Domain-Newsletter

Ausgabe #963 – 18. April 2019

Themen: DAAR – nTLDs bei Spammern besonders beliebt | Statistik – Was machen die alten neuen gTLDs? | TLDs – Neues von .amazon, .bnl und .music | Bericht – welche nTLDs werden Mainstream? | UDRP – Micro Electronics kämpft um micro.center | snake.com – geschlängelt für US$ 135.000,- | WIPO – Jubiläums-Konferenz zu 20 Jahren UDRP

DAAR – NTLDS BEI SPAMMERN BESONDERS BELIEBT

Die Internet-Verwaltung ICANN hat ihren Sicherheitsbericht für März 2019 zu den Risiken und Bedrohungen für generische Top Level Domains veröffentlicht. Demnach bleiben nTLDs bei Spammern besonders beliebt.

Grundlage des Berichts ist das so genannte Domain Abuse Activity Reporting (DAAR). DAAR identifiziert und verfolgt Domains, die eine Bedrohung für die Sicherheit des DNS-Ökosystems („DNS Abuse“) darstellen. Es wird automatisiert auf Grundlage der Daten zum jeweils Letzten eines Monats erstellt. Gegenstand des Berichts für März 2019 waren 194.567.079 auflösende Domain-Namen unter 1.213 delegierten generischen Domain-Endungen, aufgeteilt in „legacy TLDs“ und nTLDs. Zu den „legacy TLDs“ zählt ICANN alle Domain-Endungen, die vor 2010 eingeführt wurden, an der Spitze mit .com, .net und .org, jedoch auch mit .info und .biz. Mit rund 88 Prozent machten sie erneut den Großteil der untersuchten Domains aus. Insgesamt wurden 1.610.988 Domain-Namen identifiziert, die eine Bedrohung im Sinne des DAAR darstellen. Davon entfielen 780.896 oder umgerechnet 48,6 Prozent auf die „legacy TLDs“ und weitere 800.362 oder umgerechnet 51,4 Prozent auf die nTLDs. Damit stellen Domain-Namen unter neuer Endung nach wie vor eine überdurchschnittliche Bedrohung dar. Allerdings konzentrieren sich 86 Prozent der sicherheitsrelevanten Domain-Namen mit neuer Endung auf 26 TLDs, bei den „legacy TLDs“ sind es nur vier.

Nach Angaben von ICANN verteilen sich die Sicherheitsbedrohungen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Endungen, wobei es zwischen „legacy TLDs“ und nTLDs keine Unterschiede gibt. Einzelne Endungen, die besonders betroffen sind, nennt ICANN aber nicht. Zudem ist wichtig, dass zu Spam-Zwecken missbrauchte Domains das DAAR dominieren; sie allein machen 87 Prozent der beanstandeten Domains aus. Danach folgen „Phishing Domains“ mit 7,2 Prozent vor „Malware Domains“ mit 3,7 Prozent. Das Risiko durch „Botnet C&C Domains“ ist mit 2,1 Prozent vergleichsweise gering, allerdings deutlich höher als noch im Februar 2019 mit 0,4 Prozent. Auch hier verteilen sich die Bedrohungen sehr unterschiedlich; während „Botnet C&C Domains“ mit weit mehr als 90 Prozent vor allem bei „legacy TLDs“ festzustellen waren, sind nTLDs mit einem Anteil von deutlich über 50 Prozent bei Spammern beliebt; auch hier verfestigt sich das schon zu Beginn des Jahres festgestellte Bild. Der Report wird monatlich veröffentlicht und stellt daher aktuell unverändert lediglich eine Momentaufnahme dar.

Aus Sicht von ICANN stellt das 2018 gestartete DAAR einen Perspektivenwechsel dar, da man sich von der isolierten Betrachtung einzelner Top Level Domains und ihrer Eigenverantwortung löst, um stattdessen Missbrauch als generelles Problem zu erforschen. Daher wurden auch die Ressourcen in diese Forschung erheblich aufgestockt. Offen ist allerdings noch, welche Konsequenzen ICANN bei einem gehäuften Auftauchen sicherheitsrelevanter Domains unter einer einzelnen Domain-Endung ziehen würde; grundsätzlich reicht das vertragliche Instrumentarium bis hin zu einer Kündigung des Registry-Vertrages.

