Netzpolitik

Prof. Kleinwächter blickt in das Jahr 2019

Das Jahr 2019 ist erst wenige Tage alt, doch was wird es in Sachen Netzverwaltung noch bringen? Prof. Wolfgang Kleinwächter, renommierter Experte für Internet-Governance, wirft in einem Blog-Beitrag für circleid.com seine Glaskugel an und wagt den Ausblick.

Die gute Nachricht zuerst: mit etwas Glück könnte 2019 nach Ansicht von Kleinwächter als Jahr des »digital wisdom« in die Geschichtsbücher eingehen. Mehr als ein halbes Dutzend an Think-Tanks, globalen Kommissionen, hochrangigen Panels, Arbeits- und Prüfungsgruppen trifft sich in den nächsten 12 Monaten mit Ideen, Vorschlägen, Empfehlungen und langen »To-Do«-Listen für Regierungen, die Privatwirtschaft, die Zivilgesellschaft und den Technologie-Sektor, wie man das Ökosystem der Netzverwaltung frei, offen, stabil, innovativ und vereint hält. Als Beispiel nennt Kleinwächter die »Global Commission on the Future of Work«, die im Januar ihren Schlussbericht vorlegt und sich eingehend damit befasst hat, wie in der digitalen Welt annehmbare und nachhaltige Arbeit sichergestellt wird. Für Mai erwartet man den Bericht des »High-Level Panel on Digital Cooperation« (HLP.DC); das Panel unter Leitung von Melinda Gates (Microsoft Foundation) und Jack Ma (Alibaba) will neue Ideen präsentieren, wie die Cyberwelt organisiert werden soll.

Bei alldem sieht Kleinwächter zwei Entwicklungen: einerseits befürworten immer mehr Interessensgruppen mehr Stabilität und damit mehr Regulierung für das bestehende System der Netzverwaltung, von Kleinwächter als »innovative Multilateralism« bezeichnet. Andererseits steigt der Anteil der Regierungen, die auf »My country, first«, »Cybersovereignty« und »National Internet Segment« setzen, was als Modell des »neo-nationalistic unilateralism« existierende Rechte und Freiheiten im Internet untergrabe. Beide Entwicklungen könnten für wachsende Konfusionen im Internet sorgen, was wiederum Bemühungen, den Cyberspace basierend auf den gemeinsamen Werten der Charta der Vereinten Nationen, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der WSIS Tunis Agenda und dem NetMundial-Statement zu stabilisieren, verkompliziert.

Der Internet-Verwaltung ICANN sagt Kleinwächter eine turbulente Zeit voraus. Er befürchtet, dass es zu neuen Kontroversen rund um das Domain Name System (DNS) kommen könnte, namentlich das »DNS over HTTPS« (DoH), ein erst am 19. Oktober 2018 standardisiertes Protokoll zur Durchführung einer DNS-Auflösung über das HTTPS-Protokoll. Der DNS-Verkehr läuft in diesem Fall per HTTPS-verschlüsselter Verbindung über einen Webserver zu unzensierten DNS-Servern, um mehr Vertraulichkeit für das DNS zu schaffen. Nach Einschätzung von Kleinwächter ist ICANN seit der IANA-Transition im Jahr 2016 aus dem politischen Scheinwerferlicht gerückt. Doch angesichts der neuen Entwicklungen, welche die Sicherheit und Stabilität des öffentlichen Rückgrats des Internets betreffen, könnte sich ICANN bereits bald wieder in der Schusslinie der Internet Governance wiederfinden. Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen, hat die breite Öffentlichkeit wie gewohnt bei den drei jährlichen ICANN-Meetings; sie finden vom 09. bis 14. März 2019 in Kobe (Japan), vom 24. bis 27. Juni 2019 in Marrakesch (Marokko) und vom 02. bis 07. November 2019 in Montréal (Kanada) statt. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos.

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