IGF

Diskussion um Netzverwaltung hält an

Überschattet von den Terroranschlägen in Mumbai ist vorvergangene Woche das dritte Treffen des Internet Governance Forum (IGF) im indischen Hyderabad zu Ende gegangen. Einmal mehr wurden Forderungen nach einem Machtwechsel im Domain Name System laut.

Welche Rolle spielen die Regierungen im Internet, und welche Rolle spielt die Community? Eher theoretisch klingen die Fragen, mit denen sich das IGF drei Tage lang befasste, und doch sind sie sehr konkret. So haben die USA während der Clinton-Administration Organisationen wie der American Registry of Internet Numbers (ARIN) und der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Aufgabe der Verwaltung von IP-Adressen und Domain-Namen übertragen. Doch diese Aufgabenübertragung, mit der sich die US-Regierung ihren Einfluss auf das Internet sichert, gerät zusehends in die Kritik. So forderten beispielsweise der Italiener Stefano Trumpy aus dem Regierungsbeirat ICANNs, der französische ICANN-Vorstand Jean-Jacques Subrenat und der Jura-Professor Milton Mueller von der Syracuse University anlässlich des IGF erneut, dass die US-Regierung ihren Einfluss aufgibt und ICANN in die Unabhängigkeit entlässt. Ungeklärt ist jedoch die Frage, wer anstelle der US-Regierung dann über ICANN wachen soll; zuletzt wurden wiederholt die Vereinten Nationen (UN) und insbesondere das IGF selbst als Aufsichtsgremium genannt, während auch die International Telecommunication Union (ITU) mehr Einfluss fordert. Stephen Ryan von der US-Kanzlei McDermott Will & Emery, die ARIN vertritt, bezweifelt indes, dass dies zum Vorteil der Internetnutzer wäre; er fürchtet, dass damit etwa die Rolle Chinas aufgewertet und der demokratische Ansatz Nordamerikas gefährdet würde.

Eine neue Variante brachte Hamadoun I. Touré, Generalsekretär der ITU, ins Spiel. Er erwähnte in einer Rede, dass die ITU die Verwaltung von ccTLDs übernehmen könnte; offen bleibt jedoch, welchen Vorteil dies bringen soll. Touré bezog sich auf das Beispiel Trinidad und Tobago, bei dem es nicht näher genannte Probleme bei der Verwaltung der Landesendung geben soll. Doch die Frage, wer rechtmäßiger Inhaber eines Landeskürzels ist, kann die ITU nur anhand jener Informationen beurteilen, die auch der bisher zuständigen IANA zur Verfügung stehen. Dies gilt insbesondere bei Territorien mit unklarer politischer Situation wie Kosovo, Süd-Ossetien oder Somalia.

Ein Ende der Diskussionen ist bisher nicht abzusehen, im Gegenteil: nach einem Bericht des Online-Magazins heise.de kam es beim IGF zu einem offenen Schlagabtausch zwischen Everton Lucero vom brasilianischen Aussenministerium und Richard Beaird vom US-Aussenministerium. Lucero kritisierte, dass die Aufsicht über das DNS allein in den Händen der USA liegt, während Beaird auf die positiven Erfahrungen verwies. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Buch um ein Kapitel reicher ist – zu Ende gelesen ist es noch lange nicht.

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