies er darauf, dass die russische Föderation mit ihrer so genannten „militärischen Operation“ internationales Recht verletzt habe; der Angriff sei möglich geworden, weil die russische Propaganda-Maschinerie Webseiten ununterbrochen dazu nutze, um Fehlinformationen und sogenannte Hassreden zu verbreiten, als auch Gewalt zu fördern und die Wahrheit zum Krieg in der Ukraine zu verheimlichen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen würden Nutzern helfen, verlässliche Informationen zu finden und zugleich Propaganda und Fehlinformationen vermeiden. Unterstützung fand dieser Antrag durch ein weiteres Schreiben vom gleichen Tag, diesmal verfasst von Mychajlo Fedorow, stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine und Minister für digitale Transformation. Im Erfolgsfall wären so rund fünf Millionen Domains geblockt und die Kommunikation in und außerhalb Russland deutlich erschwert worden. Ihm zur Seite sprang Antony Van Couvering, vormals CEO von Top Level Domain Holdings, der den Hinweisen auf die Neutralitätsverpflichtung ICANNs entgegnete: „Neutrality as a response to murder is not neutral.“ Zahlreiche große Registrare, darunter Namecheap, IONOS hatten zudem ihre Geschäftsbeziehung zu russischen Kunden beendet.
Die Antwort von ICANN folgte überraschend schnell, aber nicht im Sinne der Ukraine. In seinem Schreiben vom 02. März 2022 drückte Marby zwar sein Mitgefühl mit den ukrainischen Bürgern aus; zugleich ließ er aber keinen Zweifel an der Neutralität ICANNs: „ICANN is an independent technical organization that manages the Internet’s unique identifiers. (…) In our role as the technical coordinator of unique identifiers for the Internet, we take actions to ensure that the workings of the Internet are not politicized, and we have no sanction-levying authority“. ICANN sei dafür da, sicherzustellen, dass das Internet funktioniere, nicht dazu, dass es aufhöre zu funktionieren. Das Multistakeholder-Modell der Netzverwaltung habe dazu geführt, dass das Internet über Jahrzehnte erblüht sei. Die verlangten Eingriffe hätten verheerende und dauerhafte Folgen für das Vertrauen und die Nutzbarkeit dieses globalen Systems. Zum Widerruf von SSL-Zertifikaten sei ICANN im Übrigen gar nicht in der Lage. Das gewünschte Ziel vertrage sich auch nicht mit dem Anliegen der Ukraine: „It is only through broad and unimpeded access to the Internet that citizens can receive reliable information and a diversity of viewpoints“, so Marby.
ICANNs Antwort war zu erwarten. Ungeachtet des von Russland erklärten Kriegs und der damit verbundenen Folgen hätte ein Eingreifen sonst einen Präzedenzfall geschaffen, der die Zukunft ICANNs und damit des gesamten Internets in Frage gestellt hätte. Propaganda beschränkt sich nicht auf .ru, und die Regulierung von Inhalten würde Fragen aufwerfen, zu denen ICANN weder technisch berufen, noch wirtschaftlich oder juristisch in der Lage ist. RIPE NCC betonte daher, „that the means to communicate should not be affected by domestic political disputes, international conflicts or war.“ Domain-Blogger Kevin Murphy wies jedoch darauf hin, dass ICANN ein Auslaufen von Domain-Namen mit generischer Endung ukrainischer Kunden verhindern könnte, sollten zum Beispiel Verlängerungsgebühren nicht bezahlt werden (können). Ähnliches hatte ICANN im April 2020 im Zuge der Corona-Pandemie getan und ein Vorliegen von „extenuating circumstances“ im Sinne des Registrar Accreditation Agreement bejaht. Ob ICANN über diesen Schritt nachdenkt, ist öffentlich aber bisher nicht bekannt.
Die Bitte der Ukraine finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2696
> https://www.domain-recht.de/verweis/2697
Die Antwort von ICANN finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2698
Quelle: icann.org, eigene Recherche
STATISTIK – .PT STEIGT AUF ÜBER 1,5 MIO.
