IGF

Eine Studie zeigt: »Big Tech« bedroht den Erfolg des Internets

Das Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) und die Latin American and Caribbean Internet Addresses Registry (LACNIC) sehen die Zukunft des Internets durch den wachsenden Einfluss von Regierungen und »Big Tech« bedroht. Das geht aus der Analyse »Study On The Internet’s Technical Success Factors« hervor, die anlässlich des Internet Governance Forum (IGF) vorgestellt wurde.

Fünf Regional Internet Registries (RIRs) kümmern sich weltweit um die Zuteilung von IP-Adressen, darunter APNIC für die Region Asien und den Pazifik, und LACNIC für Lateinamerika und die Karibik. Für das IGF 2021, das vom 06. bis 10. Dezember im polnischen Kattowitz stattfand, haben sie das Beratungsunternehmen Analysys Mason Limited beauftragt, den Erfolgsfaktoren des Internets einschließlich möglicher Risiken nachzugehen. Insoweit hat der Bericht vier Faktoren ausgemacht: Skalierbarkeit der technischen Architektur sowie der operativen und unternehmerischen Modelle, Flexibilität bei Netzwerktechnologien, die Anpassung an neue Anwendungen und Widerstandsfähigkeit gegen Schocks und Veränderungen, insgesamt bezeichnet als die »vier Dimensionen des Erfolgs«. Ihnen zu Grunde liegen wiederum drei fundamentale Prinzipien, nämlich Offenheit, Einfachheit und Dezentralisierung. Zum Beleg verweist die Studie auf historische Entwicklungen, einschließlich des Übergangs von IPv4 zu IPv6.

Der wohl interessanteste Teil der insgesamt 58-seitigen Analyse befindet sich im Kapitel »Prospects for further success«, der sich mit den Aussichten für den weiteren Erfolg befasst, aber vorrangig Risiken benennt. Hierzu gehören wenig überraschend technische Herausforderungen wie die Sicherheit der Infrastruktur und deren Stärkung durch Protokolle wie DNSSEC oder »DNS over TLS« (DoT). Risikopotential sehen die Analysten aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch »social media companies, video streaming companies, content delivery networks and cloud companies. Ein grosser Teil des weltweiten Datenverkehrs wird mittlerweile zwischen den Rechenzentren dieser Unternehmen abgewickelt, mit dem Risiko eines zentralisierten Internets mit wenigen globalen und privaten Netzwerken; entsprechend steige die kollektive Abhängigkeit von diesen Netzwerken. Zudem könnten sie versucht sein, eigene Protokolle und Technologien zu entwickeln. Des weiteren könnten die Grenzen zwischen Netzwerk und Anwendung verwischen, mit der Folge, dass der Abruf von Inhalten nicht mehr durch »universal access« gewährleistet, sondern durch das Unternehmen bestimmt wird. Und auch die Rolle von Regierungen sieht der Bericht kritisch:

governments in many parts of the world are looking for ways to control or regulate these services for a variety of reasons.

Die Motive mögen lauter sein, wenn es etwa um eine Zugangsbeschränkung von illegalen Inhalten geht. Aber es sei nicht auszuschließen, dass eigene technische Standards entwickelt werden, die den Unternehmen übergestülpt werden, um zum Beispiel den Datenverkehr staatlich besser kontrollieren zu können.

Insgesamt liefert die Analyse reichlich Futter für alle Fragen der Internet Governance, also allen Maßnahmen, die den Zugang, die Stabilität und die Offenheit des Internets sicherstellen sollen. Dementsprechend abstrakt ist sie zumindest stellenweise formuliert. Umso konkreter ist aber die abschließende Empfehlung:

As the Internet continues to evolve, we believe it is important to recognise and maintain the guiding ideals and design principles that have contributed to the scalability, flexibility, adaptability and resilience that represent the dimensions of success for the Internet today.

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