ICANN

Trennung Registry/Registrar aufgehoben!

Der ICANN-Vorstand stimmte vergangene Woche im Hinblick auf die Einführung neuer Domain-Endungen dafür, die Trennung von Domain-Verwaltung und Domain-Registrar aufzuheben. Fachleute erwarten einen fundamentalen Wandel und eine Befreiung des in den letzten Jahren kommerziell stagnierenden Internet-Ökosystems. Aber es gibt auch Kritiker.

Der ICANN-Vorstand veröffentlichte am 09. November 2010 seine Entscheidung, die strikte Trennung von Registry und Registrar im Hinblick auf die Einführung von nTLDs aufzuheben. Die bestehenden Verträge mit Alt-Registries können auf Wunsch angepasst werden. Aufsichtsratsvorsitzender Peter Dengate Thrush erklärte, man habe letztlich keinen vernünftigen Grund gesehen, die Trennung von Registry und Registrar aufrecht zu halten und wechselseitige Beteiligungen zu unterbinden. Die Verträge für die Verwaltung von nTLDs werden wegen der möglichen wechselseitigen Beteiligungen zwischen Registry und Registrar vier Punkte berücksichtigen: der Datenmissbrauch zwischen den Einheiten wird geregelt, robuste Prüfungsanforderungen, abgestufte Sanktionen bis hin zur Vertragskündigung und -strafen sowie ICANNs Recht, Wettbewerbsverstöße an die zuständigen Behörden zu melden.

Die aktuellen Verträge regeln, dass Domain-Verwaltungen keine Registrare kaufen dürfen. Hingegen ist es Registraren erlaubt, sich um die Verwaltung von neuen Endungen zu bewerben. Hintergrund für die strengen, Verflechtungen zwischen Domain-Verwaltung und -Registrar unterbindenden Verträge war das lange Jahre währende Monopol von NSI (Network Solutions), einem ehemaligen Registrar, der zugleich die Endungen .com, .net und .org verwaltete. VeriSign kaufte im Jahr 2000 NSI für US$ 21 Milliarden, musste sich aber 2003 für US$ 60 Mio. wieder von NSI und dessen Registrargeschäft trennen, behielt aber den RegistryTeil für .com, .net, während die Verwaltung von .org Anfang 2003 PIR zugeschlagen wurde.

Für Antony van Couvering von Minds + Machines, der mittlerweile CEO der Muttergesellschaft Top Level Domains Holdings Ltd. ist, liegt in dieser Entscheidung des ICANN-Vorstands der Unterschied zwischen dem langsamen Tod einiger zu erwartenden Endungen und deren wirtschaftlichem Erfolg. Skeptisch stehen Domainer dem neuen Weg von ICANN entgegen: mit dem neuen Modell haben Registry/Registrar tiefere Einblicke gegenüber Domainern und können die trafficstarken Domains für sich registrieren. Da wird voraussichtlich, meint Kevin Murphy von domainincite.com, auch das von ICANN geplante Datenmissbrauchsverbot nicht viel ändern. Dies hatten bereits im vergangenen Jahr die Registries Afilias, PIR und Neustar in einem Schreiben an ICANN dargelegt und die Ansicht vertreten, mit Aufhebung der Trennung von Registry und Registrar verliere der Endkunde.

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