Der kürzeste Monat des Jahres hat sich kaum auf die Anzahl der registrierten Domains ausgewirkt: fast alle wichtigen Domain-Endungen konnten im Februar 2022 zulegen. Und bei der portugiesischen ccTLD .pt gab es sogar Grund zum Feiern.
Das vergleichsweise schwache Ergebnis aus dem Vormonat mit einem Plus von lediglich 290.623 Domains konnte der Branchenführer .com im Februar 2022 wieder steigern. Unter dem Strich steht ein Anstieg von 335.592 Domains, was aber immer noch ein gutes Stück von alten Glanzzeiten entfernt liegt. Dagegen gelingt es .de nicht, den guten Wert aus dem Jahresauftakt zu halten. Steigerte sich .de im Januar um 46.487 Domains, waren es im Februar weniger als 30.000. Dafür konnte das österreichische Kürzel .at mit 7.280 überdurchschnittlich zulegen. Immer weiter unter die Marke von vier Millionen Domain-Namen rutscht .info, die dieses Mal einen Verlust von über 80.000 Domain-Namen einstecken muss. Diese Marke längst hinter sich gelassen hat die aktuell erfolgreichste nTLD .xyz; dank eines Zuwachses von fast 120.000 Domains steht .xyz nun knapp unter 4,5 Millionen Domains. Allgemein präsentieren sich die nTLDs in stabiler Form; ihre Gesamtzahl konnte sich im Februar von 28.199.601 auf 28.749.553 steigern.
Gehörig viel haben wir diesmal von den ccTLDs zu berichten. So hat die in Pisa ansässige Registro.it, Verwalterin der italienischen Landesendung .it, ihren Quartalsbericht vorgelegt. Demnach waren zum Jahresende 2021 exakt 3.450.337 .it-Domains registriert, ein moderates Plus von 75.547 gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die Regionen Lombardei, Lazio und Kampanien zeichnen für die Nachfrage verantwortlich. Die Wachstumsquote lag hier bei 2,24 Prozent und damit leicht unter dem Wert des Jahres 2020, das – bedingt durch die Corona-Pandemie – ein überdurchschnittliches Wachstum gezeigt hatte. Interessant ist, dass etwa die Hälfte aller .it-Domains von natürlichen Personen registriert ist, weitere 35 Prozent sind von juristischen Personen sowie fünf Prozent von Freiberuflern registriert.
Die Korken knallen lassen konnte im Februar die portugiesische Verwalterin DNS.PT. Am 16. Februar 2022 stieg die Zahl der registrierten .pt-Domains auf über 1,5 Mio. Wer die Jubiläums-Domain registriert hat, teilt DNS.PT nicht mit. Offiziell bestätigt ist aber nun, dass die erste .pt-Domain dns.pt am 03. Oktober 1991 registriert wurde. Die Millionen-Marke knackte .pt 2018. Nach Angaben der Registry DNS.PT ist .pt damit die am schnellsten wachsende ccTLD in Europa. Da kann auch die estnische Endung .ee nicht mithalten. Sie schloss das Jahr 2021 mit 147.961 registrierten Domains, was ein sattes Plus von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die für Registries so bedeutsame „renewal quote“ lag bei .ee mit 86,5 Prozent stabil hoch. Die zeichenmäßig längste und zugleich aktiv genutzte Domain ist riiklikeinvesteeringutesihtasutus.ee. Mit 36 Zeichen schöpft sie das technisch zulässige Maximum von bis zu 63 Zeichen aber noch nicht aus – das ist bereits im Jahr 2016 zum ersten Mal passiert und natürlich jederzeit wiederholbar.
Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 17.235.226 – (Vergleich zum Vormonat: + 29.500)
.at – 1.424.910 – (Vergleich zum Vormonat: + 7.280)
.com – 160.630.995 – (Vergleich zum Vormonat: + 335.592)
.net – 13.403.726 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.917)
.org – 10.591.466 – (Vergleich zum Vormonat: + 28.475)
.info – 3.697.825 – (Vergleich zum Vormonat: – 83.116)
.biz – 1.433.297 – (Vergleich zum Vormonat: + 5.555)
.eu – 3.698.454 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.741)
.xyz – 4.477.552 – (Vergleich zum Vormonat: + 119.792)
.online – 2.110.177 – (Vergleich zum Vormonat: – 12.395)
.top – 1.669.407 – (Vergleich zum Vormonat: + 52.776)
(Stand 01. März 2022)
Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de
Quelle: nic.it, pt.pt, internet.ee, eigene Recherche
TLDS – NEUES VON .NL, .RU UND .TH
Innovative Ideen zum Schutz persönlicher Daten: die Niederlande wollen ausgelaufene Domains überwachen, um fehlgeleiteten Mail-Verkehr zu verhindern. Derweil suspendiert CENTR das russische Registry-Mitglied, während Thailand für kurze Zeit kurze Domains ermöglicht – hier unsere Kurznews.
