Themen: DSGVO – ICANN sucht nach WHOIS-Reformmodell | Statistik – China im Coronavirus-Schock? | TLDs – Neues von .co, .politie und .scor | Renewal – Studie von WhoIsHostingThis.com | auDRP – Dreier-Clinch um smartmark.com.au | palace.com – Palastrevolution für US$ 306.000,- | Berlin – 7. Deutscher IT-Rechtstag im April
DSGVO – ICANN SUCHT NACH WHOIS-REFORMMODELL
In ihren Bemühungen um ein mit der DSGVO kompatibles WHOIS-Modell hat sich ICANN am 14. Februar 2020 mit der belgischen Datenschutzbehörde (DPA) getroffen. Vertreter der EU-Kommission nahmen ebenfalls an dem Treffen teil, konkrete Ergebnisse gibt es vorerst aber nicht.
Im Mittelpunkt des Treffens stand nach offiziellen Angaben von ICANN-CEO Göran Marby das „Unified Access Model for gTLD Registration Data“ (UAM). Inhaltlich knüpft das UAM an die bisherige Arbeit der „Expedited Policy Development Process for Whois“ (EPDP)-Arbeitsgruppe an. Auf Grundlage der „Temporary Specification for gTLD Registration Data“ („temp spec“) hat diese Arbeitsgruppe in Phase 1 zunächst 29 Empfehlungen für die Grundsätze der Erhebung und Verarbeitung von WHOIS-Daten ausgesprochen, von denen ICANN immerhin 27 Empfehlungen in der „Consensus Policy on gTLD Registration Data“ umgesetzt hat. Aktuell befindet sie sich in Phase 2; dort wird geklärt, wer und wie Dritte Zugriff auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten erhalten. Zu den Schlüsselkonzepten des UAM zählen „Accreditation, Authentication, Authorization, Registration Data and Registration Data Access Protocol (RDAP)“, wobei Marby nicht müde wird zu betonen, dass das UAM als Diskussionsgrundlage dienen soll. Nach wie vor ist sich die Internet-Verwaltung also unsicher, ob man sich auf einem rechtskonformen Weg befindet.
Vertreter der belgischen DPA nahmen die Gelegenheit wahr, sich mit Fragen an die ICANN-Vertreter zu wenden. Um welche Fragen es ging, teilt ICANN nicht mit, hob aber zwei Schwerpunkte der Gespräche hervor: ist es rechtskonform, ein System zu schaffen, das die „decision-making responsibility for the disclosure of nonpublic registration data“ zentralisiert? Ist es zulässig, verschiedene Funktionen eines solchen Systems zu automatisieren? Zumindest in ersterem Punkt ermutigte die DPA ICANN, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Ein zentralisiertes System sei „worth exploring“, und sei im Hinblick auf Sicherheit eine bessere, „common sense“-Option. Bei alldem betonten die Vertreter der belgischen DPA, dass sie nicht befugt seien, eine abschließende Einschätzung zu geben. Im Hinblick auf die Automatisierung verbiete die DSGVO diese nach Ansicht der DPA nicht. Es komme nicht darauf an, wie die Preisgabeentscheidung getroffen werde, sondern darauf, darzulegen, dass jede algorithmusbasierte, automatisierte Entscheidung die Kriterien berücksichtigt, die von der DSGVO vorgeschrieben werden.
Konkrete Entscheidungen wurden nach diesem Treffen vorerst nicht getroffen. Marby schloss seine Mitteilung mit der Nachricht, dass man den Dialog im Bemühen um ein Zugangsmodell natürlich fortsetzen werde. Zumindest vom 67. ICANN-Meeting, das wegen des Coronavirus ausschließlich online abgehalten wird, sollte man aber nicht zu viel erwarten; denn von den ursprünglich geplanten 217 Sessions finden nur 70 statt, also lediglich etwa ein Drittel. Die Arbeiten an einem WHOIS-Reformmodell werden uns daher noch das ganze Jahr 2020 über begleiten.
Quelle: icann.org, eigene Recherche
STATISTIK – CHINA IM CORONAVIRUS-SCHOCK?
Schwächt der Coronavirus den Domain-Markt in China? Dieser Ansicht sind zumindest zahlreiche Registries und Registrare, weshalb sie von ICANN einen Gebührennachlass fordern. Derweil beschließen sowohl Italien als auch Litauen das Jahr 2019 mit einem deutlichen Plus.