Den vollständigen Bericht für März 2019 finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2045

Erläuterungen zum Verständnis des Berichts finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2004

Quelle: icann.org

STATISTIK – WAS MACHEN DIE ALTEN NEUEN GTLDS?

Erinnern Sie sich noch an .aero oder .coop? Auch wenn zahlreiche Top Level Domains aus der ersten Einführungsrunde schon in Vergessenheit geraten sind – nicht alle müssen den Vergleich mit .top, .xyz & Co scheuen.

Rund 350 Millionen registrierte Domains meldet der Domain Name Industry Brief der .com-Registry VeriSign Inc. zum 31. Dezember 2018, davon 194,4 Millionen mit generischer Endung. Da aber allein auf .com und .net 153,0 Millionen Domains entfallen, verdienen die restlichen 41,4 Millionen Domains einen genauen Blick. Sie umfassen nicht nur die nach 2012 eingeführten nTLDs, sondern auch solche Endungen, die bereits vor dem Jahr 2010 neu eingeführt wurden und von ICANN mittlerweile zu den „legacy TLDs“ gezählt werden. Gerade im Vergleich mit nTLDs lässt sich damit die Entwicklung einer Domain-Endung über die Jahre einschätzen. Im Vergleich mit dem Stand Ende Dezember 2015 haben wir dabei zum 31. Dezember 2018 folgende Werte ermittelt:

TLD | 2018 | 2015 | +/-
——————————————-
.aero | 11.315 | 9.916 | 1.399
.asia | 286.448 | 236.783 | 49.665
.cat | 108.111 | 97.130 | 10.981
.coop | 8.241 | 8.874 | -633
.jobs | 46.698 | 46.119 | 579
.mobi | 479.780 | 710.066 | -230.286
.museum | 974 | 459 | 515
.name | 135.191 | 171.980 | -36.789
.post | 414 | 48 | 366
.pro | 322.027 | 128.853 | 193.174
.tel | 77.459 | 117.663 | -40.204
.travel | 18.928 | 18.161 | 767
.xxx | 146.407 | 174.920 | -28.513

Diese Zahlen entstammen den „monthly reports“ von ICANN, zu deren Erstellung und Übersendung jede gTLD-Registry verpflichtet ist, die jedoch erst mit einigen Monaten Verzögerung veröffentlicht werden. Den zahlenmäßig größten Verlust muss demnach die Endung .mobi einstecken, die binnen drei Jahren rund 230.000 Domains verliert. Allerdings schlägt sich .mobi dennoch wacker; in der nTLD-Weltrangliste würde sich die Mobil-Endung aktuell auf Platz 11 einordnen und immerhin .app, .live und .store hinter sich lassen. Nicht wirklich durchgesetzt hat sich bisher auch .tel; das Konzept, auf einer für alle Domain-Inhaber einheitlich gestalteten Website Kontaktdaten zum Abruf zur Verfügung zu stellen, hat über die Jahre deutlich an Attraktivität eingebüßt. Die beiden Endungen .jobs und .travel haben es immerhin geschafft, ihre Zahlen stabil zu halten, auch wenn das Niveau überschaubar bleibt.

Als Gewinner darf sich .pro fühlen, bei der sich die Zahl der registrierten Domain-Namen auf über 320.000 in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt hat. Dahinter steckt aber keine Profi-Zauberei, sondern eine simple Änderung der Vergabebedingungen. Im November 2015 verzichtete die Verwalterin Registry Services Corporation auf sämtliche Registrierungsbeschränkungen. Als „unrestricted“ TLD konnte .pro damit von jedermann registriert werden; die strengen Beschränkungen auf besonders qualifizierte Berufe wie Rechtsanwälte, Ärzte oder Buchhalter samt der damit verbundenen Nachweise entfiel. Die Endung .asia dürfte dagegen davon profitiert haben, dass das chinesische Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) die Akkreditierung erteilt hat, .asia-Domains auch wieder in China vertreiben zu dürfen.