Die .nl-Registry SIDN hat ihr LEMMINGS-Projekt vorgestellt, um Datenschutzverletzungen unter ausgelaufenen .nl-Domains zu verhindern. Im Fall der Neuregistrierung ausgelaufener Domain-Namen besteht das Risiko, dass der neue Inhaber eMails erhält, die versandt wurden in der Annahme, dass kein Inhaberwechsel stattgefunden hat; davon war unter anderem die holländische Polizei schon betroffen. LEMMINGS, ein Akronym für „deLetEd doMain MaIl warNinG System“, soll das künftig verhindern, indem Mail-Verkehr ausgelaufener .nl-Domains überwacht und bei Überschreiten bestimmter Grenzwerte der vormalige Inhaber informiert wird, um tätig werden zu können. Die eMails kann SIDN nicht lesen, erfasst wird nur der Datenverkehr über MX-Einträge, die für eMail benötigt werden. Bisher hat SIDN das Projekt mit zwei Domain-Registraren getestet, wobei es zu keinen Störungen kam. In immerhin 1.408 Fällen kam es zu Meldungen an den „alten“ Domain-Inhaber. Nun soll eine dritte Testphase gestartet werden. Klappt alles wie geplant, soll LEMMINGS in Zukunft für alle .nl-Domains gelten.
Das „Council of European National Top-Level Domain Registries“ (CENTR), die in Brüssel ansässige Vereinigung europäischer Länderdomain-Verwaltungen, hat die militärischen Aktionen Russlands in der Ukraine als Verletzung internationalen Rechts und Verletzung der ukrainischen territorialen Integrität scharf verurteilt. Am 01. März 2022 gab CENTR daher bekannt, die .ru-Verwalterin „Coordination Center for TLD RU“ mit sofortiger Wirkung als Mitglied suspendiert zu haben. Wissen und Informationsaustausch seien von zentraler Bedeutung für die Mission von CENTR; dafür benötige es das Vertrauen innerhalb der Community. Zugleich betonte CENTR, dass sich dieser Schritt nicht gegen die russischen Kolleginnen und Kollegen richte. Man hoffe auf eine rasche und friedliche Lösung des Konflikts. Dabei werde man die Ukraine weiterhin unterstützen. Unmittelbare Auswirkungen auf den Betrieb von .ru und der kyrillischen IDN-Variante ergeben sich daraus nicht; allerdings setzt CENTR damit ein Zeichen der Solidarität gegenüber der .ua-Registry Hostmaster Ltd., deren Website nach kurzfristiger Unterbrechung inzwischen wieder erreichbar ist.
Die Thai Network Information Center Foundation (THNIC), Verwalterin der thailändischen Länderendung .th, hat am 01. Februar 2022 zum ersten Mal in diesem Jahr das zeitlich begrenzte Fenster zur Registrierung von Second Level Domains direkt unterhalb von .th geöffnet. Die Aktion dauert noch bis zum 31. März 2022. Statt auf eine der sieben offiziellen Subdomains wie .co.th oder .net.th auszuweichen, können Interessenten ihre Domain also in der kürzeren und damit attraktiveren Variante direkt unter .th registrieren. Teilnahmeberechtigt sind natürliche Personen, juristische Personen oder Organisationen, die in Thailand niedergelassen sind und nach thailändischem Recht geführt werden, oder auch ausländische Körperschaften, sofern sie über eine in Thailand eingetragene Marke verfügen. Die gewünschte Domain muss dabei dem Namen oder der geschützten Bezeichnung entsprechen, wobei THNIC einen Nachweis verlangt. Hat eine Registrierung Erfolg, bekommt man die IDN-Variante der Domain im Paket dazu. Die Registrierungen können online direkt bei THNIC unter thnic.co.th eingereicht werden. Die Erlöse kommen dem Thai Internet Infrastructure Development Fund zu Gute, um die Entwicklung des Internets in Thailand zu fördern.