Einen äußerst gelungenen Auftakt im Jahr 2020 feiert .com. War es im Januar bereits ein Zuwachs von 479.016 Domains, ging es nun im Februar um 716.211 Domains voran und damit über die Marke von 146 Mio. Domains. Ebenfalls freuen dürfte die Registry VeriSign Inc., dass .net mit einem in der Praxis vernachlässigbaren Verlust von 1.228 Domains die monatelangen Verluste eingedämmt hat. Stabil zeigten sich auch .biz und .eu, die zwar leicht verlieren, aber jeweils nur wenige tausend Adressen. Erfreulich gut gestartet ist auch Österreichs Länderendung .at, die mit einem Plus von 4.249 Domains über dem Durchschnitt zulegen kann. Allein .info fällt aus dem Rahmen: nach einem Verlust von 24.865 Domains im Januar geht es nun um knapp 55.000 Domains im Februar 2020 nach unten.
Vergleichsweise mager waren die Zuwächse im Lager der neuen Endungen. Zwar konnten sie TLD-übergreifend von 34.079.605 auf 34.586.631, also um 507.026 Domains zulegen. Der Spitzenreiter .icu bleibt mit einem Plus von rund 211.000 Domain-Namen aber deutlich hinter dem Januar-Ergebnis zurück; damals ging es um 1.445.959 Domains voran. Auch bei .top fällt der Zuwachs mit rund 6.000 Domains mager aus. Da ein Großteil der Registrierungen aus China stammt, hat man dort bereits den Schuldigen ausgemacht: auf Bitten zahlreicher chinesischer Registries und Registrare soll die Internet-Verwaltung ICANN wegen des Ausbruchs des Coronovirus für 2020 auf die „registry and registrar fees“ verzichten. Man sei von den Auswirkungen mehr betroffen als jedes andere Land, zahlreiche Mitarbeiter könnten ihrer Tätigkeit nicht nachgehen und es käme zu erheblichen Zahlungsverzögerungen. Ob sich ICANN darauf einlässt, ist öffentlich bisher noch nicht bekannt.
Aus Italien erreicht uns die Nachricht, dass die .it-Registry Registro.it ihren Bericht für das 4. Quartal 2019 veröffentlicht hat. Exakt 3.238.884 Domain-Namen mit italienischer Landesendung waren demnach zum 31. Dezember 2019 registriert, ein Plus von immerhin 72.738 Domains oder umgerechnet 2,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2018. Vor allem im September und im Oktober 2019 war die Nachfrage überdurchschnittlich groß. Noch ein gutes Stück besser, wenn auch auf niedrigerer Flamme schlug sich die litauische Länderendung .lt. Von dort teilt die Verwaltung Domreg.lt von der Kaunas University of Technology mit, dass am 31. Dezember 2019 insgesamt 198.923 .lt-Domains registriert waren, ein Plus von 3,15 Prozent. Gut möglich, dass in diesen Tagen die 200.000ste .lt-Domain registriert wird – dem Inhaber der Jubiläums-Domain winkt ein Tablet.
Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 16.373.321 – (Vergleich zum Vormonat: + 11.705)
.at – 1.326.201 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.249)
.com – 146.627.410 – (Vergleich zum Vormonat: + 716.211)
.net – 13.393.216 – (Vergleich zum Vormonat: – 1.228)
.org – 10.113.223 – (Vergleich zum Vormonat: + 17.320)
.info – 4.579.702 – (Vergleich zum Vormonat: – 54.509)
.biz – 1.589.590 – (Vergleich zum Vormonat: – 7.750)
.eu – 3.547.423 – (Vergleich zum Vormonat: – 3.385)
.icu – 6.587.872 – (Vergleich zum Vormonat: + 211.208)
.top – 3.736.210 – (Vergleich zum Vormonat: + 6.037)
.xyz – 2.972.009 – (Vergleich zum Vormonat: + 41.057)
(Stand 01. März 2020)
Den Bericht für das 4. Quartal bei .it finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2246
Die Pressemitteilung zu .lt finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2247
Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de
Weitere Registrar-Statistiken finden Sie unter:
> https://ntldstats.com/
Quelle: icann.org, nic.it, domreg.lt, eigene Recherche
TLDS – NEUES VON .CO, .POLITIE UND .SCOR
Der Rückzug von .brands aus dem Domain Name System hält unverändert an: der Rückversicherer SCOR trennt sich von .scor. Dafür möchte die Polizei der Niederlande ihre Endung .politie behalten, während Kolumbien die künftige Registry für .co in Kürze gefunden hat – hier unsere Kurznews.
