Domain-Newsletter

Ausgabe #945 – 29. November 2018

Themen: WHOIS-Reform – EPDP-Gruppe legt Report vor | CIIDRC – Neues UDRP-Schiedsgericht in Kanada? | TLDs – Neues von .hamburg, .uk und .zippo | UDRP.Tools – neue Suchmaschine für UDRP-Fälle | Debüt – Haribo gewinnt seinen ersten UDRP-Streit | kush.com – Kunstwort kostet US$ 500.000,- | Dezember – „Eastern Europe DNS Forum“ in Moskau

WHOIS-REFORM – EPDP-GRUPPE LEGT REPORT VOR

Die „Expedited Policy Development Process for Whois“ (EPDP)-Arbeitsgruppe der Internet-Verwaltung ICANN hat ihren ersten Report für eine DSGVO-kompatible WHOIS-Reform vorgelegt. Bereits jetzt zeichnet sich ab: die Menge an veröffentlichten Informationen wird weiter reduziert.

Zwei Treffen in Los Angeles und Barcelona, mindestens zwei Telefonkonferenzen wöchentlich und rund 1.000 eMails – seit die 50köpfige EPDP-Arbeitsgruppe am 01. August 2018 ihre Tätigkeit aufgenommen hat, wird immer deutlicher, dass es im Lichte der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) mit lediglich kosmetischen Änderungen am WHOIS-System nicht getan ist. Diese Erkenntnis schlägt sich im 130seitigen Report nieder, den die EPDP-Gruppe am 21. November 2018 veröffentlicht hat. Im Mittelpunkt stehen 22 Empfehlungen, wie man das derzeitige WHOIS-Kompromissmodell („Temporary Specification for gTLD Registration Data“, kurz: „temp spec“), das spätestens am 25. Mai 2019 ausläuft, in Einklang mit der DSGVO bringen kann. Die erste Empfehlung klingt vergleichsweise banal; sie schlägt konkret die Zwecke vor, zu denen WHOIS-Daten verarbeitet werden dürfen und deckt praktisch die gesamte Spannbreite der Datenerhebung in der Domain Name Industry ab. Dem Grundsatz der Zweckbindung in Art. 5 Abs. 1 lit. b DSGVO dürfte ICANN damit genügen.

Enttäuschend vage ist die zweite Empfehlung, die sich mit der Frage befasst, wer künftig auf den nicht-öffentlichen Teil der WHOIS-Daten zugreifen darf. Zwar denkt man über ein standardisiertes Zugriffsverfahren nach, lässt aber offen, nach welchen Kriterien der Kreis der zugriffsberechtigten Personen bestimmt wird. Vor allem Strafverfolgungsbehörden, aber auch die Markenlobby und IP-Juristen müssen also weiter auf Klarheit hoffen. Beim Umfang der erhobenen WHOIS-Daten sollen nach Ansicht der EPDP-Arbeitsgruppe jegliche Informationen über den Domain-Inhaber (Name, Adresse, Telefon- wie Telefaxnummer und eMail-Adresse) nicht mehr an die Registry übermittelt werden dürfen. Aber auch der Admin-C soll künftig gänzlich entfallen; nicht einmal die Registrare sollen diese Informationen erheben. Die .de-Registry DENIC eG hatte bereits im März 2018 angekündigt, Angaben zu Admin-C, Tech-C und Zone-C nicht mehr zu erfassen und somit auch nicht mehr auszugeben. Die Informationen zum TechC hält die Arbeitsgruppe bei gTLDs für zumindest optional möglich. Soweit Daten erhoben werden, sollen sie nur für die Dauer eines Jahres nach Ende des Registrierungsvertrages gespeichert werden.

Vorerst liegt der Report bis zum 21. Dezember 2018 zur öffentlichen Kommentierung aus. Um sowohl den Nutzern als auch sich die Arbeit zu erleichtern, hat ICANN ein neunseitiges Formular zur Verfügung gestellt, das die Kommentierungsmöglichkeiten in mehrere Bereiche unterteilt; eine Teilnahme ist aber erst nach vorheriger Anmeldung möglich. Für 11. Januar 2019 erwartet der ICANN-Vorstand sodann den Abschlussbericht. Gut möglich also, dass beim 64. ICANN-Meeting, das vom 09. bis 14. März 2019 im japanischen Kobe stattfindet, ein DSGVO-kompatibles WHOIS-Modell verabschiedet wird.

