Domain-Newsletter

Ausgabe #1077 – 22. Juli 2021

Themen: NIS-2 – bringt EU die Root Server in Gefahr? | Spamhaus – größter Mißbrauch erneut unter .com | TLDs – Neues von .aero, .eu und .kh | DOTZON – Report digitale Stadtmarken 2021 | brime.com/.net – zwei Mal kurzer UDRP-Prozess | ee.com – Zwei-Zeichen-Domain für US$ 1,35 Mio. | September – 2. IT-Juristinnen Tag in Hamburg

NIS-2 – BRINGT EU DIE ROOT SERVER IN GEFAHR?

Die von der EU geplante „Revised Directive on Security of Network and Information Systems“ schlägt hohe Wellen: nach einem Bericht von heise.de befürchten die Betreiber von Root Servern, dass Europa in unzulässiger Weise auf die Internetinfrastruktur Einfluss nimmt.

Im Dezember 2020 hatte die EU-Kommission ihre Pläne öffentlich gemacht, durch die überarbeitete „Richtline über Maßnahmen für ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der Union“, bekannt als „NIS-2“, die kollektive Abwehrfähigkeit Europas gegen Cyberbedrohungen zu stärken. Sie soll im Aktionsfeld „Widerstandsfähigkeit, technologische Unabhängigkeit und Führungsrolle“ ein globales und offenes Internet gewährleisten; digitale Infrastrukturen wie „Internet-Knoten, DNS-Anbieter, TLD-Namen-Register“ zählen ausdrücklich zu den Sektoren, die vom Kommissionsvorschlag abgedeckt sind. Entsprechend gross war die Aufregung. So hinterlegte etwa die Internet-Verwaltung ICANN am 19. März 2021 eine Stellungnahme bei der EU-Kommission, in der sie zahlreiche Regelungen als unklar und zu weitgehend kritisierte. Dem schloss sich die .nl-Registry SIDN an, die sich wegen zahlreicher unbestimmter Rechtsbegriffe besorgt zeigte und im Vergleich zu den aktuellen Registrierungsgebühren von meist wenigen Euro jährlich eine erdrückende Kostenlast vorhersagte. Auch die DENIC eG, Verisign Inc., die European Internet Services Providers Association, RIPE NCC sowie die International Trademark Association (INTA) haben ihre Stellungnahmen bei der EU-Kommission eingereicht.

Massive Kritik kommt nun auch von den Betreibern der Root Server, also jener Server, die dafür sorgen, dass Domains in IP-Adressen aufgelöst werden und so sicherstellen, dass das World Wide Web funktioniert. Ihnen ist vor allem ein Dorn im Auge, dass die EU versucht, Einfluss auf die 13 Root-Nameserver zu nehmen, die von verschiedenen, meist im Ausland ansässigen Institutionen wie VeriSign, der NASA, der University of Maryland oder dem gemeinnützigen Internet Systems Consortium (ISC) betrieben werden. Wie schon bei der Datenschutzgrundverordnung werden im Fall von Rechtsverletzungen vor allem die strengen finanziellen Sanktionen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes gefürchtet. „Es ist geradezu undenkbar, dass die Europäische Union die US-Regierung beaufsichtigt oder der NASA Geldstrafen auferlegt“, kritisierte Marco Hogewoning, Regulierungsexperte beim europäischen Root-Server-Betreiber RIPE NCC, den Entwurf nach Angaben des Online-Magazins heise.de. Das Vorhaben werde die „Balkanisierung“ des Internets vorantreiben, befürchtet Robert Carolina, Justiziar bei ISC. Der Entwurf kollidiere mit der Idee der EU, die grundlegende Internetinfrastruktur dem Zugriff von Regierungen zu entziehen.

