DNS

RIPE vergibt bald nur noch »IPV4-Staub«

Der Pool an freien IPv4-Adressen ist nun auch in Europa nahezu erschöpft: beim 79. Treffen in Rotterdam bestätigte RIPE (Réseaux IP Européens Network Coordination Centre), dass noch 2019 die letzten Adressblöcke vergeben werden.

Seit 2002 verfolgt uns das Thema IPv4 in diesem Newsletter. Damals hatte die Deutsche Telekom AG angekündigt, mit dem IPv4-Nachfolgeprotokoll IPv6 dem Adressmangel im Domain Name System eine Ende zu setzen. 17 Jahre später gibt RIPE, als Regional Internet Registry für Europa zuständig für die Verteilung von Adressblöcken, das nahende Ende für IPv4-Adressen bekannt. Wie CEO Axel Pawlik gegenüber dem Online-Magazin heise.de angab, werden die letzten kleinen Blöcke in diesen Tagen ausgegeben; danach gebe es nur noch »IPv4-Staub«. Schon bald werden lediglich Start-Ups Anrecht auf Kleinstzuteilungen erhalten. Das bestätigt auch ein Blick auf die RIPE-Website. Ende August 2019 gab es noch 1,91 Mio. IPv4-Adressen. Aktuell sind es noch 1,78 Mio., allerdings sind davon nur 0,75 Mio. allgemein verfügbar; 1,03 Mio. bleiben reserviert. RIPE betont, dass man sich auf diese Situation seit langem eingestellt hat, so dass keine Sorge besteht, dass das Domain Name System von heute auf morgen nicht mehr funktioniert.

Zu den von RIPE ergriffenen Maßnahmen zählt auch die Schaffung einer Warteliste, verabschiedet am 30. Juli 2019. Sinkt die maximale Größe der freien IPv4-Adressblöcke unter 1.024, gibt es nur noch Päckchen von 256 Adressen. Damit reagiert die RIPE-Führung darauf, dass die Organisation im Zeitraum zwischen Mai 2015 und Mai 2016 über 2.000 neue Mitglieder hinzugewonnen hat – bei damals insgesamt etwa 13.000 Mitgliedern; inzwischen ist die Zahl sogar auf rund 20.000 angestiegen. Erklärtes Ziel der Neumitglieder: sich auf diese Weise einen Zugriff auf die Zuteilung eines IPv4-Adressblocks zu sichern. Dies zwang den RIPE-Vorstand im Jahr 2015 dazu, Mehrfachmitgliedschaften ausdrücklich zu verbieten – mit der Folge, dass zahlreiche neue Gesellschaften gegründet wurden, und das Rennen um die letzten freien IPv4-Adressen weiter angeheizt wurde.

Dass der Druck auf die Branche weiter anhält, hat sie nach Ansicht von Gert Döring von der Arbeitsgruppe »Adresspolitik« im RIPE selbst verschuldet. Zwar steht mit IPv6 ein neuer Adressraum mit 3,4 mal 10 hoch 38 IP-Adressen längst zur Verfügung, technisch wird die Umsetzung jedoch verschleppt. Als Beispiel nennt er den Mobilfunk; dort findet man IPv6 bis heute nur im LTE-Mobilfunknetz der Telekom (4G). Der Vorschlag, dass die DNS Root-Server ab 2026 DNS-Anfragen nur noch per IPv6 beantworten sollen, fand ebenfalls keine Mehrheit. In blinde IPv6-Euphorie sollte man jedoch nicht verfallen: der Umstand, dass mit IPv6 jeder Internetnutzer für jedes einzelne mobile Gerät eine eindeutige Adresse zugeteilt bekommt, wirft datenschutzrechtliche Fragen auf, die derzeit weitgehend ungeklärt sind.

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