ICANN

Kommen 1-Zeichen-Domains?

Da bahnt sich eine Sensation an: Die Internet-Verwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) hat am Rande ihres Treffens im kanadischen Vancouver bestätigt, prüfen zu wollen, ob Domain-Namen mit nur einem Zeichen wie etwa a.com eingeführt werden können. Mit raschem Vollzug ist jedoch nicht zu rechnen.

Sie zählen zu den begehrtesten Internet-Adressen der Welt, und doch sind nur eine Handvoll vergeben. Im Jahre 1993 hatte der inzwischen verstorbene Internet-Pionier Jon Postel über die von ihm verwaltete IANA (Internet Assigned Numbers Authority) fast alle einbuchstabigen Domain-Namen unter den drei großen generischen Top Level Domains .com, .net und .org registriert. Durch Bestandsschutz gesichert sind lediglich sechs Adressen: q.com, x.com, z.com, i.net, q.net und x.org, alle weiteren Anfragen hat ICANN jahrelang abgeblockt. Doch der Widerstand bröckelt; offensichtlich auf Druck großer Unternehmen, die ihre Markenrechte schützen wollen, soll die technische Machbarkeit geprüft werden, ob die Vorschriften geändert und einstellige Domains eingeführt werden können. Damit erscheint auch eine Meldung aus dem September in neuem Licht, als der US-Suchmaschinenbetreiber Yahoo! Inc. mit der Anmeldung der US-Wortmarke y.com erste Gerüchte um die Vergabe einstelliger .com-Domains angeheizt hat te. Die ersten Kandidaten für die neuen Domains stehen ohnehin Schlange: Overstock.com Inc. möchte o.com und Yahoo natürlich y.com, wobei man sich durch die Markenanmeldung strategisch günstig positioniert hat.

Doch ungeachtet aller technischen Probleme gilt eine Frage als ungelöst: wie sollen die Domains verkauft werden? Die klassische Vergabe nach dem „first come, first served“ wird als ungerecht empfunden und scheidet – wie bei der Einführung neuer Top Level Domains – aus. Diskutiert wird stattdessen, die Domains zur Einrichtung offizieller Subdomains zu verwenden, um dann unterhalb von a.com beispielsweise Adressen wie ap.a.com zu vergeben. Favorisiert wird dagegen ein Auktionsmodell, bei dem das höchste Gebot den Zuschlag erhält. Insider erwarten hier eine Serie spektakulärer Domain-Käufe im siebenstelligen Bereich. Wer sich also Hoffnungen auf eine der exklusiven Webadressen macht, sollte schon mal mit dem Sparen beginnen, auch wenn derzeit offen ist, ob und wann die Pläne umgesetzt werden.

Wie begehrt kurze Adressen sind, zeigt ein aktueller Fall in der Schweiz. Seit dem 5. Dezember heisst dort der öffentlich-rechtliche Rundfunksender nicht mehr SF DRS, sondern kurz SF für Schweizer Fernsehen. Doch man hat die Rechnung ohne SWITCH gemacht: die schweizer Domain-Verwaltung vergibt Domains nur, wenn sie mindestens drei Zeichen lang sind. Ein Versuch, eine Ausnahme (wie sie derzeit nur für Bund, Gemeinden und Kantone gilt) vor dem Bundesamt für Kommunikation zu erreichen, blieb erfolglos. Doch dank Tuvalu bietet sich eine Alternative. Statt dem umständlichen schweizerfernsehen.ch erreicht man die TV-Station jetzt über sf.tv. Die alte Adresse sfdrs.ch wird dagegen nur noch vorübergehend benutzt.

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