Domain-Newsletter

Ausgabe #1057 – 04. März 2021

Themen: .hotel – Dauerzwist landet vor Zivilgericht | Domain-Branche – Übernahmewelle rollt weiter | TLDs – Neues von .dk, .eu und .nl | Global Domains Report – Alles ist gut | nike.dev – Siegesgöttin beschert Nike Niederlage | bird.com & fish.com – zwei Millionen-Deals 2021 | DAT 2021 – DAVITs Agenda für Juni 2021

.HOTEL – DAUERZWIST LANDET VOR ZIVILGERICHT

Der Streit um die Einführung der neuen Top Level Domain .hotel beschäftigt jetzt auch die Zivilgerichte: ein Konsortium bestehend aus Fegistry LLC, Radix Domain Solutions Pte. LTD. und Domain Venture Partners PCC Ltd. hat die Netzverwaltung ICANN wegen mehreren Rechtsverletzungen verklagt.

Rund sieben Jahre sind inzwischen vergangen, seit ICANN am 11. Juni 2014 einen „Community Priority Evaluation Report“ veröffentlicht hat, welcher der sogenannten Community-Bewerbung der Hotel Top-Level-Domain S.a.r.l (HTLD) Erfolg bescheinigt. Dass die Endung bis heute nicht delegiert ist, liegt unter anderem an der Hartnäckigkeit der vormals sechs Mitbewerber, die alle Wege nutzen, um die Vertragsunterzeichnung zwischen ICANN und HTLD zu verhindern. Und dabei haben sie durchaus Erfolg: Am 07. August 2020 erließ das Schiedsgericht des International Centre For Dispute Resolution auf Betreiben von Fegistry LLC, Minds + Machines Group Ltd., Radix Domain Solutions Pte. Ltd. und Domain Ventures Partners PCC Limited eine Entscheidung im „Independent Review Process“-Verfahren (IRP), die ICANN bis auf weiteres dazu verpflichtet, den Status Quo des Bewerbungsverfahrens aufrechtzuerhalten und damit sowohl von einer Unterzeichnung des Registry-Vertrages als auch von einer Delegierung abzusehen. Auslöser der Diskussion war ein Vorfall, bei dem der vormalige HTLD-Geschäftspartner Dirk Krischenowski Einblick in vertrauliche Dokumente der Mitbewerber genommen habe und ICANN in der Folge nicht rechtmäßig reagiert haben soll. Diesen Vorwürfen muss ICANN nun weiter nachgehen, ohne dass das Schiedsgericht bisher festgestellt hat, dass tatsächlich rechtswidrig gehandelt wurde.

Dem Schiedsverfahren schließt sich nun noch ein Zivilverfahren vor dem Superior Court of California in Los Angeles an. Gemäß der 29-seitigen Klageschrift vom 30. Oktober 2020 werfen die drei Kläger Fegistry, Radix und Domain Venture Partners der Internet-Verwaltung eine Verletzung der eigenen Statuten insbesondere im Hinblick auf die Schaffung von „Accountability Mechanisms“ vor. So gebe es zwar ein Ombudsmann-Verfahren; der habe sich aber bisher in allen „Request for Reconsideration“-Verfahren um neue Top Level Domains wegen eines angeblichen Interessenskonflikts als befangen erklärt. Letztlich entscheide in allen diesen Verfahren das „Board Accountability Mechanisms Committee“ (BAMC), also ein Teil des ICANN-Vorstands und damit der Vorstand in eigener Sache; nach Kenntnis der Kläger habe der ICANN-Vorstand noch nie die Empfehlung des BAMC abgelehnt. Auch am „Independent Review Process“-Verfahren stören sich die Kläger. Dieses sehe seit 2013 die Einrichtung eines mindestens siebenköpfigen „Standing Panel“ vor; das habe ICANN bis heute nicht ernannt und so geschätzt US$ 2,7 Mio. an Gebühren vermieden. Ihre bisher vergeblichen Bewerbungen um .hotel führen die Kläger zwar an; unmittelbar über die Delegierung hat das Zivilgericht aber nicht zu entscheiden.