Quelle: icann.org, eigene Recherche

TLDS – NEUES VON .AMAZON, .BNL UND .MUSIC

Der Wettstreit um .music ist entschieden: die zypriotische DotMusic Limited darf mit ICANN den Registry-Vertrag abschliessen. Derweil zieht sich die Markenendung .bnl schon wieder aus dem Domain Name System zurück, während das Tauziehen um .amazon in die nächste Runde geht – hier unsere Kurznews.

Die Vergleichsgespräche zwischen der Amazon Cooperation Treaty Organization (ACTO) und Amazon EU S.à.r.l. um die Einführung von .amazon sind gescheitert. Wie ICANN mitteilte, ist die auf den 07. April 2019 gesetzte Frist abgelaufen, ohne dass ein Ergebnis erzielt wurde. Der Ball liegt damit nun wieder im Feld von Amazon; bis spätestens zum 21. April 2019 muss die Handelsplattform gegenüber ICANN darlegen, wie man ACTO-Einwendungen begegnen will. Im Anschluss wird ICANN dann entscheiden, wobei es drei Wege gibt: ICANN winkt die Bewerbung durch, gibt sie mit Änderungsanweisungen zurück an Amazon oder verweigert eine Delegierung. Den acht ACTO-Staaten bleibt damit vorerst nur eine Beobachterrolle. Vermittlungsbemühungen von ICANN wird es offenbar vorerst nicht geben: „The Board understands the difficulty of the task at hand and greatly appreciates the time and effort of the ACTO member states and the Amazon corporation in seeking to reach a mutually agreeable solution“ merkte Cherine Chalaby, Chair des ICANN Board of Directors, an.

Die zu BNP Paribas gehörende Banca Nazionale del Lavoro, sechstgrößte Bank Italiens mit rund 19.000 Angestellten, hat ihr Interesse an der eigenen Markenendung .bnl verloren. Mit erst jetzt veröffentlichtem Schreiben vom 18. Februar 2019 kündigte die Bank den Registry-Vertrag mit ICANN. Wie zahlreiche andere Markenbetreiber zuvor, beruft sich BNL auf Sektion 4. 4 b) des Registry-Agreements, das eine jederzeitige ordentliche Kündigung unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von 180 Kalendertagen gestattet. Zudem bat das Institut, die Endung .bnl nicht anderweitig zu vergeben; diesem Wunsch hat ICANN vorläufig entsprochen. Aktiv genutzt wird die Top Level Domain nicht; mit Ausnahme der obligatorischen nic.bnl sind keine weiteren Domains registriert, und selbst diese Domain löst nicht auf.

Letzte Woche gab es nur Indizien, jetzt ist es fix: das Rennen um den Zuschlag für die neue Top Level Domain .music ist entschieden. Die auf Zypern ansässige DotMusic Limited unter Leitung von Constantinos Roussos hat bestätigt, sich den Vertrag gesichert zu haben. Damit haben unter anderem so namhafte Mitbewerber wie die Google-Tochter Charleston Road Registry Inc., die zu Donuts gehörende Victor Cross sowie Amazon EU S.à r.l. das Nachsehen. Auch wenn es keine offizielle Bestätigung gibt, spricht viel dafür, dass die Entscheidung in einer privaten Auktion gefallen ist; zur Höhe des siegreichen Gebots liegen aber ebenfalls keine Informationen vor. Damit steht auch fest, dass es keine freie Vergabe von .music geben wird; Roussos beabsichtigt stattdessen, einen besonders vertrauenswürdigen und geschützten Namensraum zu etablieren, der mit Hilfe eines Verifizierungsprozesses „squatters and imposters“ gar keinen Raum lässt. Der Start von .music ist derzeit für 2020 geplant, ein früherer Beginn aber nicht ausgeschlossen.

Das Schreiben von ICANN zu .amazon finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2043

Das Kündigungsschreiben für .bnl finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2044

Quelle: icann.org, billboard.com

BERICHT – WELCHE NTLDS WERDEN MAINSTREAM?

Jean Guillon ist eine bekannte Persönlichkeit in der Domain-Industrie. Im Zuge der Einführung neuer generischer Domain-Endungen spezialisierte er sich auf diese und gründete sein Beratungsunternehmen jovenet.consulting. Hier sammelt er unter anderem seit dem Jahr 2016 Registrierungsdaten der neuen Endungen und gibt aufgrund dieser Daten seine Einschätzung zur Entwicklung von nTLDs – nach Kategorien geordnet.

