Domain-Newsletter

Ausgabe #969 – 30. Mai 2019

Themen: Netzpolitik – Kleinwächter schlägt Alarm | CENTR – Zahl der Registrierungen auf Tiefstwert | TLDs – Neues von .bond, .luxe und .th | UDRP – Rätselraten um morrisonsfresh.com | Guta-Report – Premium-Domains in Turbulenzen | cooking.com – frisch gekocht für US$ 402.500,- | Webinar – INTA fühlt ICANN im Juni auf den Zahn

NETZPOLITIK – KLEINWÄCHTER SCHLÄGT ALARM

Wolfgang Kleinwächter, emeritierter Professor für Internet-Politik und Regulierung an der Universität Aarhus, hat Alarm geschlagen: in einem Beitrag für „BRINK News“ warnt Kleinwächter vor Angriffen auf die Infrastruktur des Internets.

Als Mitglied der „Global Commission on the Stability of Cyberspace“ und ehemaliges Mitglied des ICANN-Direktoriums zählt Kleinwächter zu den renommiertesten Experten für Internet-Governance. Umso mehr lässt ein Artikel aufhorchen, den er unter dem Titel „Bad Actors Want To Target the Internet’s Infrastructure. If That Happens, We’re in Trouble.“ am 16. Mai 2019 bei „BRINK News“ veröffentlicht hat. Probleme wie Cyberwar und Cybercrime, Zensur oder Überwachung kratzen für ihn lediglich an der digitalen Oberfläche des Gesamtkörpers Internet. Die darunter liegenden Organe, das Netzwerk an Servern und Routern, laufe erstaunlich reibungslos. Noch, denn das könnte sich nach Einschätzung von Kleinwächter bald ändern. Dies macht er an drei aktuellen Vorgängen fest.

So wurde Mitte Januar 2019 bekannt, dass eine Entführungswelle auf das DNS zurollt. Dabei wurden die zu einer Domain gehörende IP-Adresse ersetzt und die Nutzer umgeleitet. Betroffen waren vor allem Regierungen und Unternehmen aus dem Libanon und den Vereinigten Arabischen Emiraten, wobei die Hacker Log-In-Informationen erbeuten konnten und so in der Lage waren, DNS-Server zu kontrollieren und Traffic umzuleiten. Im April 2019 beschloss das russische Parlament zudem ein Gesetz, wonach der Internetverkehr im eigenen Land nur noch über russische Server laufen soll. Zur Begründung führt man an, das Internet vor Einflüssen von außen schützen zu wollen. Dieses eigene russische Internet habe Präsident Putin aber auch schon den BRICS-Staaten Brasilien, Indien, China und Südafrika angeboten, so dass es zu einem ICANN/IANA-Internet und einem BRICS-Internet kommen könnte. Zuletzt sei bekannt geworden, dass die palästinensische Hamas Cyberangriffe gegen kritische Internetinfrastruktur Israels gestartet habe; Israel habe dies mit einem Angriff auf die mutmaßliche Zentrale der Hamas-Hacker erwidert. All diesen Angriffen ist gemein, dass sie sich gegen die technische Infrastruktur des Netzes richten. ICANN habe in diesem Ökosystem lediglich eine beratende Funktion.

Um solche Angriffe zu verhindern, hat die Global Commission on the Stability of Cyberspace schon im Jahr 2017 einen Standard vorgeschlagen, der den Kern des Internets schützt. Er untersagt es sowohl staatlichen als auch nicht-staatlichen Akteuren, Komponenten wie das Domain Name System, IP-Adressen, Internet-Protokolle, Server, Router, Kabel und Satelliten anzugreifen. Diese Idee hat in der Reform der Cybersicherheit in Europa Anklang gefunden und wurde in den „Pariser Appell für Vertrauen und Sicherheit im Cyberspace“ vom 12. November 2018 aufgenommen. Doch den haben bisher weder China, Russland noch die USA unterzeichnet, auch große Unternehmen wie Alibaba, Baidu, Tencent oder Huawei verweigern sich. Es sei zwar noch nicht zu spät, meint Kleinwächter; doch der Ansatz des „Schauens und Abwartens“ sei immer schwerer zu rechtfertigen: „Time is running out“, so Kleinwächter.