Den vollständigen Report finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1964

Quelle: icann.org, goldsteinreport.com

CIIDRC – NEUES UDRP-SCHIEDSGERICHT IN KANADA?

Der exklusive Kreis der UDRP-Schiedsgerichte könnte sich schon in Kürze erweitern: das „Canada International Internet Dispute Resolution Centre“ (CIIDRC) hat seine Bewerbungsunterlagen bei der Internet-Verwaltung ICANN eingereicht.

Domain-Namen und Markenrecht – bereits früh zeichnete sich ab, dass zwei Welten aufeinander prallen und in der Konfliktlösung jenseits der nationalen Zivilgerichtsbarkeit neue Wege gegangen werden mussten. Im Jahr 1999 rief ICANN deshalb nach vorheriger Konsultation unter anderem der UN-Organisation World Intellectual Property Organization (WIPO) die UDRP (Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy) ins Leben. Den Inhabern von Kennzeichenrechten wie zum Beispiel eingetragenen Marken, aber auch unregistrierten Dienstleistungsmarken wie der im anglo-amerikanischen Recht bekannten „Service Mark“ steht damit ein vergleichsweise kostengünstiges, rasches und unkompliziertes Verfahren gegen Rechtsverletzungen zur Verfügung. Für die Qualität des UDRP-Verfahrens bürgen dabei vor allem die hochqualifizierten UDRP-Schiedsgerichte; mit dem Arab Center for Dispute Resolution (ACDR), dem Asian Domain Name Dispute Resolution Centre (ADNDRC), dem Czech Arbitration Court Arbitration Center for Internet Disputes, dem National Arbitration Forum (NAF) und der Genfer WIPO stehen dabei aktuell fünf, von ICANN akkreditierte Provider zur Verfügung, wobei in der Praxis WIPO und NAF die Verfahren dominieren. Das CPR (International Institute for Conflict Prevention and Resolution) sowie eResolution haben sich hingegen aus dem UDRP-Schiedsgeschäft verabschiedet.

Doch ein Neuling klopft bereits an die Tür. Wie ICANN am 16. November 2018 bekanntgab, hat das CIIDRC darum gebeten, künftig als Schiedsgericht für alle ICANN-Schiedsverfahren, also neben der UDRP zum Beispiel auch Beschwerdeverfahren nach der Uniform Rapid Suspension (URS), auftreten zu dürfen. Das in Vancouver ansässige Gericht ist eine Abteilung des British Columbia International Commercial Arbitration Centre (BCICAC), das 1986 gegründet wurde und der gemeinnützigen BCICAC Foundation untersteht. Dem BCICAC gehören 123 Schiedsrichter an, davon 48 international; zu den bekanntesten dürften der Australier Hon. Neil Brown und der Domain-Blogger Doug M. Isenberg gehören. Viele davon konnten bereits als Panelisten für das Schiedsverfahren unter der kanadischen ccTLD .ca Erfahrung gewinnen; hier ist das BCICAC seit 16 Jahren als Schiedsgericht tätig. Bei den Gebühren zeigt sich das BCICAC günstig; neben einer Grundgebühr von US$ 400,- fallen für ein Einzelpanel US$ 1.000,- (bei bis zu drei streitigen Domain-Namen), für ein Dreier-Panel US$ 2.300,- an. Zum Vergleich: bei der WIPO sind für ein Einzelpanel US$ 1.500,- und für ein Dreier-Panel US$ 4.000,- zu zahlen, das NAF verlangt US$ 1.300,- beziehungsweise US$ 2.600,-.

ICANN hat die Bewerbung zunächst bis zum 04. Januar 2019 zur öffentlichen Kommentierung ausgelegt. Der Schlussbericht soll dem ICANN-Vorstand bis zum 18. Januar 2019 vorliegen. Anzeichen dafür, dass die Bewerbung keinen Erfolg hat, gibt es bisher nicht. Das CIIDRC hat mitgeteilt, binnen zwei bis vier Monaten nach Freigabe durch ICANN seinen Betrieb aufnehmen und bis zu 200 Verfahren monatlich bearbeiten zu können.