Änderungsbedarf sieht schließlich auch der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres. Im Zusammenhang mit Domains und Registrierungsdaten schlägt er Präzisierungen vor, welche die Rechtsgrundlage für die Veröffentlichung „einschlägiger Angaben“ zu Zwecken der Identifizierung und Kontaktaufnahme, die Kategorien von Daten über die Registrierung von Domains, die einer Veröffentlichung unterliegen und die Einrichtungen, die „berechtigte Zugangsnachfrager“ darstellen könnten, betreffen. Die in Erwägungsgrund 15 des Richtlinienvorschlags genannten Betreiber von Root-Namenservern möchte aber auch dieser Ausschuss nicht ausklammern. „Dear EU: Please Don’t Ruin the Root“, formulierte es der Niederländer Bert Hubert, Gründer von PowerDNS. Ob er damit Gehör findet, bleibt abzuwarten.

Den Richtlinenvorschlag finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2545

Weitere Informationen zur NIS2 finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2476

Quelle: heise.de, europa.eu

SPAMHAUS – GRÖSSTER MISSBRAUCH ERNEUT UNTER .COM

Die Top Level Domain .com hat den unrühmlichen Titel als meistmissbrauchte Domain-Endung verteidigt: nach Angaben des gemeinnützigen „Spamhaus Project“ war die weltweit wichtigste Endung bei Cyberkriminellen im 2. Quartal 2021 noch beliebter als zuvor.

Die in London gegründete und mittlerweile auch in Genf ansässige Organisation, die sich seit dem Jahr 1998 der Bekämpfung von Spam verschrieben hat, hat ihren vierteljährlichen „Botnet Report“ für das zweite Quartal 2021 veröffentlicht. Die gute Nachricht zuerst: gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres 2021 ist die Anzahl der „Command-and-Control“-Server (C&Cs) um zwölf Prozent von 1.660 auf 1.462 zurückgegangen. C&Cs sind mit Schadprogrammen infizierte Rechner, die eine vitale Rolle bei der Verbreitung von Malware durch Cyberkriminelle spielen. Etwas beunruhigend ist aber, dass die Täter ihre Rechner allmählich in Südamerika abziehen und nach Europa verlagern; vor allem in der Tschechischen Republik, in Polen und Finnland, aber auch in Deutschland stellte Spamhaus einen Anstieg fest. Am beliebtesten bleiben jedoch die USA, die sich an der Spitze des Rankings halten können, vor Russland und den Niederlanden. Was genau diese Länder für Cyberkriminelle attraktiv macht, verrät der Report leider nicht.

Wenig Vergnügen am Spamhaus-Ranking dürfte VeriSign, die .com-Registry verspüren. In der Liste der „Most abused top-level domains“ taucht .com wie bereits im ersten Quartal 2021 ganz an der Spitze auf. Doch während damals die Zahl missbrauchter Domains mit 27 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2020 erheblich rückläufig war, explodierte ihre Zahl nun mit einem Wachstum von 166 Prozent förmlich – statt 1.549 C&C-Domains unter .com zählte Spamhaus nun 4.113. Auf Platz zwei folgt mit .xyz eine neu eingeführte Endung, die mit einen Anstieg von 114 Prozent aber ebenfalls überdurchschnittlich gefragt war und somit .top als bisherigen Zweitplatzierten ablöste, die nunmehr auf Platz vier steht. Sowohl .xyz als auch .top geniessen kein besonders gutes Image: „These two gTLDs have a long history of abuse, and it’s not surprising that they continue to be in the Top 5“, stellte Spamhaus bereits im ersten Quartal 2021 fest. Daher dürften bei .buzz alle Warnleuchten angehen, nachdem sie mit 662 C&C-Domains auf Platz drei eingestiegen ist. Entspannung ist dagegen bei den ccTLDs angesagt, was vor allem für die deutsche Endung gilt. Nachdem sich die Registry DENIC eG vor drei Monaten noch eine „weak anti-abuse policy“ vorwerfen lassen musste, hat .de mittlerweile die Top 20 der am meisten missbrauchten TLDs verlassen.