Den Artikel von Wolfgang Kleinwächter finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2072

Den „Pariser Appell für Vertrauen und Sicherheit im Cyberspace“ finden Sie in englischer Sprache unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2073

Quelle: brinknews.com, eigene Recherche

CENTR – ZAHL DER REGISTRIERUNGEN AUF TIEFSTWERT

Das „Council of European National Top-Level Domain Registries“ (CENTR) schreckt die Domain-Branche auf: ausweislich des aktuellen „Global TLD Report“ für das 1. Quartal 2019 steigt die Zahl der registrierten Domains zwar, das Wachstum hat aber einen historischen Tiefpunkt erreicht.

Mit rund 351,1 Millionen registrierten Domains quer über alle Top Level Domains endete laut CENTR das erste Quartal 2019, aufgeteilt in zwei Lager mit 193,8 Millionen gTLDs sowie 157,3 Millionen ccTLDs. Dies bedeutet zwar einen Zuwachs von rund 3 Millionen Domains gegenüber dem 4. Quartal 2018; zugleich sank der Median, ein statistischer Mittelwert, aber auf 3,4 Prozent im Jahresvergleich, laut CENTR ein „record low“. Zum Vergleich: im Jahr 2016 lag der Median noch bei über 30 Prozent. Dabei schwankt der Median innerhalb einer Domain-Gruppe nicht unerheblich; bei amerikanischen ccTLDs lag er bei nur 1,4 Prozent, bei afrikanischen ccTLDs dagegen bei 6,3 Prozent, auch wenn in absoluten Zahlen das Wachstum dort gering ist. Insgesamt stellt sich die kontinentale ccTLD-Entwicklung wie folgt dar:

Region – ccTLDs – Domains – Wachstum (Median)

Afrika – 57 – 3,4 Mio. – 6,3 Prozent
Amerika – 53 – 14,1 Mio. – 1,4 Prozent
Asien – 98 – 68,0 Mio. – 3,5 Prozent
Europa – 57 – 71,8 Mio. – 1,9 Prozent

Wer gehofft hat, dass die neu eingeführten Domain-Endungen das Wachstum befeuern, der sieht sich getäuscht. Die rund 1.200 delegierten Endungen kommen insgesamt auf einen Marktanteil von unter zehn Prozent. Anzeichen dafür, dass ihr Anteil schon in naher Zukunft steigt, gibt es laut CENTR nicht. Aber auch von .net und .org ist nichts zu erwarten; sie haben in den vergangenen drei Jahren jeweils ein Prozent an Registrierungen verloren.

Blickt man nur auf Europa und die dort registrierten 71,8 Millionen Domains, führt .de die Rangliste mit 16,2 Millionen Domains vor der britischen TLD .uk mit 12,2 Millionen an. Spannend zu beobachten wird, ob und wie sich der Brexit auf .uk auswirkt; immerhin verlor .eu schon vor dem rechtlichen Vollzug des Brexit mehrere hunderttausend Domains. Auf Platz drei der Europarangliste folgt dann die niederländische .nl mit 5,9 Millionen Domains vor .ru (5,0 Millionen), .eu (3,6 Millionen) und Frankreichs .fr mit 3,4 Millionen. Dabei bestätigt Europa den allgemeinen Trend; hier sank der Median auf sogar unter 2 Prozent. Unter dem Strich ist damit festzuhalten: die einst so traumhaften Wachstumsraten sind quer über alle Domain-Endungen heftig eingebrochen und bewegen sich gerade noch so im schwarzen Bereich. Ob sich dieser Trend derzeit sogar ins negative verkehrt und die Registrierungszahlen sinken, wissen wir in wenigen Wochen. Es spricht aber schon jetzt viel dafür, dass allein .com den Markt noch antreibt.

Den „Global TLD Report“ von CENTR für das 1. Quartal 2019 fin-
den Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2070

Quelle: centr.org, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .BOND, .LUXE UND .TH

Die Chance auf james.bond ist gestiegen: ShortDot SA hat mitgeteilt, die Rechte an der Top Level Domain .bond übernehmen und eine freie Registrierung ermöglichen zu wollen. Thailand setzt derweil auf exklusive Second Level Domains, während .luxe Premium-Domains verkauft – hier unsere Kurznews.

