Domain-Newsletter

Ausgabe #1043 – 12. November 2020

Themen: Sedo – Domain-Verwertung in der Insolvenz | Statistik – hohe Verluste für nTLDs | TLDs – Neues von .dk, .re und .sucks | DOTZON-Studie – die besten .marken 2020 | WIPO – UDRP-Verfahren und Zivilprozess parallel | stars.com – Sternen-Hagel für US$ 917.000,- | NamesCon-Online – Teilnahmegebühren stehen fest

SEDO – DOMAIN-VERWERTUNG IN DER INSOLVENZ

Bei insolventen Unternehmen finden sich häufig digitale Schätze, die lukrative Verwertungsmöglichkeiten eröffnen. Darauf weist die Domain-Handelsplattform Sedo hin, und bringt aktuelle Beispiele aus der Praxis.

Insolvent, konkurs, pleite – viele Wörter beschreiben eine Situation, in der bei einer natürlichen Person oder einem Unternehmen vermeintlich nichts mehr zu holen ist. Doch im Digitalzeitalter verstecken sich Firmenwerte in der Insolvenz häufig dort, wo sie auf den ersten Blick nicht sichtbar sind – dazu zählen vor allem Domains. Gemäß § 35 InsO erfasst ein Insolvenzverfahren das gesamte pfändbare Vermögen, das dem Schuldner zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehört und das er während des Verfahrens erlangt. Zwar ist eine Domain selbst nicht pfändbar, die Gesamtheit der schuldrechtlichen Ansprüche des Domain-Inhabers gegenüber der Vergabestelle fällt aber unter ein „anderes Vermögensrecht“ im Sinne des § 857 Abs. 1 ZPO (BGH, Beschluss vom 05.07.2005 – Az. VII ZB 5/05). Von den seltenen Fällen der Unpfändbarkeit abgesehen, sollten nicht nur Gläubiger, sondern auch Insolvenzverwalter den Domains besonderes Augenmerk schenken. Für potentielle Interessenten eröffnen sich spiegelbildlich oft lukrative Geschäftschancen.

Nach Angaben von Sedo hinterließ zum Beispiel das Leipziger Unternehmen Unister viele bekannte, gut besuchte und somit wertvolle Domains, als es im Juli 2016 Insolvenz anmeldete. Insgesamt betrieb Unister laut Sedo rund 40 Online-Portale. Unter den dafür eingesetzten Domain-Namen waren auch solche, die eines oder mehrere der folgenden Kriterien für eine als „hochwertig“ einzuordnende Internetadresse erfüllten:

– sogenannte Kategorie-Killer wie fluege.de, auto.de oder reisen.de – also Ein-Wort-Domains zu stark nachgefragten Themen oder Produkten
– besonders kurze und prägnante Domains wie news.de
– Suchwortdomains wie hotelreservierung.de und partnersuche.de

Für welche Summen diese Domains im Zuge der Insolvenz verkauft wurden, ist unbekannt. Als kleiner Richtwert könnte kredit.de dienen. Diese Domain kaufte Unister im Jahr 2008 über Sedo von der Abacho AG – für EUR 892.500,-. Auch die Insolvenz von Air Berlin bot Domainern ungeahnte Chancen: rund 180 Begriffe und Wortmarken sowie rund 1.000 Domain-Namen standen zum Verkauf. Bei den Domains waren nicht nur Air Berlin-und LTU-Domains im Angebot, sondern auch zahlreiche Adressen, die keinen Bezug zum Air Berlin-Konzern haben, wie we-fly-europe.com, mallorca-shuttle.com oder city-shuttle.com. Hinzu kamen Domains mit eingängigen Name wie jubelpreise.com und ichbineinairberliner.com.

Wer unsicher ist, wie viel die Domains eines insolventen Unternehmens wert sind, kann sich an Sedo wenden. Dort erhält man wissenschaftlich fundierte Wertgutachten für einzelne Domains und Bewertungen ganzer Domain-Portfolien. Alternativ kann man die Domains auch über Sedo oder andere Handelsplattformen wie DomainMarket/Afternic zum Verkauf anbieten. Vor überzogenen Erwartungen sei gewarnt; dafür lassen sich Domains rasch verkaufen, und geben selten Anlass, um über Gewährleistungsrechte zu streiten.