In einem aktuellen Artikel bei circleid.com ordnet Guillon ein, welche Endungen der von ihm aufgestellten 20 Kategorien wie etwa Politik, Musik, Photographie, Recht, Finanzen, Farben usw., für nTLDs sich im März 2019 zu etablieren scheinen. So stellt Guillon fest, dass in der Kategorie Musik die Registrierungen eher zunehmen, besonders bei .live, die jetzt 332.000 Domain-Namen aufweist, und langsam aber stetig bei .band und .dance, während .party kontinuierlich Registrierungen verliere. Zu seinen 20 Kategorien zählt auch die der Registries, die mehr als fünf Endungen verwalten. Dazu gehören Donuts, Radix und Google, deren Registrierungszahlen deutlich anstiegen. Interessant ist auch die Kategorie der Domain-Endungen, die es in Singular und Plural gibt; sie erweisen sich generell nicht als erfolgreich. Guillon vermutet, die Existenz zweier Versionen hält potentielle Kunden davon ab, Domains zu registrieren. Von .hotel, die noch nicht freigeschaltet ist, erhofft er sich aber viel. Für jede seiner Kategorien hat Guillon bis zu drei Sätze; für die Kategorie „Religion“ reicht die Bemerkung: „None of the religious TLDs are of interest in March and .wed (for „wedding“) remains silent.“ Hingegen zeigt sich bei „Alkohol“: „guess what: .wine, .beer and .vodka grow in volume: slowly but they grow.“ Zur 20. Kategorie, „Adults“, äußert sich Guillon indes nicht.

Der Artikel mit tatsächlich nur 19 kurzen Ansagen ist schwer verständlich und ohne den Verweis auf die begleitende Webseite auf der Domain seines Beratungsangebots jovenet.consulting kaum nachzuvollziehen. So stellt sich schon bei Punkt 1) des Artikels die Frage, warum die Endung .guru in die Kategorie „Politik“ fällt. Das erschließt sich allerdings auch nicht auf jovenet.consulting, die aber andere Endungen dieser Kategorie aufzählt, nämlich .gop, .vote, .republican, .democrat, aber auch .fail, .best und .exposed. Doch kategorisiert sind die Endungen, und das schadet nicht. Die Einschätzungen von Guillon sind subjektiv, die Begründung, soweit vorhanden, oftmals sehr dünn. So etwa bei der Ansicht, .guru habe über ein Jahr 2.000 Registrierungen verloren und er selbst habe seine .guru-Domain, die er enthusiastisch registriert habe, gekündigt, also, allgemein gesprochen, zögen diese Endungen Verbraucher nur wenig an. Auf der anderen Seite hätte der ein oder andere Satz mehr der Liste mehr Sinn gegeben, wie etwa die Klärung der Frage, wann bei Endungen in Plural und Singular welche Variante besser dasteht: .fan zum Beispiel steht besser da als .fans, genauso wie .gift und .gifts, während es bei .game und .games gerade andersherum ist. Der Artikel von Guillon ist alles in allem nicht gerade hilfreich, aber seine auf jovenet.consulting hinterlegten Registrierungsdaten schon. Da lohnt sich ein Blick.

Den Artikel von Guillon auf circleid.com findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2046

Die von Guillon angesprochenen reporte findet man unter:
> https://www.jovenet.consulting/new-gtld-reports

Quelle: jovenet.consulting, circleid.com, eigene Recherche

UDRP – MICRO ELECTRONICS KÄMPFT UM MICRO.CENTER

Im Streit um die Domain „micro“ unter der neuen Endung .center zeigte ein Panelist des National Arbitration Forum (NAF) wieder einmal, dass die Top Level Domain bei der Beurteilung einer Markenrechtsverletzung Beachtung findet.