Die australische Bond University Limited hat der Top Level Domain .bond neues Leben eingehaucht. Nachdem man zunächst im September 2018 den Registry-Vertrag mit ICANN gekündigt hatte, soll nun die in Luxemburg ansässige ShortDot SA die Rechte an der Endung übernehmen. Dies geht aus einem Schreiben vom 29. März 2019 hervor, das ICANN veröffentlicht hat. ShortDot verwaltet aktuell bereits die Endung .icu. Gemäß den Bewerbungsunterlagen war bisher geplant, .bond als „restricted TLD“ für Studenten zu betreiben; die neue Registry möchte .bond hingegen als offene Endung betreiben, so dass eine Registrierung in Zukunft für jedermann zu jedem legalen Zweck möglich ist. Nach Angaben von Kevin Kopas, Mitgründer von ShortDot, soll am 09. Juli 2019 eine 60-tägige Sunrise-Phase starten; ausserdem möchte man mit günstigen Gebühren wie im .com-Bereich auftrumpfen. Aktuell steht noch die Zustimmung durch ICANN aus; dabei dürfte es sich aber nur um eine Formalie handeln.

Die zur Minds + Machines Group Limited gehörende Top Level Domain Holdings Limited, Verwalterin der Top Level Domain .luxe, hat Kasse gemacht. Wie die Registry mitteilte, hat man ein Paket von Premium-Domains unter .luxe für US$ 100.000,- veräussert. Um wie viele und welche Domains es sich handelt, verrät die Registry aber nicht. Gleichwohl sorgte der Deal für Aufsehen, da .luxe mit dem Ethereum Name Service (ENS) verbunden ist und dadurch jede .luxe-Domain mit einem Vermögenswert der Ethereum-Blockchain assoziiert werden kann. So wird aus Ketten mit 42 Zeichen wie zum Beispiel 0x32a4c9fa3d46ab6e87f… die Domain name.luxe, wobei die Domain sowohl im Domain Name System als auch in der Blockchain funktioniert. Die Verknüpfung zwischen Domain und Blockchain-Asset nimmt jeweils der Nutzer vor. In diesem Zusammenhang gab Top Level Domain Holdings Limited weiter bekannt, dass mit Exshell Exchange, Meet.One und Bying drei asiatische Börsen für Kryptowährungen .luxe in ihr Angebot mit aufnehmen; damit kämen zusammen rund 1,2 Millionen potentiell zusätzlicher Kunden hinzu. Die Zahl der Registrierungen bleibt dagegen überschaubar: aktuell sind rund 5.800 Adressen mit der Endung .luxe angemeldet.

Die Thai Network Information Center Foundation (THNIC), Verwalterin der thailändischen Länderendung .th, bietet ab sofort eine Registrierung von Second Level Domain-Namen direkt unterhalb von .th an. Die Aktion ist zeitlich allerdings bis 30. Juni 2019 begrenzt; eine Wiederholung soll im August und September sowie im November und Dezember 2019 folgen. Eine Registrierung ist aber kein sehr billiges Vergnügen; neben einer Teilnahmegebühr von umgerechnet ca. EUR 280,00 fallen pro Jahr und Domain weitere EUR 2.800,- an Registrierungsgebühren an. Davon profitieren sollen Projekte zum Auf- und Ausbau der Internetinfrastruktur in Thailand. Die Registrierungen können online bei der Registry unter thdomain.thnic.co.th eingereicht werden; ob sie Erfolg hatten, erfahren die Anmelder allerdings erst am 08. Juli 2019. Sollten sich Markeninhaber in ihren Rechten verletzt sehen, haben sie bis 08. August 2019 Zeit, ein Streitschlichtungsverfahren einzuleiten; die Gebühren dafür belaufen sich auf umgerechnet rund EUR 560,- pro Domain. Wie viele Domain-Namen derzeit unter .th registriert sind, verrät die Registry-Website leider nicht.

Die Vereinbarung zum Registry-Wechsel für .bond finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2071

Quelle: domainincite.com, proactiveinvestors.co.uk, thnic.co.th

UDRP – RÄTSELRATEN UM MORRISONSFRESH.COM

Im UDRP-Streit einer Supermarktkette und eines Importeurs um die Domain morrisonsfresh.com fiel dem Schiedsgericht die Entscheidungsfindung schwer: Die Argumente und Beweise der Parteien hielten sich die Waage, weshalb der Beschwerdeführerin die Wiederholung des Verfahrens eingeräumt wurde.