Quelle: sedo.de

STATISTIK – HOHE VERLUSTE FÜR NTLDS

Pandemie? Wirtschaftskrise? Noch scheint die Domain Name Industry von allen Corona-Folgen verschont zu bleiben: VeriSign meldet für .com und .net äußerst stabile Zahlen. Nur die neu eingeführten Top Level Domains stürzen ab.

Ein kombiniertes Plus von 10,9 Mio. an Registrierungen unter .com- und .net im 3. Quartal 2020, damit eine Million mehr als im 3. Quartal 2019 – die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Corona-Pandemie haben zumindest die beiden wichtigsten generischen Endungen noch nicht erreicht. Jim Bidzos, CEO von VeriSign Inc., will allerdings pandemiebedingte Unsicherheiten aktuell nicht ausschließen, zumal das 4. Quartal eines Jahres traditionell schwächer ausfalle. Derzeit gibt es dafür jedoch keine Anzeichen; in den vergangenen vier Wochen konnten sowohl .com als auch net zulegen. Kein guter Monat war der Oktober 2020 hingegen für nTLDs. Die Top 3 verloren jeweils sechsstellig, .icu sogar knapp 430.000. Der Absturz bei .icu war vorhersehbar und dürfte mit einer Marketing-Kampagne zusammenhängen, in der die Domains im Herbst 2019 zu besonders günstigen Gebühren erhältlich waren. Sollte sich das bewahrheiten, stehen .icu noch einige turbulente Woche bevor, bis sich die Zahlen wieder stabilisieren.

Aus Brüssel erreicht uns der Bericht der .eu-Verwalterin EURid für das 3. Quartal 2020. Demnach gewann man in den Monaten Juli bis September unter dem Strich 143.871 .eu-Domains dazu und landete damit bei offiziell bestätigten 3.576.302 Registrierungen, einschließlich aller Domains unter den beiden internationalisierten Varianten von .eu. Die „renewal quote“ war dabei mit 78,3 Prozent deutlich geringer als im 2. Quartal 2020, in dem sie bei (überdurchschnittlich hohen) 83,9 Prozent lag. Mit eingeschlossen sind dabei noch die 130.114 .eu-Domains, deren Inhaber ihren Sitz im Vereinigten Königreich haben; ihr Anteil dürfte in Folge des Brexit bald drastisch sinken. Deutschland bleibt hingegen mit 977.698 Domains die beliebteste .eu-Heimat. Am Ende der Liste steht übrigens das französische Überseegebiet Saint Martin; dort haben zwei Inhaber von .eu-Domains ihren Sitz, im Archipel Mayotte immerhin fünf. Mit 26 Schiedsverfahren bleibt .eu zudem ein friedlicher Namensraum.

Ob das auch für Sloweniens Länderendung .si gilt, bleibt aktuell abzuwarten. Nach Angaben der Verwalterin Register.si gibt der Umstand Anlass zur Sorge, dass die Zahl der pandemiebezogenen .si-Domains und damit die Gesamtzahl der Registrierungen deutlich angestiegen ist. Dazu zählt die Registry Domains mit Begriffen wie „pandemic“, „disinfectants“, „masks“, „covid“, „sars“ und „epidemics“. Allerdings betont sie auch, dass bisher trotz aufmerksamer Überwachung keine Irregularitäten festgestellt wurden; auch zu Suspendierungen ist es noch nicht gekommen. „Despite fears that the pandemic would result in the registration of malicious domain names linked to Covid-19, it turned out that there were extremely few such cases, nothing more than in usual times“, so Register.si. Derzeit sind rund 140.000 .si-Domains registriert, davon 1.880 im letzten Monat.

Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 16.622.823 – (Vergleich zum Vormonat: + 62.474)
.at – 1.356.530 – (Vergleich zum Vormonat: + 4.492)
.com – 150.856.148 – (Vergleich zum Vormonat: + 543.479)
.net – 13.442.644 – (Vergleich zum Vormonat: + 20.646)
.org – 10.269.697 – (Vergleich zum Vormonat: + 10.314)
.info – 4.198.657 – (Vergleich zum Vormonat: – 49.074)
.biz – 1.380.015 – (Vergleich zum Vormonat: – 11.182)
.eu – 3.549.004 – (Vergleich zum Vormonat: + 31.244)