Weitere Informationen zum LEMMINGS-Projekt finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2695
Die Mitteilung von CENTR zu .ru finden Sie unter:
> https://www.centr.org/news/news/suspension-ru.html
Quelle: sidnlabs.nl, centr.org, thnic.co.th
DOMAIN-RECHT
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ICANN – STATUSREPORT ZUR UDRP VERÖFFENTLICHT
ICANN legt im Vorfeld für eine Neubewertung den UDRP-Statusreport vor und stellt ihn der allgemeinen Diskussion: Input aus der Community ist gefragt. Doch zunächst gibt der UDRP-Statusreport statistische Einblicke in die Entwicklung des Streitbeilegungsverfahrens.
Bereits im März 2016 startete der Rat der Generic Names Supporting Organization (GNSO) einen „Policy Development“-Process (PDP) zur Überprüfung aller von ICANN entwickelten Mechanismen zum Schutz von Rechten („Rights Protection Mechanisms“, RPMs). Die erste der beiden Phasen dieses Prozesses konzentrierte sich auf die Überprüfung aller RPMs, die für das New gTLD-Programm 2012 entwickelt wurden. Diese Phase ist bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Im Rahmen der zweiten Phase, die sich auf die Überprüfung des Uniform Domain-Name Dispute-Resolution Policy-Verfahrens konzentriert, liegt nun der 84-seitige „Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) Status Report“ (PSR) vor. Der PSR bietet einen Überblick über die UDRP, um die Bewertung der GNSO zu unterstützen, wie effektiv die UDRP ihre beabsichtigten Zwecke erfüllt. Er enthält Hintergrundinformationen über die UDRP-Prozesse und -Verfahren, öffentlich zugängliche und allgemeine Daten über UDRP-Beschwerden und -Entscheidungen sowie kurze Analysen. Diesen Report stellt ICANN nun zur öffentlichen Diskussion und bittet die Community um Kommentare, aufgrund derer eine Weiterentwicklung des UDRP-Verfahrens erfolgen kann.
Der auf den 03. März 2022 datierende PSR gibt einen Überblick über das UDRP-Verfahren, angefangen bei den Gründen für ein solches Verfahren, über die Entstehung desselben sowie die Umsetzung und Anwendung der UDRP. Wesentliche Indikatoren für die Bewertung des UDRP-Verfahrens sind „Efficiency“, „Fairness“ und „Adressing Abuse“. Beinahe ganz nebenbei ergeben sich bei Betrachtung dieser Indikatoren hervorragende Statistikwerte für den Zeitrahmen 2013 bis 2020. Im Hinblick auf das Ziel „Effizienz“ zeigt sich, dass im Schnitt bei allen akkreditierten Entscheidungsstellen 900 Verfahren jährlich abgearbeitet wurden, die sich zu 38.349 UDRP-Verfahren aufsummieren und 67.318 Domains betrafen. Die Anzahl der Fälle steigt danach jährlich um ca. 6 Prozent. Unter dem Gesichtspunkt der „Fairness“ zeigt sich, dass 78 Prozent der Fälle zugunsten der Beschwerdeführer ausgingen, wobei aber die Fälle eines Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) über die Jahre anstiegen und einen Höhepunkt 2018 hatten. Im genannten Zeitraum gab es 917 bestätigte RDNH, was etwa 2 Prozent aller UDRP-Verfahren ausmacht. Was „Addressing Abuse“ betrifft, so rechnet ICANN mit 32.000 getroffenen Entscheidungen als Grundlage (wobei zurückgezogene, eingestellte und noch unentschiedene Beschwerden außer Betracht blieben), denen nach alle Jahre im Schnitt 300 Beschwerden insgesamt, über alle Streitbeilegungsstellen verteilt, hinzukommen. Es ergebe sich dabei eine durchschnittliche Anstiegsrate von 7 Prozent der Entscheidungen, die zugunsten der Beschwerdeführer ergehen. ICANNs Global Support Center (GSC) erhielt zwischen 2014 und 2020 