Netzverwaltung

IANA goes Community

Die US-Regierung hat angekündigt, die Verantwortung für die so genannten IANA-Funktionen in die Hände der globalen Multistakeholder-Community legen zu wollen. Trotz dieser prompt als »historisch« bezeichneten Ankündigung ist noch völlig unklar, ob und wie sie sich auf die Netzverwaltung auswirkt.

Nicht nur Uli Hoeneß wird den 14. März 2014 lange in Erinnerung behalten: in den späten Abendstunden gab die innerhalb des US-Wirtschaftsministeriums zuständige National Telecommunications and Information Administration (NTIA) ihre Absicht bekannt, Schlüsselfunktionen des Domain Name Systems (DNS) auf die globale Multistakeholder-Community zu übertragen. Zugleich beauftragte die Behörde im ersten Schritt die Internet-Verwaltung ICANN, die Stakeholder (also jedermann) zusammenzurufen, um einen Vorschlag zu entwerfen, wie diese Übertragung aussehen möge. Im Mittelpunkt der Übertragung stehen dabei die fünf IANA-Funktionen: die Instandhaltung der Protokoll-Parameter im Auftrag der Internet Engineering Task Force, die Verteilung der IP-Adressen in Abstimmung mit den Regional Internet Registries, das Management der Top Level Domains .arpa und .int, die administrative Verantwortung für das DNS und die Root Zone sowie die Koordinierung des Root Zone Managements. Vor allem die Koordination des DNS und die Zuteilung von IP-Adressen bilden dabei das Herzstück der IANA-Funktion. Daneben gibt es ein »Cooperative Agreement« der NTIA mit VeriSign, mit dem der .com-Registry das technische Management der Root Zone übertragen wurde. Dieses Vertragswerk endet jedoch mit Ablauf des 30. September 2015.

Bei der Umsetzung dieser Übertragung macht die NTIA allerdings klare Vorgaben. So muss der Vorschlag auf breite Unterstützung der Community stoßen und vier Grundsätze beachten, wie die Unterstützung und Verbesserung des Multistakeholder-Modells und Aufrechterhaltung der Offenheit des Internets. Letzteres verbindet die NTIA mit der Absage an jeden Vorschlag, bei dem ein von Regierungen geführtes oder zwischenstaatliches Modell die Rolle der NTIA übernimmt – weder die International Telecommunications Union noch die UNO sollten sich also Hoffnungen machen. Konkrete Vorschläge soll ICANN bereits anlässlich des Meetings in Singapur erarbeiten, das für 23. bis 27 März 2014 angesetzt ist. Mit raschen Ergebnissen ist jedoch nicht zu rechnen.

Völlig offen ist derzeit die Frage, wie konkret ein Alternativmodell der Netzverwaltung aussehen könnte. Mit Ausnahme einer Studie der School of Information Studies (iSchool), die in Singapur vorgestellt werden soll, gibt es keine praktischen Vorschläge. Und auch wenn die Mitteilung der NTIA von Brancheninsidern wie dem Blogger Kevin Murphy (domainincite.com) oder Michele Neylon vom Registrar Blacknight Solutions im Lichte der Snowden-Enthüllungen als »historisch« bezeichnet wird; aktuell handelt es sich lediglich um eine Ankündigung. So dürfte die US-Regierung ihre Vormachtstellung in Sachen Netzverwaltung nicht ohne Zugeständnisse aufgeben; nicht ausgeschlossen wäre daher, dass sich im Zuge der jetzt folgenden Diskussionen kein Modell findet, das die Zustimmung der NTIA erhält und daher alles beim Alten bleibt. Es liegt daher in den Händen der Community, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

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