Die US-Regierung hat angekündigt, den am 30. September 2015 endenden Vertrag mit der Internet-Verwaltung ICANN über die IANA-Funktionen zu verlängern. Voraussichtlich im Jahr 2016 soll nun eine der Schlüsselfunktionen des Domain Name Systems (DNS) auf die globale Multistakeholder-Community übertragen werden.
Noch bis zum 30. September 2015 läuft aktuell der Vertrag, der ICANN die Zuständigkeit für die fünf IANA-Funktionen sichert. Deren Herzstück bildet die Koordination des DNS sowie die Zuteilung von IP-Adressen. Doch auch nach über einem Jahr intensiver Diskussionen und verschiedenster Bemühungen wie etwa der von ICANN-CEO Fadi Chehadé angestossenen NETmundial-Initiative ist die Suche nach einem von den USA akzeptierten Alternativmodell der Netzverwaltung noch nicht abgeschlossen. Anlässlich des 53. ICANN-Meetings in Buenos Aires gab Lawrence E. Strickling von der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) vielmehr zu verstehen, dass sich die Debatten stärker auf die von der US-Regierung vorgegebenen Kriterien konzentrieren sollten. So ist etwa ausgeschlossen, dass die USA ein von anderen Regierungen geführtes oder zwischenstaatliches Modell akzeptieren. Für sämtliche Beteiligten sei inzwischen klar, dass diese Debatten nicht bis zum 30. September 2015 abgeschlossen sein werden. Gleichwohl wolle man nicht von der Option Gebrauch machen, den Vertrag gleich um zwei Jahre bis 30. September 2017 zu verlängern; dies könne als Signal an die Community verstanden werden, nicht weiter hart an Lösungen zu arbeiten.
Wie ICANN inzwischen bekannt gab, hat man sich in Buenos Aires mit der US-Regierung auf einen Kompromiss verständigt. Demnach wird der IANA-Vertrag bis zum 30. Juni 2016 verlängert. Bis dahin plant man in drei Phasen: in Phase 1, die bis zum 54. Meeting von ICANN im Oktober 2015 dauert, soll ein verbindlicher Vorschlag für ein Modell der Netzverwaltung erarbeitet werden. ICANN-CEO Fadi Chehadé deutete allerdings an, dass es auch ein oder zwei Monate länger dauern dürfe. In Phase 2, für die eine Dauer von 4 bis 5 Monaten angesetzt ist, soll die NTIA diesen Vorschlag prüfen und die Zustimmung des US-Kongresses einholen. Abgeschlossen werden soll die »IANA-Transition« mit Phase 3, für die 3 Monate eingeplant sind und die eine Implementierung des neuen Modells vorsieht, bis dann zum 56. ICANN-Meeting, das für 27. bis 30. Juni 2016 angesetzt ist, der endgültige IANA-Übergang erfolgt. Wer ICANN über die Jahre verfolgt, sollte aber nicht davon ausgehen, dass diese Termine in Stein gemeisselt sind.
Chehadé selbst hat inzwischen nochmals bestätigt, dass er 2016 nicht mehr für ICANN tätig ist. Er will sein Amt im März 2016 zur Verfügung stellen. Gleichwohl bat er die Community darum, nun hart an der Umsetzung der ersten Phase zu arbeiten und einen Vorschlag zu erarbeiten, der die Zustimmung aller Interessensgruppen findet.