Einen »Cyber-Monday« der besonderen Art vermeldet Europol, die Polizeibehörde der EU: am 27. November 2017 gab das Amt offiziell bekannt, mehr als 20.520 Domains gesperrt zu haben, über die gefälschte Markenprodukte vertrieben wurden.
Im Jahr 2014 hat Europol die globale Operation »In Our Sites« (IOS) ins Leben gerufen und damit den Kampf gegen Produktpiraterie auf eine neue Ebene gehoben. Im Visier hat man dabei vor allem den Verkauf gefälschter Markenprodukte und die sogenannte Online-Piraterie über eCommerce-Handelsplattformen und soziale Netzwerke. In einer gemeinsamen Aktion von Europols »Intellectual Property Crime Coordinated Coalition« (IPC³), dem »US National Intellectual Property Rights Coordination Centre« und den Strafverfolgungsbehörden aus 27 EU-Mitgliedsländern hat die Behörde jetzt erneut zugeschlagen: im Rahmen der achten Ausgabe von IOS hat man mehr als 20.520 Domains beschlagnahmt, über die zuvor gefälschte Waren, darunter Luxusgüter, Sportartikel, elektronische Produkte, Pharmazeutika und urheberrechtlich geschütztes Material, vertrieben worden war. Europol spricht von einem ganzheitlichen Ansatz, mit dem das Internet zu einem sicheren Platz für die Verbraucher gemacht werden soll.
Welche konkreten Domains von dieser Beschlagnahme erfasst sind, gab Europol nicht bekannt. Beim Aufruf soll jedoch eine Graphik mit dem Hinweis
This domain name has been seized – Operation in Our Sites-Project TransAtlantic VIII is a coordinated effort by the U.S., European, South American and Asian law enforcement agencies targeting websites and their operations that sell counterfeit goods.
erscheinen und die Betroffenen so informieren. Zudem steht fest, dass Europol damit so viele Domains wie noch nie zuvor beschlagnahmt hat; in den vorangegangenen sieben IOS-Operationen waren insgesamt nur 7.776 Domains gesperrt worden. Unklar bleibt, was zu diesem rapiden Anstieg geführt hat – möglich wären unter anderem wachsende Cyberkriminalität ebenso wie verstärkte Ermittlungstätigkeiten der Behörden. Auch die Frage, ob und inwieweit nTLDs zu diesem Anstieg geführt haben, bleibt vorerst unbeantwortet. Verdächtig sind nach Europol-Angaben allerdings Domains, welche die Worte »genuine«, »replica« oder »original« enthalten, ebenso wie Marken- und Produktnamen in einer Verbindung mit Zusätzen wie „offer“ oder »discount«.
Zu den in der Vergangenheit beschlagnahmten Domains gehört nach Presseberichten die Adresse airbagsplace.com. Über die darunter zu erreichende Website hatten Dina Gonzalez-Marquez und Emilio Gonzalez-Marquez aus Albuquerque (New Mexico) gefälschte Airbags angeboten und verkauft. Sollten sie verurteilt werden, drohen ihnen Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren sowie Geldstrafen von bis zu US$ 2 Millionen.