Der in die Schlagzeilen geratene US-amerikanische Domain-Registrar Epik Inc. hat die ausstehenden Zahlungen an die InternetVerwaltung ICANN geleistet und damit eine Vertragskündigung abgewendet. Der Schaden ist dennoch erheblich.
Am 01. Juni 2023 hatte ICANN mitgeteilt, dass Epik wegen einer Verletzung des »Registrar Accreditation Agreement« (RAA) abgemahnt wurde. Konkret lautete der Vorwurf auf das Versäumnis:
Pay past due accreditation fees, as required by Section 3.9 of the RAA.
Wie hoch die ausstehenden Gebührenzahlungen waren, gibt ICANN traditionell nicht an. Darüber hinaus beanstandete die Netzverwaltung, dass man Beschwerden von Epik-Kunden bekommen habe, da es das Unternehmen versäume, nicht oder erst verspätet auf »domain name registration renewal and transfer requests« zu antworten. Epik erhielt daraufhin Gelegenheit bis zum 22. Juni 2023, diese Versäumnisse zu beseitigen. Wie ICANN nun am 30. Juni 2023 weiter mitteilt, hat diese Abmahnung gewirkt: am 21. Juni 2023 hat Epik die Vertragsverletzungen abgestellt. Die ausstehenden Gebühren wurden bezahlt, und in Bezug auf die ungelösten Beschwerden räumte Epik das Versäumnis ein, verschiedene Anfragen nicht rechtzeitig bearbeitet zu haben. Insoweit habe Epik spezifische Abhilfemaßnahmen ergriffen, um diese Versäumnisse zu beheben und sicherzustellen, dass sie sich nicht wiederholen werden. Alle Domains, die Gegenstand von Beschwerden waren und für die ein Zahlungsnachweis vorlag, wurden entweder verlängert oder den Domain-Inhabern die Übertragung gestattet.
ICANN gab zudem an, die Einhaltung der Verpflichtungen aus dem RAA auch künftig überwachen zu werden und betroffenen Domain-Inhabern Unterstützung leisten zu wollen. Weitere Untersuchungen, die über das beanstandete Verhalten aus der Abmahnung vom 01. Juni 2023 hinausgingen, seien im Gange. Wenn Epik die Einhaltung der vertraglichen Vereinbarungen, die für jeden Compliance-Fall relevant seien, nicht rechtzeitig nachweisen könne, werde ICANN weitere Mitteilungen über Vertragsverstöße herausgeben. Was ICANN damit meint, bleibt unklar und ist wenig geeignet, das Vertrauen der Kunden in Epik zu stärken. Gleichwohl betont ICANN, dass Epik aktuell auf alle ausstehenden Compliance-Fälle antworte. Die Internet-Verwaltung bestätigte ferner, dass die Epik LLC die Domain epik.com und die zugehörige Domain-Management-Plattform von der Epik Holdings Inc. erworben und übertragen bekommen hat. Dieser Vorgang unterliegt der Überprüfung und Genehmigung durch ICANN, das Prüfungsverfahren dauert aktuell an. In Anbetracht der Umstände, die der Übertragung vorausgingen, geht ICANN davon aus, dass die Prüfung der Transaktion komplex ist und mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Nähere Angaben zur Käuferin gibt es nicht; sie soll erst kürzlich von einer Gesellschaft namens Registered Agents Inc. in Wyoming gegründet worden sein.
Kaum hilfreich bei der Rückgewinnung von Kundenvertrauen dürfte sein, dass Epik im 1. Quartal 2023 rund 125.000 Domains mit generischer Endung verloren hat. Waren es zu Beginn des Jahres noch 732.914 verwaltete Domains, sank diese Zahl bis Ende März 2023 auf 607.891. Die Zahl der Neuregistrierungen, die vormals regelmäßig zwischen 10.000 und 20.000 Domains im Monat schwankte, ging auf rund 2.000 Domains im März 2023 zurück. Die ehemals »Schweizer Bank« unter den Domain-Registraren scheint also aktuell ebenso viel Vertrauen eingebüßt zu haben wie so manch reale Schweizer Bank.