Doch nicht nur die Domain-Registries, auch die Domain-Registrare bekommen bei Spamhaus ihr Fett weg. Während lange Jahre der US-Registrar Namecheap die Liste der „Most abused domain registrars“ anführte, ist er im zweiten Quartal 2021 auf Platz zwei abgerutscht. Spitzenreiter ist Namesilo; dort hatten 1.797 C&C-Domains ihre virtuelle Heimat, deutlich vor Namecheap mit 955. Auf Platz drei und vier folgen mit eName Technology und Alibaba zwei chinesische Registrare, wobei China mit insgesamt fünf Registraren unter den Top 10 vertreten ist. Aber Spamhaus möchte auch loben; so sind die Netzwerke von Mail.ru, DigitalOcean, Eurobyte und Telstra aus den Top 20 der „Networks hosting the most newly observed botnet C&Cs“ gefallen. Es geht also, wenn man nur will!

Das „Spamhaus Botnet Threat Update“ für das 2. Quartal 2021 finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2548

Quelle: spamhaus.org, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .AERO, .EU UND .KH

Vierkampf um .eu: bei der EU-Kommission sind insgesamt vier Bewerbungen um den Registry-Vertrag für die Europa-Domain eingegangen. Auch .kh (Kambodscha) sucht eine neue Verwalterin, während .aero günstig in die Verlängerung geht – hier unsere Kurznews.

Die Internet-Verwaltung ICANN hat angekündigt, den Registry-Vertrag für .aero mit der Registry SITA Information Networking Computing USA Inc. (SITA) verlängern zu wollen. Die aktuelle Vereinbarung wurde am 11. Juni 2009 abgeschlossen und endet am 10. September 2021; es soll vorerst um zehn Jahre verlängert werden. Für SITA wäre eine Vertragsverlängerung durchaus lukrativ. So muss man zwar Neuregelungen wie die Einführung der Uniform Rapid Suspension oder das Notfall-Programm Emergency Backend Registry Operator (EBERO) akzeptieren; dafür bleiben die an ICANN zu zahlenden Gebühren deutlich unter dem Niveau anderer nTLDs. Während deren Mindestzahlung an ICANN bei jährlich US$ 25.000,- liegt, zahlt SITA für .aero bei unter 5.000 registrierten Domains nur US$ 500,- jährlich, bei bis zu 50.000 Domains US$ 5.000,- jährlich. Nach den zuletzt verfügbaren Zahlen aus dem März 2021 sind aktuell 12.593 Domains unter .aero registriert, so dass SITA weiterhin nur US$ 5.000,- jährlich zahlen muss. Die Entscheidung über die Verlängerung will ICANN frühestens im September 2021 bekanntgeben.

Um den neuen Registry-Vertrag für die europäische Top Level Domain .eu ist ein Vierkampf entbrannt. Nach den Veröffentlichungen der EU-Kommission vom 09. Juli 2021 gibt es insgesamt vier Bewerber, die sich Hoffnung machen dürfen. Wenig überraschend hat sich die aktuelle Verwalterin EURid (European Registry for Internet Domains) für die Endauswahl qualifiziert. Hinzu kommen das European Network Information Center ASBL (EU NIC), die The Open Registry ASBL (TORA) sowie die .ee-Registry Estonian Internet Foundation (Eesti Interneti Sihtasutus – EIS). EU NIC steht möglicherweise in Verbindung mit EuroDNS S.A., TORA möglicherweise mit der britischen CentralNic Group PLC; darauf deuten zumindest die im Netz recherchierbaren Postanschriften hin, ohne dass es dafür aber bisher eine Bestätigung gibt. Genaueres werden wir in 80 Arbeitstagen gerechnet ab dem 09. Juli 2021 wissen. Bis dahin werden die Bewerbungen geprüft und eine interne Rangliste erstellt; der „Gewinner“ erhält sodann von der EU-Kommission die Einladung zum Abschluss des Registry-Vertrages. Es gibt derzeit kein Anzeichen dafür, dass die alte Registry nicht auch die neue sein wird.

