Domain-Newsletter

Ausgabe #1067 – 13. Mai 2021

Themen: nTLD-Auktion – UNR kassiert über US$ 40 Mio. | Reform – Testphase für neues WHOIS gestartet | TLDs – Neues von .me, .nz und .sbs | spase.com – aller guten Dinge sind drei! | Webinar – UDRP und CDRP aus Praktikersicht | wolf.com – Meister Isegrim für US$ 550.000,- | November – Vorort-Treffen der IETF in Madrid

NTLD-AUKTION – UNR KASSIERT ÜBER US$ 40 MIO.

Die Uni Naming & Registry (UNR) hat sich von ihrem gesamten Domain-Portfolio getrennt: anlässlich der für Ende April 2021 angesetzten Auktion wurden insgesamt 23 nTLDs versteigert. Die Bruttoeinnahmen liegen laut UNR bei über US$ 40 Mio.

Die in Georgetown (Cayman Islands) ansässige UNR, gegründet im Jahr 2010 vom Domain-Investor Frank Schilling, hatte sich 2012 um 54 neue Top Level Domains beworben und dank eines Investments von über US$ 60 Mio. den Zuschlag für 25 von ihnen erhalten. Die zahlenmäßig erfolgreichste ist .link, die aktuell auf knapp 128.000 registrierte Domains kommt. Ende Januar 2021 kündigte Schilling, der vor Jahren eines der größten privaten Domain-Portfolios hielt, jedoch an, Kasse machen zu wollen. Nachdem er im Februar 2020 die „domain registrar and marketplace businesses“ von Uniregistry an GoDaddy verkauft hat, gab er bekannt, im Rahmen einer Ein-Tages-Auktion über das Auktionshaus Innovative Auctions das Registry-Geschäft mit 23 nTLDs zu versteigern. Die ursprünglich aufgerufenen Startgebote musste UNR dabei noch vor Beginn der Auktion teilweise drastisch reduzieren; so fiel etwa .link von US$ 3 Mio. auf US$ 2 Mio. Zuletzt notierten die 23 nTLDs wie folgt:

TLD | Startgebot | registrierte Domains
———— | ————— | ——————–

.audio | US$ 400.000,- | 4.800
.blackfriday | US$ 125.000,- | 1.000
.christmas | US$ 125.000,- | 1.600
.click | US$ 700.000,- | 60.000
.country | US$ 300.000,- | 1.100
.diet | US$ 175.000,- | 1.400
.flowers | US$ 175.000,- | 1.100
.game | US$ 2.800.000,- | 2.400
.guitars | US$ 75.000,- | 800
.help | US$ 850.000,- | 18.000
.hiphop | US$ 100.000,- | 600
.hiv | US$ 0,- | 300
.hosting | US$ 500.000,- | 3.100
.juegos | US$ 0,- | 600
.link | US$ 2.000.000,- | 128.000
.llp | US$ 200.000,- | 0
.lol | US$ 450.000,- | 11.000
.mom | US$ 350.000,- | 3.100
.photo | US$ 900.000,- | 18.700
.pics | US$ 325.000,- | 6.900
.property | US$ 500.000,- | 2.900
.sexy | US$ 450.000,- | 6.100
.tattoo | US$ 150.000,- | 1.800

Am 05. Mai 2021 teilte UNR mit, dass alle 23 nTLDs versteigert worden sind. Wer welche nTLD zu welchem Preis ersteigert hat, verrät die Pressemitteilung aber nicht. Es heißt bisher lediglich, dass mehr als 250 interessierte Unternehmen und Einzelpersonen sich für die Auktion einschrieben, und 17 Bieter den zu hinterlegenden Betrag aufbrachten. Weder UNR selbst noch ein verbundenes Unternehmen hat dabei mitgeboten. Erfolgreich waren zwischen 10 und 20 Bieter, deren Namen vorerst vertraulich sind. Darunter befinden sich „established registries, investment firms, blockchain companies, and high net-worth individuals“; sechs davon sind Neulinge im Registry-Geschäft. Die insgesamt bei der Auktion erzielten Bruttoeinnahmen liegen laut UNR bei über US$ 40 Mio.

