Die Verwalter kleinerer Länderendungen (ccTLDs) müssen sich auf höhere Zahlungen an ICANN einstellen. Das geht aus einem Bericht der country code Names Supporting Organisation (ccNSO) hervor, der am 28. August 2025 verabschiedet wurde.
Das Budget der Internet-Verwaltung ICANN speist sich aus verschiedenen Quellen, wobei die Zahlungen von Registries und Registraren für Domain-Namen mit generischer Endung dominieren. Im Sinne einer ganzheitlichen Internet-Governance tragen aber auch die ccTLDs finanziell dazu bei, dass das Domain Name System funktioniert. Geregelt ist das in der »ccNSO Financial Guideline«, die im November 2013 verabschiedet wurde, rein freiwilligen Charakter hat und alle fünf Jahre überprüft wird. Dieses Finanzierungsmodell basiert auf der Anzahl der von jeder ccTLD-Registry verwalteten Domains. Der zu bezahlende Beitrag ist fix und nicht pro Domain festgelegt, sondern nach Bandbreiten gestuft. Die Gesamtzahlung an ICANN schlüsselt sich dabei bisher auf in US$ 1,1 Mio. an spezifischen Kosten (vor allem für Policy-Entwicklung), US$ 3,1 Mio. an geteilten Kosten (Aktivitäten und Kostenkategorien, die sowohl ccTLDs als auch anderen Stakeholdern zu Gute kommen) sowie US$ 0,6 Mio. an Sachleistungen. Doch ICANN hat sich seit Inkrafttreten der »ccNSO Financial Guideline« aus dem Jahr 2013 weiterentwickelt, so dass im Dezember 2024 eine Arbeitsgruppe eingerichtet wurde, die das Finanzierungsmodell überprüft hat. Das Ergebnis lässt sich dem Bericht Financial Contributions of ccTLDs to ICANN entnehmen, der am 28. August 2025 verabschiedet wurde.
Im Mittelpunkt steht demnach künftig ein »Contribution Model«, das große ccTLDs wie .de aufatmen lässt. Maßgeblich für den zu zahlenden Betrag ist unverändert die Zahl der »Domains under Management« (DUM), der als der fairste Ansatz betrachtet wird. Sie werden künftig in zehn Stufen von A bis J eingeteilt, damit drei mehr als die bisherigen sieben Stufen A bis G. In Stufe A, die jährliche Zahlungen an ICANN von US$ 225.000,– vorsieht, finden sich ccTLDs mit mehr als fünf Millionen DUMs wieder, was aktuell für .de, .uk, .cn, .ru, .nl und .br gelten würde; für sie ändert sich nichts. Das gleiche gilt auch für ccTLD-Registries mit zwischen 2,5 Mio. bis 5 Mio. DUMs; sie sollen wie bisher US$ 150.000,– im Jahr zahlen. In den nachfolgenden Stufen folgt jedoch zum einen eine feinere Ausdifferenzierung, zum anderen eine Anpassung nach oben. So galt die letzte Stufe G bisher bei bis zu 50.000 DUMs; künftig ist sie bereits bei bis zu 10.000 DUMs gedeckelt, so dass ein Überschreiten dazu führt, dass die nächsthöhere Gebührenstufe greift. Insgesamt wird prognostiziert, dass vor allem kleinere ccTLD-Registries höhere Zahlungen leisten müssen, auch wenn die Steigerungen teils nur wenige hundert US-Dollar betragen sollen. Von den insgesamt 306 ccTLDs soll ICANN Gesamtzahlungen von US$ 4.704.500,– erwarten können, wobei ccTDs der Stufe G zahlenmäßig mit 172 den größten Teil ausmachen – vorausgesetzt, die freiwilligen Zahlungen erfolgen wie vorgesehen.
Und das wiederum ist alles andere als sicher. Tatsächlich haben zuletzt nur 109 ccTLD-Registries überhaupt Zahlungen an ICANN geleistet. Einige Länder, darunter Großbritannien, Israel und Russland, haben ihre Finanzierung gekürzt oder ganz eingestellt. ICANN wird es verschmerzen können; die Gesamteinnahmen der Netzverwaltung (»funding«) lagen zuletzt bei rund US$ 150 Mio. pro Fiskaljahr.