.icu – 5.968.066 – (Vergleich zum Vormonat: – 429.581)
.xyz – 3.311.446 – (Vergleich zum Vormonat: – 105.284)
.top – 2.935.379 – (Vergleich zum Vormonat: – 220.386)

(Stand 01. November 2020)

Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de

Weitere Registrar-Statistiken finden Sie unter:
> https://ntldstats.com/

Quelle: eurid.eu, register.si, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .DK, .RE UND .SUCKS

Das Image von .sucks erhält weitere Kratzer: eine Änderung des Geschäftsmodells soll den Domain-Verkauf direkt über die Registry erlauben. Derweil arbeitet .dk an der Sicherheit des eigenen Namensraumes, während AFNIC Einblicke in Réunions Länderendung .re gewährt – hier unsere Kurznews.

DK Hostmaster A/S, zuständig für das dänische Länderkürzel .dk, hat die Nutzer zur Verbesserung der Sicherheit im eigenen Namensraum aufgerufen. Unter der IDN sikkerpånettet.dk findet jeder Interessent ein Werkzeug, das einen Test von Webseiten, eMail und Internetverbindung zulässt. Im Vordergrund steht, ob bei der Nutzung moderne und sichere Standards verwendet werden; auf dieser Basis errechnet das Tool einen Prozentsatz an Cybersicherheit. Dabei beschränkt sich sikkerpånettet.dk nicht auf .dk-Domains; der Website-Test akzeptiert auch andere gTLDs und ccTLDs. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Registry gemeinsam mit Danish Business Authority, Center for Cyber Security, Confederation of Danish Industry, The Danish Chamber of Commerce, eMærket, PwC, Council for digital security, SMVdanmark, The Danish Consumer Council und der Agency for Digitisation. Das Tool steht kostenlos zur Verfügung.

AFNIC, Registry von Frankreichs Länderendung .fr, hat eine ausführliche Analyse des von ihr mitverwalteten Kürzels .re (Réunion) veröffentlicht. Die im Indischen Ozean gelegene, zur Europäischen Union gehörende Insel hat demnach rund 31.000 Registrierungen unter .re, wobei der Anstieg seit 2013 nachhaltig ausfällt. Im Jahr 2016 war .re bei Domainern besonders gefragt, doch dieser Spekulationstrend ist abgeflacht. Als kleiner Wachstumstreiber für .re erwies sich jetzt die Corona-Pandemie, die laut AFNIC für ein Wachstum von rund 3.000 Domains gesorgt hat. Zu den Inhabern von .re-Domains gibt es wenige öffentliche Angaben, was daran liegt, dass WHOIS-Angaben bei Privatpersonen automatisiert anonymisiert werden (wobei die Behauptung genügt, eine Privatperson zu sein), so dass nur Unternehmensdomains öffentlich werden. Gleichwohl lässt sich laut AFNIC festhalten, dass 16 bis 18 Prozent der .re-Inhaber aus Frankreich oder den französischen Überseegebieten stammen, und 25 bis 30 Prozent aus dem Rest der EU. Wer mehr wissen will: die AFNIC-Analyse steht ab sofort für jedermann zum Abruf bereit.

Die .sucks-Registry Vox Populi Registry Inc. bereitet eine einschneidende Änderung ihres Geschäftsmodells vor. Mit Schreiben vom 01. Oktober 2020 hat man ICANN um Zustimmung gebeten, dass Inhaber von .sucks-Domains sie künftig über die Registry zum Weiterverkauf anbieten dürfen. Die Domain würde dabei über die akkreditierten Registrare angeboten, allerdings zum Preis, den der Domain-Inhaber festgelegt hat. Von ICANN ist zu klären, ob es sich dabei um einen „Registry Service“ handelt und dieser der Zustimmung ICANNs bedarf; die entsprechende Prüfung läuft aktuell. Schon jetzt hat diese Änderung dazu geführt, dass eine Fülle von Marken unter einer .sucks-Domain registriert wurde, verknüpft mit vorgefertigten Webseiten, auf denen man sich häufig kritisch über die Marke äußert. Bestätigt wird diese Entwicklung durch den sprunghaften Anstieg der Registrierungszahlen in den vergangenen Wochen. Ob ICANN dem Treiben Einhalt gebietet, bleibt abzuwarten; Markeninhaber sollten überlegen, ob sie sich noch rasch für eine defensive Registrierung entscheiden.