Das südostasiatische Königreich Kambodscha hat die Absicht geäussert, die Verwaltung der Landesendung .kh neu zu organisieren. Nach einem Bericht der „The Phnom Penh Post“ fand am 09. Juli 2021 ein Treffen zwischen dem Wirtschaftsministerium und dem Ministerium für Post und Telekommunikation statt, bei dem die Neudefinition der „principles, rules, mechanisms of management and use of national domain names“ besprochen wurde. So soll an die Stelle des aktuellen Verwalters, des Telecommunication Regulator of Cambodia (TRC), das Cambodian Network Information Centre (KHNIC) rücken und Verträge mit ICANN und IANA abschließen. Das Registrierungsverfahren soll sich an den Vorgaben des Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) orientieren; als konkrete Vorbilder für .kh gelten Thailand und Vietnam. Mit einer raschen Entscheidung ist nicht zu rechnen. „Creation of the KHNIC would take time and require extensive research on all related aspects. For instance, Vietnam has a dedicated general department to manage domain name registration“, so Chea Manit, der zuständige Sekretär im Ministerium für Post und Telekommunikation. Offiziell bestätigte Angaben zur Zahl der registrierten .kh-Domains machte er nicht.

Weitere Informationen zur Ausschreibung von .aero finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2546

Weitere Informationen zur Ausschreibung von .eu finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2547

Quelle: icann.org, europa.eu, phnompenhpost.com

DOTZON – REPORT DIGITALE STADTMARKEN 2021

Das internationale Management-Beratungsunternehmen DOTZON GmbH legte dieser Tage einmal mehr seine Ranking-Studie „Digitale Stadtmarken“ vor, diesmal für das Jahr 2021. Unter den neuen Städte-Endung steht .berlin ganz vorn, gefolgt von .tokyo und .nyc.

Seit 2005 berät DOTZON Unternehmen im deutschsprachigen Raum zu digitalen Identitäten. Aktuell legte DOTZON die 16-seitige Studie „Digitale Stadtmarken 2021“ vor und setzt damit die Rankings aus 2017, 2018, 2019 und 2020 fort. Dieses Ranking bildet ab, wie erfolgreich eine Stadt ihre digitale Stadtmarke nutzt. DOTZON untersuchte 36 Städte und ihre 41 Domain-Endungen. Istanbul, Moskau, Barcelona, Abudabi und Köln verfügen über jeweils zwei Varianten ihrer Top Level Domains, so dass die 36 Städte mit 41 Domain-Endungen aufwarten können. Die Bewertung der einzelnen digitalen Stadtmarken beruht auf acht Kriterien, die DOTZON zunächst erläutert. Herangezogen werden die Anzahl registrierter und die der aktiven Domains unter der cityTLD, der damit erzielte Umsatz, das Google-Listing, der Alexa- und der Majestic-Rank, die Anzahl von Domains und das Bruttosozialprodukt pro Einwohner sowie der Vergleich Stadtendung versus Länderendung.

Nach Auswertung dieser Referenzwerte steht .berlin, wie schon in den vier vorangegangenen Jahren, auf Rang eins. Bei knapp 50.000 registrierten Domains erzielt sie einen Umsatz von US$ 1,9 Mio., und konnte sich so gegenüber 2020 (rund 48.000 Domains und Umsatz von US$ 1,6 Mio.) verbessern. Den 2. Platz belegt .tokyo, die ihn sich zurückeroberte. Dazu bedurfte es neben den seit Jahren höchsten Registrierungszahlen (diesmal 169.814 Domains) einer Verbesserung der Rankings bei Alexa (22 Domains) und Majestic (53 Domains). Darüber hinaus sind pro 1.000 Köpfe in Tokio beinahe gleichviel .tokyo-Domains wie .jp-Domains japanweit registriert. Auf dem 3. Platz konnte sich – nach drei Jahren – wieder die New Yorker Endung .nyc positionieren. Hier kamen der Endung ebenfalls die Spitzenplatzierungen in den Alexa- (23 Domains) und Majestic-Rankings (91 Domains) zugute. Die zweitplatzierte vom Vorjahr, .amsterdam, kam diesmal nur auf Platz 4. Einen überraschenden Aufstieg erfuhr .miami, die von Platz 17 auf Platz 6 nach vorne schoß. Dem liegt unter anderem zugrunde, dass pro 1.000 Einwohner von Miami gut 35 .miami-Domains registriert sind, was sieben Mal mehr als der US-weite Wert für .us-Domains ist. Der Report nimmt aber auch das Gesamtszenario in den Blick und stellt einen Verlust von 6,5 Prozent – von 624.776 auf 584.797 – registrierter Städte-Domains fest. Denkbare Erklärung seien, so der Report, die Löschung von Promo-Domains sowie die Löschung von Domains von coronagebeutelten Unternehmungen, die ihr Geschäft aufgeben mussten. Weiter gibt es wieder Beispiele, die Erfolgsfaktoren für cityTLDs zeigen, und zudem „Sondereffekte“, die die Corona-Pandemie durch Informations-Projekte mit sich gebracht hat.