ICANN hat mit Schriftsatz vom 22. Januar 2021 auf die Klage reagiert und beruft sich unter anderem auf eine Vereinbarung im Bewerbungsverfahren, die eine Klage vor einem Zivilgericht ausschließt („covenant not to sue“). Mit einer raschen Entscheidung ist nicht zu rechnen; das Gericht hat eine mündliche Verhandlung erst für den 09. Dezember 2021 angesetzt.

Weitere Informationen finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2456

Quelle: icann.org, eigene Recherche

DOMAIN-BRANCHE – ÜBERNAHMEWELLE ROLLT WEITER

Die Welle der Konsolidierungen rauscht auch im Jahre 2021 über die Domain Name Industry hinweg: während GoDaddy Inc. damit begonnen hat, US$ 800 Mio. von Investoren einzusammeln, hat die Londoner CentralNic Group plc die Berliner Wando Internet Solutions GmbH für bis zu EUR 10,8 Mio. übernommen.

„GoDaddy Inc. übernimmt das Registry-Business von Neustar Inc. für US$ 218 Mio.“ oder „Donuts schluckt die .info-Verwalterin Afilias Inc. für unbekannten Betrag“ – diese und ähnliche Meldungen gab es in den letzten Wochen zuhauf. Und nach aktuellem Stand scheint sich diese Entwicklung auch im neuen Jahr fortzusetzen. So hat der weltgrößte Domain-Registrar GoDaddy Inc. am 22. Februar 2021 bekanntgegeben, über seine Tochtergesellschaften GoDaddy Operating Company LLC und GD Finance Co. Inc. sogenannte „senior notes“ im Gesamtwert von US$ 800 Mio. an institutionelle Investoren anzubieten. Sie werden im Jahr 2029 fällig und sollen 3,500 Prozent an Zinsen abwerfen. Zum Zweck des Investments erklärt das Unternehmen: „GoDaddy intends to use the net proceeds from this offering for general corporate purposes, which may include working capital, capital expenditures and potential acquisitions and strategic transactions.“ Um welche Übernahmen und Transaktionen es sich handeln könnte, blieb vorerst offen.

Bereits einen Schritt weiter ist die an der Londoner Börse notierte CentralNic Group plc. Sie gab ebenfalls am 22. Februar 2021 bekannt, dass man die in Berlin ansässige Wando Internet Solutions GmbH erworben hat. Die 2011 gegründete Wando GmbH versteht sich als „Führer im digitalen Dschungel“; sie beschäftigt sich mit der Erbringung von Dienstleistungen im Online-Marketing und dem Betreiben und Vermarkten von Webseiten. Der Kaufpreis liegt bei EUR 5,4 Mio., kann sich aber bei Erreichen bestimmter Ziele um weitere EUR 5,4 Mio. erhöhen, die dann im 3. Quartal 2022 zu zahlen wären. Diese Übernahme hatte sich angedeutet, nachdem CentralNic Anfang Februar 2021 mitgeteilt hatte, Anleihen im Wert von ca. EUR 15 Mio. auszugeben, um damit die „acquisition of near-term identified targets“ abzuschließen. Rund die Hälfte seines Umsatzes hat Wando bisher bereits über die Partnerschaft mit CentralNic erwirtschaftet. CentralNic setzt damit seinen jahrelangen Übernahmekurs fort; dazu gehören unter anderem SK-NIC (2017), Hexonet und Team Internet AG (jeweils 2019) sowie SafeBrands (2021).

Die Mitteilung von GoDaddy finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2458

Die Mitteilung von CentralNic finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2459

Quelle: eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .DK, .EU UND .NL

Die Suche nach der Registry für .eu hat ein jähes Ende gefunden: aufgrund eines Formfehlers hat die EU-Kommission die Ausschreibung gestoppt. Derweil kooperiert die .nl-Registry mit einem Beratungsunternehmen, während .dk teurer wird – hier unsere Kurznews.