„We are deeply satisfied to have seen so much new interest and blood enter the arena. The winners today were not just those who walked away with new extensions, but all participants in the naming arena – including the registrants and registrars vending these valuable domains to the public“, ließ Schilling verlautbaren. Da jeder Registry-Wechsel in der IANA-Datenbank verzeichnet wird, werden wir weitere Details bereits in Kürze erfahren.

Quelle: prnewswire.com, eigene Recherche

REFORM – TESTPHASE FÜR NEUES WHOIS GESTARTET

Der operative Betrieb des potentiellen WHOIS-Nachfolgers „System for Standardized Access/Disclosure“ (SSAD) hat begonnen: wie die Internet-Verwaltung ICANN mitteilt, soll in den nächsten sechs Monaten über sein Schicksal entschieden werden.

Das SSAD beruht auf Empfehlungen der „Expedited Policy Development Process for Whois“ (EPDP)-Arbeitsgruppe. Das Expertengremium ist von ICANN damit beauftragt, die Dauerbaustelle WHOIS zu beseitigen und ein WHOIS-Modell zu entwickeln, das den Vorgaben der DSGVO gerecht wird. Nachdem man in Phase 1 insgesamt 29 Empfehlungen für die Grundsätze der Erhebung und Verarbeitung von WHOIS-Daten erarbeitet hatte, folgten in Phase 2 weitere 22 Empfehlungen, wer und wie Dritte Zugriff auf den nichtöffentlichen Teil der WHOIS-Daten erhalten. Ob diese Empfehlungen im besten Interesse sowohl ICANNs als auch der ICANN-Community liegen, gilt es nach einem Beschluss des ICANN Board of Directors vom 25. März 2021 nun abzuwägen. Dazu hat man eine „Operational Design Phase“ (ODP) erdacht, der wiederum ein so genanntes „Scoping Document“ mit sechs Seiten zu Grunde liegt.

Das „Scoping Document“ soll eine Vielzahl von praktischen Problemen untersuchen. Dazu gehören unter anderem „Identity Verification“, „Country/Territory/Governmental Accreditation“ und weitere rechtliche Fragen wie einem internationalen Datentransfer beispielsweise in und aus der EU, aber auch die von Registries wie Registraren gefürchteten Sanktionen der DSGVO. Allerdings sollte man die ODP nicht als Blaupause verstehen, nach deren Ende unmittelbar die Umsetzung des Reformmodells für das WHOIS-System folgt. Dazu ist das Spektrum an Fragestellungen viel zu breit, wie die zu klärenden Fragen aus dem wirtschaftlichen Bereich zeigen. Hier will ICANN beispielsweise folgendes wissen: „What is the cost estimate to design, build and operate a SSAD, or the estimate to contract for services as related to the SSAD? How will the fee structure for the SSAD be constructed?“ Auch bei den möglichen Risiken fällt die Frage äussert umfangreich aus: „Would implementation of the SSAD recommendations create business, legal, reputational, or political risks for ICANN or ICANN org?“

Stattdessen soll die „Operational Design Phase“ in voraussichtlich sechs Monaten mit einem „Operational Design Assessment“ (ODA) enden, also einer Bewertung für das ICANN-Board, auf deren Grundlage dann weitere Entscheidungen getroffen werden sollen. Die haben es in sich: So rechnet ICANN mit US$ 9,0 Mio. für die Entwicklung des SSAD und weiteren US$ 8,9 Mio. im Jahr für den Betrieb. Die eigentliche praktische Umsetzung eines WHOIS-Nachfolgers verschiebt sich daher nach derzeitigem Stand mindestens auf das Jahr 2022 – vorausgesetzt, die EU-Kommission grätscht nicht vorher dazwischen.

Weitere Informationen finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2496

Quelle: icann.com, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .ME, .NZ UND .SBS

Das ging fix: nur wenige Wochen nach der Übernahme der ehemaligen Marken-Endung .sbs hat die neue Registry ShortDot mit der Sunrise-Phase begonnen. Montenegros .me gewährt derweil detaillierten Einblick in das Geschäft mit Premium-Domains, während Neuseeland in die Technik investiert – hier unsere Kurznews.