„Wm Morrison Supermarkets PLC“ sitzt im Vereinigten Königreich und betreibt eine Supermarktkette mit nahezu 500 Filialen und ist auch im Großhandel aktiv. Allgemein ist das seit 1961 tätige Unternehmen als „Morrisons“ bekannt. Mittlerweile hat es über 110.000 Angestellte und macht jährliche Gewinne in Milliardenhöhe. Morrison Supermarkets ist Inhaberin zahlreicher „Morrisons“-Marken, unter anderem einer britischen von 1997 und einer EU-Marke, die 2000 eingetragen wurde. Diese Marken sieht sie durch die Domain morrisonsfresh.com verletzt, welche die Morrisons Fresh Ltd. mit Sitz in Edinburg (UK) im Dezember 2018 registriert hat. Unter der Domain findet man eine Website, auf der Bilder von Früchten und Gemüse zu sehen sind, mit Hinweisen auf Dienstleistungen, die mit Import, Vertrieb und Beschaffung zu tun haben. Morrison Supermarkets glaubt, dass Morrisons Fresh nicht wirklich Waren anbietet: Lieferanten hatten eMails weitergeleitet, in denen Morrisons Fruit nach dem Kauf von Limetten fragt, wobei die angefragten Mengen unrealistisch seien. Morrison Supermarkets beauftragte einen Privatdetektiv, der Bestellungen via eMail und Telefon bei Morrisons Fresh aufgab, auf die diese nicht antwortete. Sie legte schließlich eine Beschwerde bei der City of London Police Intellectual Property Unit ein; der Firmenname von Morrisons Fresh ist zudem Gegenstand einer Beschwerde, die sie beim Company Names Tribunal des zuständigen britischen Amtes eingereicht hat. In einem Brief vom 20. März 2018 forderte Morrison Supermarkets Morrisons Fresh unter anderem auf, die Domain zu übertragen. Morrisons Fresh wies dies zurück.

Schließlich startete Morrison Supermarkets ein UDRP-Verfahren wegen morrisonsfresh.com und beantragte die Übertragung der Domain. Die Gegnerin Morrisons Fresh hielt entgegen, dass mehr als 120 Unternehmen im Vereinigten Königreich den Namen „Morrisons“ tragen. Da sie selbst den Namen Morrisons Fresh Ltd. trage, sei der gewählte Domain-Name die logische Konsequenz. Aufgrund dessen sei sie berechtigt, die Domain morrisonsfresh.com zu registrieren und zu nutzen. Sie legte Einfuhrgenehmigungsunterlagen für einen Limettenimport als Nachweis für ein gutgläubiges Warenangebot vor und erklärte, es gäbe keinen Hinweis darauf, dass es wegen der Domain zu irgendwelchen Verwechslungen mit der Beschwerdeführerin gekommen sei. Auch die eMail an den Lieferanten habe keine Verwechslung verursacht. Die Beschwerdeführerin wolle lediglich Kontrolle über die Domain erlangen.

Zum Entscheider in dieser Sache wurde der neuseeländische Biochemiker und Mediator Dr. Clive N.A. Trotman benannt. Der wies in letzter Konsequenz die Beschwerde der Morrison Supermarkets auf Übertragung der Domain morrisonsfresh.com zurück (WIPO Case No. D2019-0645). Die verwirrende Ähnlichkeit von Marke und Domain bestätigte er kurz und knapp, wobei aus seiner Sicht der Zusatz „fresh“ in diesem Zusammenhang diese nicht beeinträchtige und die Endung „.com“ sowieso außen vor bleibe. Den Schwerpunkt der Prüfung legte er auf die Frage nach einem Recht oder berechtigten Interesse der Gegnerin an der Domain. Für den Nachweis, ein ordentliches Geschäft unter der Domain zu führen, habe die Gegnerin ein Zertifikat des „Companies House“ (welches in Großbritannien das Handelsregister führt), eine Zusammenfassung der eigenen Website sowie die Importbestätigung über die Einfuhr von 23.760 kg Limetten aus Brasilien im Dezember 2018 vorgelegt. Die Beschwerdeführerin hingegen habe die eMail der Gegnerin an einen Lieferanten vorgelegt, in dem sie ein Angebot zur Lieferung von wöchentlich zwei ZwölfMeter-Containern Limetten anfragte. Diese eMail habe die Beschwerdeführerin von einem Geschäftspartner weitergereicht bekommen, der erklärte, die angefragte Menge an Limetten sei abwegig groß; schon ein Container wöchentlich sei viel zu viel. Er meine, es sei der Versuch, die Limetten-Anbauer zu betrügen.