Die Micro Electronics Inc. mit Sitz in den USA sah ihre Markenrechte durch die Domain micro.central verletzt. Das Unternehmen ist seit 1980 im Geschäft und ein landesweit agierender Anbieter von Computern und Zubehör mit ebenfalls landesweit verbreiteten Niederlassungen. Sie hat ausserdem sieben eingetragene Marken „MICRO CENTER“. Die Domain micro.center ist seit Juli 2015 registriert; sie zeigte Links zu Webseiten von Unternehmen, die Mitbewerber der Beschwerdeführerin sind. Die Micro Electronics startete ein UDRP-Verfahren vor dem National Arbitration Forum (NAF) und beantragte die Übertragung der Domain micro.center auf sich. Aus ihrer Sicht unterscheidet sich die Domain micro.center von ihren Marken lediglich durch den Punkt zwischen den Wörtern „micro“ und „center“. Der Gegner, Shawn Downey, hält entgegen, es läge keine Markenrechtsverletzung vor, da keine Ähnlichkeit bestehe: Er sei Inhaber der Domain „micro“ unter der Domain-Endung .center. Die Beschwerdeführerin habe aber keine Markenrechte an „micro“ oder an „.center“. Er habe die Domain auch nicht bösgläubig genutzt; es bestehe kein Nachweis, dass er die Domain als microcenter.com präsentiert habe. Es gäbe auch keinen Hinweis, dass die Domain zu Verwechslungen führe: die Domain verzeichne allenfalls 20 Besucher am Tag, während die Domain microcenter.com der Beschwerdeführerin tausende Besucher täglich erhalte. Und eine Suche nach der Domain der Beschwerdeführerin würde die streitige Domain nicht im Ergebnis listen.

Beide Parteien nahmen nochmals Stellung und beteuerten ihre Positionen. Als Entscheider fungierte der Jurist und Mediator Kendall C. Reed aus Los Angeles, der bei der Beschwerdeführerin noch um weitere Informationen zu den Links und der Suchfunktion unter micro.center bat und erhielt, wobei der Gegner die Inhalte unter der Domain mittlerweile geändert hatte und die Beschwerdeführerin die Fragen nicht vollständig beantworten konnte. Dafür nahm der Gegner nochmals Stellung und machte deutlich, dass die Domain micro.center bei voodoo.com geparkt sei und dort Google-Werbung nutze. Die Suchfunktion sei wahllos und keiner der Links auf der Seite weise auf die Beschwerdeführerin. Der Vorwurf der Verwechslungsgefahr sei völlig abwegig, und die Domain zum Kauf anzubieten, sei keineswegs unanständig, das sei legal.

Panelist Kendall C. Reed bestätigte die Beschwerde hinsichtlich der Markenrechtsverletzung und entschied auf Transfer der Domain micro.center auf die Beschwerdeführerin (NAF Claim Number: FA1902001829812). Bei der Frage der Ähnlichkeit von Domain und Marke bestätigte er, dass die Beschwerdeführerin nachgewiesen habe, Inhaberin von sieben eingetragenen Marken „MICRO CENTER“ zu sein. Der Marke sei nun im Vergleich die Domain micro.center zur Seite zu stellen, wobei bei dieser Gegenüberstellung die Frage der Verwechslungsgefahr nicht relevant sei. Vielmehr frage sich, ob die Domain-Endung in den Vergleich miteinbezogen werden könne, da doch grundsätzlich die Endung als technische Notwendigkeit bei Bewertung der Ähnlichkeit außen vor bleibe. Reed zog die dunkin.coffee-Entscheidung vom April 2015 heran: seinerzeit hatte Dawn Osborne festgestellt, dass eine Endung, die selbst Waren oder Dienstleistungen bezeichnet, mit in die Ähnlichkeitsprüfung einbezogen werden könne. Unter diesem Gesichtspunkt seien, so Reed, die Domain micro.center und die Marken „MICRO CENTER“ bis auf den Punkt identisch. Reed resümierte an dieser Stelle, dass sich die Anzahl von Domain-Endungen dramatisch erhöht habe und mittlerweile die Möglichkeit für Top Level Domains bestehe, ein wesentlicher Teil der verwirrenden Ähnlichkeit zu sein. Er sehe bei micro.center die verwirrende Ähnlichkeit zur Marke der Beschwerdeführerin. Bei der Frage nach dem fehlenden Recht oder berechtigten Interesse des Gegners bestätigte sich für Reed der von der Beschwerdeführerin erbrachte Anscheinsbeweis, wonach der Gegner nicht berechtigt sei, ihre Marke als Domain zu nutzen; weder habe er ihre Erlaubnis, noch sei er unter diesem Begriff bekannt. Hingegen habe der Gegner nicht dargestellt, dass er ein berechtigtes Interesse an der Domain micro.center habe.