Montenegros Länderdomain-Verwalterin DoMEn d.o.o hat den jährlichen „Premium Domain Report“ veröffentlicht. Das Geschäft mit den besonders attraktiven Domains ist danach eine Nische, aber lukrativ. Im Zeitraum 04. März 2020 bis 31. März 2021 wurden 79 (von an die 2.800 offiziell klassifizierten) Premium-Domains registriert und spülten der Registry dabei insgesamt EUR 453.500,- in die Kasse. Unter den Domain-Inhabern finden sich namhafte Unternehmen wie zum Beispiel Turner Broadcasting System Inc. (cartoon.me), 3M Company (3m.me), BP P.L.C. (bp.me) und Koch Industries Inc. (koch.me). Auch ganz praktische Anwendungen finden sich unter einer .me-Premium-Domain, darunter zum Beispiel pass.me, unter der sich das Ergebnis eines COVID-Selbsttests für andere überprüfbar machen lässt. Viele andere Premium-Domains sind aber noch frei, darunter hosting.me, games.me, homes.me, credit.me, casinos.me und auctions.me. Am beliebtesten sind diese Domains übrigens in den USA, dort haben 48 Domain-Inhaber ihren Sitz. Die Entscheidung, die Länderendung .me als generische Endung zu vermarkten, hat sich also im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt.

Neuseelands Länderendung .nz wird in technischer Hinsicht aufgewertet. Wie die Registry InternetNZ bekanntgab, kooperiert man in Zukunft mit der Canadian Internet Registration Authority (CIRA) und übernimmt deren Registry-Plattform für .nz. Operativ vollständig umgesetzt sein soll dieser Schritt Ende 2022. Die praktisch relevanteste Änderung betrifft den Wechsel vom „Shared Registry System protocol“ (SRS) zum global inzwischen etablierten „Extensible Provisioning Protocol“ (EPP). Wikipedia beschreibt das EPP als flexibles Netzwerkprotokoll zum Anlegen von Objekten in den Registrierungsdatenbanken der Network Information Centers (NICs); im Ergebnis wird die Verwaltung von .nz-Domains künftig sicherer und einfacher. Als Gewinner dürfen sich nicht nur die Kiwis freuen, sondern auch Kanadas Verwalterin CIRA: „Welcoming .nz to our platform adds another great ccTLD to our growing community and provides us with the opportunity to collaborate with their innovative team to bring a fresh perspective to the CIRA Registry Platform.“, so Dave Chiswell, General Manager bei CIRA. Ob sich die Inhaber von .nz-Domains über günstigere Gebühren freuen dürfen, müssen wir vorerst abwarten.

ShortDot SA, Neu-Verwalterin der ehemaligen Marken-Endung .sbs, fackelt nicht lange: am 06. Mai 2021 gab das in Luxemburg ansässige Unternehmen bekannt, dass am gleichen Tag eine 30-tägige Sunrise-Phase begonnen hat. Danach können Markeninhaber mit einem Eintrag im Trademark Clearinghouse (TMCH) ab sofort ihre geschützten Begriffe bevorrechtigt als Domain unter .sbs anmelden. Ursprünglicher Inhaber von .sbs war die australische Special Broadcasting Service Corporation (SBS), die den Registry-Vertrag mit ICANN aber gekündigt hat; mit Vereinbarung vom 22. Februar 2021 hat dann ShortDot die Rechte übernommen. ShortDot vermarktet .sbs als offene und unbeschränkte Domain-Endung unter dem Motto „side by side“. Sie ist laut Pressemitteilung gedacht für „corporate social responsibility programs, social welfare groups, activists, charitable organizations, philanthropic initiatives, and finds valid applications for productivity platforms, online events, and serial multi-taskers.“ Der Start der Live-Phase ist für den 08. Juni 2021 geplant; ab diesem Zeitpunkt kann dann jedermann .sbs-Domains zu jedem beliebigen legalen Zweck registrieren.

Den jährlichen „.ME Premium Domain Report“ finden Sie unter:
> https://domain.me/annual-me-premium-domain-report/

Quelle: domain.me, internetnz.nz, prnewswire.com

SPASE.COM – ALLER GUTEN DINGE SIND DREI!

