Die Internet-Verwaltung ICANN muss den Gürtel enger schnallen: die Entlassung von mehr als 30 Mitarbeitern und steigende Domain-Gebühren sollen dafür sorgen, dass finanzielle Stabilität gewährleistet wird.
Am 05. Mai 2024 hat sich das ICANN Board of Directors getroffen, um das Budget für das Geschäftsjahr 2025 (das Geschäftsjahr läuft bei ICANN abweichend vom Kalenderjahr jeweils vom 01. Juli eines Jahres bis zum 30. Juni des Folgejahres) zu beschließen. Und wenn Sally Costerton, Interimspräsidentin und CEO von ICANN, in der im Anschluss veröffentlichten Pressemitteilung davon spricht, dass organisatorische Änderungen zur Gewährleistung der finanziellen Stabilität und Nachhaltigkeit von ICANN getroffen werden mussten, verheißt das nichts Gutes. So geht der Vorstand davon aus, dass die Betriebskosten für die Geschäftsjahre 2024 und 2025 voraussichtlich höher ausfallen als erwartet; dies sei auf die anhaltend hohe Inflation zurückzuführen, einschließlich eines Anstiegs der Reisekosten um 20 Prozent. Darüber hinaus stagniere die Finanzierung von ICANN in letzter Zeit und werde nun voraussichtlich im Geschäftsjahr 2025 leicht zurückgehen. Auch wenn es Costerton nicht ausdrücklich erwähnt, dürfte damit unter anderem der Rückgang der Registrierungszahlen bei .com-Domains gemeint sein. Daher erwartet ICANN ein finanzielles Defizit, so dass entsprechende Budget-Anpassungen erforderlich sind.
Konkret ist die Rede von Kostensenkungen in Höhe von etwa US$ 10 Mio. pro Jahr, um den Haushalt auszugleichen. Erreicht werden soll das zunächst durch eine Reduzierung der Personalreisen um 30 Prozent, was jedoch nicht ausreicht. Deshalb hat ICANN mit Wirkung zum 30. Mai 2024 jedenfalls 33 von insgesamt 485 Stellen in allen Funktionsbereichen und Regionen gestrichen; das entspricht einem Personalabbau von knapp sieben Prozent. Costerton spricht von einer unglaublich schwierigen Entscheidung, deren Folgen man unter anderem durch die Bereitstellung von Outplacement-Unterstützung mildern werde. Diese Entscheidung sei Teil einer größeren Anstrengung, wobei der Schwerpunkt auf dem Ressourcenmanagement, der Gewährleistung der betrieblichen Effizienz und der Erreichung finanzieller Nachhaltigkeit liegt. Für das meiste Aufsehen sorgte jedoch folgender Satz:
Other key areas of focus include reviewing travel and meeting costs, optimizing the use of regional offices, exploring opportunities for greater cross-collaboration and process improvements across functions and regions, and evaluating ICANN’s fee structure to ensure it scales realistically with inflation.
ICANN spricht damit konkret die Möglichkeit an, sämtliche Gebühren, die man im Zusammenhang mit der Verwaltung von Domain-Namen erhebt, zu erhöhen. Damit kämen auf die Endkunden unweigerlich höhere Gebühren zu, wobei zum ganzen Bild gehört, dass ein Teil der ICANN-Gebühren schon seit weit über zehn Jahren nicht mehr erhöht wurde. In welchem Umfang eine solche Erhöhung ausfallen könnte, ließ Costerton offen.
Erfreulich ist hingegen, dass sich ICANN nochmals zur kommenden Einführungsrunde neuer generischer Top Level Domains bekennt und auch das bisher geplante Startdatum bestätigt. So heißt es im Budget:
After completion of the Applicant Guidebook, ICANN org expects it will take one year to complete operationalization work, including systems development and testing, which enables the application round to open in Q2 of calendar year 2026.
Nach wie vor gilt aber: darauf wetten sollte man besser nicht.