Die Studie „Digitale Stadtmarken 2021“ informiert und ist lesenswert. DOTZON greift für die Studie auf öffentliche Quellen und Datenbanken zurück, wie etwa tldstats.com, google.com oder „stadtspezifische lokale Kenngrößen“, und konnte auf Selbstauskünfte der Registries zurückgreifen.

Die Studie „Digitale Stadtmarken 2021“ können Sie bei dotzon.consulting herunterladen:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2549

Quelle: dotzon.consulting, eigene Recherche

BRIME.COM/.NET – ZWEI MAL KURZER UDRP-PROZESS

Die US-amerikanische Brime LLC sieht ihre Markenrechte durch die Domains brime.com und brime.net verletzt, die sich in unterschiedlichen Händen befinden. Sie startete, vertreten durch eine fachkundige Anwaltskanzlei, zwei Verfahren vor The Forum (National Arbitration Forum, NAF). Die Entscheider handhabten die Verfahren jeweils unterschiedlich, im Ergebnis kam es aber aufs Gleiche raus.

Die Brime LLC ist ein Anbieter von Medieninhalten, die online an Nutzer ausgegeben werden. Sie trägt vor, sie sei Inhaberin einer Gewohnheitsmarke, da sie seit dem 24. Juni 2020 auf dem Markt aktiv sei, und sie habe am 09. März 2021 die Marke „BRIME“ beim US-Patent- und Markenamt beantragt. Im Streit um brime.net erklärte sie, der Gegner habe die Domain brime.net am 05. Mai 2001 registriert. Sie entspreche der Marke, der Gegner sei unter dem Domain-Namen nicht bekannt und nicht von Brime legitimiert, die Marke zu nutzen. Es gäbe unter brime.net kein gutgläubiges Angebot von Waren oder Dienstleistungen, und es habe nie ein ordentliches Angebot unter der Domain gegeben, weshalb er kein Recht oder berechtigtes Interesse an der Domain habe. Zudem habe er sie bösgläubig registriert und genutzt. Der Gegner äußerte sich nicht im Verfahren. Als Panelist wurde US-Anwalt Terry F. Peppard berufen.

Peppard klärte zunächst die Frage der Verfahrenssprache, die eigentlich Spanisch hätte sein müssen. Er hatte jedoch für den Antrag der Beschwerdeführerin ein Einsehen und ließ die englische Sprache für das Verfahren zu, zumal die Inhalte unter brime.net in englischer Sprache gehalten seien. Damit hörte der Spaß aber auf und Peppard ging direkt auf die Zielgerade: „[…] we find it best to consider first, and exclusively, the question of bad faith registration of the contested domain name, because, in the particular circumstances of this proceeding, that issue resolves the entire controversy.“ Er prüfte lediglich die Frage der Bösgläubigkeit und orientierte sich dabei gezwungenermaßen allein am Vortrag der Beschwerdeführerin. Aus Sicht von Peppard hat die Beschwerdeführerin nicht nachweisen können, dass hier eine bösgläubige Domain-Registrierung vorliegt, da die Domain brime.net beinahe zwei Jahrzehnte vor etwaigen Markenrechten der Beschwerdeführerin registriert wurde. Eine bösgläubige Registrierung sei bei dieser Faktenlage nicht möglich. Aus diesem Grunde habe die Beschwerdeführerin die Voraussetzungen der UDRP nicht erfüllt und die Beschwerde sei abzuweisen (NAF Claim Number: FA2105001947610).