Sahil Gupta, der Geschäftsführer des Start-Up Spase Inc., gibt sich nach zwei verlorenen UDRP-Verfahren im Streit um die Domain spase.com noch immer nicht zufrieden. Nachdem er vor WIPO und NAF unterlag und sich sogar jeweils ein Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) einfing, wandte er sich an das Arab Center for Dispute Resolution (ACDR), um erneut um spase.com zu streiten.

Sahil Gupta, der unter spase.io seit Februar 2019 ein Start-Up betreibt, das Fotografien in 3D-Modelle konvertiert, sieht seine Rechte durch die Domain spase.com verletzt. Er versuchte, die Domain vom Inhaber zu kaufen; ihm war jedoch der Preis von US$ 15.000,- zu hoch. Deshalb startete er im Juli 2020 ein UDRP-Verfahren vor der WIPO (WIPO-Case No. D2020-1786) und im November eins vor dem NAF (NAF-Claim Number: FA2011001921922). In beiden Fällen erhielt Gupta eine Abfuhr samt Bestätigung eines Reverse Domain Name Hijacking. Doch ließ diese „Ungerechtigkeit“ Gupta nicht ruhen, weshalb er im Januar 2021 ein UDRP-Verfahren beim ACDR einreichte. Gupta begründete dies damit, dass es neuen Sachvortrag gäbe, der bei den vorausgegangenen Verfahren noch nicht bekannt war. Bisher hätten die Institutionen seinen Vortrag in allen Punkten bestätigt, nur bei der Frage der bösgläubigen Registrierung der Domain nicht, da diese 14 Jahre vor Gründung der Spase Inc. erfolgt sei. Jetzt aber habe es einerseits einen Inhaberwechsel gegeben. Dies schließe er daraus, dass 2020 das WHOIS für die Domain ein Update verzeichnet und nun ein „Privacy Shield“ für den Inhaber eingetragen sei. Das spreche dafür, dass ein Inhaberwechsel stattgefunden hätte, was als bösgläubige Registrierung bewertet werden könne. Weiter sei die Domain aber auch bereits 2005 bösgläubig registriert worden, mit der Absicht, Malware zu verbreiten. Zudem lag bereits 2005 eine Markenverletzung vor, da seinerzeit die Geotech Computer Systems Inc. Inhaberin der Marke „Spase“ war. Der Inhaber von spase.com und Gegner des Verfahrens meldete sich nicht in der Sache. Als Entscheider wurde Prof. Hossam El-Saghir berufen.

El-Saghir prüfte die Sache genau und wog die neuen Tatsachen ab, kam jedoch nicht umhin, auch diese Beschwerde von Gupta abzuweisen. Aber er entschied zumindest nicht auf RDNH (ACDR Case No. A2021-0021). El-Saghir bestätigte die Identität von Domain und Marke sowie den Anscheinsbeweis, dass der Domain-Inhaber wegen seines Geschäftsmodells kein Recht oder berechtigtes Interesse an der Domain habe. Auch bestätigte er, dass er die Domain spase.com bösgläubig nutze. Jedoch wie das Panel im Verfahren vor dem NAF richtig voraussetzte, müsse der Beschwerdeführer nachweisen, dass der Gegner die Domain zielgerichtet im Hinblick auf den Beschwerdeführer registriert hat. Das konnte er bisher nicht. Aber auch die neuen Argumente vermochten das nicht zu bestätigen. Korrekt sei, dass es Neuerungen bei den WHOIS-Angaben gab. Da er selbst das WHOIS nicht einsehen konnte, veranlasste El-Saghir eine Nachfrage beim Registrar Enom.com. Der bestätigte, es habe nur die Änderung im Hinblick auf das „Privacy Shield“ gegeben; der tatsächliche Inhaber der Domain sei nach wie vor der, der die Domain 2005 registriert habe. Es handele sich um eine ganz normale Verlängerung der Registrierung. Das reichte El-Saghir aus, von einer durchgehenden Inhaberschaft des Gegners an der Domain spase.com auszugehen. Damit konnte der Beschwerdeführer keine bösgläubige Neuregistrierung der Domain belegen. Die beiden weiteren Argumente, die auf die Registrierung im Jahr 2005 verweisen, sah El-Saghir als nicht stichhaltig an, da der Beschwerdeführer sie schon in den vorangegangenen UDRP-Verfahren hätte vorbringen können. Daher rechtfertigten die vom Beschwerdeführer angeführten neuen Argumente keine Berücksichtigung der neu eingereichten Beschwerde. Ihm bleibe nach wie vor die Möglichkeit, die Sache vor die ordentlichen US-Gerichte zu bringen. Schließlich schaute sich El-Saghir noch die Frage eines RDNH an, kam hier aber zu dem Schluss, dass kein Missbrauch des UDRP-Verfahrens vorliege, da der Beschwerdeführer keinen Einblick in das WHOIS haben konnte, um zu überprüfen, ob der Inhaltswechsel hin zu einem Privacy-Service auch mit einem Inhaberwechsel einherging. Diese Tatsache rechtfertigt den Schluss, das Verfahren sei nicht in böser Absicht initiiert, und von einem RDNH sei nicht auszugehen.