insgesamt 8.056 UDRP-betreffende Anfragen, von denen 61 Prozent von Markeninhabern kamen, die sich über Cybersquatting beschwerten oder die Verletzung von geistigem Eigentum (IP) durch Domain-Namen betrafen. Zu diesen Angaben liefert der Report auch Tabellen und Graphen, die die Verhältnisse veranschaulichen. So waren zwischen 2013 und 2020 48.275 .com-Domains in UDRP-Verfahren verwickelt, gefolgt von 4.890 .net-Domains. Unter den Länderendungen, die das UDRP-Verfahren übernommen haben, steht die kolumbianische Endung .co mit 505 Domains vorne, gefolgt von .cc (Coconut Islands) mit 177 Domains. Unter den nTLDs liegt .xyz mit 833 Domains vor .online mit 585. Man gewinnt auch einen Überblick über die Anzahl der bei den akkreditierten Streitbeilegungsstellen entschiedenen Verfahren und den Versuch, graphisch das Verhältnis von registrierten Domains und UDRP-Verfahren über die Jahre in den Griff zu bekommen, was allerdings misslingt, da die Zahl der Fälle maßlos gering in dieser Relation ist.
Der „Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) Status Report“ (PSR) ist eine hervorragende Quelle für statistische Informationen, die die Wirkung des UDRP-Verfahrens bestens verdeutlicht. Nun darf die Community diesen Report kommentieren. Alsdann will ICANN den PSR aktualisieren, indem relevante Informationen aus den öffentlichen Kommentaren aufgenommen werden. Der Report geht dann zurück an das GNSO Council, das schließlich entscheidet, ob genügend Informationen vorliegen, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können, oder ob weiter an dem Report gearbeitet werden muss.
Den aktuellen Policy Status Report (PSR) findet man bei ICANN unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2699
Weitere Informationen zur Phase 1 des Policy Development Process (PDP) findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2700
Quelle: icann.org, eigene Recherche
UDRP – KEIN SCHÖNER LAND BEI LANDSCENTRAL.COM
Im Streit um die Domain landscentral.com bot die Beschwerdeführerin und Markeninhaberin genauso wenig an Nachweisen auf, wie der Gegner, der sogar essentielle Angaben in seiner Entgegnung unterliess. Panelist David E. Sorkin entschied das UDRP-Verfahren eher nach Gefühl als nach Tatsachen.
Die Latitude Funding LLC aus Delaware (USA) sieht ihre Markenrechte für „LANDCENTRAL“ verletzt, eine Marke, die sie seit 2008 für ihre Grundstücksverkaufsangebote zu nutzen behauptet, die sie unter landcentral.com präsentiert. Sie ist Inhaberin einer 2017 beantragten Wort- und einer zeitgleich beantragten Wort-/Bild-Marke. Der Gegner, „Anthony k / Lands Central“ aus Kalifornien (USA), registrierte im Juli 2020 die Domain landscentral.com, unter der er Grundstücke in Kalifornien verkauft. Im von Latitude Funding betriebenen UDRP-Verfahren vor dem Forum (NAF) reichte der Gegner nur unvollständige Dokumente ein, bei denen unter anderem Angaben zu Name, Adresse, Telefonnummer und dem Vertretungsberechtigten fehlten. Es fehlte auch eine Unterschrift. Allerdings legte der Gegner Handelsregisterurkunden aus Wyoming in Iowa (USA) vor, die das Bestehen der Lands Central LLC seit Juli 2020 bestätigen. Der zur Entscheidung bestimmte Professor David E. Sorkin wies aufgrund dieser Mängel die Beschwerdeentgegnung allerdings nicht zurück, sondern um der Fairness halber berücksichtigte er die Beweismittel des Gegners, soweit sie glaubwürdig erschienen und ohne weiteres einer unabhängigen Überprüfung unterzogen werden konnten.