Ganz anders lief es im zweiten Streit. Hier ging Brime LLC gegen den in China sitzenden Inhaber von brime.com, Jack Zhang, vor. Die Beschwerdeführerin trug unter anderem vor, dass die Domain brime.com zum Verkauf stehe, was für die Bösgläubigkeit des Gegners spreche. Der Gegner trat der Beschwerde ausführlich entgegen und machte, untermauert von Nachweisen, deutlich, die Marke „BRIME“ beim China National Intellectual Property Administration (CNIPA) angemeldet zu haben und die Domain aktiv zu nutzen. Die Beschwerdeführerin habe keine Rechte an „Brime“ gehabt, als er die Domain brime.com am 25. Dezember 2012 erworben habe. Außerdem handele es sich bei Brime um einen bekannten Nachnamen. Es läge ein Fall von Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) vor. Hier sah sich die Beschwerdeführerin zu einer Replik gezwungen und erklärte, kaum, dass 2020 ihr Produkt gestartet sei, habe der Gegner die Inhalte unter brime.com geändert zu „Something really cool is coming soon“ und sie zugleich zum Preis von US$ 200.000,- zum Verkauf angeboten. Aktuell habe der Gegner die Domain mit einem Weblog konnektiert, der aber im Internetarchiv (archive.org) nicht abrufbar sei. Über die Angelegenheit entschied ein Dreier-Gremium bestehend aus Hector Ariel Manoff, The Honourable Neil Anthony Brown QC und Professor David E. Sorkin.

Das Gremium kam ebenfalls zu einem schnellen Ergebnis und wies die Beschwerde ab (NAF Claim Number: FA2105001945815). Die drei waren sich einig, dass die Beschwerde bereits am Bestehen der von der Beschwerdeführerin behaupteten Marke „BRIME“ scheitere, da sie keine Nachweise für die Verkehrsgeltung der Marke aufgrund von Gewohnheitsrechten eingereicht hatte, und die US-Marke sich noch in der Anmeldung befinde, aber nicht eingetragen sei. Brown hielt es für sinnvoll, noch mitzuteilen, wie es bei den beiden weiteren Voraussetzungen der UDRP aussehe, weshalb kurz eingefügt wurde, dass der Gegner unter anderem mit dem Weblog, der von Dritten gelesen werde, gezeigt habe, dass er Berechtigter ist, und dass er beim Erwerb der Domain im Dezember 2012 nicht bösgläubig habe sein können. Das Gremium ging alsdann der Frage eines Reverse Domain Name Hijackings nach und bestätigte dies als typisches „Plan B“-Szenario, mit der Gegenstimme von Manoff, der meinte, auch wenn die Beschwerdeführerin von erfahrenen Fachleuten vertreten wurde, so sei es doch verständlich, dass sie Missbrauch beim Gegner annehmen konnte, weil dieser die Domain brime.com mit Beginn ihres Geschäfts plötzlich zum Verkauf anbot.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain brime.net finden Sie unter:
> https://www.adrforum.com/domaindecisions/1947610.htm

Die UDRP-Entscheidung über die Domain brime.com finden Sie unter:
> https://www.adrforum.com/domaindecisions/1945815.htm

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> https://www.domain-anwalt.de

Quelle: adrforum.com, eigene Recherche

EE.COM – ZWEI-ZEICHEN-DOMAIN FÜR US$ 1,35 MIO.

Die vergangene Domain-Handelswoche bringt mit ee.com zum Preis von US$ 1,35 Mio. (ca. EUR 1.144.068,-) wieder einen Topseller im Millionen-Bereich. Darüber hinaus gab es auch andere erfreuliche Preise, aber insgesamt doch zu wenige.