So blieb noch die Frage der Bösgläubigkeit, hinsichtlich der die Beschwerdeführerin gezeigt habe, dass zumindest drei der Links unter micro.center zu Mitbewerbern von ihr weiterleiten. Dass sie diesen Nachweis nicht für alle Links auf der ursprünglichen Seite, die der Gegner im Zuge des UDRP-Verfahrens geändert hatte, nachweisen konnte, spreche nicht gegen sie. Ihm, Reed, reichten die drei belegten Links zur Bewertung der Sache aus. Der Gegner habe argumentiert, er sei berechtigt, eine Domain zu registrieren und zum Kauf anzubieten. Dem stimmte Reed grundsätzlich zu. Hier sei jedoch die Domain der Marke der Beschwerdeführerin zum Verwechseln ähnlich und zeige eine Seite mit Links, die zu Mitbewerbern der Beschwerdeführerin führen. Das gehe nicht und zeige, dass der Gegner die Domain bösgläubig registrierte und nutze. Folglich seien die Voraussetzungen der UDRP erfüllt und die Domain sei auf die Beschwerdeführerin zu übertragen.

An diesem Fall zeigt sich wieder einmal, dass mit den neuen generischen Domain-Endungen sich die Beurteilung der Rechtslage geändert hat: Die Top Level Domain, die eine technische Notwendigkeit ist, kann auch Teil der Bewertung einer Markenrechtsverletzung sein. Die von Reed herangezogene dunkin.coffee-Entscheidung (NAF Claim Number: FA1502001603215) ist nicht die erste ihrer Art. Schon ein Jahr zuvor, vor jetzt fünf Jahren, konnte sich der deutsche Fahrradhersteller Canyon Bikes im Rahmen eines UDRP-Verfahrens gegen den Inhaber der Domain canyon.bikes aufgrund dieses Umstands durchsetzen (WIPO-Entscheidung vom 14.03.2014, Nr. D2014-0206).

Die UDRP-Entscheidung über die Domain micro.center finden Sie unter:
> https://www.adrforum.com/DomainDecisions/1829812.htm

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Die NAF-Entscheidung dunkin.coffee finden Sie unter:
> http://www.adrforum.com/domaindecisions/1603215.htm

Mehr zur WIPO-Entscheidung canyon.bikes unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/912

Quelle: adrforum.com, eigene Recherche

SNAKE.COM – GESCHLÄNGELT FÜR US$ 135.000,-

Die vergangene Domain-Handelswoche brachte nicht nur eine hochpreisige .com-Domain mit snake.com für US$ 135.000,- (ca. EUR 119.469,-), sondern auch eine lange Liste weiterer sehr guter .com-Preise. Daneben standen die ccTLDs auch nicht schlecht da.

Die Endung .com räumte wieder ab: snake.com erreichte mit ihrem Preis von US$ 135.000,- (ca. EUR 119.469,-) Platz neun auf der Jahresbestenliste und steht dort neben c5.com. Es schließt sich eine lange Liste fünfstelliger Verkäufe an, die mit fusionbank.com zum Preis von GBP 50.000,- (ca. EUR 57.777,-) beginnt, über comscope.com (EUR 42.500,-) und der Vier-Ziffern-Domain 4349.com zum Preis von US$ 35.400,- (ca. EUR 31.327,-) schließlich auf weitere siebzehn .com-Domains blickt. Besonderer Erwähnung wert sind dabei zic.com zu US$ 28.001,- (ca. EUR 24.780,-), die deutlich gegenüber ihrem Preis von US$ 18.400,- (ca. EUR 16.577,-) im Februar 2015 zulegte. Noch besser stand burl.com mit US$ 24.555,- (ca. EUR 21.730,-) gegenüber den US$ 5.805,- (damals ca. EUR 4.003,-) im Dezember 2007 da. Und wooo.com, die US$ 10.595,- (ca. EUR 9.376,-) erzielte, konnte sich gegenüber März 2007, als sie US$ 5.101,- (ca. EUR 3.832,-) kostete, ebenfalls deutlich verbessern.