Sorkin wies die Beschwerde der Latitude Funding LLC zurück, da sie nicht habe belegen können, dass der Gegner keine Rechte oder berechtigte Interessen an der Domain landscentral.com habe und er bösgläubig handelte (NAF Claim Number: FA2202001983304). Hinsichtlich der Verwechslungsfähigkeit der „LANDCENTRAL“-Marken und der Domain landscentral.com hatte Sorkin keine Zweifel: das zusätzliche „s“ in der Domain ändere an der Ähnlichkeit nichts, und die Endung sei sowieso nicht zu berücksichtigen. Bei der Frage nach einem Recht oder berechtigten Interesse des Gegners an der Domain merkte Sorkin an, dass die Beweise für eine gutgläubige Nutzung ziemlich dünn seien. Die Beschwerdeführerin habe Screenshots der gegnerischen Website eingereicht, während der Gegner eine Handelsregisterurkunde eingereicht habe, die belegte, dass wahrscheinlich er unter dem mit dem Domain-Namen landscentral.com identischen Firmennamen Lands Central LLC ein Geschäft betreibt. Die vorliegenden Beweise stützen aus Sorkins Sicht nicht die Behauptung der Beschwerdeführerin, wonach die Website des Gegners eher der Irreführung von Konsumenten und dem Vorteil diene, den er aus dem Ansehen der Beschwerdeführerin ziehe, als einer eigenen Geschäftsführung. Für Sorkin erschien es völlig nachvollziehbar, dass der Gegner von der Marke der Beschwerdeführerin nichts wusste und aus Gründen, die nichts mit ihr zu tun haben, die Domain auswählte und nutzt. Für ihn hatte damit die Beschwerdeführerin die Voraussetzungen dieses Elements der UDRP nicht erfüllt. Bei der Frage nach einer bösgläubigen Registrierung der Domain und deren bösgläubiger Nutzung verwies Sorkin lediglich auf die vorangegangene Prüfung eines Rechts seitens des Gegners, und sah auch dieses Voraussetzung als von der Beschwerdeführerin nicht erfüllt an. Damit wies er die Beschwerde in Gänze zurück und entschied auf Verbleib der Domain beim Gegner.
Die UDRP-Entscheidung über die Domain landscentral.com finden Sie unter:
> https://www.adrforum.com/domaindecisions/1983304.htm
Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de
Quelle: adrforum.com, eigene Recherche
COLLAB.ORG – PARALLELARBEIT FÜR US$ 60.000,-
Die vergangene Domain-Handelswoche zeigte abermals eine schwächelnde .com, die sich diesmal den Rang von collab.org mit US$ 60.000,- (ca. EUR 54.054,-) ablaufen ließ. Aber dies war nicht die einzige Domain über .com-Niveau.
Mit der Drei-Zeichen-Domain wwv.com zum Preis von EUR 49.999,- liegt die Kommerzendung dieses Mal lediglich auf dem dritten Platz der Handelswoche. Ihr folgte nur knapp dahinter cont.com mit US$ 55.000,- (ca. EUR 49.550,-), die eine deutliche Wertsteigerung erfahren hat, kam sie im März 2013 doch auf lediglich US$ 2.600,- (ca. EUR 2.000,-). Die Domain privatehouse .com kommt auf US$ 30.000,- (ca. EUR 27.027,-), hat sich aber noch nicht häuslich eingerichtet, und egenerator.com mit EUR 20.000,- parkt einfach.
Unter den Länderendungen steht germany.tv zu US$ 50.000,- (ca. EUR 45.045,-) vorne und kommt so auf den zweiten Platz dieser Woche; auf der Jahresbestenliste der ccTLDs steht sie auf Platz 5. Im Mai 2010 hatte sich germany.tv noch mit US$ 10.099,- (ca. EUR 7.829,-) zufrieden gegeben. Mit etwas Abstand kommt danach die äthiopische pock.et zum Preis von US$ 30.000,- (ca. EUR 27.027,-), die seit Juni 2014, als sie auf US$ 7.500,- (ca. EUR 5.515,-) gekommen war, ebenfalls deutlich zulegen konnte. Gleiches gilt für msc.co.uk mit GBP 4.600,- (ca. EUR 5.563,-), die von GBP 3.455,- (ca. EUR 4.419,-) im Januar 2015 weniger zulegt als von März 2014 (US$ 1.196,-, ca. EUR 873,-) auf Januar 2015. Für elevate.uk mit US$ 1.064,- (ca. EUR 959,-) gab es allerdings einen kleinen Abstieg, nachdem sie im September 2020 noch auf US$ 1.961,- (ca. EUR 1.676,-) gekommen war (EUR 54.000,- = US$ 63.180,-).
