ICANN

Board of Directors der Internet-Verwaltung öffnet sich für Neulinge und Laien

Die Internet-Verwaltung ICANN plant Änderungen bei der Wahl ihres Board of Directors. Dringt sie damit durch, würde die Türe für Neulinge und Laien außerhalb der ICANN-Community weit aufgestoßen.

»Bottom-up, consensus-driven, multi-stakeholder model« – diese drei Grundsätze prägen ICANN. Doch ohne Führungsspitze funktioniert dieses Modell nicht. Im Fall von ICANN hat diese Position das 20-köpfige Board of Directors inne, das mit sechs Vertretern der Supporting Organizations (SO), vier Vertretern des Advisory Committee (AC), acht Vertretern des Nominating Committee (NomCom) und einem Vertreter der Internet Engineering Task Force (IETF) besetzt ist. Es wählt den »ICANN President and CEO«, wobei jedoch nur 16 »Directors« wahlberechtigt sind; daneben gibt es noch vier nicht stimmberechtigte Mitglieder (»Liaisons«). Die Mitglieder verteilen sich zudem auf insgesamt zehn »Board Committees« wie das »Executive Committee«, das »Governance Committee« oder das »Finance Committe«, die innerhalb der Organisation Teilbereiche leiten. Schon seit mehreren Jahren trägt sich ICANN mit dem Gedanken, die Vorgaben für das »Nominating Committee« (NomCom), das acht der 20 »Directors« wählt, zu aktualisieren. Das soll unter anderem sicherstellen, dass die Kandidaten die notwendigen Kompetenzen aufweisen. Herausgekommen ist ein Abschlussbericht, der 2022 veröffentlicht wurde und nun umgesetzt wird.

Im Mittelpunkt der vorgeschlagenen Änderungen sind fünf Aspekte. So soll zum Beispiel die Amtszeit der NomCom-Delegierten von einem Jahr auf zwei Jahre verlängert werden. Noch bedeutender ist, dass drei der acht vom NomCom gewählten Mitglieder des ICANN-Vorstands die neue Qualifikationsanforderung »Unaffiliated« erfüllen müssen. Zur Definition der Qualifikation verweist die geplante Änderung auf ein eigenes »ICANN Nominating Committee (NomCom) ‚Unaffiliated‘ Director Statement«, das wiederum zehn Kriterien aufführt, die erfüllt sein müssen. Diese zehn Kriterien gehen sehr weit und schließen nahezu jeden von diesem Amt aus, der jemals mit ICANN näher zu tun gehabt hat; man darf noch nicht einmal Zahlungen als Vertreter, Agent oder Berater für ein Unternehmen zum Zweck der Teilnahme an ICANN-Prozessen erhalten haben, geschweige denn irgendeine Funktion in den zahlreichen ICANN-Gremien gehabt haben. Auch der Vorstand, Angestellte, Aktionär oder Auftragnehmer einer von ICANN akkreditierten Einrichtungen wie zum Beispiel eines Domain-Registrars wäre ausgeschlossen. Im Ergebnis öffnet man bei ICANN die Tür der Netzverwaltung damit weit für Neulinge und Laien. Schließlich soll es ein »Nominating Committee Standing Committee« geben, das dem NomCom übergeordnet ist und vor allem mit verfahrensbegleitenden Fragen befasst ist. Nach weniger Bürokratie hört sich das alles kaum an.

Die Öffentlichkeit hat vorerst Zeit bis zum 29. Mai 2023, diese geplanten Änderungen zu kommentieren. Der Abschlussbericht soll dann am 12. Juni 2023 vorliegen. Die bisherigen Kommentare begrüssen die Modifikationen, da sie die Lücke zwischen ICANN und anderen Interessengruppen schließen könnten. Ob man sich als Laie wirklich einen Gefallen tut, an zentraler Stelle der Internet Governance zu agieren, muss man bezweifeln.

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