Die Selbsteinschätzung der Gegnerin und ihr tatsächliches Geschäft wiesen für Trotman Unstimmigkeiten auf. Schon die Website wirke unprofessionell im Hinblick auf die eigene Selbstdarstellung auf ihr. Wegen schwerer Lesbarkeit der Kopfzeile, zahlreicher toter Links und unpassender Bilder wirkt die Website unvollständig. Die eMail an den Lieferanten strotze vor Tippfehlern. Doch trotz alle dem legte die Gegnerin einen Importbeleg für 23.760 kg Limetten (Citrus latifolia) im Wert von GBP 26.716,- vor, womit sie die Anforderung eines gutgläubigen Angebots von Waren oder Dienstleistungen der UDRP erfülle. Bei seiner Abwägung könne das Panel nur berücksichtigen, was ihm vorliege, und in diesem Fall beruhten die Vorwürfe der Beschwerdeführerin gegen die Gegnerin lediglich auf Vermutungen und Meinungen von einem nicht näher benannten Geschäftspartner. Das reiche nicht aus. Es gäbe keinerlei tatsächlichen Nachweis dafür, dass die Gegnerin irgendetwas Unrechtes gemacht habe. Er könne auch die gegenwärtige Zustimmung des Companies House zum Firmennamen der Gegnerin nicht ignorieren: Der Einwand der Beschwerdeführerin vor dem Schiedsgericht für Unternehmensnamen sei zum jetzigen Zeitpunkt eine Behauptung und erlaube keine Zweifel am Bestand des Firmennamens. Auch sei die Gegnerin letztlich nicht unerreichbar, da sie ja auf die Unterlassungs- und Übertragungsforderung der Beschwerdeführerin reagiert habe. Nach alle dem habe die Beschwerdeführerin die Anforderungen an das zweite Element der UDRP nicht erfüllt, weshalb die Sache hier abgebrochen werden könne, doch wolle er noch auf die Bösgläubigkeit eingehen.

Es sei kein Nachweis erbracht worden, dass die Domain morrisonsfresh.com zum Verkauf gestanden habe, oder dass die Gegnerin die Registrierung der streitigen Domain für die Beschwerdeführerin blockieren oder deren Geschäft zerstören wolle. Auch gäbe es keine Anzeichen dafür, dass Kunden der Parteien die eine mit der anderen verwechseln würden. Demnach deute nichts auf Bösgläubigkeit auf Seiten der Gegnerin hin. Doch wies Trotman abschließend darauf hin, dass der „WIPO Overview 3.0“ unter bestimmten, sehr begrenzten Umständen vorsieht – etwa wenn ein Gremium festgestellt hat, dass die Beweise in einem Fall fein ausbalanciert sind, und der Ansicht ist, dass es möglich sein könnte, zukünftiges Verhalten der Parteien werfe ein anderes Licht auf die Beurteilung der Böswilligkeit -, dass in einem solchen Falle ein Gremium in seiner Entscheidung festhalten könne, dass bei Erfüllung bestimmter Bedingungen die Annahme einer erneut eingereichten Beschwerde gerechtfertigt sein kann. Dies führte Trotman denn auch aus und erklärte, dass in diesem Falle zukünftige Entwicklungen, wie etwa eine Entscheidung des Schiedsgericht für Unternehmensnamen, neue Beweise oder zukünftige Auseinandersetzungen der Parteien, es rechtfertigten, die Beschwerde erneut zu beantragen. Doch aufgrund der jetzt festgestellten Umstände wies er die Beschwerde zurück.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain morrisonsfresh.com finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2074

Die besagte „Sonderregelung“ finden Sie unter 4.18 des WIPO Overview 3.0, den Sie hier finden:
> https://www.wipo.int/amc/en/domains/search/overview3.0/

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

GUTA-REPORT – PREMIUM-DOMAINS IN TURBULENZEN

Guta.com, ein chinesischer Premium-Domain Broker, legte seinen Bericht über den Premium-Domain-Handel für das 1. Quartal 2019 vor. Die Informationen weisen in unterschiedliche Richtungen.