Die neuen generischen Endungen bleiben weiter bei den Kryptowährungsenthusiasten beliebt, mit eth.ceo zum Preis von US$ 17.000,- (ca. EUR 15.315,-). Ihr folgt die Ein-Zeichen-Domain d.cash mit US$ 7.000,- (ca. EUR 6.306,-), woraufhin sich ein paar .art-Domains tummeln, angefangen mit line.art für US$ 6.500,- (ca. EUR 5.856,-). Die klassischen generischen Endungen liefern die Nummer 1 der Woche, mit collab.org zum Preis von US$ 60.000,- (ca. EUR 54.054,-), der sie auf Platz 22 der Jahresbestenliste bringt. Es folgt die Zwei-Zeichen-Domain dv.net zu US$ 24.900,- (ca. EUR 22.432,-), die keine Inhalte bietet, und midss.org für EUR 11.000,-, die von der „Messurement Instrument Database for the Social Siences“ genutzt wird. Auch diese Domain-Handelswoche war kein Überflieger, aber sorgt – wie schon die Vorwoche – für einen erfreulichen Blickrichtungswechsel, weg von .com.
Länderendungen
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germany.tv – US$ 50.000,- (ca. EUR 45.045,-)
pock.et – US$ 30.000,- (ca. EUR 27.027,-)
tez.co – US$ 19.888,- (ca. EUR 17.917,-)
art.us – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.514,-)
weisshaus.it – EUR 10.000,-
hth.de – EUR 7.250,-
flight.tv – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.207,-)
mittelkaernten.at – EUR 6.000,-
end.it – EUR 5.999,-
simeta.cn – GBP 4.800,- (ca. EUR 5.805,-)
msc.co.uk – GBP 4.600,- (ca. EUR 5.563,-)
points.me – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.505,-)
milkshake.co.uk – US$ 4.788,- (ca. EUR 4.314,-)
bonus.co – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.604,-)
ove.io – US$ 3.999,- (ca. EUR 3.603,-)
kyl.in – US$ 3.888,- (ca. EUR 3.503,-)
notaionline.it – EUR 3.500,-
up.is – US$ 3.797,- (ca. EUR 3.421,-)
machine-learning.de – EUR 3.000,-
ln.no – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.703,-)
casue.cn – US$ 2.800,- (ca. EUR 2.523,-)
på.no – EUR 2.500,-
tora.ch – EUR 2.500,-
mediaworld.de – EUR 2.499,-
legit.eu – EUR 2.475,-
1xbet.fr – US$ 2.700,- (ca. EUR 2.432,-)
dgtek.de – EUR 2.300,-
sanctus.fr – EUR 2.099,-
zzg.co – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
elevate.uk – US$ 1.064,- (ca. EUR 959,-)
gwb.co.uk – US$ 1.064,- (ca. EUR 959,-)
sundaybrunch.co – US$ 1.332,- (ca. EUR 1.200,-)
Neue Endungen
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eth.ceo – US$ 17.000,- (ca. EUR 15.315,-)
d.cash – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.306,-)
line.art – US$ 6.500,- (ca. EUR 5.856,-)
food.art – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.405,-)
australian.art – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.505,-)
re.club – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.504,-)
mode.agency – EUR 4.500,-
videoslots.fun – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.153,-)
help.nyc – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.153,-)
backgammon.online – US$ 3.108,- (ca. EUR 2.800,-)
crystal.cleaning – US$ 2.950,- (ca. EUR 2.658,-)
billion.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
sessions.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
wins.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
sunshine.house – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
mansion.club – US$ 1.524,- (ca. EUR 1.373,-)
d.cash – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.306,-)
Generische Endungen
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collab.org – US$ 60.000,- (ca. EUR 54.054,-)
dv.net – US$ 24.900,- (ca. EUR 22.432,-)
midss.org – EUR 11.000,-
toli.org – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.811,-)
clt.net – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.009,-)
