Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die Internet-Verwaltung ICANN hat damit begonnen, ein »Implementation Review Team« zusammenzustellen. Die Vorbereitungsphase zur Einführung neuer Top Level Domains erreicht damit die nächste Stufe.
Mitte März 2023 beschloss das ICANN Board of Directors, insgesamt 98 Empfehlungen aus dem »New gTLD Subsequent Procedures Policy Development Process Final Report« zu übernehmen und gab damit offiziell den Startschuss für den Implementierungsprozess zur Einführung neuer Domain-Endungen. Als Teil dieses Beschlusses wies das Board die Mitarbeiter an, einen »comprehensive implementation plan, including a work plan, information for the infrastructure design, timelines, and anticipated resource requirements to achieve the necessary work« vorzulegen, und zwar bis spätestens 01. August 2023. Der Beschluss bedeutet nicht, dass das Bewerbungsfenster bereits im August 2023 geöffnet wird; es bedeutet nur, dass bis dahin ein »comprehensive implementation plan« vorliegen soll, der die relevanten Informationen für die Entwicklung der Infrastruktur, den Zeitrahmen und die voraussichtlich notwendigen Ressourcen für die Öffnung des Bewerbungsfensters beinhaltet. Dazu gehört auch die Zusammenstellung eines »Implementation Review Team« (IRT), das offen und transparent sein soll, was vor allem im Hinblick auf die Besetzung gilt.
Obwohl konkrete Namen bisher nicht kursieren, spricht ICANN in einem Blog-Artikel davon, dass das IRT »will be equally composed of participants and representatives, which together make up the IRT members«. Auch wenn die Mitglieder des IRT immer in ihrer persönlichen Eigenschaft sprechen, wird von ihnen erwartet, dass sie im Namen ihrer Stakeholder-Gruppe sprechen. Daher besteht ein wichtiger Teil der Rolle der Mitglieder darin, aktiv und konsequent mit den jeweiligen Interessengruppen, die sie vertreten, zusammenzuarbeiten, da die Beiträge, die sie für das IRT leisten, als Standpunkte dieser Gruppen betrachtet werden, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben wird. Letztlich setzt ICANN damit konsequent das Multistakeholder-Modell der Netzverwaltung um, das allen Interessengruppen die Möglichkeit der Beteiligung gibt. Wer daher nun erneute endlose Diskussionen befürchtet, kann beruhigt sein; ICANN betont zugleich, dass man es nicht zulassen werde, Fragen, die schon während des PDP (Policy Development Process) geklärt wurden, neu aufzurollen. Allerdings sollte man auch nicht erwarten, dass bereits alle Meinungsverschiedenheiten geklärt sind.
Es liegt daher jetzt an den verschiedenen Interessengruppen, einen IRT-Teilnehmer und dessen Stellvertreter zu bestimmen. Parallel wird ICANN demnächst einen offenen Aufruf für Freiwillige veröffentlichen, die als Teilnehmer im IRT fungieren. Dabei geht ICANN davon aus, dass die erste Sitzung des IRT spätestens in der Woche des 14. Mai 2023 stattfinden wird.