Nachdem Gupta dieses dritte UDRP-Verfahren um die Domain spase.com mit neuen Argumenten und Tatsachen geführt hat, aber kaum Aussicht auf eine weitere, stichhaltige Änderung der Gegebenheiten in Sicht ist, könnte das nun endgültig der letzte Versuch gewesen sein, über ein UDRP-Verfahren an die Domain zu kommen. Allerdings gibt es ja noch drei weitere ICANN-akkreditierte Streitbeilegungsstellen – wer weiß? Immerhin bleibt ihm noch der Weg über die US-Gerichte, der aber deutlich kostenund zeitintensiver ist, als ein, zwei oder drei UDRP-Verfahren.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain spase.com finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2497

Unsere Besprechungen der vorangegangenen UDRP-Verfahren in Sachen spase.com finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2426
> https://www.domain-recht.de/verweis/2498

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: aipmas.org, eigene Recherche

WEBINAR – UDRP UND CDRP AUS PRAKTIKERSICHT

Wer genauer wissen möchte, welche Gedanken man sich für ein UDRP-Verfahren machen muss und wie Entscheider eines solchen Verfahrens denken, findet Antworten in einem eineinhalbstündigen Webinar der kanadischen Streitbeilegungsstelle Canadian International Internet Dispute Resolution Centre (CIIDRC), das dieses am 10. Dezember 2020 unter dem Titel „Pulling back the curtain… Domain Name Dispute Resolution – What Do Decision Makers Want? What Do Complainants Need to Prove?“ veranstaltete.

Vorausgeschickt sei aber sogleich: die Tonqualität des eineinhalbstündigen Webinars ist nicht gut, Zuhören strengt schon aus diesem Grunde an. Barry Penner, Direktor des CIIDRG, führt in die Materie ein, und klärt über die Institution CIIDRC und deren Geschichte auf. Seit Mai 2019 können über die Streitbeilegungsstelle mit Sitz in Kanada neben dem für die kanadische Endung .ca bestehenden CDRP auch UDRP-Verfahren geführt werden. Penner geht auf den Aufbau der Website ciidrc.org ein und gibt allgemeine Informationen zu den beiden Verfahren, insbesondere zu den sechs Schritten, vom Abgeben einer Beschwerde und der Entrichtung der Verfahrensgebühr bis zum Transfer einer Domain, soweit das Verfahren zu Gunsten des Beschwerdeführers ausgeht. Danach übernimmt Rechtsanwältin Georgina Danzig und erklärt die beiden Policies (UDRP und CDRP), ihre Gemeinsamkeiten und Abweichungen von einander. Im Detail behandelt sie Fragen wie, welche Voraussetzungen muss der Beschwerdeführerin mitbringen für ein UDRP-Verfahren und welche für ein CDRP-Verfahren, welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden und welche Möglichkeiten bestehen mit Abschluss des Verfahrens. So zeigt sich beispielsweise, dass Verfahren nach der CDRP lediglich die bösgläubige Registrierung einer Domain verlangen, nicht auch deren bösgläubige Nutzung, und dass dieses Verfahren kein Reverse Domain Name Hijacking kennt, dafür aber dem Gegner CAD 5.000,- in Rechnung gestellt werden können. Alsdann schaltet sich Panelist R. John Rogers ein und beginnt mit einer Fallstudie (Case Study). Er konstruiert einen komplexen Fall mit unterschiedlichen Domains, die sowohl unter die UDRP als auch unter die CDRP fallen, anhand derer die diversen Unterschiede der beiden Verfahren ausgelotet werden können. Danzig übernimmt dann die Rolle der Beschwerdeführer-Vertreterin und zeigt ihre Überlegungen für ein Verfahren vor dem CIIDRC auf, bei dem sie die Zusammenführung beider unterschiedlicher Verfahren ins Auge fasst. Im Wechsel beurteilt dann Rogers als Entscheider jeweils den Vortrag von Danzig zu den einzelnen Voraussetzungen der Verfahren. Abschließend gibt er seine Entscheidung bekannt. Damit endet der Vortragsteil, und eine knapp zehnminütige Frage und Antwort-Runde beendet das Webinar.

