Die School of Information Studies (iSchool) an der New Yorker Syracuse University hat die Diskussion um das Thema »Internet Governance« neu befeuert: in einer Studie sprach sie sich dafür aus, die US-Kontrolle zu beenden und stattdessen eine unabhängige Domain Name System Authority (DNSA) zu installieren.
Im Vorfeld der NETmundial-Konferenz, die am 23. und 24. April 2014 im brasilianischen Sao Paulo stattfindet und von ICANN-CEO Fadi Chehadé maßgeblich unterstützt wird, häufen sich die Stimmen zur Zukunft der Netzverwaltung. Aktuell macht nun die Syracuse University unter Leitung von Dr. Milton Mueller und Dr. Brenden Kuerbis, zwei Experten in Sachen »Internet Governance«, mit einer neuen Studie auf sich aufmerksam. Nach ihrem Vorschlag soll strukturell die sogenannte IANA-Funktion von der Richtlinien-Funktion von ICANN getrennt werden. Damit will die iSchool sicherstellen, dass die DNS-bezogene IANA-Funktion weder für politische noch für regulatorische Zweckemissbraucht werden kann. Parallel will man die IANA-Funktion auf ein unabhängiges, neutrales und privat organisiertes Konsortium übertragen, das in der Studie »Domain Name System Authority« genannt wird. Die DNSA wiederum soll von den weltweiten TLD-Registries als auch den Root Server Betreibern verwaltet werden. Die Umsetzung will die iSchool bis spätestens September 2015 verwirklichen, wenn der IANA-Vertrag mit ICANN endet. Einzelheiten will Mueller beim ICANN-Meeting in Singapur präsentieren, das am 23. März 2014 beginnt.
ICANN wird damit aber nicht überflüssig. Die aktuelle Internet-Verwaltung soll sich vielmehr auf das Policy-Making konzentrieren, also die politische und juristische Seite der Netzverwaltung. Es sei laut Kuerbis wichtig, die technische Verwaltung der Root Zone nicht mit dem Policy-Making zu verwechseln. Zugleich will er die DNSA vertraglich an ICANN binden. Einzelheiten will Mueller beim ICANN-Meeting in Singapur präsentieren, das am 23. März 2014 beginnt.
Zurückhaltender gibt sich dagegen die US-Regierung. In einer Stellungnahme im Vorfeld der NETmundial-Konferenz zeigte man sich zwar interessiert an einer Entwicklung des »multistakeholder«-Modells in der Zukunft. Allerdings sei NETmundial offenbar eher der Startpunkt für weitere Diskussionen. Dabei will die US-Regierung mehrere Grundsätze beachtet wissen, darunter den Schutz von Menschenrechten, die Förderung eines universellen und diskriminierungsfreien Zugangs zum Internet und die Förderung eines sicheren und stabilen Netzwerks. Doch zwischen den Zeilen wird ebenso klar: revolutionär sollte eine Änderung nicht ausfallen – und die US-Vorherrschaft steht ohnehin ausser Frage. Ob dies der Rest der Welt in einer PostSnowden-Welt auch so sieht, stellt nicht nur die iSchool in Frage.