Die American Registry for Internet Numbers (ARIN) hat vor einer zunehmenden Knappheit an IP-Adressen, elementarer Baustein des Domain Name Systems, gewarnt: sollte der Umstieg vom derzeitigen Protokoll IPv4 auf IPv6 nicht rasch gelingen, gehen danach dem Netz die Adressen aus.
Bereits seit Anfang der 90er Jahre arbeitet die IETF (Internet Engineering Task Force) am Nachfolger des derzeitigen Internetprotokolls IPv4. Die IP-Adressen bilden dabei die Grundlage des Domain Name Systems (DNS): mit Hilfe des DNS wird zum Beispiel die Zahlenkombination 216.167.124.217 in die leichter zu merkende Adresse united-domains.de umgewandelt. Mehr als vier Milliarden dieser Zahlenkombinationen lässt IPv4 zu, doch nur 19% des Adressraums steht noch zur Verfügung. Voraussichtlich 2012 oder 2013, so schätzt ARIN, wird der letzte Adressblock vergeben und das Internet – bildlich gesprochen – voll sein. Abhilfe soll da das Nachfolgeprotokoll IPv6 schaffen, mit dem 660 Billiarden IP-Adressen möglich sind. Und die sind nach Ansicht von ARIN dringend nötig: „Wenn nicht sofort gehandelt wird, droht eine technische Krise, ähnlich wie beim Jahr-2000-Problem, aber ohne fixes Datum und unbemerkt von der Öffentlichkeit“, so Raymond A. Plzak, CEO von ARIN. Eine eigene Resolution soll das Problem in das Bewusstsein der Verantwortlichen bringen und als Anstoss zu weiteren Schritten dienen.
Daneben fürchtet ARIN juristische Probleme und einen Schwarzmarkt mit den alten Adressen. So werden IP-Adressen von US-Gerichten nicht als Eigentum angesehen, eine Folge des Streits um die Domain se/x.com. Deren Domain-Inhaber Gary Kremen hatte geltend gemacht, Rechte an der IP-Adresse zu haben, unterlag damit jedoch vor Gericht, das die Rechte ARIN zuwies. Doch zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen so wie der ICANN-Kritiker Karl Auerbach verfügen über eigene IP-Adressen aus der Zeit vor der Schaffung ARINs; sie könnten somit auf einer Goldmine sitzen, falls sie ihre Adresse frei verkaufen wollten. Auerbach räumt ein, schon einige „ziemlich heftige“ Angebote für seinen Adressraum erhalten zu haben. Um diesem Markt schon von vorneherein die Grundlage zu entziehen, scheint eine rasche Implementierung von IPv6 laut ARIN unumgänglich.
Inhabern von Domain-Namen kann vorerst egal sein, welches Protokoll verwendet wird: bei vielen Betriebssystemen wie etwa Microsoft XP und MacOSX sind die notwendigen Implementierungen angelegt. Und dass dem Netz sogar die Domain-Namen ausgehen könnten, gilt als extrem unwahrscheinlich. Anlass zur Sorge besteht daher derzeit nicht.