Die Bewerbung des Canada International Internet Dispute Resolution Centre finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1965

Eine Liste der zugelassenen UDRP-Provider finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1966

Die UDRP finden Sie hier:
> http://www.icann.org/dndr/udrp/policy.htm

Quelle: icann.org

TLDS – NEUES VON .HAMBURG, .UK UND .ZIPPO

Gib Cyberkriminellen keine Chance: die .uk-Verwalterin Nominet hat mitgeteilt, dass die Zahl der suspendierten Domains ein Rekordniveau erreicht hat. Dagegen glänzt .hamburg mit einer neuen Studie, während bei .zippo das Licht ausgeht – hier unsere Kurznews.

Die Hamburg Top-Level-Domain GmbH, Registry der Städte-Domain .hamburg, hat in einer „Case Study“ interessante Informationen zum Stand ihrer Entwicklung veröffentlicht. Seit ihrer Delegierung am 06. August 2014 konnte .hamburg 24.164 Registrierungen einsammeln (Stand: 14. September 2018). Dieses Niveau hält die Endung seit Herbst 2015, was ihre stabile und nachhaltige Entwicklung unterstreicht. Der Anteil der geparkten Domains liegt mit unter 30 Prozent unter dem Durchschnitt. Unter der Domain wirlieben.hamburg stellt sich Deutschlands zweitgrößte Metropole mit zahlreichen Merchandising-Artikeln selbst ins Schaufenster. Obwohl sich .hamburg als Internet-Endung für Hamburg und die Metropolregion versteht, sind die Vergaberegeln eher hanseatisch liberal: nur mindestens einer der drei Kontakte, die bei der Registrierung einer .hamburg-Domain anzugeben sind (also Inhaber, Admin-C oder Tech-C) muss seine Adresse in der Metropolregion Hamburg haben. Das kann zum Beispiel der Domain-Inhaber selbst als Hamburgerin oder Hamburger sein, der Registrar, aber auch ein Webdesigner, wenn er seinen Sitz in Hamburg hat.

Nominet, Verwalterin der britischen Länderendung .uk, greift in der Bekämpfung von Cyberkriminalität erneut hart durch. Wie die Registry bekanntgab, hat man im Zeitraum 01. November 2017 bis 31. Oktober 2018 insgesamt 32.813 .uk-Domains wegen krimineller Aktivitäten suspendiert. Damit hat sich die Zahl der suspendierten Domains gegenüber dem Vorjahr verdoppelt; damals wurden 16.632 .uk-Domains aus dem Verkehr gezogen. 2014 musste Nominet sogar nur 948 Domains sperren. Hauptverantwortlich ist die Police Intellectual Property Crimes Unit (PIPCU), die auch ohne gerichtliche Anordnung eine Suspendierung veranlassen darf, wenn sie eine Verletzung von Rechten geistigen Eigentums ermittelt hat. Dem Domain-Inhaber bleibt sodann die nachträgliche Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen; davon wurde aber im letzten Jahr nur 16 Mal mit Erfolg Gebrauch gemacht.

Zadco Company, zur Zippo Manufacturing Company gehörende Registry der Top Level Domain .zippo, löscht das Feuer: die für ihr benzinbetriebenes Sturmfeuerzeug weltweit bekanntgewordene Marke hat den Verwaltervertrag mit ICANN gekündigt. Mit Schreiben vom 23. Oktober 2018 berief sich das Unternehmen auf Sektion 4.4 b) des Registry Agreements, die eine jederzeitige Kündigung unter Einhaltung einer ordentlichen Kündigungsfrist von 180 Kalendertagen gestattet. Weitere Gründe für die Kündigung nannte Zadco nicht. Die Masse der Internetnutzer dürfte der Verlust von .zippo kaum schmerzen, da die Endung als .brand ohnehin lediglich der Registry zur Rregistrierung offen stand; mit Ausnahme der obligatorischen nic.zippo ist aktuell keine weitere Domain registriert. Insgesamt erhöht sich die Anzahl der gekündigten nTLD-Verträge damit auf 45, wobei sie rapide steigt: gab es 2017 lediglich neun Kündigungen, waren es 2018 bisher schon 18.