Die kolumbianische Regierung hat die Liste aller Interessenten um einen Registry-Vertrag für die Länderendung .co veröffentlicht. Wie das „Ministry of Information Technology and Communications“ am 24. Februar 2020 mitteilte, haben sich neben der aktuellen Registry CO Internet S.A.S. noch zwei weitere Unternehmen beworben, nämlich Consorcio Dot CO (Centralnic Limited, Team Internet AG und Central Comercializadora de Internet SAS) und die .uk-Registry Nominet UK. Überraschend nicht auf dieser Liste enthalten ist die .info-Registry Afilias, obwohl die Ausschreibungsunterlagen wie zugeschnitten auf Afilias schienen. Bis 10. März 2020 will die Regierung nun die eingegangenen Unterlagen prüfen und einen vorläufigen Bewertungsbericht veröffentlichen. Für den 27. März 2020 ist außerdem eine Anhörung geplant. Am 30. März 2020 soll schließlich das Vergabegesetz unterzeichnet werden.
Die Politie Nederland, die zivile Polizei im europäischen Teil der Niederlande, hat den Vertrag mit der .nl-Verwalterin SIDN für die Top Level Domain .politie um vier Jahre verlängert. Bereits seit 2012 fungiert sie als Registry Service Provider für diese Endung, die nach eigenen Angaben von strategischer Bedeutung für die Polizei der Niederlande ist. In der Praxis macht sich das bisher kaum bemerkbar: aktuell sind sechs Domain-Namen registriert, mehr als acht waren es nie. SIDN weist darauf hin, dass .politie derzeit hauptsächlich dazu dient, um Verständnis für Domain-Management zu entwickeln und interne Dienste zu leisten; eine weitaus umfangreichere Nutzung sei aber geplant. Unter der obligatorischen Domain nic.politie gibt es lediglich eine Platzhalter-Website. Die allgemeine Registrierung ist aber ohnehin ausgeschlossen; in den bei ICANN eingereichten Bewerbungsunterlagen heißt es zum Kreis der Registrierungsberichteten: „can only be from inside the organisation or peergroups“.
Die in Paris ansässige SCOR SE, eines der größten Rückversicherungsunternehmen der Welt, trennt sich von der generischen Top Level Domain .scor: mit Schreiben vom 09. Januar 2020 kündigte SCOR das Registry Agreement mit ICANN. Wie zahlreiche andere .brands zuvor, beruft sich SCOR auf Sektion 4. 4 b) des Registry-Agreements, das eine jederzeitige ordentliche Kündigung unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von 180 Kalendertagen gestattet. Eine nähere Begründung erfolgte nicht. Zudem bat das Unternehmen, die Rechte an der Endung nicht auf eine andere Registry zu übertragen; dem hat ICANN am 27. Februar 2020 vorläufig entsprochen. Aktiv genutzt wurde .scor bisher nicht; mit Ausnahme der obligatorischen Adresse nic.scor sind keine weiteren Domains registriert. Dort findet sich aktuell nur der lapidate Hinweis: „.scor is a closed top-level domain name for the sole and exclusive use of SCOR SE.“ Selbst damit ist in Kürze Schluss.
Die Mitteilung des „Ministry of Information Technology and Communications“ finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2244
Das Kündigungsschreiben für .scor finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2245
Quelle: theregister.co.uk, sidn.nl, icann.org
RENEWAL – STUDIE VON WHOISHOSTINGTHIS.COM
WhoIsHostingThis.com hat Ende 2019 über die Treue von Domain-Inhabern eine Studie vorgelegt. Aufgrund der Studie „Which Domains Get Kept and Which Get Dropped?“ werden weniger als eine von drei Domain-Registrierungen jedes Jahr verlängert.