Mit ee.com zum Preis von US$ 1.350.000,- (ca. EUR 1.144.068,-) platziert die vergangene Domain-Handelswoche die viertteuerste der bisher bekannt gewordenen Domains des Jahres. Der Deal kam über VIP Brokerage zustande, die im Februar 2019 bereits california.com für US$ 3 Mio. (ca. EUR 2.631.579,-) an den Mann brachten. Zweitbeste Domain der Woche ist velvet.com mit US$ 350.000,- (ca. EUR 296.610,-), die Domain-Investor Elliot Silver über lange Jahre, als sie noch das Label „not for sale“ trug, zu erstehen suchte. Jetzt ging sie für den vom Verkäufer geforderten Betrag an Domain-Investor Andy Booth. Tragisch ist die Entwicklung von werk.com, die Uniregistry im Februar 2015 für US$ 250.000,- (ca. EUR 221.239,-) verkaufte und die jetzt bei GoDaddy lediglich US$ 45.500,- erzielte. Mit weitem Abstand folge die Drei-Zeichen-Domain ltp.com mit US$ 42.550,- (ca. EUR 36.059,-) und perfectbody.com mit US$ 35.500,- (ca. EUR 30.085,-).

Die Preise unter den Länderendungen sind nicht beeindruckend. Am besten schnitt eine .io-Domain aus dem Britischen Territorium im Indischen Ozean ab: die Drei-Zeichen-Domain ops.io kommt auf EUR 15.000,- und leitet auf die „Cloud Native Response Platform“ blinkops.com weiter. Ihr folgt die portugiesische Domain imovel.pt mit EUR 8.250,-, unter der es tatsächlich Inhalte gibt. Die taiwanesische shop.tw kam auf US$ 8.888,- (ca. EUR 7.532,-). Die erste Domain unter deutscher Endung ist vintage.de mit EUR 5.501,-; sie erzielte seit November 2011 einen historischen Aufstieg von damals US$ 1.593,- (ca. EUR 1.180,-). Eine weitere deutsche Domain ist focus-business.de mit runden EUR 5.000,-. Interessant ist, dass eine kolumbianische Domain für ferienhaeuser.co genutzt wird, zu einem Preis von immerhin EUR 3.950,- und ohne konnektiert zu sein.

Die neuen generischen Endungen nutzen die schwachen Zahlen der Länderendungen und trumpfen auf mit drop.xyz, die US$ 30.000,- (ca. EUR 25.424,-) erzielt und somit die in diesem Jahr bisher teuerste .xyz-Domain ist. Ihr folgt offers.bet zu US$ 23.675,- (ca. EUR 20.064,-), die damit die bisher teuerste gehandelte .bet-Domain ist. Als viertteuerste bekannt gewordene .link-Domain überhaupt gilt ui.link, die auf US$ 20.000,- (ca. EUR 16.949,-) kommt. Dagegen erweisen sich die Preise der klassischen generischen Endungen als äußerst schwach: rtrp.org kommt auf US$ 4.999,- (ca. EUR 4.236,-), gefolgt von luv.org für US$ 4.900,- (ca. EUR 4.153,-) und zwei weiteren, nicht sehr erfolgreichen Verkäufen. Die vergangene Domain-Handelswoche war nicht so erfolgreich wie die vorausgegangene Woche, aber steht mit ee.com als Millionenseller und velvet.com mit in der ersten Reihe.

Länderendungen
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ops.io – EUR 15.000,-
imovel.pt – EUR 8.250,-
shop.tw – US$ 8.888,- (ca. EUR 7.532,-)
bring.ch – EUR 7.000,-
thibault.fr – EUR 6.200,-
vintage.de – EUR 5.501,-
focus-business.de – EUR 5.000,-
hac.in – EUR 4.950,-
xolo.fr – EUR 4.500,-
ferienhaeuser.co – EUR 3.950,-
online.tw – US$ 4.200,- (ca. EUR 3.559,-)
cbd-ratgeber.de – EUR 3.500,-
web.tw – US$ 4.100,- (ca. EUR 3.475,-)
chateaux.fr – EUR 3.300,-
inc.tw – US$ 3.500,- (ca. EUR 2.966,-)
accuratus.de – EUR 2.650,-
grabsteine.de – EUR 2.500,-
neuebude.de – EUR 2.000,-
site.tw – US$ 2.100,- (ca. EUR 1.780,-)

Neue Endungen
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drop.xyz – US$ 30.000,- (ca. EUR 25.424,-)
offers.bet – US$ 23.675,- (ca. EUR 20.064,-)
ui.link – US$ 20.000,- (ca. EUR 16.949,-)
integra.cloud – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.085,-)