Die rund 1,3 Mio. Inhaber von Domain-Namen unterhalb der dänischen Länderendung .dk müssen sich auf Preiserhöhungen einstellen. Wie die Registry DK Hostmaster A/S bekanntgab, erhöhen sich ab dem 03. Mai 2021 die Gebühren von bisher DKK 50,- auf künftig DKK 60,-, umgerechnet also EUR 6,72 auf EUR 8,07. Die Gebühr wird immer dann fällig, wenn eine .dk-Domain neu registriert, verlängert oder übertragen wird. Die Erhöhung gilt zudem lediglich für die Zukunft, es drohen also keine nachträglichen Kosten. Zur Begründung der Erhöhung verweist DK Hostmaster auf gesteigerte Bemühungen um mehr Sicherheit bei der Nutzung des Internets in Dänemark, unter anderem durch die zunehmende Verbreitung von DNSSEC; aber auch der Verweis auf allgemeine Kostensteigerungen fehlt nicht. Im Vergleich mit anderen Endungen wie .se, .no und .fi sei .dk jedoch weiterhin verhältnismäßig günstig.

Die EU-Kommission hat die Ausschreibung des Registry-Vertrages für die europäische Top Level Domain .eu gestoppt. Ursache für die überraschende Entscheidung ist ein Fehler in den Ausschreibungsunterlagen. Diese gestatteten eine Bewerbung von Organisationen mit Sitz in der EU; zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schloss dies aber auch Organisationen mit Sitz in Großbritannien ein. Die Klausel war während der Übergangsphase vom 01. Febraur bis 31. Dezember 2020 eingefügt worden, während der EU-Recht in Großbritannien noch Anwendung fand. Das Brexit-Rückzugsabkommen sieht in Verbindung mit dem mehrjährigen Finanzrahmen der Europäischen Union aber vor, dass solche Bewerbungen nicht länger zulässig sind; die Kommission sah sich daher veranlasst, das gesamte Ausschreibungsverfahren am 23. Februar 2021 abzubrechen. Der Neustart soll in naher Zukunft erfolgen, einen konkreten Termin nannte die Kommission nicht. All diesen Problemen zum Trotz gibt es derzeit kein Anzeichen dafür, dass die alte Registry EURid nicht auch die neue sein wird.

SIDN, Verwalterin der niederländischen Länderendung .nl, kooperiert künftig mit dem Beratungsunternehmen ICTRecht. Die Juristen von ICTRecht sollen an die Arbeit des „Domain Name Surveillance Service“ (DBS) anschließen, einem Überwachungsdienst für Typosquatting und Markenrechtsverletzungen. DBS überwacht vor allem neu registrierte Domains auf potentielle rechtliche Risiken, noch bevor sie aktiv erreichbar sind. Knapp dreihundert größere Organisationen nutzen den Dienst aktuell. Ihnen möchte SIDN mit ICTRecht einen optionalen „follow-up“-Service bieten. ICTRecht hat sich auf alle Rechtsthemen rund um das Internet und damit auch Domain-Namen spezialisiert. Bei den Kosten dieses Dienstes hält sich SIDN bedeckt und verweist auf individuelle Anfragen. Unklar ist zudem, ob sich andere Kanzleien und Beratungsunternehmen ohne weiteres mit dem Angebot einverstanden erklären, da die Registry an der Daten-Quelle sitzt und ICTRecht damit exklusive Mandate winken.

Weitere Informationen zu den Preiserhöhungen bei .dk finden Sie unter:
> https://www.dk-hostmaster.dk/en/price-change

Die Mitteilung der .eu-Kommission finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2457

Quelle: dk-hostmaster.dk, eurid.eu, sidn.nl

GLOBAL DOMAINS REPORT – ALLES IST GUT

2020 war ein gutes Jahr für die Domain-Industrie. Die Folgen der Pandemie sind unschön, aber der Domain-Branche brachte sie Aufschwung. Das ist letztlich das Resümee des aktuellen „2021 Global Domains Report“ von InterNetX und Sedo.

Auf 76 Seiten liefert der aktuelle Report einen Überblick auf das Domain-Geschehen des Jahres 2020. Der B2B-Registrar InterNetX und die Domain-Börse Sedo haben 135 Millionen Datensätze ausgewertet und in ihrem 2. „Global Domain Report“ in Form gebracht. Die sechs Kapitel des Reports behandeln zunächst einen Rückblick auf die Domain-Ereignisse 2020, gefolgt von zentralen Fakten und Zahlen, tieferen Einsichten, die Einschätzung von InterNetX und die von Sedo. Er schließt mit den Einschätzungen von fünfzehn Vertretern der Domain-Industrie zur Zukunft ihrer Geschäfte.