Den Kriminalitätsbericht von Nominet finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1962

Das Kündigungsschreiben für .zippo finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1963

Quelle: nic.hamburg, nominet.uk, icann.org

UDRP.TOOLS – NEUE SUCHMASCHINE FÜR UDRP-FÄLLE

Anfang diesen Jahres mussten wir vom Ende von udrpsearch.com berichten, der ultimativen Suchmaschine für UDRP-Entscheidungen. Seit kurzem ist aber ein potentieller Nachfolger aktiv: UDRP.Tools. Wir haben uns das neue Format angeschaut.

Tatsächlich ist udrpsearch.com seit spätestens 23. August 2018 wieder aktiv und liefert zuverlässig Daten zu UDRP- und USR-Entscheidungen. Allerdings: darauf beschränkt sich der Service von udrpsearch.com. UDRP.Tools gibt sich deutlich umfassender, da die Suche unter anderem auch Panelisten einschließt und Statistiken für diese ausgibt. Doch beginnen wir am Anfang: UDRP. Tools bezeichnet sich selbst derzeit als eine „Beta“-Version. Dieser Eindruck wird mit Aufruf der Seite udrp.tools nicht nur mit dem Titel sofort bestätigt, sondern auch mit dem angegebenen „Suchergebnis“ verstärkt. Die Nutzung des Angebots beruht auf „Credits“. Jeder Nutzer erhält vorab fünf „Search Credits“, d.h. er kann fünf Suchen pro Tag durchführen. Allerdings stellt der Aufruf der Website bereits eine Suche dar, und der Nutzer erhält eine Bestätigung, wie lange die Suche gedauert hat und dass er nun nur mehr vier „Credits“ zur Verfügung hat. Die Identifizierung des Nutzers erfolgt dabei – soweit wir es verstehen – anhand der IP-Adresse. Wenn mehrere Nutzer aus einem Büro zeitnah über denselben Netzanbieter auf die Seite zugreifen, könnte das zu einem schnellen Schwinden der „Search Credits“ führen. Doch besteht die Möglichkeit, durch Einrichten eines Accounts unter Angabe von einem Benutzernamen und einer eMail-Adresse, 50 „Credits“ pro Tag zu erhalten. Wer öfter am Tag auf das Angebot zugreifen muss, kann sich „Credits“ dazu kaufen. Das ist das eigentliche Geschäftsmodell hinter dem Suchangebot. Die Preise sind sehr ordentlich: 50 weitere „Credits“ kosten US$ 25,-, für 100 „Credits“ zahlt der Nutzer US$ 45,-. Danach geht es in weiteren Schritten über 250 und 500 „Credits“ zu 1.000 „Credits“, die US$ 300,- kosten. Gezahlt wird jeweils via Paypal. Soweit das Geschäftsmodell.

In der Datenbank von UDRP.Tools befinden sich derzeit 66.745 Entscheidungen der drei Streitbeilegungsstellen National Arbitration Forum (NAF), World Intellectual Property Organization (WIPO) und Czech Arbitration Court (CAC). Wenn man begriffen hat, dass praktisch jeder Klick auf der Website von UDRP.Tools einen Credit-Verlust mit sich bringt, geht man die Sache langsamer an und schaut, was die Seite so bietet. Links findet man die Spalte mit umfangreichen Suchfunktionen, die zwischen Text, Parteien und Domains unterscheidet und an der man dezidierte Filter aktivieren kann, etwa indem man Fälle filtert, bei denen auf Reverse Domain Name Hijacking entschieden wurde, oder bei denen es lediglich erwogen wurde. Suchen lassen sich auch auf die Rechtsvertreter der Parteien einschränken oder auf in Entscheidungen zitierte Fälle. Darüber hinaus gibt es eine Menüleiste, die unter anderem eine gesonderte Suche nach Entscheidern ermöglicht, und Listen mit den meistzitierten – einerseits generell, andererseits selbstzitierte – Entscheidungen liefert. Im Weiteren gibt es Erklärungen und eine Anleitung zur Nutzung der Suchmaschine. Als sehr informativ erweist sich die Suche nach Entscheidern, die alle von ihr oder ihm entschiedenen Fälle listet bzw. die, bei denen sie oder er im Rahmen eines Dreierpanels beteiligt war, und neben der Liste auch sein Entscheidungsverhalten leicht lesbar graphisch aufbereitet anzeigt. Mit alledem geht UDRP.Tools also gleich einige Schritte weiter als udrpsearch.com.

