ICANN

Göran Marby tritt als ICANN-CEO zurück – Nachfolge ist offen

Das Domain-Jahr 2022 ist mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen: der Schwede Göran Marby ist als Präsident und CEO der Internet-Verwaltung ICANN zurückgetreten. Bis zur Bestimmung eines Nachfolgers übernimmt die Britin Sally Costerton beide Ämter.

Am Nachmittag des 21. Dezember 2022 dürften sich selbst ICANN-Insider die Augen gerieben haben:

»Göran Marby has resigned from his position as ICANN President and Chief Executive Officer. The Board has accepted his resignation and we have worked together over the past few days to ensure a smooth transition,«

heißt es in einer eMail von Tripti Sinha, Vorsitzender des ICANN Board of Directors. Wenig später folgte dann die offizielle Bestätigung in einer Pressemitteilung. Welche Gründe zu diesem Schritt geführt haben, lässt die Mitteilung offen. Klargestellt wird lediglich, dass Marby auf Wunsch des Board of Directors bis zum 23. Mai 2024 als Berater weiter zur Verfügung steht, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten; an diesem Tag hätte sein Vertrag ohnehin geendet. Die Suche nach einem neuen CEO soll Anfang 2023 beginnen. Bis dahin wird die Britin Sally Costerton, seit 2012 »Senior Advisor to the President and Senior Vice President, Global Stakeholder Engagement (GSE)«, beide Ämter von Marby interimsmäßig übernehmen. Costerton hat keinen technischen oder juristischen Hintergrund; sie war lange Zeit als CEO von Hill+Knowlton Strategies, eine PR-Agentur mit Sitz in New York, tätig. Ihr wird nachgesagt, bereits seit Jahren auf das Amt spekuliert zu haben.

Marby gilt in der Öffentlichkeit als blasser CEO. Nach Angaben von ICANN zählen seit seinem Amtsantritt im Mai 2016 zu seinen wesentlichen Erfolgen unter anderem »Leading ICANN through the COVID-19 global pandemic«, »Strengthening and evolving the ICANN org culture«, »Creating the Operational Design Phase« sowie »Championing efforts to monitor and mitigate DNS security threats«. Auch seine Tätigkeit im Dialog mit den nationalen Regierungen wird hervorgehoben, was nicht überrascht: 2009 hatte ihn die schwedische Regierung zum Generaldirektor der »Swedish Post and Telecom Authority« (PTS) berufen. Mit dieser Tätigkeit erlangte er grössere Bekanntheit, auch wenn er sich manches davon wohl gern erspart hätte: so wurde Marby im Juni 2015 von mehreren Telekommunikationsunternehmen für seinen unprofessionellen sowie autokratischen Führungsstil kritisiert. In die Geschichte ICANNs wird er jedenfalls als der erste CEO eingehen, dessen Vergütung die Marke von einer Million US-Dollar im Jahr überschritten hat. Außerdem wurde während seiner Amtszeit das Maß an Transparenz reduziert.

Wer Nachfolger Marbys werden könnte, ist aktuell völlig offen, es gibt noch nicht einmal Gerüchte. Man darf aber davon ausgehen, dass weltweit gesucht wird. Bereits nach dem Ausscheiden von Fadi Chehadé, dessen Amtszeit auf eigenen Wunsch vorzeitig am 15. März 2016 endete, hatte ICANN eine extensive, weltweite Suche angestoßen. Man darf vermuten, dass angesichts der weltweiten Krisen die US-Regierung ein großes Interesse hat, dass auf den Europäer Marby wieder ein US-Amerikaner bzw. eine US-Amerikanerin folgt.

Die bisherigen ICANN-CEOs:

Oktober 1998 bis März 2001:Mike Roberts
März 2001 bis März 2003:Stuart Lynn
März 2003 bis Juni 2009:Paul Twomey
Juli 2009 bis Juni 2012:Rod Beckstrom
Juni 2012 bis September 2012:Akram Atallah (interim)
September 2012 bis März 2016:Fadi Chehadé
März 2016 bis Mai 2016:Akram Atallah (interim)
Mai 2016 bis Dezember 2022:Göran Marby

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