Das New Yorker IP-Beratungsunternehmen Hilco Streambank, unter anderem bekannt geworden mit dem Handel von IPv4-Adressen, bewirbt eine neue Alternative: IPv4-Leasing soll vor allem jene locken, die Zeit und Geld sparen wollen.
»Uns sind die IPv4-Adressen ausgegangen« – gut drei Jahre sind vergangen, seit die europäische IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens (RIPE) mit dürren Worten mitteilte, dass die letzten freien Adressen nach der Protokollversion 4 zugeteilt sind. Wer nicht zu den Glücklichen zählt, der entweder genügend Geld hat, sich IP4-Adressen zu kaufen – der durchschnittliche Marktpreis lag zuletzt bei EUR 40,– bis 50,– je IPv4-Adresse – oder auf einer langen Warteliste weit vorn steht, um von zurückgegebenen IPv4-Adressen zu profitieren, wird auch bei den vier anderen Regional Internet Registries keinen Erfolg haben. Zwar steht mit IPv6 ein neuer Adressraum mit 3,4 mal 10 hoch 38 IP-Adressen längst zur Verfügung, technisch wird die Umsetzung jedoch nach wie vor verzögert. Die anhaltend große Nachfrage hat zu einem florierenden Markt geführt, auf dem der Handel von IPv4-Netzen diverser Broker organisiert wird. Einer dieser Broker ist IPv4.GLOBAL, ein Angebot, das von Hilco Streambank zur Verfügung gestellt wird. Hilco Streambank versteht sich als »the preeminent intellectual property advisory firm» mit einem Schwerpunkt auf immateriellen Rechten, darunter IPv4; mehr als 55 Mio. IPv4-Adressen hat man nach eigenen Angaben bereits verkauft.
Als kostengünstige Alternative zum Kauf von IPv4-Adressen will Hilco Streambank nun das Leasing von IPv4-Adressen stärker in den Mittelpunkt rücken. Das IPv4-Leasing sei vor allem dann attraktiv, wenn der Bedarf an IPv4-Adressen nicht langfristig bestehe. Außerdem biete sich Leasing an, wenn der Geschäftszweck eines Unternehmens unsicher sei oder sich ändern könnte, die notwendigen finanziellen Mittel für einen Kauf fehlen, der Bedarf nur dazu diene, die zeitliche Lücke zwischen IPv4 und IPv6 zu schließen und man sowohl Zeit wie Geld für Transfergebühren sparen wolle. Spiegelbildlich sei der Kauf sinnvoller, wenn ein langfristiger Bedarf an IPv4 bestehe, man eine weitere Steigerung des Kaufpreises vermeiden wolle oder IPv4-Adressen schlicht als Investment sieht. Maßgebliche Faktoren sind also Zeit und Geld, das man in die Hand nehmen wolle oder könne. Wer deshalb über IPv4-Leasing nachdenkt, kann – so die uneigennützige Empfehlung – Kontakt mit Hilco Streambank aufnehmen. Freilich gibt es zahlreiche andere Anbieter, wie Interlir, Larus, IPXO usw., bei denen man auch IPv4-Adressen leasen kann.
Möglicherweise gibt es noch eine zweite Hintertür. Zwei Vertreter der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) meldeten im Dezember 2021, dass noch hunderte von Millionen neuer IPv4-Adressen zur Verfügung stünden, die einen wirtschaftlichen Wert von mehreren Milliarden US-Dollar schaffen könnten. Im Visier hatten sie jenen Pool an IPv4-Adressen, der zwischen 1981 und 1986 reserviert wurde, zu einer Zeit also, in der Adressknappheit noch kein Problem war. Es gibt nur eine Einschränkung: ein zentraler Bestandteil von Betriebssystemen müsste geändert werden. Durchgesetzt hat sich Meinung aktuell noch nicht, so dass diese Adressen weiter vor sich hinschlummern. Nicht wenige meinen, dass der finanzielle und personelle Aufwand, den die schwer überschaubaren Anpassungen kosten würden, besser ins Nachfolger-Protokoll IPv6 gesteckt werden sollten.