cont.net – US$ 6.995,- (ca. EUR 6.302,-)
metacode.net – EUR 4.600,-
rus.org – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.505,-)
arkon.net – EUR 3.000,-
nextweb.org – US$ 3.250,- (ca. EUR 2.928,-)
cont.org – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
yugoslavia.org – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.802,-)
.com
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wwv.com – EUR 49.999,-
cont.com – US$ 55.000,- (ca. EUR 49.550,-)
privatehouse.com – US$ 30.000,- (ca. EUR 27.027,-)
egenerator.com – EUR 20.000,-
kastelo.com – US$ 19.750,- (ca. EUR 17.793,-)
sunid.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.514,-)
chanced.com – US$ 13.500,- (ca. EUR 12.162,-)
krisma.com – EUR 10.000,-
chatyou.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.009,-)
clt.net – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.009,-)
structify.com – US$ 9.999,- (ca. EUR 9.008,-)
kredio.com – EUR 7.500,-
mtoh.com – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.207,-)
greennatural.com – US$ 7.900,- (ca. EUR 7.117,-)
cemai.com – US$ 7.800,- (ca. EUR 7.027,-)
dikom.com – GBP 5.500,- (ca. EUR 6.652,-)
blueridgecabins.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.405,-)
creditcop.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.405,-)
peopleconsulting.com – US$ 5.899,- (ca. EUR 5.314,-)
savefile.com – EUR 5.000,-
reinigung.com – EUR 3.000,-
Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de
Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com
APRIL – 9. DEUTSCHER IT-RECHTSTAG IN BERLIN
Die DAV-Arbeitsgemeinschaft IT-Recht (davit) hat den 9. Deutscher IT-Rechtstag für den 28. und 29. April 2022 angekündigt. Mittlerweile liegt die Agenda vor.
Die DAV-Arbeitsgemeinschaft IT-Recht (davit) und die DeutscheAnwaltAkademie bieten mit dem Deutschen IT-Rechtstag ein Forum für den fachlichen Austausch rund um das Informationstechnologierecht. Angesprochen sind Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, insbesondere Fachanwältinnen und Fachanwälte für IT-Recht, Juristen und Juristinnen aus Unternehmen, Ministerien und Verbänden sowie IT-Verantwortliche. Der vorangegangene 8. Deutsche IT-Rechtstag fand im vergangenen Jahr im April als reine Online-Veranstaltung statt, nachdem das Konzept einer Hybridveranstaltung pandemiebedingt nicht aufgegangen war. Nun findet am 28. und 29. April 2022 der 9. Deutsche IT-Rechtstag als Hybridveranstaltung statt. Moderator ist Rechtsanwalt Karsten U. Bartels, LL.M. Nach der Begrüßung am Donnerstag hält, wenn alles gut geht, Dr. Volker Wissing (Bundesminister für Digitales und Verkehr) die Keynote. Themen der Veranstaltung sind unter anderem die Digitalisierung des Rechtsmarkts, Mandanten mit KI-implementierten Produkten, das Metaverse, Telematik, digitales Vertragsrecht und IT-Strafrecht. Am Abend des Donnerstag findet ab 19:00 Uhr ein gemeinsamer IT-Rechtsabend statt.
Der 9. Deutsche IT-Rechtstag findet von Donnerstag, 28. April 2021 um 09:30 Uhr bis Freitag, 29. April 2022 um 17:00 Uhr in Berlin und online statt. Vor Ort treffen sich die Teilnehmer im Hotel Pullmann Schweizer Hof, Budapester Straße 25 in 10787 Berlin. Die Teilnahmekosten liegen bei EUR 459,- für Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft IT-Recht und des FORUM Junge Anwaltschaft; Nichtmitglieder zahlen EUR 510,- jeweils zuzüglich gesetzlicher Umsatzsteuer. Teilnehmende am 9. Deutscher IT-Rechtstag können 10 Vortragsstunden, die als Pflichtfortbildung gemäß § 15 FAO gelten, mitnehmen.
Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://davit.de/event/9-deutscher-it-rechtstag-und-abend/
Quelle: davit.de, eigene Recherche