Das .dk-Sicherheitswerkzeug finden Sie unter:
> https://sikkerpånettet.dk/

Die Analyse von AFNIC zu .re finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2406

Quelle: dk-hostmaster.dk, afnic.fr, icann.org

DOTZON-STUDIE – DIE BESTEN .MARKEN 2020

Das internationale Management-Beratungsunternehmen DOTZON GmbH legte dieser Tage erneut die Ranking-Studie „Digitale Unternehmensmarken“, dieses Mal für das Jahr 2020, vor. Die Nummer 1 ist auch in diesem Jahr .audi.

Seit 2005 berät DOTZON Unternehmen im deutschsprachigen Raum zu digitalen Identitäten. Nach der Studie „Digitale Stadtmarken 2020“ legt DOTZON nun auch die Studie „Digitale Unternehmensmarken 2020“ vor. Die Studie beschäftigt sich mit digitalen Produkt- und Unternehmensmarken, die im Rahmen der von der Netzverwaltung ICANN Anfang 2012 initiierten Bewerbung um neue Top Level Domains als .brand (.marke) zugelassen wurden.

Nach einer Einführung und fünf Seiten mit überzeugenden Ausführungen zu Sinn und Zweck einer .marke sowie einer kurzen Geschichte ihrer Entstehung, zeigt die Studie die Grundlagen auf, anhand der die Bewertung der 497 Markenendungen beurteilt wurden. Nach wie vor sind es sieben Parameter: die Anzahl registrierter Domains, inwieweit diese im Web auflösen, die Anzahl von Domains mit eingerichtetem Mail-Server, die Anzahl der neu genutzten Domains, Sichtbarkeit der Top Level Domain anhand der SISTRIX-Plattform, die Anzahl der Alexa-Rankings unter der TLD und das Alexa-Ranking selbst. Bei diesen Kriterien schnitt die Endung des Automobilherstellers AUDI, .audi (knapp 1.800 Domains), zum zweiten Mal am besten ab und konnte ihre Position auf Platz 1 halten. Den zweiten Platz belegte das Pharmaunternehmen Abbott (.abbott) mit rund 200 Domains. An dritter Position findet sich die französische Genossenschaft und Supermarktkette E.Leclerc (.leclerc), die sich vom siebten Platz im Vorjahr aus verbessern konnte und dies 161 Domains mit eigenen MX-Records verdankt. Die französischen Bank-Gruppe BNP Paribas (.bnpparibas) rutschte diesmal vom 2. auf den 4. Platz. Ihr folgte auf Platz fünf (von Platz 4 im Vorjahr) der deutsche Baustoffhersteller Weber (.weber), Tochterunternehmen der französischen Compagnie de Saint-Gobain, ebenfalls dank einer Menge Domains mit MX-Records. Auf Platz sechs reihte sich nun Google (.google) ein. Ein besonderes Schmankerl ist Platz 7: hier konnte sich das Kernforschungsinstitut CERN mit .cern positionieren; obwohl das Angebot sicher nicht publikumswirksam ist, ist die Endung auf Alexa recht präsent.

Bei der den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zuzuordnenden Domain-Registrierungen gab es Verschiebungen. Mit gut 8.700 registrierten Internetadressen führt nun die Finanzwirtschaft (im Vorjahr 3.366 Domains) vor der Automobilwirtschaft (knapp 4.000 Domains, gegenüber 6.816 in 2019) die Rangliste an. Es folgen Internetunternehmen (1.794 Domains, Vorjahr 1.773), Versicherungen (1.644 Domains, Vorjahr 1.668) und Industrieunternehmen (937 Domains, Vorjahr 1.430). DOTZON listet wieder einen Überblick über die Entwicklung von UDRP-Verfahren, wonach sich mit den Markenendungen die Anzahl der UDRP-Verfahren der jeweiligen Marke verringert habe. Hier scheint sich mittlerweile die Annahme der Abnahme von UDRP-Verfahren zu bestätigen. Aber um diese Entwicklung festzuschreiben bedarf es nach unserer Auffassung noch einer größeren Menge von Daten.