Guta.com ist ein Premium-Domain-Maklerunternehmen, das in Kauf und Verkauf von Premium-Domains spezialisiert ist und nach eigenen Angaben bereits zig Zwei- und hunderte Drei-Zeichen-Domains vermittelt hat. Jetzt veröffentlichte Guta.com den „Premium Domain Sales Observation Report“ für das 1. Quartal 2019 in China. Der elfseitige Report umfasst 1- bis 4-Ziffern- und 1- bis 3-Zeichen-.com-Domains, sowie klassische Ein-Wort-.com-Domains. Danach wurden im 1. Quartal 2019 lediglich drei 2-Zeichen-.com-Domains gehandelt, von denen zumindest zwei an chinesische Käufer gingen, während man bei der dritten nicht weiss, in welchem Land der neue Inhaber seinen Sitz hat. Es zeigt sich gegenüber den letzten Quartalen ein deutlicher Rückgang der Käufe in dieser Kategorie: im 1. Quartal 2018 wurden noch 17, im 2. Quartal 16, im 3. Quartal 2018 noch neun und schließlich nur mehr sieben Zwei-Zeichen-Domains gehandelt. Mit dreien im 1. Quartal 2019 ist der Tiefpunkt erreicht, der allerdings noch unterboten werden kann.

Insgesamt 32 Verkäufe sah Guta.com bei den Drei-Zeichen-Domains im 1. Quartal 2019, was den bisherigen Höchststand dieser Kategorie seit Beginn der Guta-Reports darstellt, obwohl sich Guta alleine auf den chinesischen Markt bezieht. Die Verkäufe liegen aber ganz überwiegend im Januar 2019, nur sechs im März 2019. Für Februar 2019 verbucht der Report keine Verkäufe von Drei-Zeichen-Domains. Bekannt geworden sind lediglich die Preise von fünf Domains, von denen gpo.com immerhin US$ 50.000,- erzielte, während die anderen vier Domains preislich zwischen US$ 10.000,- und US$ 20.000,- liegen. Bei den Drei-Ziffern-Domains waren die Zahlen erheblich schwächer: Guta verzeichnet lediglich vier Verkäufe: 532.com, 291.com, 379 .com und 700.com. Alle diese Domains gingen in chinesische Hände. Das ist der tiefste Stand über den bisherigen Erhebungszeitraum, der im 1. Quartal 2018 mit immerhin zehn Domains dieser Art begann.

Auch die Vier-Ziffern-Domains gaben mit 34 Verkäufen nicht das beste Bild ab. Der Wert liegt weit unter den 108 im 4. Quartal 2018 verkauften Vier-Ziffer-Domains, stellt aber nicht den Tiefstwert dar, der im 3. Quartal 2018 bei 34 Domains lag. 30 der insgesamt 34 Vier-Ziffern-Domains gingen nach China. Den höchsten bekannten Kaufpreis erzielt 1992.com mit runden US$ 110.000,-. Nur von sechs weiteren Domains ist der Preis bekannt. Bei den gemischten Zwei-Zeichen-Domains wurden, gleichbleibend mit den beiden vorangegangenen Quartalen, drei Verkäufe bekannt: v3.com (Preis nicht bekannt), p6.com (US$ 71.000,-) und c5.com (US$ 135.000,-). Alle drei Domains gingen nach China. Die letzte Kategorie, die englischen Ein-Wort-.com-Domains, brachten es auf 41 Verkäufe, den höchsten Wert, den Guta bisher registriert hat. Die Kaufpreise liegen zwischen US$ 11.000,- für amrita.com und california.com für US$ 3 Mio.

Guta verortet den Abschwung bei den Zwei-Zeichen-Domains vor allem bei den schlechten Werten der Kryptowährungen, die noch im vergangenen Jahr die notwendigen Mittel zum Kauf dieser Domains hatten. Guta hatte im Bericht zum 3. Quartal 2018 schon angedeutet, dass die Schwäche im Kryptowährungsmarkt Auswirkungen habe. Den Aufschwung bei den englischen Ein-Wort-.com-Domains rechnet Guta dem vermehrten Wunsch von Endnutzern zu, in die ihre Marke repräsentierende Domain zu investieren.