WhoIsHostingThis.com informiert seit 2007 Webmaster und Internetnutzer über Webhosting-Anbieter, IP-Adressen, Name Server und vieles andere. Ende 2019 legte man eine Studie über das User-Verhalten bei der Registrierung von Domains vor. WhoIsHostingThis.com stellte sich die Fragen, wie viele Domains erneuert, wie viele von anderen Registranten neu registriert und wie viele auslaufen und nicht wiederverkauft werden. Für diese Studie lieferte Whois XML API (whoisxmlapi.com), ein Anbieter von WHOIS-, DNS-, IP- und Cyber-Bedrohungsdaten, Daten zur Verfügung. Das aus zufälligen, seit 2012 gewonnenen Daten zusammengesetzte Paket umfasste genau 1 Mio. Domains unter acht Endungen, sieben davon gTLDs und mit .cn eine Länderendung. Im Einzelnen lagen die Daten von 796.501 .com-Domains, 84.153 .net-Domains, 53.691 .top-Domains, 35.844 .org-Domains, 17.655 .info-Domains, 7.111 .cn-Domains, 3.840 .xyz-Domains und 1.205 .biz-Domains vor. Der Datenbestand wurde im Oktober 2019 für die Analyse zusammengestellt.
Die Untersuchung dieser Daten förderte zu Tage, dass lediglich 29,79 Prozent der Domains jedes Jahr erneuert wurden. 70,21 Prozent der Registrierungen wurden vom jeweiligen Inhaber nicht erneuert, aber nicht alle Domains wurden final gelöscht, sondern 28,99 Prozent über „Drop-Catching“-Systeme von Dritten erneut registriert, während tatsächlich 41,22 Prozent endgültig gelöscht wurden. Die höchste Renewal-Quote nach dem ersten Registrierungsjahr wiesen .net (46,31 Prozent), .org (44,24 Prozent) und .info (34,56 Prozent) auf. Am schlechtesten standen .top (22,22 Prozent), .biz (16,60 Prozent) und .cn (1,72 Prozent) da. Die chinesische Länderendung .cn war auch die Endung, die die höchste Löschungsrate, nämlich 97,19 Prozent, aufwies. Die geringste Löschungsrate hatte .net mit 19,28 Prozent, gefolgt von .org (28,85 Prozent) und .com mit 43,12 Prozent. Auch bei der Neuregistrierung gelöschter Domains durch Dritte stand .net (34,42 Prozent) an erster Stelle, gefolgt allerdings von .top (33,75 Prozent) und .biz (33,36 Prozent), während an letzter Stelle wieder .cn mit 1,1 Prozent stand. Von den 1 Mio. analysierten Domains wurden 702.133 nach einem Jahr nicht vom ursprünglichen Inhaber verlängert; die Abwanderungsrate liegt somit bei 70,21 Prozent.
Wie repräsentativ die Daten und deren Analyse ist, lässt sich nur schwer sagen. Wir berichten regelmäßig über Renewal-Quoten verschiedener Registries, die andere Daten ausgeben. So sprach VeriSign (.com und .net) im Quartalsbericht vom 24. Oktober 2019 für das 3. Quartal 2019 von einer „renewal quote“ von 74,2 Prozent, die allerdings etwas unter den 75 Prozent vom Vorquartal lag. Die polnische Registry NASK verzeichnete für .pl-Domains zum Ende des 2. Quartals 2019 eine „renewal quote“ von 65,94 Prozent. In Russland lag im August 2019 für .ru die Quote bei 65,5 Prozent. Und auch die nTLD .blog wies im März 2019 laut Knock Knock WHOIS There LLC eine Quote von 72,74 Prozent auf. Nun mag es sein, dass diese starken Differenzen eben gerade dem Umstand zu verdanken sind, dass sich die Studie von WhoIsHostingThis.com alleine auf das erste Registrierungsjahr bezieht – was der Studie nicht ganz eindeutig zu entnehmen ist, heißt es doch an einer Stelle: „the data shows fewer than one in three domains are renewed each year“. Doch lässt sich auch darauf schließen, dass mit jedem Jahr, die eine Domain registriert ist, ihr Bestand sich festigt – bis wahrscheinlich zu einem gewissen Alter. Die Studie von WhoIsHostingThis.com ist für Interessierte allemal lesenswert.
Sie finden die Studie von WhoIsHostingThis.com unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2248
Quelle: whoishostingthis.com, eigene Recherche
AUDRP – DREIER-CLINCH UM SMARTMARK.COM.AU
Mehrere australische Unternehmen und Personen lagen im Clinch um die australische Domain smartmark.com.au. Ein aus drei Profis bestehendes Panel schaute sich die Sache umfassend an, war sich in einigem uneins, kam jedoch letztlich zum einheitlichen Ergebnis.