Nichtsdestotrotz macht DOTZON die Gesamtsituation der .marken dem Leser, ob er nun Neuland betritt oder schon mit dem Thema vertraut ist, in der 24-seitigen Studie leicht verständlich. Die Studie ist in vielerlei Hinsicht hilfreich: es wird nochmals deutlich, warum eine Markenendung sinnvoll ist. Sie gibt Hilfe bei der Frage, wie man seine Markenendung und damit das eigene Unternehmen besser auf dem Markt platziert. Weiter ergeben sich – wie schon in den Vorjahren – auf den letzten Seiten der Studie einige Anregungen, wie man die eigene Markenendung sinnvoll nutzen kann. Ein kleines Manko stellt dieses Mal die Farbwahl beim Graphen der Google-Trends dar, wo zwei Orange-/Gold-Töne nicht zu unterscheiden sind. Gleichwohl sei die Lektüre der Studie allen Unternehmen, die eine eigene Markenendung bereits halten oder die sich mit dem Gedanken tragen, bei nächster Gelegenheit eine solche bei ICANN zu beantragen, empfohlen.

Sie finden die Studie „Digitale Unternehmensmarken 2020“ unter
> https://dotzon.consulting/studien

Quelle: dotzon.gmbh, eigene Recherche

WIPO – UDRP-VERFAHREN UND ZIVILPROZESS PARALLEL

Die deutsche Normani GmbH sah ihre diversen „NORMANI“-Marken durch die Domain normani.com verletzt und startete deshalb ein UDRP-Verfahren vor der WIPO. Der Domain-Inhaber seinerseits erhob in einem eigenen Zivilrechtsverfahren Feststellungsklage wegen Reverse Domain Name Hijacking gegen die Beschwerdeführerin.

Die 2016 gegründete Normani GmbH, Anbieter von Kleidung und Accessiores, sieht die von ihrem CEO exklusiv an sie lizensierten Markenrechte durch die Domain normani.com verletzt. Der Markeninhaber hatte als Einzelkaufmann bereits 2004 eine Marke „NORMANI“ registriert, und dann in der Folge zwei graphische WortMarken in 2012 und 2013. Eine weitere deutsche Marke hält seit 2017 die Unternehmenstochter Normani Logistik GmbH. Der Gegner Stanley Pace registrierte die Domain normani.com im August des Jahres 2013. Er hielt die Domain geparkt. Laut Beschwerdeführerin zeigte sie zunächst an, man könne sie für US$ 888,- kaufen, dann, die Domain stehe nicht zum Verkauf, der Inhaber würde aber Angebote erwägen. Später zeigte die Domain eine Seite mit Pay-per-Click Links, und zum Zeitpunkt des Verfahrens eine Werbeseite für Finanzdienstleistungen. Der Gegner nahm zur Sache nicht Stellung, teilte der WIPO aber mit, dass er seinerseits eine Feststellungsklage nach 28 U.S.C. § 2201 vor den US-Zivilgerichten gegen die Beschwerdeführerin erhoben habe, und fügte seine Klageschrift bei. Danach begehrt er die Feststellung, dass er die Marke „NORMANI“ der deutschen Unternehmen Normani GmbH und Normani Logistik GmbH nicht verletzt, und die beklagten deutschen Unternehmen Normani GmbH und Normani Logistik GmbH Reverse Domain Name Hijacking betreiben. Er sei Domain-Investor, der Domains üblicherweise verpachte, aber nicht verkaufe. Die Domain normani.com habe er nie zum Kauf angeboten. Die Beklagten hätten keine US-Marken, in den USA keine Werbung geschaltet und auch nicht nach USA verkauft. Bei „Normani“ handele es sich um einen Nachnamen oder weiblichen Vornamen wie der der Sängerin „Normani Kordei Hamilton“. Er selbst nutze die Domain normani.com ausschließlich gutgläubig, indem er sie geparkt halte; keiner der angezeigten Links verweise oder nutze die Marke der Beklagten. Gegenüber der WIPO erklärte Pace, man solle das UDRP-Verfahren bis zu einer Entscheidung in dem von ihm angestrengten Zivilprozess aussetzen. Als Entscheider wurde der australische Juraprofessor in Beijing (China) Matthew Kennedy eingesetzt.