Abgesehen von der schwachen Tonqualität, findet man als englischsprechender Zuschauer einen guten Einblick nicht nur in das kanadische Streitbeilegungsverfahren, das allenthalben weniger von Interesse sein dürfte, sondern auch in das UDRP-Verfahren. Sehr erfreulich ist, dass man bei den juristischen Gedankengängen von Beschwerdeführer- und Panelseite dabei sein darf. Im Hinblick darauf ist es ein sehr gutes Lehrvideo.

Sie finden das Webinar und weitere Videos von CIIDRC unter:
> https://vaniac.org/resources/video-channel/

Quelle: ciidrc.org, eigene Recherche

WOLF.COM – MEISTER ISEGRIM FÜR US$ 550.000,-

Die vergangene Domain-Handelswoche erwies sich abermals als vorzüglich. Nichts im siebenstelligen Bereich, aber doch drei Domains mit sechs Stellen, an deren Spitze wolf.com mit US$ 550.000,- (ca. EUR 452.210,-) steht.

Der Domain-Provider NameCheap kaufte sich laut Geschäftsführer Richard Kirkendall die Domain wolf.com zum Preis von runden US$ 550.000,- (ca. EUR 452.210,-). Die Domain, so hat Domain-Invester Elliot Silver gehört, werde für ein zukünftiges Projekt von NameCheap genutzt. Vor kurzem erst hat NameCheap einige Domains für eigene Zwecke gekauft, darunter die Zwei-Zeichen-Domain iz.com für US$ 650.000,-. Zweitteuerste Domain der Woche ist snappy.com zu US$ 415.000,- (ca. EUR 341.213,-), die an MeetSnappy.com ging, eine „Geschenkplattform“. Die dritte im Bunde ist copymarkets.com mit EUR 150.000,-. Erwähnenswert sind noch spacecoin.com mit US$ 35.000,- (ca. EUR 28.777,-), die sich so gegenüber ihrem Preis von US$ 5.000,- (ca. EUR 4.587,-) im Mai 2015 deutlich verbessern konnte, und die Sechs-Ziffern-Domain 666777.com, die ihren im Mai 2020 erzielten Preis von US$ 65.500,- (ca. EUR 60.463,-) nicht halten konnte und sich nun mit US$ 16.750,- (ca. EUR 13.772,-) begnügte.