UDRP.Tools ist ein mächtiges Werkzeug, das man nicht nur zur Suche von Entscheidungen anhand unterschiedlichster Kriterien sowie von Entscheidungstendenzen von einzelnen Experten heranziehen kann. Die unter UDRP.Tools angebotene Fülle von Informationen, die man auch zu weitergehenden Untersuchungen verwenden kann, rechtfertigen allemal, dass die Betreiber, ab einer gewissen Nutzung, Geld verlangen. Die Betreiber geben sich auf der Website nicht zu erkennen. Wie Andrew Allemann auf domain namewire.com berichtet, entwickelten Kevin Ohashi (ReviewSignal) und Michael Sumner (NameBio) das Angebot zusammen mit Nat Cohen. Schon aus reiner Neugierde empfiehlt sich ein Blick auf UDRP.Tools. Für die einfache Suche nach UDRP-Entscheidungen reicht aber auch udrpsearch.com völlig aus.

Sie finden UDRP.Tools unter:
> https://udrp.tools

Sie finden udrpsearch.com unter
> http://udrpsearch.com

Quelle: domainnamewire.com, eigene Recherche

DEBÜT – HARIBO GEWINNT SEINEN ERSTEN UDRP-STREIT

Die Haribo GmbH & Co. KG betritt Neuland: ihr erstes UDRP-Verfahren richtete sich gegen haribo-de.com, bei dem sie lediglich die Löschung der Domain beantragte. Ein zweites UDRP-Verfahren, über die Domain haribo-de.net ist anhängig.

Die Haribo GmbH & Co. KG hat ihren ersten UDRP-Streit gewonnen. Sie sah ihre EU-Marke „HARIBO“ durch die Domain haribo-de.com verletzt. Die Domain wurde im März 2018 über einen Privacy-Service mit Sitz in Denver im US-Bundesstaat Colorado registriert und über einen WhatsApp-Kettenbrief vermarktet. Konsumenten sollten über den Kettenbrief auf die Website haribo-de.com gelockt werden, auf der Haribo-Produkte und die Haribo-Marke angezeigt wurden. Bei einem vermeintlichen Wettbewerb auf der Seite, bei dem man Haribo-Produkte gewinnen können sollte, wurden die Konsumenten um persönliche Daten und die Weiterleitung des Links an zehn ihrer WhatsApp-Kontakte gebeten. Derzeit ist die Domain haribo-de.com bei Sedo geparkt und liefert verschiedene Links aus, bei denen Haribo davon ausgeht, dass es sich um Pay-per-Click-Angebote handelt. Haribo strengte ein UDRP-Verfahren vor der WIPO an und beantragte die Löschung der Domain. Der Gegner meldete sich nicht zum Verfahren. Als Entscheider wurde der kroatische Diplomjurist und Patent-Agent Mladen Vukmir benannt.