Die Beschwerdeführerin ist die im März 2015 gegründete australische Smartmark Pty Ltd., die ihre Markenrechte durch die Domain smartmark.com.au verletzt sieht. Sie ist Inhaberin der australischen Marke „SMARTMARK“, die im März 2015 beantragt und im Dezember 2015 eingetragen wurde. Sie erklärte, im März 2019 unter der Domain smartmark.com.au ihre Geschäfte aufgenommen zu haben und fügte einen Screenshot ihrer Website vom Februar 2019 bei. Die Domain smartmark.com.au wurde im Juni 2015 registriert, als Inhaber war der Privacy-Service Domain Protector eingetragen. Er teilte der Beschwerdeführerin im März 2019 mit, die Domain sei gelöscht und von einem Dritten neu registriert worden. Da für die Beschwerdeführerin unklar war, wer Inhaber der Domain wurde, strengte sie das UDRP-Verfahren nach den Regeln für .au-Domains (auDRP) gleich gegen drei Parteien bei der WIPO an. Gegner des Verfahrens waren die australische Dash Corp Pty Ltd., der Australier Robert Kaay sowie die Registry Australia Pty Ltd. Registry Australia und Dash Corp transferierten die Domain mehrfach zwischen sich hin und her. Letztlich leitete smartmark.com.au auf unter anderem das Angebot „Smart Trade Mark“ der Registry Australia weiter. Die Beschwerdeführerin meint unter anderem, nachdem die Gegner von der eingetragenen Marke der Beschwerdeführerin wussten, ließen sie einen ähnlichen Handelsnamen wie den Namen der Beschwerdeführerin eintragen, in der Hoffnung, das würde ihren Fall gegen die Beschwerdeführerin unterstützen.
Die Gegner hielten entgegen, dass eigentlich die Registry Australia Pty Ltd. allein Gegner sei, da sie Inhaberin der Domain sei. Unter anderem trugen sie vor, die Beschwerdeführerin habe die Domain freigegeben, weil sie offensichtlich keine Verwendung mehr für sie hatte. Man habe die Domain im Rahmen eines „domain name drop process“ registriert. Registry Australia biete seit 2018 professionelle Registrierungsdienstleistungen hinsichtlich Geschäftsbezeichnungen, Domain-Namen und Marken an. Sie habe zahlreiche Domain-Namen registriert, die die Begriffe „smart“ und „mark“ beinhalteten, einschließlich der streitigen Domain smartmark.com.au. Seit Mai 2019 betreibe sie auch ein Angebot unter dem Namen „Smart Trade Mark“. Es liege hier ein Fall von Reverse Domain Name Hijacking vor. In weiteren Einlassungen erklärten die Gegner, die Beschwerdeführerin sei nie Inhaberin der Domain smartmark.com.au gewesen und habe sie nie genutzt. Die Domain genutzt habe die Hudson IP Pty Ltd., und als Inhaber seien die jetzigen Rechtsvertreter der Beschwerdeführerin eingetragen gewesen. Die Beschwerdeführerin nutze das auDRP-Verfahren, um eine gelöschte Domain zu gewinnen, und nicht um gegen Cybersquatting vorzugehen. Über die Sache entschied ein Dreier-Panel bestehend aus dem australischen Juristen Andrew F. Christie als Vorsitzendem und den beiden Beisitzern, dem australischen Rechtsanwalt John Swinson und dem britisch-australischen Juristen und Mediator Alan L. Limbury.