Den „Premium Domain Sales Observation Report“ für das 1. Quartal 2019 von Guta.com findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2076

Quelle: guta.com, eigene Recherche

COOKING.COM – FRISCH GEKOCHT FÜR US$ 402.500,-

Die vergangene Domain-Handelswoche erfreute mit einer wertvollen .com-Domain: cooking.com brachte es auf US$ 402.500,- (ca. EUR 359.375,-). Alles weitere bewegte sich im unteren fünfstelligen Bereich.

Mit cooking.com zum Preis von US$ 402.500,- (ca. EUR 359.375,-) legte .com wieder eine ordentliche Domain vor, die bei Sedos Great-Domains-Auktion in die Verlängerung ging, da die Bieter langsam, aber sicher ihre Gebote auf das geforderte Mindestniveau brachten. Die Auktion dauerte eineinhalb Stunden länger als geplant. Die Domain cooking.com liegt mit ihrem Preis auf Platz 5 der Jahresbestenliste. Mit deutlichem Abstand folgten rapt.com und tome.com für je US$ 25.000,- (ca. EUR 22.321,-), wobei erstere an das Biopharma-Unternehmen „RAPT Therapeutics“ ging. Mit US$ 24.888,- (ca. EUR 22.221,-) gleich hinter diesen reihte sich jazzyou.com ein, die noch keine Inhalte aufweist. Etwas mehr zu sagen gibt es über migom.com, die US$ 6.347,- (ca. EUR 5.667,-) kostete, was deutlich mehr ist als im Januar 2016, als sie für nur US$ 2.450,- (damals ca. EUR 2.248,-) den Inhaber wechselte.

Unter den Länderendungen war chess.tv aus Tuvalu mit dem Preis von US$ 15.000,- (ca. EUR 13.393,-) erfolgreich. Leider findet man nicht das Erwartbare unter der Domain, sie scheint vielmehr wieder zum Verkauf zu stehen. Die niederländische Domain maya.nl brachte es mit EUR 6.750,- auf den zweiten Platz und lässt auf ordentliche Inhalte hoffen. Weiter folgte die australische Domain zilingo.com.au für US$ 7.059,- (ca. EUR 6.303,-). Die deutsche Endung .de brachte es auf zwei zurückhaltende Deals: terminverwalter.de kostete EUR 2.500,- und ist derzeit nicht konnektiert; shopmate.de war schon für EUR 2.400,- zu haben, wahrscheinlich als ein Geschenk des eigenen Marketingsystems, das darunter für Shopbetreiber angeboten wird.

Die neuen Endungen glänzten im Lichte von luxury.global, die mit einem Preis von US$ 8.000,- (ca. EUR 7.143,-) gar nicht so luxuriös war. Es folgte fox.bet für EUR 6.999,-, die einfach auf eine .com-Domain weiterleitet. Die .club-Domain b2b.club ging für US$ 6.959,- (ca. EUR 6.213,-) in russische Hände. Wie schon in der vergangenen Woche gab es wieder eine verkaufte .info-Domain: fire.info brachte es eiskalt auf EUR 3.600,-. Die klassischen Endungen .org und .net sahen nicht so gut aus: accessible.org brachte es auf immerhin US$ 9.000,- (ca. EUR 8.036,-) und verteilt Erreichbarkeits-Zertifikate, während ngfl.net zum Preis von US$ 8.888,- (ca. EUR 7.936,-) einen neuen Inhaber fand, der einen neuen Service verspricht. Erwähnenswert ist noch fitech.org zu US$ 4.000,- (ca. EUR 3.571,-), die sich lange Jahre in Händen befand, die sie im April 2006 zum Preis von US$ 1.450,- (damals ca. EUR 1.139,-) gekauft hatten. Wie schon in den vergangenen Wochen, stach auch diesmal eine .com-Domain heraus, um die Handelswoche in ein positives Licht zu setzen.

