ICANN

Die Internetverwaltung sucht den Weg zwischen Politik Und Technik

Im Spannungsfeld zwischen Politik und Technik versucht die Internet-Verwaltung ICANN, einen Mittelweg zu gehen. Das hat CEO Göran Marby beim 15. Jahrestreffen des Internet Governance Forum (IGF) betont und vor Risiken gewarnt, wenn man das Netz in die Hände der Regierungen gebe.

Zwölf Tage verteilt auf zwei Phasen, mehr als 250 Veranstaltungen und über 6.000 Teilnehmer unterstreichen, welche Bedeutung das IGF als Diskussionsplattform für alle Themen der Internet Governance inzwischen erlangt hat. Eine der Sessionen zum Thema »ICANN Open Forum — Technical Internet Governance« bot dem CEO der Netzverwaltung Gelegenheit, sich einem Thema zu widmen, das für ICANN immer drängender wird – das Spannungsfeld zwischen einer Organisation, die sich mit der technischen Weiterentwicklung des Internets befasst, und der politischen Aufgabe der Netzverwaltung, der es darum geht, den Zugang, die Stabilität und die Offenheit des Internets sicherzustellen. In einem Blog-Eintrag sprach Marby vor wenigen Wochen insoweit von zwei Polen, nämlich der Internet Governance (IG) und der »technical Internet governance« (TIG). Diesen Ansatz stützt er auf die historische Differenzierung, wer Zugang zum Internet habe, und was man damit anstellen dürfe.

Dabei lässt Marby keinen Zweifel, dass TIG für ICANN weit mehr bedeutet als nur die technische Funktion.

It’s an effort that includes all of those that can affect and contribute to making the network more stable, secure, and resilient,

so Marby. Dabei müsse man verstehen, dass viele Länder internetbezogene Regelungen entwickeln, die darauf abzielen, das in Frage zu stellen. Die Aufgabe von ICANN ist für Marby eindeutig:

ICANN’s role is to clarify and position itself as a technical nonprofit organization keen on keeping legislators and regulators understanding, and therefore mindful, of the way the Internet functions.

Nur so könne es gelingen, Gesetze, Regularien und Verordnungen zu verhindern, welche die technische Funktion des Domain Name Systems und damit einer Kernkomponente des Internets negativ beeinflussen. Problematisch sei, dass sich sämtliche Diskussionen in drei äußerst diversen Typen einteilen lassen: auf Ebene von zwischenstaatlichen Organisationen, in Standardisierungsorganisationen (wie der IETF), und auf nationaler oder regionaler staatlicher Ebene. ICANNs Teilnahme an diesen verschiedenen Diskussionsebenen müsse ausgebaut werden.

Mark Datysgeld von der GNSO (Generic Names Supporting Organization) beschrieb die Ausführungen von Marby als den Versuch, die Rolle ICANNs innerhalb des Internet-Ökosystems neu zu definieren. Seit der Amtszeit von Fadi Chehadé und seiner »Netmundial«-Initiative bewege sich ICANN auf einem schmalen Grad zwischen technischer und politischer Verpflichtungen. Hier versuche Marby, einen Mittelweg zu finden. Zu Ende gedacht, könnte ICANN damit aber beispielsweise Einfluss darauf nehmen, ob und was mit »missbrauchten TLDs« passiert, wie sie etwa das Spamhouse Project ermittelt. Ob die Zeit dafür schon reif ist, und ob ICANN das wirklich will – diese Frage hat auch Marby bisher nicht beantwortet.

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