Die drei Panelisten waren sich nicht in allen Punkten einig, kamen aber letztlich zu dem Ergebnis, die Beschwerde zurückzuweisen, weil die Beschwerdeführerin der Gegnerin nicht nachgewiesen habe, dass sie kein Recht oder berechtigtes Interesse an der Domain habe (WIPO-Case No. DAU2019-0031). Zunächst klärten sie nach der Prüfung historischer WHOIS-Aufzeichnungen, dass tatsächlich die Gibsons Solicitors Pty Ltd. die Domain im Januar 2015 registriert hatte, deren Kontaktperson Stuart Gibson war. Gibson sei der aktuelle Rechtsvertreter der Beschwerdeführerin. Im Juli 2015 und noch im Februar 2019 war die Hudson IP Pty Ltd. Domain-Inhaberin. Das Panel verständigte sich auch darüber, dass der Umstand, dass sich das Verfahren gegen drei Gegner richte, nicht unangemessen sei und wies den Antrag, die Dash Corp und Robert Kaay aus dem Verfahren zu entlassen, zurück. Aber sie gingen davon aus, dass Registry Australia Pty Ltd. Inhaberin der Domain sei. Weiter war man sich einig, dass Marke und Domain identisch seien. Das Verfahren scheiterte für die Beschwerdeführerin allerdings, auch da waren sich die Panelisten einig, bei der Frage eines Rechts oder berechtigten Interesses der Registry Australia Pty Ltd. an smartmark.com.au. Der Vortrag der Beschwerdeführerin sei konfus und widersprüchlich. Entscheidend sei allerdings, dass die Gegnerin die Domain via „Drop-Catching“ registrierte. Das sei kein üblicher „Drop-Catching“-Fall, da die Domain lediglich aus Wörterbuchbegriffen bestehe, die zudem das Geschäft der Gegnerin bezeichneten. Zudem vermochte die Beschwerdeführerin nicht nachzuweisen, dass sie Inhaberin der Domain war, ehe sie von Registry Australia Pty Ltd. registriert wurde. Weiter gäbe es keinen Nachweis für eine erhebliche Nutzung der Domain durch die Beschwerdeführerin. Damit gäbe es keinen vernünftigen Grund für die Annahme, die Gegnerin habe zum Zeitpunkt der Registrierung der Domain um die Beschwerdeführerin und deren (unbekannte) Marke gewusst. So habe die Beschwerdeführerin schon den Anscheinsbeweis nicht erbracht, wonach die Gegnerin kein Recht oder berechtigtes Interesse an der Domain habe.
Die Prüfung hätte an dieser Stelle enden können, jedoch gingen die Panelisten weiter und schauten, auch wegen des Vorwurfs des Reverse Domain Name Hijacking, ob Bösgläubigkeit auf Seiten der Gegnerin vorlag. Hier nun gingen die Meinungen der Panelisten auseinander: Während Christie und Limbury erklärten, es gäbe keinen Grund für die Annahme, es habe bei der Gegnerin Bösgläubigkeit vorgelegen, nahm Swinson diese an, weil die Domain smartmark.com.au auf registry.com.au weiterleite, auf der die Gegnerin Dienstleistungen anbietet, die im Wettbewerb mit den Markendienstleistungen der Beschwerdeführerin stünden. Schließlich gingen auch die Meinungen bei der Frage des Reverse Domain Name Hijacking auseinander. Christie und Limbury erkannten hier den Missbrauch des Verfahrens auf Seiten der Beschwerdeführerin an, insbesondere weil diese behauptet hatte, fünf Jahre lang Inhaberin der Domain gewesen zu sein. Hingegen sah Swinson lediglich, dass die Beschwerde schlecht formuliert gewesen sei, aber das führe hier nicht unbedingt zur Feststellung eines absichtlichen Irreführungsversuchs. Nichtsdestotrotz wiesen die Panelisten die Beschwerde der Smartmark Pty Ltd. zurück.
Die UDRP-Entscheidung über die Domain smartmark.com.au finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2249
Informationen zur australischen Verfahrensordnung auDRP finden Sie unter:
> https://www.wipo.int/amc/en/domains/cctld/au/index.html
Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de
Quelle: wipo.int, eigene Recherche
PALACE.COM – PALASTREVOLUTION FÜR US$ 306.000,-
Die vergangene Domain-Handelswoche lieferte mit palace.com zum Preis von US$ 306.000,- (ca. EUR 280.734,-) die bisher teuerste Domain des Jahres. Mit bettingtips.com zu US$ 150.000,- (ca. EUR 137.615,-) gab es sogar noch eine zweite Domain mit sechsstelligem Preis.