Im Rückblick auf 2020 werden in einem graphischen Überblick herausragende Ereignisse des vergangenen Domains-Jahres angezeigt, wie etwa die ICANN-Meetings und andere wichtige Treffen der Domain-Industrie. Es werden Stimmen aus der Branche eingefangen, die erklären, wie sich das Jahr für sie entwickelt hat. Und es wird daran erinnert, welche neuen Endungen 2020 den Weg in das Root gefunden haben. Im 2. Kapitel („Central facts & figures“) werden Entwicklungen in der Branche in Zahlen und Graphen festgehalten, und Endungen unter zahlreichen Gesichtspunkten unter die Lupe genommen. Zu den einzelnen Daten gibt es als Fußnote Quellenhinweise. So zeigt sich einmal mehr, dass .com die beliebteste Endung war (hinsichtlich Registrierungen, nicht hinsichtlich des prozentualen Anstiegs), während .uk, vermutlich wegen des Brexit, deutliche Registrierungsverluste von 6,1 Prozent einstecken musste. Im 3. Kapitel blicken die Autoren des Reports tiefer und schlüsseln beispielsweise kontinental gesplittet die Relation von Einwohnern von Staaten und der Pro-Kopf-Anzahl von Domains auf, und geben Daten hinsichtlich der Art der Nutzung von Domains. Die Auswirkungen von COVID-19 werden hier ebenfalls behandelt und es wird deutlich, dass nach einem ersten Einbruch sich der Domain-Markt und die Domain-Industrie bestens erholt haben. Es folgen in je eigenen Kapiteln die Erfahrungen und Einschätzungen der Macher des Reports: InterNetX und Sedo. Schließlich blicken im 6. Kapitel fünfzehn Herren aus der Domain-Industrie in deren Zukunft. Sie sind zuversichtlich.

Der „2021 Global Domains Report“ ist durchaus lesenswert, wenn man ihn bei der für den Fließtext und die Kommentare gewählten, sehr kleinen und leserunfreundlichen Type denn lesen kann. Allerdings stellen sich Fragen: So erschließt sich beispielsweise die „Domain-inhabitant ratio“ nicht. „Germany“ ist da mit „6.643.548“ „registered domains“ gelistet; der letzte Domain-Atlas der DENIC weist allerdings von den rund 16,3 Millionen Domains unter .de exakt 14.909.755 auf Personen mit Sitz in Deutschland aus. Andere Endungen sind da schon nicht mitgerechnet. Als Quelle wird auf „Domain Name Stats“, gemeint ist wohl domainnamestats.com, verwiesen. Dort findet man allerdings andere Zahlen. Die Quellenverweise als solche sind im Report in der Regel unspezifisch und weisen keine Details wie Seitenzahl oder dergleichen auf. Auch die „gTLDs in action“ geben Rätsel auf: dabei wird anhand des HTML-Codes aufgezeigt, wie Domains genutzt werden, ob sie entwickelt sind, inaktiv, geparkt, ob sie weiterleiten oder eben gar nicht entwickelt sind. Rechnet man die gegebenen Daten zusammen, bleiben Lücken: so ist etwa .online in allen Kategorien vertreten, kommt aber lediglich auf 87 Prozent ihrer Registrierungen; 13 Prozent befinden sich wohl in einer nichtgenannten Schattenkategorie. .com-Domains finden sich lediglich in vier der Kategorien. Bei der Kategorie „Top 10 undeveloped gTLDs“, unter denen Anteile zwischen 25 Prozent (.icu) bis 51 Prozent (.buzz) vertreten sind, ist sie nicht dabei. Dabei ergibt sich für .com bei den anderen Kategorien summa summarum der Prozentsatz von 61; was mit den fehlenden 39 Prozent ist, bleibt unklar. Aber ganz offensichtlich sind sie nicht „undeveloped“, sonst wäre .com ja auf Platz drei der „Top 10 undeveloped gTLDs“, zwischen .wang (46 Prozent) und .online (33 Prozent). Von solchen datenorientierten Fragen abgesehen, gibt es eine weitere essentielle Frage: Warum kommt nicht eine Frau in dem Report zu Wort? Und wir wissen, in der Domain-Industrie gibt es eine Menge sehr kompetenter Frauen, die einen ebenso wichtigen Beitrag zum Report hätten leisten können. Nichtsdestotrotz bleibt der Report lesenswert, con grano salis.

