Die Internet-Verwaltung ICANN hat in einer Statusmeldung zahlreiche Informationen über den aktuellen Stand des Bewerbungsverfahrens um eine neue globale Top Level Domain (nTLD) veröffentlicht. Wann das TLD Application System (TAS) wieder freigeschaltet wird, ist jedoch unverändert unklar.
Demnach waren zum Zeitpunkt der Abschaltung am 12. April 2012 insgesamt 1.268 Benutzer über das TAS akkreditiert und etwa 95.000 Dokumente eingereicht worden. Wie ICANN inzwischen bestätigt hat, stecken dahinter mindestens 2.091 Bewerbungen um eine neue Endung, für weitere 214 Bewerbungen standen damals die Gebührenzahlung noch aus. Zusammen deutet dies darauf hin, dass wenigstens 2.305 potentielle neue Domain-Endungen zur Prüfung anstehen, wobei Mehrfachbewerbungen enthalten sind. Bedenkt man, dass jeder Account zu bis zu 50 Bewerbungen um eine neue Endung berechtigt, kommt man theoretisch sogar auf über 115.000 neue Top Level Domains, was allerdings unrealistisch ist. An Gebühren hat ICANN bisher mindestens US$ 350 Mio. vereinnahmt. Bestätigt ist schließlich auch, dass infolge der Panne wohl an die 50 Bewerber die Datei- und Nutzernamen anderer Bewerber hatten einsehen können; umgekehrt waren um die 105 Bewerber von einer solchen Einsichtnahme betroffen.
Der weitere Fahrplan sah vor, dass ICANN bis 8. Mai 2012 die rund 500 Gigabyte an Log-In Daten für die Prüfung der Frage auswertet, ob und in welchem Umfang ein Bewerber von der Datenpanne im TAS betroffen ist; im Anschluss sollte jeder Bewerber hierüber informiert werden. ICANN-CEO Rod Beckstrom betonte vorab, dass der Inhalt einer Bewerbung für niemand einsehbar gewesen sei. Zudem räumt ICANN jedem Bewerber als Ausgleich für die Panne die Möglichkeit ein, seine Bewerbung zurückzuziehen und die gesamte Bewerbungsgebühr zurückzuerhalten; ein entsprechender Vorstandsbeschluss wurde am 6. Mai 2012 gefasst und sogleich bekanntgegeben. Ob ein Bewerber davon Gebrauch macht, ist bisher nicht bekannt.
Derweil lüftet sich der Schleier um die Namen der Bewerber und die von ihnen gewünschten Endungen immer mehr. So liess beispielsweise die .com- und .net-Registry VeriSign mitteilen, dass man bei 220 Bewerbungen als »back-end registry operator« fungieren werde; der grösste Teil davon entfalle auf Bewerbungen um Marken-Endungen. Das Unternehmen selbst hat sich um insgesamt 14 neue Endungen beworben, wobei 12 hiervon internationalisierte Versionen von .com oder .net sind. Zu weiteren Details wollte sich VeriSign bisher nicht äussern.