IANA

Geteiltes Echo in Sachen Netzverwaltung

Die Ankündigungen der US-Regierung, die IANA-Funktionen in die Hände der Community legen zu wollen, sorgte international für gemischte Reaktionen. Auch die Internet-Verwaltung ICANN sah sich zu Klarstellungen veranlasst.

Wie berichtet, hat die innerhalb des US-Wirtschaftsministeriums zuständige National Telecommunications and Information Administration (NTIA) vergangene Woche mitgeteilt, Schlüsselfunktionen des Domain Name Systems (DNS) auf die globale Multistakeholder-Community übertragen zu wollen. Im Mittelpunkt stehen die IANA-Funktionen, wobei die Koordination des DNS und die Zuteilung von IP-Adressen das Herzstück bilden. Doch während ein Blogeintrag im »Wall Street Journal« einen digitalen Eisernen Vorhang fürchtet, Leser der »Neue Zürcher Zeitung« ein vergiftetes Geschenk vermuten und das katholische Newsmagazin catholic.org sogar vor der bevorstehenden Übernahme des Internets durch Chian und Russland warnt, begrüßte Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, den Schritt hin zu einer weiteren Globalisierung des Internets ausdrücklich. Die Vereinten Nationen applaudierten den USA in einer ersten Stellungnahme.

Das öffentliche Echo übertönt jedoch, dass die US-Regierung ihre Vormachtstellung in Sachen Netzverwaltung nicht ohne weiteres aufgeben wird. So betonte NTIA-Chef Lawrence E. Strickling, dass sich die USA keineswegs aus dem Internet zurückziehen würden. Wörtlich sagte Strickling:

We have been clear throughout this process that any transition plan must meet the conditions of supporting the multistakeholder process and protecting the security, stability and resiliency of the Internet. I have emphasized that we will not accept a proposal that replaces NTIAs role with a government-led or an inter-governmental solution. Until the community comes together on a proposal that meets these conditions, we will continue to perform our current stewardship role.”

Mit anderen Worten: findet sich für die Netzverwaltung kein Modell, das den Segen der NTIA erhält, bleibt alles beim Alten. Die Ankündigung sei daher allenfalls ein Zugeständnis der US-Regierung, da man bei der für April 2014 anstehenden »NETmundial«-Konferenz in Sao Paulo fürchten müsse, noch mehr Macht zu verlieren, vermutet etwa der frühere ICANN-CEO Rod Beckstrom. Die Plötzlichkeit der Ankündigung bedeutet in seinen Augen, dass man in Sachen Internet-Governance in eine neue, risikoreiche und chaotische Phase ohne klaren Plan trete. ICANN sah sich prompt veranlasst, in einem Blogeintrag hervorzuheben, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen sei und die Milliarden von Internetnutzern nicht betroffen seien.

Wenig erfreut über die Ankündigungen der US-Regierung zeigte sich auch die .com- und .net-Registry VeriSign. In einer Pressemitteilung betonte das US-Unternehmen, dass die Pläne der NTIA den Betrieb von .com und .net und damit den eigenen Geschäftsbetrieb unberührt lasse. Das »Cooperative Agreement« der NTIA mit VeriSign, mit dem der .com-Registry das technische Management der Root Zone übertragen wurde, werde lediglich als Dienstleistung für die Community betrachtet und ohne Kompensation ausgeführt. An der Börse zeigte man sich skeptischer: zu Börsenbeginn fiel der Aktienkurs um etwa zehn Prozent. Ob die US-Regierung bei solchen Rahmenbedingungen tatsächlich Macht abgibt, darf man daher bezweifeln. die Diskussion zum Thema Internet Governance steht allenfalls an ihrem Beginn, und es liegt an den Stakeholdern – also uns allen – sie in die richtige Bahn zu lenken.

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