Sie finden den „2021 Global Domains Report“ unter:
> https://de.domainreport.global/

Unsere Besprechung des letzten Denic Domain-Atlas finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2461

Quelle: internetx.com, eigene Recherche

NIKE.DEV – SIEGESGÖTTIN BESCHERT NIKE NIEDERLAGE

Der Sportschuhhersteller Nike sah seine Marke durch die Domain nike.dev verletzt und stürmte in ein UDRP-Verfahren. „Nike“, die griechische Göttin des Sieges, hatte aber anderes im Sinn, als sich hier geschlagen zu geben.

Der Sportbekleidungs- und -schuhhersteller Nike Innovate C.V. stört sich an der Domain nike.dev und sieht seine Markenrechte verletzt. Aus diesem Grunde startete er ein UDRP-Verfahren vor der World Intellectual Property Organization (WIPO). Neben den üblichen Argumenten ergänzte Nike in ihrem Vortrag, es gäbe keinen anderen möglichen glaubhaften und realistischen Grund zur Registrierung und Nutzung der Domain nike.dev, als Vorteile aus der eigenen Marke „NIKE“ zu ziehen. Gegner des UDRP-Verfahrens war ein Privacy-Service des Registrars, über den die Domain am 23. Februar 2019 registriert wurde. Jedoch meldete sich der tatsächliche Inhaber der Domain per eMail im Vorfeld und teilte mit, mit der Domain nike.dev sei keinesfalls die Beschwerdeführerin gemeint, sondern vielmehr die griechische Gottheit Nike, Göttin des Sieges. Die Domain habe er zusammen mit den Domains bia.dev, zelos.dev und kratos.dev registriert, die jeweils auch griechische Gottheiten bezeichnen. Die Namen könne er sich gut merken, und .dev verstehe er als Kürzel für den Begriff „deva“ (Gott), womit nike.dev wortwörtlich Siegesgöttin heiße. Einen Hinweis, der das kläre, habe er bereits am 29. November 2020 unter die sonst inhaltslose, aber für private technische Dinge bereits seit 25. Februar 2019 genutzte Domain gesetzt. Zur Entscheidung des Streitbeilegungsverfahrens wurde der Chicagoer Rechtsanwalt und Politikwissenschaftler mit Französischkenntnissen Robert A. Badgley berufen.

Badgley wies die Beschwerde von Nike ab, da diese aufgrund der ziemlich dünnen Faktenlage die Bösgläubigkeit des Gegners habe nicht nachweisen können (WIPO Case No. D2020-3067). Dass Domain und Marke identisch sind, tat Badgley mit zwei Sätzen ab. Und mit der Frage eines fehlenden Rechts oder berechtigten Interesses auf Seiten des Gegners hielt er sich nicht auf, sondern schwenkte gleich zur Frage der Bösgläubigkeit. Hier kam er zu dem Schluss, dass Nike die Bösgläubigkeit nicht nachgewiesen habe. Die Verteilung der Beweislast sei hier letztlich der entscheidende Faktor, da dies eine knappe Entscheidung sei. Der Gegner gäbe eine einfache Erklärung für seine Domain-Wahl. Sie sei nicht umfassend dargelegt, und einige Aspekte der Darstellung des Beklagten seien etwas zweifelhaft. Nichtsdestotrotz sei seine Erklärung ziemlich überzeugend, und er behaupte zu Recht, dass ein Domain-Name, der einer Marke gleicht, unter geeigneten Umständen für den persönlichen Gebrauch verwendet werden kann. Zudem habe er in den zwei Jahren, in denen er die Domain nutzt, sie nie zum Verkauf angeboten; auch die Website gäbe da keine Hinweise. Er könne bei der Faktenlage nicht auf Drängen der Beschwerdeführerin hin, die sich vor allem auf ihre berühmte Marke stützt, anders entscheiden. Er sähe unter Abwägung der Unterlagen und des Vorbringens der Parteien keine ausreichende Grundlage, an den Erklärung des Gegners, dass seine Motive ausschließlich persönlicher und nichtkommerzieller Natur sind, zu zweifeln. Im weiteren Verlauf zieht Badgley das Verfahren zum Streit um die Domain marlboro.party (WIPO Case-No. D2015-1128) heran, das ähnlich gelagert war, und macht im Sinne dieser Entscheidung darauf aufmerksam, dass auch Nike das UDRP-Verfahren wiederholen könne, soweit sich an der Faktenlage etwas in der Zukunft ändere. Damit wies er die Beschwerde von Nike ab. Die Domain bleibt beim Inhaber.

