ICANN

3 Tipps zur Zukunft der Netzverwaltung

Nach 17-monatiger Diskussion hat ICANN im August 2015 die ersten konkreten Vorschläge zur Zukunft der Netzverwaltung veröffentlicht. Da noch keine verbindliche Lösung gefunden wurde, hat Shane Tews vom American Enterprise Institute die Diskussionen mit eigenen Vorschlägen neu befeuert.

Sowohl die IANA Stewardship Transition Coordination Group (ICG) als auch die Cross Community Working Group on Enhancing ICANN Accountability (CCWG) stellten Anfang August 2015 ihre Modelle zur Zukunft der Netzverwaltung der Öffentlichkeit vor. Bis zum nächsten ICANN-Meeting, das vom 18. bis zum 22. Oktober 2015 in Dublin stattfindet, soll daraus ein verbindlicher Vorschlag erarbeitet werden. Für Shane Tews vom American Enterprise Institute, einer Denkfabrik mit Sitz in Washington (DC), wird dabei zwischen zwei Aspekten getrennt, nämlich der Unabhängigkeit von der US-Regierung einerseits und der Rechenschaftspflicht gegenüber der Community andererseits. Für Tews sind beide Punkte miteinander verbunden: kann man ICANN vertrauen, künftig ein guter Verwalter des Internets zu sein? Dazu müsse man sicherstellen, dass die IANA-Funktionen von keiner Interessengruppe in Geiselhaft genommen werden können. Dies könne nur gelingen, wenn man die Architektur des Domain Name Systems von jeglicher Politik trennt.

Zu diesem Zweck gibt Tews drei Empfehlungen. Zunächst soll man sich an der »Numbering-Community« orientieren. Dazu dürften die fünf Regional Internet Registries (RIR) zählen, auch wenn Tews sie nicht namentlich erwähnt. Sie hätten bewiesen, dass sie sich auf ihre technische Mission konzentrieren und in kooperativer Weise zusammenarbeiten, um die globale Koordination sicherzustellen. Tipp zwei lautet, dass man Regierungen keine Stimme innerhalb ICANNs geben soll. Bisher hätten sie eine beratende Funktion, die ernst genommen werde. ICANN ist jedoch kein Schiedsrichter für Handelsvereinbarungen oder Menschenrechte. Regierungen gleichwohl ein Stimmrecht zu geben, bedeute, ihnen mehr Macht zu geben als ursprünglich vorgesehen. So würde ICANNs Integrität und Vertrauen, das Interessensgruppen in die Organisation setzen, untergraben. Schließlich gelte es, dass ICANN die Community darin bestärke, dass alle Vorgänge transparent gehandhabt werden. Dies würde auch den Versuch internationaler Organisationen, mehr Einfluss auszuüben, zurückdrängen.

Ob sich ICANN von diesen Vorschlägen beeindrucken lässt, wird sich wohl bereits in Dublin zeigen. Der Wunsch, Regierungen aus den Entscheidungen ICANNs herauszuhalten, ist jedoch vergeblich; auch Regierungen stellen als Vertreter einzelner Länder eine Interessengruppe dar, deren Stimme gehört werden muss. Welches Modell der Netzverwaltung sich aber durchsetzt, steht derzeit aber noch in den Sternen.

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