Unter den Länderendungen tat sich einmal mehr die Endung .io (Britisches Territorium im Indischen Ozean) hervor, die nicht nur einige Domain-Verkäufe aufwies, sondern auch die höchsten Preise, mit avatar.io für US$ 89.999,- (ca. EUR 73.997,-) und ruby.io für US$ 88.000,- (ca. EUR 72.354,-). An dritter Position steht defi.vc aus Saint Vincent und die Grenadien mit US$ 33.433,- (ca. EUR 27.489,-), der sich pitch.vc von eben dort mit US$ 15.000,- (ca. EUR 12.333,-) anschließt. Die selten gehandelte Endung von Südkorea erzielte mit sand.kr zum Preis von US$ 16.000,- (ca. EUR 13.155,-) ordentlich Schwung. Die für die Abkürzung von „Artifical Intelligance“ genutzte anguellarische Endung .ai wies zahlreiche Verkäufe auf, deren höchstpreisigste wealth.ai mit US$ 12.025,- (ca. EUR 9.887,-) ist. Die deutsche Endung vermochte mit happyflowers.de erst bei EUR 3.750,- einzusteigen.

Die neuen generischen Endungen drehten sich allein um .xyz und überzeugten dabei mit genesis.xyz zum Preis von US$ 21.399,- (ca. EUR 17.594,-) sowie decentral.xyz zu US$ 9.888,- (ca. EUR 8.130,-). Die Endung .biz aus den 2000ern konnte den im Dezember 2004 erzielten Preis von auto.biz in Höhe von EUR 6.000,- toppen und kommt nun auf US$ 14.900,- (ca. EUR 12.251,-). Die klassischen generischen Endungen waren wieder einmal zaghafter und brachten es auf peoplepowered.org zum Preis von US$ 9.000,- (ca. EUR 7.400,-) sowie auf bitcointrade.net für US$ 7.888,- (ca. EUR 6.486,-). Nichtsdestotrotz erweist sich die vergangene Domain-Handelswoche als sehr ansehnlich.

Länderendungen
————–

avatar.io – US$ 89.999,- (ca. EUR 73.997,-)
ruby.io – US$ 88.000,- (ca. EUR 72.354,-)
dfinity.io – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.110,-)
apy.io – US$ 3.499,- (ca. EUR 2.877,-)
dynamite.io – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.644,-)

defi.vc – US$ 33.433,- (ca. EUR 27.489,-)
pitch.vc – US$ 15.000,- (ca. EUR 12.333,-)

sand.kr – US$ 16.000,- (ca. EUR 13.155,-)
openproject.eu – EUR 10.250,-
acro.cn – US$ 8.500,- (ca. EUR 6.989,-)
foods.cn – US$ 8.000,- (ca. EUR 6.578,-)
identity.me – GBP 4.950,- (ca. EUR 5.688,-)
happyflowers.de – EUR 3.750,-
mrcleaner.fr – EUR 3.500,-
greencable.de – EUR 2.501,-
cryptoclub.de – EUR 2.500,-
oneo.eu – EUR 2.499,-
doctor.pe – US$ 2.300,- (ca. EUR 1.891,-)
buddyrider.de – EUR 2.000,-
online-bestattungen.de – EUR 2.000,-
invest.cl – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.644,-)

wealth.ai – US$ 12.025,- (ca. EUR 9.887,-)
support.ai – US$ 7.536,- (ca. EUR 6.196,-)
relevance.ai – US$ 5.025,- (ca. EUR 4.132,-)
big.ai – US$ 4.085,- (ca. EUR 3.359,-)
heaven.ai – US$ 3.580,- (ca. EUR 2.943,-)
to.ai – US$ 3.501,- (ca. EUR 2.879,-)
byte.ai – US$ 2.107,- (ca. EUR 1.732,-)
blend.ai – US$ 2.006,- (ca. EUR 1.649,-)
graphic.ai – US$ 1.710,- (ca. EUR 1.406,-)
dexter.ai – US$ 1.506,- (ca. EUR 1.238,-)
jukebox.ai – US$ 1.247,- (ca. EUR 1.025,-)
twilight.ai – US$ 1.097,- (ca. EUR 902,-)
bouncer.ai – US$ 1.003,- (ca. EUR 825,-)
heather.ai – US$ 1.002,- (ca. EUR 824,-)
personalized.ai – US$ 1.001,- (ca. EUR 823,-)

Neue Endungen
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genesis.xyz – US$ 21.399,- (ca. EUR 17.594,-)
decentral.xyz – US$ 9.888,- (ca. EUR 8.130,-)
deca.xyz – US$ 5.001,- (ca. EUR 4.112,-)
chia.xyz – US$ 3.995,- (ca. EUR 3.285,-)
proof.xyz – US$ 3.699,- (ca. EUR 3.041,-)