Vukmir prüfte die Sache und bestätigte, nachdem er in Eigenregie Recherche betrieben hatte, die Beschwerde von Haribo (WIPO Case No. D2018-1975). Unproblematisch in dem Verfahren war für Vukmir, dass Haribo einige Unterlagen auf Deutsch eingereicht hatte, da er selbst dieser Sprache mächtig ist. Aus seiner Sicht sind Marke und Domain zum Verwechseln ähnlich. Die Ähnlichkeit werde durch den Zusatz „-de“ nicht verringert; vielmehr sei „-de“ als geographischer Hinweis zu verstehen, da „de“ für Deutschland stehe. Haribo hatte aus Sicht von Vukmir auch den Anscheinsbeweis erbracht, dass der Gegner nicht berechtigt oder ein berechtigtes Interesse an der Domain haribo-de.com habe: Haribo habe nachgewiesen, Inhaber der Marke „HARIBO“ zu sein und dass es keinen anderen Inhaber dieser Marke gebe. Weiter sei der Domain-Inhaber unter dem Domain-Namen nicht bekannt und nutze die Domain nicht in Verbindung mit einem gutgläubigen Waren- oder Dienstleistungsangebot oder in einer legitimen, nichtgewerblichen oder fairen Weise ohne Absicht zur Erzielung eines wirtschaftlichen Vorteils. Vielmehr zeige sich an dem WhatsApp-Kettenbrief und der aktuellen Nutzung mit Payper-Click-Links, dass der Inhaber der Domain versucht, mit der Marke der Beschwerdeführerin wirtschaftliche Vorteile zu erlangen. Unter diesen Umständen konnte Vukmir kein berechtigtes Interesse des Gegners an der Nutzung der Domain erkennen. Dies alles wies auch auf die Bösgläubigkeit des Domain-Inhabers hin: Für Vukmir ergab sich, dass dem Gegner bei Registrierung der Domain die Marke der Beschwerdeführerin, die keinem allgemeinen Begriff entspricht, bekannt war. Und dass er einerseits mit dem WhatsApp-Kettenbrief und andererseits mit den Pay-perClick-Links Nutzer und Konsumenten fehlleitete, um wirtschaftliche Vorteile aus der Marke von Haribo zu ziehen. Vukmir weist in der Entscheidung darauf hin, dass er selbst Recherchen vorgenommen und die aktuelle Website unter haribo-de.com aufgerufen habe. Aufgrund der vorhandenen Sedo-Parkingsite sei für ihn klar, dass der Gegner die Domain haribo-de.com dafür nutze, um mit der Marke der Beschwerdeführerin Gewinne zu erzielen. Das alles spreche für seine Bösgläubigkeit bei der Registrierung und Nutzung der Domain haribo-de.com. Damit waren alle drei Elemente der UDRP erfüllt und Vukmir entschied – dem Antrag der Beschwerdeführerin entsprechend – auf Löschung der Domain.

Dass der Privacy-Anbieter des Beschwerdegegners in diesem Fall seinen Sitz im US-Bundesstaat Colorado hat, ist das kleine Bonbon der nach unseren Erkenntnissen ersten UDRP-Entscheidung, die über eine Domain, die die Marke „HARIBO“ missbraucht, erging. Haribo ist wohl ein Neuling auf diesem Gebiet. Warum man nicht die Übertragung der Domain beantragt hatte, ist sicherlich auf den geringen Nutzen der Domain für Haribo zurückzuführen. Ob es allerdings weise war, die Domain wieder freizusetzen, wird sich zeigen. Das wird auch für den zweiten, noch anhängigen Streit um die Domain haribo-de.net (WIPO Case No. D2018-2614) gelten.

Die UDRP-Entscheidung über die Domain haribo-de.com finden Sie unter:
> https://www.domain-recht.de/verweis/1967

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: wipo.int, eigene Recherche

KUSH.COM – KUNSTWORT KOSTET US$ 500.000,-

Die vergangene Domain-Handelswoche lieferte gleich noch einmal zwei Domains im sechsstelligen Bereich: kush.com erzielte US$ 500.000,- (ca. EUR 438.596,-) und virus.com US$ 142.000,- (ca. EUR 124.561,-). Daneben war die deutsche Landesendung .de wieder stark besetzt.

Mit kush.com zum Preis von US$ 500.000,- (ca. EUR 438.596,-) betrat in der vergangenen Domain-Handelswoche schon die fünfte Domain mit diesem Preisschild die Bühne des Jahres 2018 und platzierte sich auf Nummer 12 der Jahresbestenliste. Die nicht weniger erfolgreiche virus.com liegt mit ihrem Preis von US$ 142.000,- (ca. EUR 124.561,-) dagegen schon nur noch auf Platz 45. Darüber hinaus gab es einige interessante Entwicklungen unter den verkauften .com-Domains: usme.com zum Beispiel erzielte jetzt US$ 20.000,- (ca. EUR 17.544,-), wo sie im Juli 2014 als „expired domain“ für lediglich US$ 676,- erworben wurde. Nicht minder erstaunlich erging es thrivelabs.com, die jetzt für US$ 11.000,- (ca. EUR 9.649,-) einen neuen Inhaber fand, nachdem sie im Dezember 2015 lediglich US$ 105,- erzielte. Und schließlich war da noch market24.com, die im Januar 2015 US$ 4.559,- (seinerzeit ca. EUR 3.999,-) kostete und nun immerhin US$ 5.700,- (ca. EUR 5.000,-) erzielte.