Kennedy wies die Beschwerde der Normani GmbH letztendlich ab, da diese die Bösgläubigkeit von Pace nicht habe nachweisen können (WIPO Case No. D2020-2353). Doch bevor er sich um die Sachfragen kümmerte, prüfte er, ob ein UDRP-Verfahren in der gegebenen Situation überhaupt statthaft sei. Laut § 18 (a) der Regeln liegt es im Ermessen des UDRP-Panels, ob das Verfahren fortgeführt oder ausgesetzt wird, wenn ein den Verfahrensgegenstand betreffendes Gerichtsverfahren eingeleitet wurde. Der Gegner habe die Zivilklage erhoben, nachdem die UDRP-Beschwerde eingereicht und bevor ein Entscheider berufen wurde. Die Beschwerdeführerin nahm dazu nicht Stellung. Der Streit bewege sich im ordentlichen Rahmen eines UDRP-Verfahrens. Es gäbe zwar Lücken bei den vorgelegten Beweisen, und der Gegner habe sich in der Sache nicht erklärt; doch dies führe nicht dazu, dass dieses Verfahren aus dem Anwendungsbereich der UDRP herausfalle oder eine Entscheidung in der Sache behindere. Und auch wenn sich der Zivilrechtsstreit und das UDRP-Verfahren überlappen, sehe er, Kennedy, nicht, dass ein Aussetzen des Verfahrens angemessen sei. Angesichts der relativen Zweckmässigkeit des UDRP-Verfahrens im Vergleich zu einem Gerichtsverfahren und der Tatsache, dass das vom Gegner eingeleitete Gerichtsverfahren zusätzliche Fragen umfasse, lehnte es Kennedy ab, das UDRP-Verfahren auszusetzen oder zu beenden.

Also widmete sich Kennedy den Sachfragen und ging diese flott durch: er stellte Identität von Domain und Marke fest, überging die Frage nach einem Recht oder berechtigten Interesse des Gegners an der Nutzung der Domain normani.com und prüfte die Frage der Bösgläubigkeit. Kennedy stellte fest, dass vom Gegner die Domain normani.com 2013, also vor Entstehen der Beschwerdeführerin, aber nach der an sie lizensierten deutschen Marke von 2004, registriert worden war. Allerdings habe die Beschwerdeführerin nicht nachgewiesen, dass sie die Marke vor der Domain-Registrierung bereits genutzt habe, geschweige denn in den USA. Es lägen auch keine Nachweise vor, wonach die Beschwerdeführerin ihre Domain normani.de vor 2014 genutzt habe. Deren Website sei auf Deutsch gehalten, der Gegner sitze aber in den USA. Die vorliegenden Nachweise gäben keine Grundlage dafür anzunehmen, der Gegner hätte die Marke „NORMANI“ vor Erhebung der UDRP-Beschwerde kennen müssen oder kennen können. Nichts deute auf eine bösgläubige Registrierung der Domain. Es lägen auch keine Nachweise hinsichtlich einer bösgläubigen Nutzung der Domain durch den Gegner vor: Die Domain zum Kauf anzubieten, stelle für sich schon keine bösgläubige Nutzung dar. Dass sie tatsächlich für US$ 888,- angeboten wurde, habe die Beschwerdeführerin nicht belegt. Damit vermochte Kennedy kein bösgläubiges Verhalten des Gegners festzustellen, und wies die Beschwerde ab.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain normani.com finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2407

Die Rules for Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2399

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

STARS.COM – STERNEN-HAGEL FÜR US$ 917.000,-

In der vergangenen Domain-Handelswoche wurde die Domain stars .com nicht für US$ 917.000,- (damals ca. EUR 804.386,-) gehandelt, das fand bereits Mitte 2019 statt. Jedoch wurde dieser Deal erst jetzt bekannt. Davon abgesehen, gab es aber mit picture.com zu US$ 225.000,- (ca. EUR 189.509,-) vergangene Woche eine Domain im sechsstelligen Bereich.