Länderendungen
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chess.tv – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.393,-)
maya.nl – EUR 6.750,-
zilingo.com.au – US$ 7.059,- (ca. EUR 6.303,-)
perfectos.fr – EUR 5.000,-
cruise.us – US$ 4.795,- (ca. EUR 4.281,-)
sip.tv – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.125,-)
starlink.in – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.125,-)
bestsecret.ro – EUR 3.000,-
compass.me – EUR 2.750,-
terminverwalter.de – EUR 2.500,-
mashup.in – US$ 2.800,- (ca. EUR 2.500,-)
shopmate.de – EUR 2.400,-
mrcar.co.za – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.232,-)
mystywoman.jp – US$ 2.410,- (ca. EUR 2.152,-)
prestamorapido.es – US$ 2.300,- (ca. EUR 2.054,-)
activewear.co.uk – GBP 850,- (ca. EUR 963,-)

Neue Endungen
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luxury.global – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.143,-)
fox.bet – EUR 6.999,-
b2b.club – US$ 6.959,- (ca. EUR 6.213,-)
ever.app – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.464,-)
ping.global – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.286,-)
crater.global – US$ 1.200,- (ca. EUR 1.071,-)

Generische Endungen
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fire.info – EUR 3.600,-

accessible.org – US$ 9.000,- (ca. EUR 8.036,-)
ngfl.net – US$ 8.888,- (ca. EUR 7.936,-)
spain.org – US$ 7.500,- (ca. EUR 6.696,-)
england.org – US$ 6.500,- (ca. EUR 5.804,-)
fitech.org – US$ 4.000,- (ca. EUR 3.571,-)
ehpad-invest.net – EUR 2.000,-

.com
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cooking.com – US$ 402.500,- (ca. EUR 359.375,-)
rapt.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 22.321,-)
tome.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 22.321,-)
jazzyou.com – US$ 24.888,- (ca. EUR 22.221,-)
cannabismedia.com – US$ 19.999,- (ca. EUR 17.856,-)
primarius.com – US$ 15.888,- (ca. EUR 14.186,-)
rjoy.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 13.393,-)
zbo.com – US$ 14.016,- (ca. EUR 12.514,-)
silkroadtravel.com – US$ 11.500,- (ca. EUR 10.268,-)
cesarine.com – EUR 9.900,-
tripus.com – EUR 9.900,-
agence.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.929,-)
nybetting.com – US$ 9.995,- (ca. EUR 8.924,-)
vigantol.com – US$ 9.900,- (ca. EUR 8.839,-)
iproducer.com – US$ 9.800,- (ca. EUR 8.750,-)
sportigo.com – US$ 9.600,- (ca. EUR 8.571,-)
lovefrom.com – GBP 7.500,- (ca. EUR 8.500,-)
totalblue.com – US$ 9.240,- (ca. EUR 8.250,-)
accessible.org – US$ 9.000,- (ca. EUR 8.036,-)
h78.com – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.143,-)
migom.com – US$ 6.347,- (ca. EUR 5.667,-)
flexperience.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.357,-)
a-rent.com – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.911,-)
armservices.com – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.911,-)
mentalmotion.com – US$ 5.300,- (ca. EUR 4.732,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

WEBINAR – INTA FÜHLT ICANN IM JUNI AUF DEN ZAHN

Die International Trademark Association (INTA) lädt am 06. Juni 2019 zu einem Webinar mit dem Titel „ICANN – What Every Practitioner Should Know (from an Insider’s View)“. Das 75-minütige Webinar gibt Einblick in die Struktur von ICANN.

Der für den 06. Juni 2019 angesetzte Webcast wird einen recht tiefen Einblick in die Struktur und Funktion der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers („ICANN“) geben. Referenten sind Rechtsanwalt Georges Nahitchevansky, Partner bei Kilpatrick Townsend & Stockton LLP (USA), und Rechtsanwältin Susan Payne, zugleich Chefin der Rechtsabteilung beim Domain-Registrar und Online-Markenschützer Cum Laude (UK). Die Referenten geben einen Überblick über die verschiedenen Entscheidungsgremien von ICANN und helfen den Teilnehmern zu verstehen, wie und von wem Domain-Richtlinien erarbeitet werden. Die Referenten bieten wertvolle Informationen für Anwälte, die Domains ihrer Mandanten schützen. Zudem erfahren die Teilnehmer am Webinar, wie man sich bei ICANN engagieren kann.

Webinar und Webcast „ICANN – What Every Practitioner Should Know (from an Insider’s View)“ finden am Donnerstag, 06. Juni 2019 um 10:00 (EDT), also 15:00 MEZ statt und ist auf 75 Minuten angesetzt. Die Teilnahme kostet je nach Status für INTA-Mitarbeiter nichts, für INTA-Mitglieder US$ 50,- und für Nichtmitglieder US$ 100,-. Studenten und andere Teilnehmer mit besonderem Status zahlen lediglich US$ 25,-.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2075

Quelle: inta.org

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