Unter den Länderendungen zeigte .de wieder seine Stärke und setzte mit grillen.de zum Preis von EUR 41.990,- Rauchzeichen. Ihr folgte wc.de für EUR 29.000,-, die wohl an den selben Käufer ging. Das Angebot, auf das beide (und andere Domains) weiterleiten, sieht nicht vertrauenswürdig aus. Neben diesen beiden fanden sechs weitere .de-Domains zu erwähnenswerten Preisen neue Inhaber. Weiter erwies sich wieder .tv (Tuvalu) als sehr gut vertreten, unter anderem mit yzy.tv zum Preis von US$ 6.200,- (ca. EUR 5.439,-). Auch die britische Endung zeigte ein interessantes Ergebnis: cgs.co.uk kostete aktuell GBP 3.450,- (ca. EUR 3.895,-), während die Domain im April diesen Jahres nur GBP 740,- (ca. EUR 848,-) erzielte.

Die neuen generischen Endungen waren stark besetzt und zeigten nun nach rund drei Jahren auf dem Markt auch Wiederholungstäter. So erwies sich etwa spritual.life bei ihrem Preis von US$ 9.750,- (ca. EUR 8.553,-) als durchaus handfest. community.global erbrachte US$ 8.000,- (ca. EUR 7.018,-), und brand.app lag mit EUR 5.000,- auch nicht schlecht. Die Domain i.company wurde weiterverkauft: im Februar 2016 erzielte sie US$ 2.150,- (ca. EUR 1.955,-), nun waren es US$ 3.999,- (ca. EUR 3.508,-). Einen nicht so tollen Eindruck machte resultados.mobi mit ihrem Preis von EUR 950,-, der einen Abstieg gegenüber den Juni 2007 erzielten EUR 1.300,- bedeutet. Das geht einher mit dem seit einigen Jahren nachlassenden Interesse an der Endung .mobi, die in den Nuller-Jahren gestartet war. Anders hingegen lebenslauf.org mit EUR 3.000,-, die ihren Preis von EUR 1.320,- vom Mai 2007 deutlich überbot. Die vergangene Domain-Handelswoche war dank hervorragender Preise unter .com und der guten Domains unter .de, die leider für einen Scam missbraucht werden, wieder sehr erfreulich – wie schon die vorangegangene Woche.

Länderendungen
————–

grillen.de – EUR 41.990,-
wc.de – EUR 29.000,-
td.de – EUR 10.000,-
88.de – EUR 5.600,-
immobiliendirekt.de – EUR 5.000,-
plastische-chirurgie-hamburg.de – EUR 2.500,-
plastische-chirurgie-koeln.de – EUR 2.500,-
youngminds.de – EUR 2.500,-

yzy.tv – US$ 6.200,- (ca. EUR 5.439,-)
factory.tv – US$ 4.500,- (ca. EUR 3.947,-)
athletes.tv – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.754,-)

inspect.me – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.263,-)
cgs.co.uk – GBP 3.450,- (ca. EUR 3.895,-)
734.cc – US$ 4.023,- (ca. EUR 3.529,-)
amber.ch – EUR 2.990,-
yacht.uk – GBP 2.500,- (ca. EUR 2.822,-)
0999.cc – US$ 3.101,- (ca. EUR 2.720,-)
coi.io – US$ 2.950,- (ca. EUR 2.588,-)
kiko.co – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.193,-)
relink.me – US$ 2.500,- (ca. EUR 2.193,-)
spreadshirt.co – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.754,-)

Neue Endungen
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spritual.life – US$ 9.750,- (ca. EUR 8.553,-)
community.global – US$ 8.000,- (ca. EUR 7.018,-)
brand.app – EUR 5.000,-
das.global – US$ 4.800,- (ca. EUR 4.211,-)
i.company – US$ 3.999,- (ca. EUR 3.508,-)
hide.online – US$ 3.500,- (ca. EUR 3.070,-)
mojing.app – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.754,-)