Die kolumbianische Endung .co sorgte unter den Länderendungen für die Nummer 1: smart.co erzielte hervorragende US$ 52.820,- (ca. EUR 46.743,-) und setzte sich so an die erste Position der Jahresbestenliste. Ihr folgte die ebenfalls hervorragende kanadische ig.ca zu US$ 34.000,- (ca. EUR 30.088,-). Die britische Endung ließ sich da nicht lange bitten und gesellte sich mit hampton.co.uk zum Preis von GBP 25.000,- (ca. EUR 28.888,-) dazu. Es folgte noch rehab.tv zu US$ 9.000,- (ca. EUR 7.965,-), die ein wenig gegenüber ihrem Preis von US$ 10.000,- (ca. EUR 7.576,-) im August 2014 verloren hat. Sodann meldete sich die deutsche Endung mit mycamper.de für EUR 7.500,-, mycups.de für EUR 5.000,- und drei weiteren Domains.

Die neuen generischen Endungen zeichneten sich durch den erstklassigen Preis von t.win aus, der ganze US$ 22.500,- (ca. EUR 19.912,-) betrug. Daneben fanden weitere nTLDs Eingang in die Liste, darunter rud.global mit US$ 4.800,- (ca. EUR 4.248,-). Die alten generischen Endungen lieferten diesmal durchaus erfreulich ab, angefangen mit office.org, die schöne US$ 22.000,- (ca. EUR 19.469,-) erzielte, und mb.org, die erfreuliche US$ 9.999,- (ca. EUR 8.849,-) einbrachte, was gegenüber dem Preis von GBP 2.500,- (ca. EUR 3.605,-) im Juli 2005 ein deutlicher Gewinn ist. Die Liste der verkauften Domains war auch hier diesmal etwas länger als in den vergangenen Wochen. So war in der vergangenen Domain-Handelswoche die Endung .com wieder der Antreiber, aber auch die Länderendungen und die klassischen generischen Endungen neben .com boten Erfreuliches.

Länderendungen
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smart.co – US$ 52.820,- (ca. EUR 46.743,-)

ig.ca – US$ 34.000,- (ca. EUR 30.088,-)

hampton.co.uk – GBP 25.000,- (ca. EUR 28.888,-)
jaki.co.uk – EUR 2.795,-
math.co.uk – GBP 2.050,- (ca. EUR 2.369,-)

mycamper.de – EUR 7.500,-
mycups.de – EUR 5.000,-
germandream.de – EUR 4.800,-
mitten-im-leben.de – EUR 3.000,-
rentafriend.de – EUR 2.200,-

rehab.tv – US$ 9.000,- (ca. EUR 7.965,-)
rowingblazers.es – EUR 6.500,-
vouch.io – US$ 6.500,- (ca. EUR 5.752,-)
rowingblazers.com.mx – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.425,-)
hierro.es – EUR 3.535,-
wilmaa.ch – EUR 2.990,-
vollgas.eu – EUR 2.499,-
elective.io – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.212,-)
gea.be – EUR 2.000,-
hot.us – US$ 2.023,- (ca. EUR 1.790,-)

Neue Endungen
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t.win – US$ 22.500,- (ca. EUR 19.912,-)
rud.global – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.248,-)
fit.plus – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.770,-)
sauna.club – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.770,-)

Generische Endungen
——————-

office.org – US$ 22.000,- (ca. EUR 19.469,-)
mb.org – US$ 9.999,- (ca. EUR 8.849,-)
vf.net – US$ 9.700,- (ca. EUR 8.584,-)
values.org – EUR 6.988,-
apk.org – US$ 4.999,- (ca. EUR 4.424,-)
rma.org – US$ 4.668,- (ca. EUR 4.131,-)
worship.org – US$ 4.300,- (ca. EUR 3.805,-)
greenmuseum.org – US$ 3.588,- (ca. EUR 3.175,-)
problems.org – US$ 2.511,- (ca. EUR 2.222,-)
scientificjournals.org – US$ 2.090,- (ca. EUR 1.850,-)
luxrender.net – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.770,-)

