Die Ära von Fadi Chehadé als Chief Executive Officer (CEO) der Internet-Verwaltung ICANN geht vorzeitig zu Ende: wie ICANN am 21. Mai 2015 bekanntgab, endet seine Amtszeit überraschend bereits im März 2016. Über seinen neuen Arbeitgeber schwieg sich Chehadé aus.
Im Juni 2012 war Chehadé, 1962 als Sohn ägyptischer Eltern in Beirut geboren, als Nachfolger von Rod Beckstrom öffentlich angekündigt worden. Bis dahin war er in der Domain Name Industry ein unbeschriebenes Blatt; nach einem Abschluss an der Stanford Universität war er zuletzt für einen Anbieter von Schul-Verwaltungssoftware tätig. Sein Amt trat er am 14. September 2012 an, wobei sein Vertrag vorerst auf vier Jahre befristet war; doch vollständig erfüllen wird ihn Chehadé nicht. Laut einer Pressemitteilung hat er ICANN informiert, dass er im März 2016, also nach etwa dreieinhalb Jahren, sein Amt zur Verfügung stellen wird, um eine neue Tätigkeit in der Privatwirtschaft aufzunehmen. Wer sein neuer Arbeitgeber sein wird, will er erst im weiteren Verlauf des Jahres bekanntgeben; allerdings stellte er klar, dass sein Ziel außerhalb der Domain Name Industry liegt.
ICANN trifft dieser Abschied in einer schwierigen Zeit. Chehadé war es gelungen, das von seinem Vorgänger initiierte nTLD-Programm auf einem stabilem Weg fortzuführen und hunderte neue Domain-Endungen bis zu ihrer Eintragung in die Root Zone zu begleiten. Abgeschlossen ist das Programm allerdings noch nicht; so müssen noch dutzende Bewerbungen abschließend geprüft und Lösungen für Problemfälle wie .sucks gefunden werden. Vor allem aber die politisch heikle Aufgabe, Schlüsselfunktionen des Domain Name Systems (DNS) auf die globale Multistakeholder-Community zu übertragen, wird nun ohne den vermittelnden Chehadé weiterverhandelt werden müssen. Nicht ohne Erleichterung teilt ICANN demnach auch mit, dass er auf Bitten des ICANN-Aufsichtsrates auch noch nach März 2016 zumindest beratend zur Verfügung stehen wird. Larry Strickling von der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) bemühte sich prompt zu betonen, dass der Abschied Chehadés am angekündigten Fahrplan für den Übergang der IANA-Funktionen nichts ändern soll.
Wer Nachfolger Chehadés werden könnte, ist derzeit noch völlig offen. Die Branche zeigt sich vom vorzeitigen Ausscheiden so überrascht, dass es bisher noch nicht einmal ernsthafte Spekulationen über potentielle Namen gibt. Dabei ist das Amt durchaus lukrativ: Für seine Tätigkeit erhielt Chehadé ein Jahresgehalt von US$ 560.000,– zuzüglich Boni-Zahlungen von bis zu US$ 240.000,–.