Generische Endungen
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bauerfeind.info – EUR 3.500,-
diabetes.info – US$ 1.601,- (ca. EUR 1.404,-)
resultados.mobi – EUR 950,-

aud.org – US$ 3.995,- (ca. EUR 3.504,-)
lebenslauf.org – EUR 3.000,-
spatial.org – US$ 2.995,- (ca. EUR 2.627,-)

.com
—–

kush.com – US$ 500.000,- (ca. EUR 438.596,-)
virus.com – US$ 142.000,- (ca. EUR 124.561,-)
aphelion.com – US$ 45.000,- (ca. EUR 39.474,-)
entertainment360.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 21.930,-)
usme.com – US$ 20.000,- (ca. EUR 17.544,-)
uen.com – US$ 17.600,- (ca. EUR 15.439,-)
databased.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 10.526,-)
schedulemaker.com – US$ 11.995,- (ca. EUR 10.522,-)
nedstar.com – US$ 11.500,- (ca. EUR 10.088,-)
flagged.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 9.649,-)
thrivelabs.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 9.649,-)
ohmyhome.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 8.772,-)
wugen.com – US$ 9.999,- (ca. EUR 8.771,-)
goteo.com – EUR 6.800,-
dfyl.com – US$ 7.700,- (ca. EUR 6.754,-)
ohoo.com – US$ 7.500,- (ca. EUR 6.579,-)
reservalo.com – US$ 6.270,- (ca. EUR 5.500,-)
icatonline.com – US$ 6.000,- (ca. EUR 5.263,-)
crazybox.com – US$ 5.968,- (ca. EUR 5.235,-)
airticketnet.com – US$ 5.700,- (ca. EUR 5.000,-)
market24.com – US$ 5.700,- (ca. EUR 5.000,-)
placetobe.com – US$ 5.699,- (ca. EUR 4.999,-)
blague.com – US$ 5.572,- (ca. EUR 4.888,-)
teamgenius.com – US$ 5.300,- (ca. EUR 4.649,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, thedomains.com

DEZEMBER – „EASTERN EUROPE DNS FORUM“ IN MOSKAU

Das „Eastern Europe DNS Forum 2018“ findet vom 04. bis 05. Dezember 2018 in Moskau (Russland) statt. Gastgeber sind die Domain-Verwaltung für .ru und ICANN. An zwei Tagen gibt es geballte Informationen rund um das Domain Name System (DNS).

Das Eastern Europe DNS Forum findet nun bereits zum dritten Male statt. Mitinitiator ist diesmal neben ICANN selbst die Verwaltung der russischen Internet-Endung .ru. Das Eastern Europe DNS Forum stellt eine einzigartige Plattform für Fachleute der Internetindustrie und Interessenten dar. Das Forum gibt optimale Informationen über die DNS-Industrie und das Internet im Ganzen. Domain-Registries und Registrare, Internet-Dienstleister, Netzwerkverwalter, Juristen und Vermarkter sowie technische Spezialisten, Verwaltungen und gemeinnützige Organisationen sind eingeladen, am Eastern Europe DNS Forum teilzunehmen. Thema ist unter anderem „DNS und künstliche Intelligenz“, das Alexey Lukatsky (Cisco Systems) in seiner Keynote anschneiden wird. Darüber hinaus gibt es sowohl einen Rückblick auf die Vergangenheit des DNS als auch eine Vorausschau auf die zukünftige Entwicklung der Root Zone Dienste. Aktuelles zum DNS wird in einem Plenum besprochen. Und auch Rechtsfragen, unter anderem zum Umgang mit Missbrauch des DNS, werden dargestellt. Drei Lightning-Talks sorgen am Ende des ersten Arbeitstages für weitere Erkenntnisse.

Das Eastern Europe DNS Forum 2018 findet vom 04. bis 05. Dezember 2018 in der Crystal Ballroom Hall des Lotte Hotel Moscow, 8 bld.2, Novinskiy Blvd., Moscow 121099 (Russland) statt. Die Teilnahme am Forum selbst ist kostenfrei, eine vorherige Anmeldung über die Website der ICANN-Veranstaltung geboten.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
> https://eednsforum.org/en/

Quelle: eednsforum.org, eigene Recherche

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