Die Domain stars.com wechselte im Juli 2019 anlässlich einer Auktion für US$ 917.000,- (damals ca. EUR 804.386,-) den Inhaber. Der Preis wurde nicht öffentlich, bis er in einem am 03. November 2020 entschiedenen UDRP-Verfahren vor dem NAF (Claim Number: FA2009001913317) genannt wurde, bei dem der Beschwerdeführer allerdings nicht erfolgreich war. Aktuell ist hingegen der Preis von US$ 225.000,- (ca. EUR 189.509,-) für picture.com, der gegenüber jenen US$ 110.000,- (damals ca. EUR 100.000,-) vom Oktober 2019 deutlich angezogen ist. Ebenfalls angestiegen sind die Preise von floa.com mit nun EUR 40.000,- gegenüber US$ 2.150,- (ca. EUR 1.822,-) im September 2020 und mechanicjobs.com mit aktuell US$ 5.000,- (ca. EUR 4.211,-) gegenüber US$ 1.005,- (ca. EUR 889,-) im Juni 2020. Weniger gut sah es für die Domains bitnet.org mit jetzt US$ 1.741,- (ca. EUR 1.466,-) gegenüber US$ 18.200,- (ca. EUR 16.250,-) im Juni 2019, onpt.com mit US$ 1.801,- (ca. EUR 1.517,-) gegenüber US$ 7.000,- (damals ca. EUR 6.250,-) im Mai 2017 und aiting.com zu US$ 11.420,- (ca. EUR 9.619,-) gegenüber US$ 73.000,- (damals ca. EUR 65.766,-) im November 2019 aus.

Solche Vorgeschichten weist edelsteinschmuck.de nicht auf, die für EUR 19.140,- den Inhaber wechselte. Ihr folgten fünf weitere .de-Domains zu nicht gerade überschwänglichen Preisen. An zweiter Position unter den Länderendungen lag die kolumbianische .co mit blurb.co für US$ 15.000,- (ca. EUR 12.634,-). Es folgte die britische gbet.co.uk zu US$ 9.000,- (ca. EUR 7.580,-). Einen guten Vorsatz lieferte die .eu-Domain digital-jetzt.eu mit EUR 4.582,-.

Die neuen generischen Endungen waren vertreten von aura.life für US$ 8.500,- (ca. EUR 7.159,-), gefolgt von living.life für US$ 3.899,- (ca. EUR 3.284,-) und der Zwei-Zeichen-Domain tg.law zum Preis von US$ 2.700,- (ca. EUR 2.274,-). Die klassischen generischen Endungen lieferten zwei geschichtsträchtige Domains: die Drei-Zeichen-Domain wwh.net kam auf US$ 8.073,- (ca. EUR 6.800,-), wo sie 2010 für lediglich US$ 551,- gekauft worden war, und drones.net stürzte ab und kam auf nur noch US$ 5.845,- (ca. EUR 4.923,-), während sie im November 2014 für ordentliche US$ 17.500,- (ca. EUR 14.000,-) erstanden wurde. Die vergangene Domain-Handelswoche bot eine Menge erfreulicher Preise, aber auch Niederlagen.

Länderendungen
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edelsteinschmuck.de – EUR 19.140,-
partnerinstitut.de – EUR 5.000,-
unfade.de – EUR 3.380,-
momoxfashion.de – EUR 2.500,-
ipower.de – EUR 2.500,-
kleineswunder.de – EUR 2.000,-

blurb.co – US$ 15.000,- (ca. EUR 12.634,-)
fractal.co – US$ 8.050,- (ca. EUR 6.780,-)
cerebral.co – US$ 2.200,- (ca. EUR 1.853,-)
ulverston.co.uk – GBP 2.000,- (ca. EUR 2.214,-)

gbet.co.uk – US$ 9.000,- (ca. EUR 7.580,-)
tonal.ca – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.211,-)
digital-jetzt.eu – EUR 4.582,-
egm.io – US$ 3.495,- (ca. EUR 2.944,-)
4kids.tv – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.106,-)
proxi.es – US$ 2.300,- (ca. EUR 1.937,-)

Neue Endungen
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aura.life – US$ 8.500,- (ca. EUR 7.159,-)
living.life – US$ 3.899,- (ca. EUR 3.284,-)
tg.law – US$ 2.700,- (ca. EUR 2.274,-)

Generische Endungen
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wwh.net – US$ 8.073,- (ca. EUR 6.800,-)
drones.net – US$ 5.845,- (ca. EUR 4.923,-)
crafty.net – US$ 4.500,- (ca. EUR 3.790,-)
schwarzmarkt.net – EUR 3.000,-
aesthetic.net – US$ 2.900,- (ca. EUR 2.443,-)
bitnet.org – US$ 1.741,- (ca. EUR 1.466,-)

