Der Markt für IPv6-Adressen kommt nicht recht in Schwung. Das iX – Magazin für professionelle Informationstechnik ist den Ursachen auf den Grund gegangen – und die sind häufig banal.
Schon im Jahr 2001 hieß es, dass dem Internet die Adressen ausgehen und die Datenströme zum Erliegen kommen könnten. Gemeint waren IP-Adressen nach der Protokoll-Version 4, kurz IPv4; diese Nummernkombinationen sind die Grundlage für das Domain Name System (DNS). Doch obwohl mit IPv6 ein Nachfolger mit einem Adressraum von 3,4 mal 10 hoch 38 IP-Adressen längst bereitsteht, bleibt IPv4 der Branchenstandard; die Knappheit an IPv4-Adressen befeuert stattdessen einen regen Handel. Schätzungen zufolge ist dieser Betrag in den letzten zehn Jahren von US$ 6,– auf teilweise bis zu US$ 60,– pro IP-Adresse gestiegen, wodurch ein künstliches Wertgefühl entstehe, das seinen Zweck nicht mehr erfüllt. Bei iX wollte man deshalb in einer Umfrage wissen, was die Unternehmen daran hindert, auf IPv6 umzusteigen. Die rund 3.000 Teilnehmer bestätigten zunächst, dass IPv4 den Markt dominiert; 48 Prozent arbeiten ausschließlich und 24 Prozent weitestgehend mit IPv4. Fragt man nach dem Grund, bilden sich nach den Recherchen von iX zwei Lager: das eine Lager unter dem Motto »Never change a running system«, das andere Lager, das erhebliche Hürden befürchtet, zum Beispiel in Fragen der IT-Sicherheit, bei Internetdiensten, Providern und bei Glasfaserzugängen. Antworten waren weiter:
- Die Entscheider verstehen IPv6 nicht.
- »IPv6 only« funktioniert gut, leider gibt es noch zu viele kaputte Mailserver, Firewalls, fehlenden IPv6-Support im Internet
- IPv4 bis zum bitteren Ende.
Man darf sich aber nicht täuschen lassen, an IPv6 führt kein Weg vorbei. IPv6 ermöglicht nach Experteneinschätzung unter anderem ein effizienteres Routing, eine längere Lebensdauer der Netzwerkausrüstung, geringere Latenzzeiten, eine einfachere Einrichtung und Wartung sowie eine höhere Kosteneffizienz und Leistung. Vor allem aber spricht für IPv6 der weitaus größere Adressraum, verbesserte Sicherheit und bessere Funktionen zur automatischen Netzwerkkonfiguration. Einige Länder tragen dem ganz gezielt Rechnung; so hat zum Beispiel die Tschechische Republik einen verbindlichen Zeitrahmen für die Umstellung festgelegt und sich verpflichtet, die Bereitstellung ihrer Dienste über IPv4 am 06. Juni 2032 einzustellen. Der Meta-Konzern hat zudem am 21. November 2023 einen Report mit dem Titel Removing IPv4 infrastructure addressing from Meta’s edge network veröffentlicht, in dem die Entfernung der IPv4-Infrastruktur aus dem eigenen Edge-Netzwerk angekündigt wurde. IPv4 mag daher bequem sein, die Zukunft gehört aber IPv6 – der bereits eingeleitete Umbruch lässt sich nicht mehr stoppen.