Universal Acceptance

ICANN richtet zur Förderung von Linkifying ein »technical UA team« ein

Die Internet-Verwaltung ICANN will in Sachen Universal Acceptance (UA) am Ball bleiben: die ICANN-Vorsitzende Tripti Sinha hat angekündigt, sich mit zahlreichen Maßnahmen für universelle Akzeptanz aller Top Level Domains einsetzen zu wollen.

Im Herbst 2023 hatte Rami Schwartz von der .tube-Registry Latin American Telecom LLC herausgefunden, dass der Messenger-Dienst WhatsApp zahlreiche neu eingeführte Domain-Endungen wie .africa, .amazon oder .tube in Domain-Namen nicht als Link erkennt (»linkifying«). Gab ein Nutzer zum Beispiel die Domain nic.tube in WhatsApp ein, erschien sie als bloßer Text, nicht als klickbarer Link, obwohl .tube bereits am 07. Januar 2016 delegiert worden war. Es deutete viel darauf hin, dass eine Bibliotheksdatei im Betriebssystem Android eine Liste gültiger nTLDs verwendet hatte, die seit dem 24. November 2015 nicht mehr aktualisiert worden war. Jede App, die sich auf Android verlässt, um eine Top Level Domain zu validieren, konnte daher für das Problem anfällig sein – jede TLD, die jünger ist, wurde damit nicht validiert. Die Kehrtwende ist nach Angaben von Schwartz am 11. September 2023 gelungen; an diesem Tag habe Android seine Listen aktualisiert und damit einen entscheidenden Moment auf dem Weg zur vollständigen Anerkennung von .tube und einen Sprung in der universellen Akzeptanz markiert. Um Konsistenz über alle Plattformen hinweg zu erreichen, sei allerdings weiterhin eine Zusammenarbeit zwischen Branchenriesen wie Microsoft, Apple und Google erforderlich, um vernünftige Aktualisierungszyklen für die Public Suffix List (PSL) oder eine gleichwertige „kanonische Liste“ unter der Leitung von ICANN festzulegen.

Und ICANN hat angekündigt, nicht untätig bleiben zu wollen. Tripti Sinha, Vorsitzende des ICANN Board of Directors, wandte sich am 31. Januar 2024 per eMail an Schwartz und teilte mit, dass man ein »technical UA team« eingerichtet habe. Und das habe seine Arbeit bereits begonnen:

The team is actively engaging with technical organizations and communities, raising bug reports, as well as contributing open-source code where possible.

Ein Teil der Arbeit sei dem »UA-Readiness Report« für das Jahr 2023 zu entnehmen, der darauf hindeutet, dass man mit den Anbietern von Windows, iOS, Linux und Android wegen verschiedener Bibliotheksdateien im Austausch steht. Darüber hinaus stellt ICANN weitere Maßnahmen in Aussicht, darunter technische Schulungen für Software-Entwickler weltweit (einschließlich Hackathons), Aufklärungsarbeit über Entwickler-Websites wie Stack Overflow und Engagement auf den Entwicklerkonferenzen wie dem Web Summit in Lissabon im November 2023, bei dem sich ICANN aktiv an dem Thema der universellen Akzeptanz für die digitale Inklusion beteiligt habe. Auch mit Vertretern von META und WordPress habe man sich getroffen und sich zum Thema »linkification« ausgetauscht. »META continues to look into these issues and is making progress towards resolving them«, so Sinha.

The TLD list published by IANA is already part of the UA documents and training and is being actively shared with technical community through the opportunities listed above.

Die Bedeutung von UA für ICANN kann nicht überschätzt werden. Während sich das Domain Name System durch die Einführung zahlreicher neuer Top Level Domains geändert hat, wurden viele Software-Anwendungen zur Validierung und Verarbeitung von Domain-Namen zum Beispiel in eMail-Adressen nicht aktualisiert. Viele internetfähige Systeme erkennen oder verarbeiten Domains mit neuer Endung daher nicht oder nicht ordnungsgemäß. Domains, die man nicht oder nur mit Einschränkungen verwenden kann, sind für Nutzer aber unbrauchbar. UA ist deshalb eine Notwendigkeit, die sicherstellt, dass alle gültigen Domain-Namen unabhängig von Schrift, Sprache oder Zeichenlänge von allen internetfähigen Anwendungen, Geräten und Systemen gleichermaßen genutzt werden können.

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