Wie Badgley in seiner Begründung festhält, ergäbe sich hier eine wichtige Erkenntnis: auch berühmte Marken wie Marlboro, Nike und auch Apple, die letztlich generische Begriffe sind, geben ihren Inhabern nicht notwendigerweise das Recht, alle Domain-Namen zu erlangen, die ausschließlich die berühmte Marke enthalten.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain nike.dev finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2462

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

BIRD.COM & FISH.COM – ZWEI MILLIONEN-DEALS 2021

Die vergangene Domain-Handelswoche ist eine der wenigen, die weit hinausragt über das übliche Maß: Gleich zwei Domain-Namen erzielten siebenstellige Preise, darunter bird.com mit satten US$ 2.500.000,- (ca. EUR 2.083.333,-). Zudem gab es weitere gute Preise.

Die Überraschung der vergangenen Domain-Handelswoche war der Verkauf der drei Domains bird.com für US$ 2.500.000,- (ca. EUR 2.083.333,-), fish.com zu US$ 1.600.000,- (ca. EUR 1.333.333,-) und tattoo.com zu US$ 750.000,- (ca. EUR 625.000,-) anlässlich einer Auktion am 25. Februar 2021 von Right of the Dot, einer Unternehmung von Monte Cahn. Alle drei Domains gingen an einen Käufer. Die Auktion selbst geht danach noch weiter bis zum 04. März 2021. Zwei der Domains haben zudem eine Vorgeschichte und kommen aus einer Hand, die sie zeitgleich im November 2005 erstand. Dabei ist bird.com der tatsächliche Überflieger: fish.com erzielte seinerzeit US$ 1.020.000,- (damals EUR 872.000,-), womit der jetzt erzielte Preis keine besondere Wertsteigerung darstellt. Anders bird.com, die im November 2005 für lediglich US$ 200.000,- (ca. EUR 170.950,-) den Inhaber wechselte. Von da bis auf US$ 2,5 Mio. ist schon ein großer Schritt. Zu erwähnen ist auch noch die Drei-Zeichen-Domain plp.com, die bei Sedo US$ 117.500,- (ca. EUR 97.917,-) erzielte, während die ebenfalls Drei-Zeichen-Domain aqs.com auf lediglich US$ 31.387,- (ca. EUR 26.156,-) kam.

Auch die Länderendungen brachten gute Zahlen. Die .io-Domain (Britisches Territorium im Indischen Ozean) trade.io kommt auf starke US$ 88.000,- (ca. EUR 73.333,-), nachdem sie im Mai 2010 mit nur US$ 4.000,- (damals ca. EUR 3.100,-) bedient wurde. Die deutsche gartencenter.de steckte ordentliche EUR 20.000,- ab. Ihr folgte ein weiteres Dutzend .de-Domains, darunter 5senses.de für EUR 9.990,- und objektiv.de für EUR 2.200,-. Einen hervorragenden Preis erzielte canna.co mit US$ 16.000,- (ca. EUR 13.333,-), die im April 2011 als Schnäppchen zu US$ 1.000,- (damals ca. EUR 614,-) einen Käufer fand. Nicht so glücklich lief es für bs.tv mit einem Preis von US$ 3.027,- (ca. EUR 2.523,-): im April 2010 ging sie für US$ 2.050,- (damals ca. EUR 1.530,-), konnte sich aber im September 2014 auf US$ 15.000,- (damals ca. EUR 11.538,-) steigern, von denen sie jetzt abgefallen ist. Weitere Erwähnung verdienen mail.hr mit EUR 8.000,-, die im Juni 2017 noch bei EUR 5.000,- lag, und planeo.es mit EUR 6.900,-, die sich immerhin von EUR 5.000,- im Mai 2011 aus verbesserte.

