ICANN

Die nTLD-Spezialistin Avri Doria verlässt das Nominating Committee (NomCom)

Überraschender Wechsel im Vorstand der Internet-Verwaltung ICANN: auf Wunsch des Nominating Committee (NomCom) ist die Technik-Expertin Avri Doria aus dem Board of Directors ausgeschieden. Für das nTLD-Programm bedeutet das einen herben Rückschlag.

Geht es um Führungspositionen innerhalb ICANNs, spielt das NomCom eine maßgebliche Rolle. In das 20-köpfige ICANN Board of Directors entsendet das NomCom gleich acht stimmberechtigte Vertreter. Zum Vergleich: das Governmental Advisory Committee (GAC), der Vertreter der Regierungen innerhalb ICANNs, stellt dort lediglich einen nicht-stimmberechtigten Vertreter. Umso größer ist das Interesse, wenn das NomCom bekanntgibt, wen es in die Führungsgremien schickt. In diesem Jahr war das am 31. Juli 2023 der Fall, wobei es zwei Positionen im ICANN-Board of Directors zu besetzen galt. Wenig überraschend bestätigt wurde die US-amerikanische Juristin Sarah Deutsch, die viele Jahre für den Telekommunikationskonzern Verizon tätig war und nun bereits ihre dritte Amtszeit antritt. Für Aufsehen sorgte jedoch, dass ihre Kollegin Avri Doria nicht ebenfalls für eine dritte Amtszeit bestätigt wurde; auf ihrem Stuhl sitzt künftig Catherine Adeya aus Kenia, die sich als »Senior Digital Transformation & Governance Specialist« beschreibt und seit 2020 als »Director of Research« in der World Wide Web Foundation tätig war.

Der Wechsel stellt vor allem für die nächste Runde zur Einführung neuer generischer Top Level Domains einen herben Rückschlag dar. Doria war gemeinsam mit Becky Burr, Anwältin in der US-Kanzlei Harris, Wiltshire & Grannis LLP und auf Vorschlag der Generic Names Supporting Organization (GNSO) Mitglied im Board of Directors, zuletzt treibende Kraft, um die häufig stockenden Verhandlungen wieder zum Laufen zu bringen. Über die Gründe wurde öffentlich nichts bekannt; es bleibt abzuwarten, ob auch Adeya ungeachtet ihrer unstreitigen Qualifikation eine ähnliche Rolle wie Doria einnehmen kann. Und das wäre dringend notwendig, will man den von Board Chair Tripti Sinha angekündigten Zeitplan einhalten. Sie hatte ebenfalls am 31. Juli 2023 mitgeteilt:

With this in mind, we anticipate that the AGB will be finalized in May 2025, which enables the application round to open in Q2 2026 (with the goal of April 2026). Any delays to the timeline of the Policy Implementation work stream will cause delays to the opening of the round.

Als Hauptproblem für die nächste Einführungsrunde gelten nach wie vor internationalisierte Domain-Namen (IDNs), der Streit um »closed generics« sowie die Umsetzung von 38 Empfehlungen aus dem »New gTLD Subsequent Procedures Policy Development Process Final Report«, die aktuell den Status »pending« führen. Eine offizielle Bestätigung für den Starttermin April 2026 gibt es aber unverändert nicht.

Blickt man sonst in die Nominierungen des NomCom, findet sich auch eine europäische Vertreterin: Desiree Zeljka Miloshevic Evans, Präsidentin der Internet Society Serbia, gehört weiterhin der GNSO an. Sie vertritt zudem den Domain-Registrar Name.com in der Registrars Stakeholder Group.

  1. Andy

    Bereits die Einführung der nTLDs war der größte Fehler, den die ICANN je gemacht hat. Tausende neue Endungen, mit denen Firmen ihr Ego pushen, deren Zukunft unsicher ist, und die jederzeit untergehen können. Man wäre besser bei den wenigen generischen und den ccTLDs geblieben. Sicherheitheit gibt es auch heute nur für Besitzer com/net/org, wobei auch das bröckeln könnte, wenn die nTLDs immer mehr zum Standard werden.

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