ICANN

Warnung vor falschen Zertifikaten!

Die Internet-Verwaltung ist ins Visier von Domain-Abzockern geraten: wie ICANN selbst mitteilt, sind Zertifikate aufgetaucht, die zum Schutz von generischen Top Level Domains angeblich notwendig sind. Doch das ist glatt gelogen.

In einer am 15. Juli 2014 versandten Mitteilung warnt ICANN alle Internetnutzer vor einer neuen Betrugsmasche, bei der das Vertrauen in die Integrität der Netzverwaltung ausgenutzt werden soll. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl in englischer als auch chinesischer Sprache verfasste Zertifikate; sie tragen jeweils das ICANN-Logo und haben zumindest in der englischen Fassung folgenden Inhalt: »This certifies that the Domain name – Brand name – Company name has been assigned and created at this address […] The ownership of this domain was registered at our records unter the number […] and all information and statements that we provided with are true and correct.« Unterstrichen wird der offizielle Charakter durch den Aufdruck der ICANN-Adresse und eine Unterschrift, die sich allerdings nicht zuordnen lässt.

Leider lässt ICANN offen, wie genau die Betrugsmasche funktioniert und an welche Zielgruppe sie sich richtet. Auch wer diese Zertifikate unters Volk bringt, lässt sich der Mitteilung nicht entnehmen. ICANN lässt lediglich wissen, dass die Versender die Zertifikate dazu nutzen, um eine der Höhe nach nicht näher spezifizierte Gebühr vom Domain-Inhaber einzutreiben. Weder ICANN noch die Domain-Registrare bestätigen die Registrierung einer Domain jedoch durch ein Zertifikat, noch ist ein solches überhaupt notwendig. Es besteht daher kein Anlass, auf die Forderung der Betrüger einzugehen. Wer eine solche Nachricht erhalten hat, sollte sich per eMail an compliance@icann.org wenden, und wird dort bei Bedarf auch nähere Informationen erhalten. Nicht zu verwechseln ist dieser Vorfall übrigens mit dem Domain-Zertifikat der österreichischen Domain-Verwaltung Nic.at. Nach der Registrierung einer .at-Domain sendet Nic.at dem Inhaber per eMail ein Domain-Zertifikat zu; so kann der Inhaber bequem den Erfolg der Registrierung verfolgen und die Richtigkeit der Daten überprüfen. Diese Serviceleistung von Nic.at ist jedoch kostenlos.

Dass sich ICANN im Kampf gegen Abzocker nicht geschlagen gibt, zeigt ein Schreiben vom 18. Juli 2014. Darin teilt ICANN dem kanadischen Registrar Brandon Gray Internet Services Inc. mit, dass er vorerst keine Domains unter generischer Endung mehr registrieren darf. Das Unternehmen hatte zuvor drei Mal binnen der letzten zwölf Monate gegen den Registry-Vertrag verstoßen. Brandon Gray betreibt das Angebot NameJuice.com, und wem das nichts sagt: dahinter verbirgt sich die berüchtigte Domain Registry of America (DROA), die – ebenso wie ihr europäisches Pendant Domain Registry of Europe (DROE) – bereits kurz nach der Jahrtausendwende auf sich aufmerksam gemacht hatte. In eigens formulierten eMails hatte man Domain-Inhaber zum kostspieligen Wechsel ihres Registrars verleiten wollen. Im April 2004 musste DROA deswegen auf seiner Website einen Hinweis anbringen, dass jeder Kunde das Recht hat, den Registrar zu wechseln und pro Domain-Transfer US$ 6,– erstattet bekommt. Ob ICANN dem Geschäftsgebahren von DROA nun endgültig die Grundlage entzieht, bleibt abzuwarten.

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