.com
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stars.com – US$ 917.000,- (ca. EUR 772.354,-) – (im Juni 2019 ca. EUR 804.386,-)
picture.com – US$ 225.000,- (ca. EUR 189.509,-)
listeningroom.com – US$ 75.000,- (ca. EUR 63.170,-)
floa.com – EUR 40.000,-
righttorun.com – US$ 39.888,- (ca. EUR 33.596,-)
gobiz.com – US$ 30.000,- (ca. EUR 25.268,-)
populationhealth.com – US$ 30.000,- (ca. EUR 25.268,-)
m-hk.com – US$ 17.999,- (ca. EUR 15.160,-)
jetit.com – GBP 15.000,- (ca. EUR 16.604,-)
meddi.com – US$ 12.500,- (ca. EUR 10.528,-)
xxvedios.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.107,-)
diydoor.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.107,-)
aiting.com – US$ 11.420,- (ca. EUR 9.619,-)
sophisticatedsmiles.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.423,-)
displaycopy.com – US$ 9.000,- (ca. EUR 7.580,-)
implementer.com – US$ 8.800,- (ca. EUR 7.412,-)
goodfill.com – US$ 8.000,- (ca. EUR 6.738,-)
domene.com – EUR 7.800,-
malsch.com – US$ 7.800,- (ca. EUR 6.570,-)
steindler.com – EUR 7.510,-
never-alone.com – US$ 7.500,- (ca. EUR 6.317,-)
mbid.com – US$ 7.000,- (ca. EUR 5.896,-)
disseminator.com – EUR 6.500,-
gethai.com – US$ 6.450,- (ca. EUR 5.433,-)
zuendkerzen.com – EUR 6.000,-
moneysense.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.054,-)
gocaptain.com – US$ 5.999,- (ca. EUR 5.053,-)
avantos.com – US$ 5.888,- (ca. EUR 4.959,-)
mechanicjobs.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.211,-)
speed-ist.com – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.210,-)
ippan.com – US$ 4.900,- (ca. EUR 4.127,-)
sportsunited.com – US$ 4.600,- (ca. EUR 3.874,-)
winkbet.com – US$ 4.500,- (ca. EUR 3.790,-)
bildele.com – US$ 4.375,- (ca. EUR 3.685,-)
ketobot.com – EUR 3.888,-
onpt.com – US$ 1.801,- (ca. EUR 1.517,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: sedo.de, thedomains.com, domainamewire.com

NAMESCON-ONLINE – TEILNAHMEGEBÜHREN STEHEN FEST

Wie bereits mitgeteilt, findet die kommende NamesCon Online im Januar 2021 unter dem Titel „Domaining Around the Globe“ statt. Mittlerweile ist die Registrierung zur Teilnahme eröffnet, und die Preise dafür stehen fest.

NamesCon ist die (nach eigenen Angaben) größte alljährliche Domain-Industrie Konferenz, die rund um den Globus Aufmerksamkeit erfährt. Die erste NamesCon Online, die im September 2020 stattfand, knüpfte an diesen Erfolg an: 1.020 Teilnehmer waren für die Online-Konferenz registriert. An den Keynotes nahmen im Durchschnitt 250 Zuschauer teil, an den Breakout-Sessions im Schnitt 100. Grund genug, auch wegen Corona, die kommende NamesCon 2021 ebenfalls online zu veranstalten. Sie findet vom 27. bis 29. Januar 2021 online statt. Die Veranstalter versprechen wieder eine virtuelle Konferenz mit Elementen, die man von den persönlichen Veranstaltungen kennt. NamesCon findet auf einer Plattform statt, die für Networking gemacht ist, und bietet ein vollgepacktes Programm mit Keynotes, Live-Streams, Expertenrunden, Regionen-spezifischem Lernen und erstklassigen Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen.

Die NamesCon Online „Domaining Around the Globe“ findet vom 27. bis 29. Januar 2021 online statt. Die Kosten für die Teilnahme stehen fest und betragen für das Standardticket bis einschließlich 30. November 2020 US$ 59,- statt der regulären US$ 79,-. Das bereits früher angebotene DNAcademy-Bundle, das zusätzlich zwei exklusive DNAcademy-Sessions erlaubt und eine einjährige Subskription des Angebots der DNAcademy beinhaltet, kostet wie zuvor schon US$ 399,-. Schließlich dürfen Interessenten, die erstmals an der NamesCon teilnehmen, dies kostenlos tun.

Weitere Informationen, Anmeldung und Newsletter unter:
> http://namescon.online

Quelle: namescon.online, eigene Recherche

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