.com
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snake.com – US$ 135.000,- (ca. EUR 119.469,-)
fusionbank.com – GBP 50.000,- (ca. EUR 57.777,-)
comscope.com – EUR 42.500,-
4349.com – US$ 35.400,- (ca. EUR 31.327,-)
peche.com – EUR 30.000,-
zic.com – US$ 28.001,- (ca. EUR 24.780,-)
burl.com – US$ 24.555,- (ca. EUR 21.730,-)
hlio.com – US$ 21.850,- (ca. EUR 19.336,-)
doubledutch.com – US$ 20.000,- (ca. EUR 17.699,-)
fiku.com – US$ 19.995,- (ca. EUR 17.695,-)
exup.com – US$ 17.000,- (ca. EUR 15.044,-)
avellino.com – US$ 16.888,- (ca. EUR 14.945,-)
bigm.com – US$ 16.500,- (ca. EUR 14.602,-)
jiker.com – US$ 15.295,- (ca. EUR 13.535,-)
ribi.com – US$ 15.100,- (ca. EUR 13.363,-)
gojoy.com – US$ 13.560,- (ca. EUR 12.000,-)
lotterybank.com – US$ 11.300,- (ca. EUR 10.000,-)
amrita.com – US$ 11.100,- (ca. EUR 9.823,-)
wooo.com – US$ 10.595,- (ca. EUR 9.376,-)
lvbo.com – US$ 10.249,- (ca. EUR 9.070,-)
skribe.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.850,-)
primedprotection.com – US$ 9.711,- (ca. EUR 8.594,-)
cgtrade.com – US$ 8.800,- (ca. EUR 7.788,-)
onlineversicherung.com – US$ 8.475,- (ca. EUR 7.500,-)
kimai.com – US$ 6.215,- (ca. EUR 5.500,-)
aviti.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.310,-)
ubdi.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.310,-)
coolsleep.com – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.867,-)
omnibiz.com – US$ 5.500,- (ca. EUR 4.867,-)
charp.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.425,-)
djmania.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.425,-)
triprank.com – US$ 5.000,- (ca. EUR 4.425,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

WIPO – JUBILÄUMS-KONFERENZ ZU 20 JAHREN UDRP

Vor 20 Jahren wurde die Uniform Domain-Name Dispute-Resolution Policy eingeführt und der erste Fall entschieden. Das 20-jährige Jubiläum nimmt die WIPO zum Anlass für die „WIPO Conference on 20 Years UDRP“, die im Oktober 2019 in Genf (Schweiz) stattfinden wird. Interessierte können sich bereits jetzt für eine Teilnahme vormerken lassen.

Am 02. Dezember 1999 beantragte die World Wrestling Federation Entertainment Inc. die erste Beschwerde nach der Uniform Domain-Name Dispute-Resolution Policy (UDRP), die kurz zuvor eingeführt worden war. Es ging um die Domain worldwrestlingfederation.com, und die Beschwerdeführerin war mit ihrer Beschwerde erfolgreich: am 14. Januar 2000 entschied Panelist M. Scott Donahey den Fall WIPO-Case No. D99-0001 zu ihren Gunsten. Seitdem sind gut 19 Jahre ins Land gegangen und gut 42.000 weitere WIPO-Fälle entschieden worden. Jetzt steht das 20-jährige Jubiläum an und WIPO lädt für 21. Oktober 2019 nach Genf (Schweiz) zur „WIPO Conference on 20 Years UDRP“. Mit der Konferenz will die WIPO hinsichtlich des ADR-Systems, der UDRP-Rechtsprechung, relevanter Internet-Entwicklungen und einer Reihe weiterer aktueller Themen Bilanz ziehen und in die Zukunft blicken. Die Veranstaltung richtet sich an Markeninhaber, Markenpraktiker, Parteivertreter, Akademiker, Registrare, ccTLD-Administratoren und andere Interessengruppen. Die Agenda steht noch nicht fest, sie wird im Lauf des Jahres bekannt gegeben.

Die „WIPO Conference on 20 Years UDRP“ findet am 21. Oktober 2019 in Genf (Schweiz), voraussichtlich in den Räumen der WIPO statt. Da die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt ist, können sich Interessierte schon jetzt per eMail um eine Platz bemühen.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2047l

Die erste WIPO-Entscheidung findet man unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/2048

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

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