Die neuen generischen Endungen waren dieses Mal wieder bunt gemischt und lieferten Domains wie hy.global für US$ 3.800,- (ca. EUR 3.167,-), cbd.life für EUR 3.000,- und immobilien.app für EUR 2.500,-. Die klassischen generischen Endungen waren etwas zahlreicher als sonst vorhanden, wobei die Endung .org im Schnitt preislich höher lag, mit unter anderem jsr.org zu US$ 9.800,- (ca. EUR 8.167,-), nrv.org zu US$ 8.800,- (ca. EUR 7.333,-) und eutech.org zu EUR 6.000,-. Die vergangene Domain-Handelswoche ragt damit über die Jahre hinaus als eine, in die gleich zwei Millionendeals und zwei sechsstellige Verkäufe Eingang fanden.

Länderendungen
————–

trade.io – US$ 88.000,- (ca. EUR 73.333,-)

gartencenter.de – EUR 20.000,-
5senses.de – EUR 9.990,-
smileme.de – EUR 7.500,-
tipos.de – EUR 4.250,-
huntersparadise.de – EUR 4.000,-
paymenttools.de – EUR 3.808,-
blumenheld.de – EUR 3.500,-
opseo.de – EUR 3.333,-
datenschutzhelden.de – EUR 3.000,-
objektiv.de – EUR 2.200,-
peopleanalytics.de – EUR 2.000,-
topdating.de – EUR 2.000,-
hrtechnology.de – EUR 2.000,-

canna.co – US$ 16.000,- (ca. EUR 13.333,-)
mail.hr – EUR 8.000,-
prudent.io – US$ 8.000,- (ca. EUR 6.667,-)
planeo.es – EUR 6.900,-
iu.at – EUR 5.000,-
wp.io – GBP 4.750,- (ca. EUR 5.475,-)
passalacqua.it – EUR 3.100,-
bs.tv – US$ 3.027,- (ca. EUR 2.523,-)
payed.in – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.500,-)
papeterie24.ch – EUR 2.350,-

Neue Endungen
————-

hy.global – US$ 3.800,- (ca. EUR 3.167,-)
cbd.life – EUR 3.000,-
immobilien.app – EUR 2.500,-
1st.bet – US$ 2.799,- (ca. EUR 2.333,-)
fb.work – US$ 2.550,- (ca. EUR 2.125,-)
alife.app – US$ 2.300,- (ca. EUR 1.917,-)
bash.online – US$ 2.200,- (ca. EUR 1.833,-)

Generische Endungen
——————-

jsr.org – US$ 9.800,- (ca. EUR 8.167,-)
nrv.org – US$ 8.800,- (ca. EUR 7.333,-)
eutech.org – EUR 6.000,-
dtaa.org – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.166,-)
esgi.org – US$ 3.750,- (ca. EUR 3.125,-)
appsmart.net – US$ 3.500,- (ca. EUR 2.917,-)
clime.net – US$ 3.500,- (ca. EUR 2.917,-)
rutin.net – EUR 2.800,-
supercraft.net – US$ 2.900,- (ca. EUR 2.417,-)
blacklawyersmatter.org – US$ 2.195,- (ca. EUR 1.829,-)