Generische Endungen
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auto.biz – US$ 14.900,- (ca. EUR 12.251,-)

peoplepowered.org – US$ 9.000,- (ca. EUR 7.400,-)
bitcointrade.net – US$ 7.888,- (ca. EUR 6.486,-)
chlb.org – US$ 4.500,- (ca. EUR 3.700,-)
steptwo.org – EUR 3.899,-
infinitecoin.net – US$ 2.800,- (ca. EUR 2.302,-)
picked.net – US$ 2.499,- (ca. EUR 2.055,-)

.com
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wolf.com – US$ 550.000,- (ca. EUR 452.210,-)
snappy.com – US$ 415.000,- (ca. EUR 341.213,-)
copymarkets.com – EUR 150.000,-
superworld.com – EUR 45.000,-
spacecoin.com – US$ 35.000,- (ca. EUR 28.777,-)
666777.com – US$ 16.750,- (ca. EUR 13.772,-)
cryptochamber.com – US$ 8.999,- (ca. EUR 7.399,-)
pasithea.com – US$ 7.700,- (ca. EUR 6.331,-)
frenny.com – US$ 7.250,- (ca. EUR 5.961,-)
hexomatic.com – US$ 6.800,- (ca. EUR 5.591,-)
ichibankuji.com – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.522,-)
stkx.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.111,-)
trust24.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.111,-)
4payments.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.111,-)
emergents.com – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.110,-)
tawatur.com – US$ 4.880,- (ca. EUR 4.012,-)
raregoods.com – US$ 4.500,- (ca. EUR 3.700,-)
datatraders.com – EUR 4.250,-
alternatively.com – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.289,-)
lockerr.com – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.289,-)
landstock.com – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.289,-)
xguns.com – EUR 3.900,-

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: tldinvestors.com, sedo.de, thedomains.com, domaininvesting.com

NOVEMBER – VORORT-TREFFEN DER IETF IN MADRID

Die Internet Engineering Task Force (IETF) plant ihr 112. Treffen für November 2021 als Präsenzveranstaltung in Madrid. Seit ihrem 108. Treffen im Juli 2020, das in Madrid hätte stattfinden sollen, fanden alle Treffen nur online statt. Für November 2021 hingegen ist wieder ein Vorort-Treffen und wieder in Madrid angesetzt.

Das IETF 112 soll von Samstag, den 06. bis Freitag, den 12. November 2021 in Madrid stattfinden. Die aktuelle Impfentwicklung lässt hoffen, dass tatsächlich im November wieder Präsenzveranstaltungen möglich sind. IETF holt dann das bereits für Juli 2020 geplante Treffen in Madrid nach. Ihm folgt dann das IETF 113 im März 2022 in Bangkok. Die 1986 gegründete Internet Engineering Task Force (IETF) formuliert Internetstandards. Von ursprünglich 35 Teilnehmern beim ersten Treffen ist die Teilnehmerzahl bereits vor einigen Jahren in den vierstelligen Bereich gewachsen. Das IETF arbeitet daran, das Internet zu verbessern, indem qualitativ hochwertige, technische Dokumente erarbeitet werden, die beeinflussen, wie Menschen das Internet gestalten, nutzen und verwalten. Die üblichen Begleitveranstaltungen, der IETF Hackathon und der IETF Codesprint, finden ebenfalls vor Ort statt. Die Agenda für die Veranstaltung ist noch nicht veröffentlicht, Anmeldungen sind auch noch nicht möglich.

Das IETF 112 findet vom Samstag, den 06. bis Freitag, den 12. November 2021 im Melia Castilla Hotel, Calle del Poeta Joan Maragall, 43 Madrid (Spanien) statt. Den Termin kann man sich schon mal vormerken. Teilnehmer von IETF-Veranstaltungen nutzen für weitere Informationen vor Ort die iOS/iPad-App und Android-App „IETFers“.

Weitere Informationen unter:
> https://www.ietf.org/how/meetings/112/

Quelle: ietf.org, eigene Recherche

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