In der 8. Domain-Handelswoche dieses Jahres setzte sich palace.com zum Preis von US$ 306.000,- (ca. EUR 280.734,-) an die Spitze der Jahresbestenliste 2020, die, bettingtips.com zu US$ 150.000,- (ca. EUR 137.615,-) miteingerechnet, acht Domain-Namen mit sechsstelligen Preisen aufweist. Weder die eine noch die andere weist allerdings Inhalte auf, beide werden wohl vorerst lediglich Spekulationsdomains bleiben. Keine Inhalte bietet auch yugo.com, die US$ 50.000,- (ca. EUR 45.872,-) erzielte, während realcraft.com mit US$ 38.000,- (ca. EUR 34.862,-) von einem Türenanbieter erworben wurde. Interessant ist die Entwicklung von eventmaker.com, die im Mai 2008 US$ 5.000,- (damals ca. EUR 3.190,-) einbrachte und nun für EUR 20.000,- einen neuen Inhaber fand.
Die kolumbianische Endung .co setzte sich mit routine.co zum Preis von US$ 31.000,- (ca. EUR 28.440,-) an die Spitze der Länderendungen. Ihr folgte die deutsche Zwei-Zeichen-Domain hs.de mit EUR 23.800,-, der sechs weitere .de-Domains folgten. Die dritte im Bunde war ausnahmsweise eine US-amerikanische Domain: fly.us brachte es auf US$ 10.000,- (ca. EUR 9.174,-). Viel war insgesamt unter den Länderendungen allerdings nicht los.
Die neuen generischen Endungen blühen beim Verkauf immer mehr auf, aber einiges bleibt suspekt. An erster Position stand dieses Mal eine Ein-Zeichen-Domain: h.energy erzielte sehr gute US$ 15.000,- (ca. EUR 13.761,-). Ihr folgte bitcoin.global zum Preis von EUR 8.000,-, den sie allerdings bereits im August 2017 erzielte. Ähnlich sah es auch bei sma.global aus, die nun US$ 4.800,- (ca. EUR 4.404,-) erzielte, aber den gleichen Betrag bereits im November 2019, damals ca. EUR 4.444,-, eingebracht haben soll. Da beruhigt uns die Differenz, die sich bei beyond.global abzeichnete, die jetzt US$ 5.200,- (ca. EUR 4.771,-) kostete und sich seit September 2016 von US$ 2.400,- (EUR 2.143,-) steigern konnte. Die klassischen generischen Endungen waren mit vier erwähnenswerten Verkäufen zahm, konnten aber auch eine Erfolgsgeschichte schreiben: gravity.net brachte es auf sehr erfreuliche US$ 38.500,- (ca. EUR 35.321,-), was eine erhebliche Steigerung gegenüber den US$ 3.388,- (ca. EUR 2.626,-) im September 2014 darstellt. Die vergangene Domain-Handelswoche zeichnete sich allerdings entschieden durch den Verkauf von palace.com zum Preis von US$ 306.000,- (ca. EUR 280.734,-) aus, die die bisher teuerste bekannte Domain des Jahres ist.
Länderendungen
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routine.co – US$ 31.000,- (ca. EUR 28.440,-)
hs.de – EUR 23.800,-
jobtec.de – EUR 3.500,-
reise-spezialisten.de – EUR 3.000,-
hechtangeln.de – EUR 2.537,-
underwood.de – EUR 2.500,-
abibox.de – EUR 2.367,-
citycoco.de – EUR 2.250,-
fly.us – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.174,-)
inc.ch – EUR 5.750,-
klax.dk – EUR 5.000,-
willpower.ca – US$ 3.700,- (ca. EUR 3.394,-)
icruise.co.za – US$ 3.000,- (ca. EUR 2.752,-)
las.kr – US$ 2.900,- (ca. EUR 2.661,-)
Neue Endungen
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h.energy – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.761,-)
bitcoin.global – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.339,-)
fis.global – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.339,-)
writer.app – EUR 7.000,-
beyond.global – US$ 5.200,- (ca. EUR 4.771,-)
mfc.app – US$ 4.950,- (ca. EUR 4.541,-)
dcs.global – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.404,-)
sma.global – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.404,-)
hq.bet – US$ 3.250,- (ca. EUR 2.982,-)
wg.bet – US$ 3.250,- (ca. EUR 2.982,-)
immobilienbewertung.online – EUR 2.500,-
sportwetten-tipps.org – EUR 2.500,-
realestate.mba – US$ 2.700,- (ca. EUR 2.477,-)
cricket.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.835,-)
secret.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.835,-)
meeting.green – US$ 1.950,- (ca. EUR 1.789,-)