.com
—–

bird.com – US$ 2.500.000,- (ca. EUR 2.083.333,-)
fish.com – US$ 1.600.000,- (ca. EUR 1.333.333,-)
tattoo.com – US$ 750.000,- (ca. EUR 625.000,-)
plp.com – US$ 117.500,- (ca. EUR 97.917,-)
aqs.com – US$ 31.387,- (ca. EUR 26.156,-)
yamaguchi.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 20.833,-)
mastersales.com – EUR 12.500,-
onecandy.com – US$ 12.500,- (ca. EUR 10.417,-)
caymans.com – US$ 11.938,- (ca. EUR 9.948,-)
alphawin.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 9.167,-)
maximon.com – US$ 10.001,- (ca. EUR 8.334,-)
samudra.com – GBP 10.000,- (ca. EUR 11.526,-)
myactiv.com – US$ 7.700,- (ca. EUR 6.417,-)
fastbank.com – US$ 7.500,- (ca. EUR 6.250,-)
digitonic.com – US$ 7.500,- (ca. EUR 6.250,-)
baund.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 5.833,-)
hometable.com – US$ 6.900,- (ca. EUR 5.750,-)
baseb.com – US$ 6.699,- (ca. EUR 5.583,-)
childinmind.com – US$ 5.600,- (ca. EUR 4.667,-)
goldn.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.167,-)
nordickitchen.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.167,-)
we-link.com – US$ 4.900,- (ca. EUR 4.083,-)
smallbusinesssavings.com – US$ 4.888,- (ca. EUR 4.073,-)
maxi-nutrition.com – EUR 4.000,-
betris.com – EUR 3.900,-
pegee.com – US$ 3.995,- (ca. EUR 3.329,-)
supercanine.com – US$ 3.995,- (ca. EUR 3.329,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

DAT 2021 – DAVITS AGENDA FÜR JUNI 2021

Die DAV-Arbeitsgemeinschaft IT-Recht (davit) rüstet sich für den im Juni anstehenden Deutschen Anwaltstag 2021 (DAT 2021). In zwei Blöcken wird sie die Themen „Datenschutz“ und „Der Anwaltsberuf im Lichte der Digitalisierung“ behandeln.

Der Deutsche Anwaltstag, eine jährliche Veranstaltung des Deutscher Anwaltverein, findet in diesem Jahr vom 07. bis 11. Juni 2021 im ECC Estrel Congress Center Berlin in Berlin und auch virtuell (online) statt. Die eigentliche Eröffnungsveranstaltung des DAT findet am 10. Juni 2021 von 09:00 bis 10:30 Uhr statt. Doch die DAVIT ist mit ihrem Programm schon früher dran. Am 07. Juni 2021 von 13:45 bis 15:15 Uhr widmet sie sich dem Datenschutz und da unter anderem den Standardvertragsklauseln, dem EuGH-Urteil „Schrems II“ sowie dem Management von Datenschutzverletzungen. Diesen Block moderiert Rechtsanwältin Dr. Christiane Bierekoven. Am 08. Juni 2021 von 09:00 bis 10:30 Uhr ist sodann – unter Moderation von Rechtsanwalt Karsten U. Bartels – „Der Anwaltsberuf im Lichte der Digitalisierung“ Thema. Hier steigt Rechtsanwalt Niko Härting mit der „Digitalisierung in der Anwaltskanzlei“ ein, und Rechtsanwalt Peter Huppertz schaut sich das Vertragsrecht für digitale Inhalte und Dienstleistungen an. Rechtsanwalt Dr. Mahdi Daneshzadeh Tabrizi schließlich widmet sich dem Thema „Legal Tech Enabler und Demand Trigger in Start-ups und Unternehmen“.

Der DAT 2021 findet vom 07. bis 11. Juni 2021 als Hybridveranstaltung online und im ECC Estrel Congress Center Berlin, Sonnenallee 225 in 12057 Berlin, statt. Die beiden Veranstaltungsblöcke von DAVIT finden am Montag, 07. Juni 2021 von 13:45 bis 15:15 Uhr zum Thema „Datenschutz“, und am Dienstag, 08. Juni 2021, von 09:00 bis 10:30 Uhr zum Thema „Der Anwaltsberuf im Lichte der Digitalisierung“ statt.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://davit.de/event/davit-dat-2021-berlin-und-online/
> https://www.domain-recht.de/verweis/2463

Quelle: davit.de, eigene Recherche

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top