IPv4

Mitgliedernflut bedrängt RIPE wegen Adressmangel

Die Bemühungen, an eine der begehrten IPv4-Adressen zu kommen, treiben seltsame Blüten: wie das RIPE meldet, ist die Mitgliederzahl binnen eines Jahres förmlich explodiert. Damit steigt aber der Druck, endgültig auf IPv6 zu wechseln.

Fünf Regional Internet Registries (RIRs) kümmern sich weltweit um die Zuteilung von IP-Adressen: Réseaux IP Européens Network Coordination Centre (RIPE NCC) für Europa, den Mittleren Osten und Teile von Zentralasien, American Registry for Internet Numbers (ARIN) in USA, Kanada, Bermuda, den Bahamas und Teilen der Karibik, Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) für die Region Asien und den Pazifik, Latin American and Caribbean Internet Addresses Registry (LACNIC) für Lateinamerika und die Karibik sowie African Network Information Centre (AfriNIC) für Afrika. Die RIRs sitzen damit an der Schnittstelle für eines der derzeit begehrtesten Güter im Internet: IP-Adressen im Format IPv4. Rund um den Globus gehen diese Adressen aus; so meldete etwa ARIN bereits im Herbst 2015: „IPv4 Free Pool Reaches Zero“.

Der Streit um dieses knappe Gut nimmt nun bizarre Züge an. Anlässlich des 72. RIPE-Treffens in Kopenhagen gab dessen Managing Director Axel Pawlik bekannt, dass die Organisation zwischen Mai 2015 und Mai 2016 über 2.000 neue Mitglieder hinzugewonnen hat – bei insgesamt etwa 13.000 Mitgliedern also ein deutlicher Anstieg. Erklärtes Ziel der Neumitglieder: sich auf diese Weise einen Zugriff auf die Zuteilung eines IPv4-Adressblocks /22 zu sichern. Dies zwang den RIPE-Vorstand im November letzten Jahres sogar dazu, Mehrfachmitgliedschaften ausdrücklich zu verbieten – mit der Folge, dass zahlreiche neue Gesellschaften gegründet wurden. Begleitet wurde der Mitgliederzugewinn von der Forderung, die strengen Vergaberegeln für eine Zuteilung der Adressblöcke (»each LIR is entitled to receive exactly one /22 – no more, no less«) zu lockern und eine Mehrfachvergabe zu erlauben; andernfalls würden die Altmitglieder profitieren, die sich bereits in der Vergangenheit mit IPv4-Adressen hätten eindecken können. Dem trat der RIPE-Vorstand Remco van Mook entschieden entgegen und forderte, die Einmalzuteilung für die IPv4-Adressreserven ein für alle Mal festzuschreiben. Damit blieb er allerdings ungehört: die Mehrheit stimmte für Mehrfachmitgliedschaften und dürfte damit das Rennen um die letzten freien IPv4-Adressen weiter angeheizt haben.

Die Lösung liegt so nahe: mit IPv6 steht längst ein Nachfolger bereit, der 3,4 x 10 hoch 38 IP-Adressen erlaubt und somit genügend freie Adressen bietet. Die Unternehmen fürchten jedoch zum einen technische Probleme durch einen Parallelbetrieb von IPv4 und IPv6 als auch enorme Kosten durch die Umrüstung. Erst wenn die Kosten für IPv4-Adressen diesen Aufwand übersteigen, dürfte auch der letzte verstehen, dass an IPv6 niemand mehr vorbei kommt.

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