Generische Endungen
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gravity.net – US$ 38.500,- (ca. EUR 35.321,-)
wholehealth.net – EUR 5.500,-
veterinaria.org – EUR 3.200,-
caleo.org – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.835,-)
.com
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palace.com – US$ 306.000,- (ca. EUR 280.734,-)
bettingtips.com – US$ 150.000,- (ca. EUR 137.615,-)
yugo.com – US$ 50.000,- (ca. EUR 45.872,-)
realcraft.com – US$ 38.000,- (ca. EUR 34.862,-)
modena.com – EUR 34.000,-
hayalet.com – US$ 22.500,- (ca. EUR 20.642,-)
eventmaker.com – EUR 20.000,-
allocations.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.761,-)
smartblinds.com – US$ 14.500,- (ca. EUR 13.303,-)
axeria.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 10.092,-)
mrringo.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 9.174,-)
chapter8.com – US$ 9.995,- (ca. EUR 9.170,-)
businesssydney.com – US$ 9.880,- (ca. EUR 9.064,-)
healthydata.com – US$ 8.800,- (ca. EUR 8.073,-)
lustia.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 6.422,-)
bv360.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.505,-)
rentdepot.com – US$ 5.900,- (ca. EUR 5.413,-)
ultimum.com – US$ 5.450,- (ca. EUR 5.000,-)
sunbeds.com – US$ 5.449,- (ca. EUR 4.999,-)
ofmall.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.587,-)
battlecard.com – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.586,-)
lovebible.com – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.586,-)
collectivecommerce.com – US$ 4.500,- (ca. EUR 4.128,-)
pmsport.com – US$ 4.300,- (ca. EUR 3.945,-)
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BERLIN – 7. DEUTSCHER IT-RECHTSTAG IM APRIL
Die DAV-Arbeitsgemeinschaft IT-Recht (davit) und die Deutsche Anwalt Akademie veranstalten am 23. und 24. April 2020 den „7. Deutscher IT-Rechtstag“ in Berlin. Die Veranstaltung widmet sich in Vorträgen und Workshops verschiedenen Fragen wie nach dem Bundestrojaner, der DSGVO und weiteren Themen. Mittlerweile liegt die ausführliche Agenda vor.
Mit dem Deutschen IT-Rechtstag sprechen davit und Deutsche Anwalt Akademie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, IT-Rechts-Spezialistinnen und -Spezialisten, Juristen aus Unternehmen, Ministerien und Verbänden sowie IT-Verantwortliche an. Die Veranstaltung schafft die Möglichkeit, sich zum fachlichen Austausch rund um das Informationstechnologierecht zusammenfinden. Der „7. Deutsche IT-Rechtstag“ wird von einschlägigen Fachzeitschriften der Verlage Dr. Otto Schmidt und C.H. Beck unterstützt. Die Moderation übernimmt diesmal Rechtsanwalt Karsten U. Bartels (davit) alleine. Auf der Agenda stehen unter anderem „Digitaler Wandel als Aufgabe zur Gestaltung“, „Daten- und Rechtemanagement in agilen Strukturen“, „Kooperationsmodelle im Lichte des Datenschutzes“ und „Digitales Büro: Anwaltstools, Berufsrecht und Datenschutz“. Als Referenten sind unter anderem mit von der Partie Rechtsanwältinnen Marijke van der Most, Marlene Schreiber und Fatima Hussain sowie Rechtsanwälte Dr. Thomas Schwenke, Michael Friedmann und Prof. Niko Härting.
Der „7. IT-Rechtstag“ findet von Donnerstag, 23. April 2020 ab 13.00 bis Freitag, 24. April 2020 bis 17.00 Uhr im Mercure Hotel MOA, Stephanstraße 41 in 10559 Berlin, statt. Am Abend des 23. April 2020 findet von 19:00 bis 22:00 Uhr der IT-Rechtsabend mit Getränken und Buffet in der Amano-Bar, Auguststraße 43 in 10119 Berlin, statt. Die Teilnahme kostet für Mitglieder der AG IT-Recht und dem Forum Junge Anwälte EUR 450,00; Nichtmitglieder zahlen EUR 505,00 – jeweils zuzüglich der gesetzlichen Umsatzsteuer. Die Teilnahme umfasst insgesamt 10 Vortragsstunden, die als Pflichtfortbildung gemäß § 15 FAO anerkannt werden.
Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://davit.de/event/7-deutscher-it-rechtstag/
> https://www.anwaltakademie.de/product/25466
Quelle: davit.de, eigene Recherche