Vertragsverletzungen

ICANN mahnt Domain-Registrar Freenom gleich zwei Mal ab

Der niederländische Domain-Registrar OpenTLD B.V. steckt in einer ernsten Krise: Das Unternehmen, das unter der Bezeichnung »Freenom« zweifelhaften Ruhm erlangte, wurde von der Netzverwaltung ICANN allein im September 2023 zwei Mal abgemahnt.

Der weltweit erste und einzige Free-Domain-Anbieter – so wirbt Freenom auf seiner Website um Kunden. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Mit Schreiben vom 20. September 2023 mahnte ICANN den Registrar wegen mehrerer Pflichtverletzungen aus dem »Registrar Accreditation Agreement« (RAA) ab. Konkret bemängelte ICANN unter anderem das Versäumnis von OpenTLD, Registrierungsdaten und Aufzeichnungen auf Anfrage der ICANN zur Verfügung zu stellen sowie den Inhabern registrierter Domains AuthInfo-Codes zur Verfügung zu stellen, damit sie mit ihren Domains zu einem anderen Registrar umziehen können; möglicherweise versucht OpenTLD, so den Massen-Exodus seiner Kunden zu verhindern. Dabei weise OpenTLD laut ICANN dasselbe Verhaltensmuster auf, das bereits zu den Abmahnungen vom 22. November 2017 und vom 27. Februar 2020 geführt habe. Außerdem gäbe es keine Anzeichen dafür, dass die Registry in einheitlicher Weise reagiert. Zugleich wurde OpenTLD aufgefordert, diese Verstöße bis 11. Oktober 2023 abzustellen. Doch noch bevor die Frist ablief, folgte am 29. September 2023 eine weitere Abmahnung. Erneut rügt ICANN mehrere Pflichtverletzungen durch OpenTLD, darunter auch das Versäumnis, überfällige Akkreditierungsgebühren rechtzeitig zu zahlen; zur Höhe des Rückstands machte ICANN dabei keine Angaben. ICANN setzte eine Frist bis 20. Oktober 2023, die Pflichtverstöße abzustellen.

Für Freenom bedeuten die beiden Abmahnungen einen neuerlichen geschäftlichen Rückschlag. Im März 2023 war bekannt geworden, dass Meta Platforms Inc., Instagram LLC und WhatsApp LLC vor dem US District Court, Northern District of California, Klage gegen Freenom und verbundene Unternehmen wegen Cybersquattings eingereicht haben. Konkret erhebt man den Vorwurf, dass die von Joost Zuurbier und Marcel Trik geleiteten Gesellschaften

registered, trafficked in, and used over 5,000 domain names that are identical or confusingly similar to Plaintiffs’ trademarks with a bad faith intent to profit in violation of the Anticybersquatting Consumer Protection Act.

Die Klage nahm Freenom offenbar ernst: jedenfalls zeitweise war damals die Registrierung neuer .tk-Domains nicht möglich, angeblich aus technischen Gründen. Einige Monate später gab ANINF, Agentur für digitale Infrastruktur und Frequenzen der Gabunischen Republik, bekannt, dass man zum 03. Juni 2023 die Verwaltung der eigenen Landesendung .ga übernommen hat. Die bisherige Registry Freenom habe der Community keinen zufriedenstellenden Service geboten, so ANINF. Technisch wurde der Umzug am 07. Juni 2023 vollzogen; die Rede war von sieben Millionen Domains, die betroffen sein sollen; der Großteil davon diente jedoch zu Missbrauchszwecken und wurde gelöscht. Das gleiche Bild zeigte sich bei .ml, der Länder-Endung von Mali. Waren es im Juli 2023 laut DomainTools noch 1.458.064 registrierte .ml-Domains, sind es per 01. September 2023 nur noch 7.751. Auch hier hatte die staatliche AGETIC (Agence des Technologies de l’Information et de la Communication) die Kontrolle über .ml übernommen, allerdings nur jene Domains behalten, für die Registrierungsgebühren gezahlt werden.

Wer seine Domains über OpenTLD registriert hat, sollte spätestens jetzt darüber nachdenken, ob der Umzug zu einem anderen Registrar in Betracht gezogen werden sollte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass OpenTLD die Versäumnisse abstellt und zu einem ordnungsgemäßen Geschäftsgang zurückkehrt. ICANN scheut aber auch nicht davor zurück, das RAA zu kündigen, wenn eine Abmahnung nicht fruchtet; das musste zuletzt der Registrar Nimzo 98 LLC erfahren, dessen Vertrag im Juli 2023 unter anderem wegen rückständiger Gebührenzahlungen nach vorheriger Abmahnung außerordentlich fristlos gekündigt worden war.

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