Generische Endungen
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rtrp.org – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.236,-)
luv.org – US$ 4.900,- (ca. EUR 4.153,-)
voicer.net – US$ 2.800,- (ca. EUR 2.373,-)
betmaster.net – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.119,-)

.com
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ee.com – US$ 1.350.000,- (ca. EUR 1.144.068,-)
velvet.com – US$ 350.000,- (ca. EUR 296.610,-)
werk.com – US$ 45.500,- (ca. EUR 38.559,-)
ltp.com – US$ 42.550,- (ca. EUR 36.059,-)
perfectbody.com – US$ 35.500,- (ca. EUR 30.085,-)
xside.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 21.186,-)
commanders.com – US$ 20.000,- (ca. EUR 16.949,-)
avalla.com – US$ 18.500,- (ca. EUR 15.678,-)
bitcointrading.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 12.712,-)
eregister.com – US$ 12.050,- (ca. EUR 10.212,-)
syncthing.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.169,-)
okmarket.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.475,-)
arlingtoncapital.com – US$ 9.995,- (ca. EUR 8.470,-)
interescompuesto.com – US$ 8.500,- (ca. EUR 7.203,-)
frAUDwatch.com – EUR 8.375,-
rasgo.com – EUR 7.900,-
infrastar.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 5.932,-)
onlybeauty.com – US$ 6.800,- (ca. EUR 5.763,-)
kicab.com – US$ 6.700,- (ca. EUR 5.678,-)
uponu.com – EUR 6.500,-
superarticles.com – US$ 5.373,- (ca. EUR 4.553,-)
fpdesign.com – EUR 5.000,-
investsocial.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.237,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> https://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com, tldinvestors.com

SEPTEMBER – 2. IT-JURISTINNEN TAG IN HAMBURG

Härting Rechtsanwälte und die Rechtsanwaltskanzlei Diercks veranstalten im September 2021 den 2. IT-Juristinnentag in Hamburg. Unter dem Thema „IT-Juristinnen Tag – Das BarCamp zu Digitalisierung und Recht“ sind IT-JuristInnen, Datenschutzbeauftragte und IT-Secs zum Austausch geladen.

Es ist der 2. IT-Juristinnen Tag, den die Härting Rechtsanwälte und die Rechtsanwaltskanzlei Diercks gemeinsam veranstalten. Eigentlich sollte die 2. Auflage des IT-Juristinnen Tag nach dem Erfolg der Auftaktveranstaltung 2019 bereits im vergangenen Jahr stattfinden, er wurde aber pandemiebedingt auf den 10. September 2021 verschoben. Die Veranstaltung ist wieder als BarCamp geplant. Durch den Tag führen die Rechtsanwältinnen Marlene Schreiber und Nina Diercks. Das Programm weist bereits eine Struktur auf, die Themenvorschläge sind allerdings noch nicht veröffentlicht. Fest steht jedoch schon Dr. Armgard von Reden als Keynote-Rednerin. Der 2. IT-Juristinnen Tag richtet sich an RechtsanwältInnen, SyndikusanwältInnen, ReferendarInnen und StudentInnen sowie sonstige JuristInnen und an Datenschutzbeauftragte und IT-Sicherheitsbeauftragte.

Der 2. „IT-Juristinnen Tag – Das BarCamp zu Digitalisierung und Recht“ findet am Freitag, den 10. September 2021 von 08:30 Uhr bis 17:30 Uhr in den Räumen der ITA Consulting GmbH im Hugh-Greene-Weg 4 in 22529 Hamburg statt. Der Arbeitstag schließt mit Fingerfood & Wein ab 17:30 Uhr. Teilnehmen können Frauen, Männer sind nicht ausgeschlossen. Insgesamt ist Platz für 80 TeilnehmerInnen (60 Tickets für Frauen, 20 für Männer). Die Tickets kosten jeweils EUR 124,21 (EUR 98,00 nebst EUR 6,38 Gebühr und EUR 19,83 USt. Bitte die Regeln zum Erwerb eines Tickets beachten!.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2550
> https://it-juristinnentag.de

Quelle: haerting.de, eigene Recherche

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