Fahrplan

der lange Weg zur Root Zone

Knapp sechs Jahre hat es gedauert, bis die Internet-Verwaltung ICANN zum dritten Mal grünes Licht für die Einführung neuer Domain-Endungen gegeben hat. Wer nun aber denkt, dass es bereits in Kürze neue Endungen gibt, der irrt. Der Weg bis zur Etablierung der ersten neuen Endungen im Domain Name System ist noch weit. Im günstigsten Fall stehen der Allgemeinheit die ersten Endungen im Jahr 2013 zur Verfügung.

Im Applicant Guidebook zeigt ICANN auf, wie das Verfahren abläuft, bis – wenn alles gut geht – die ersten Endungen online sind. Mit dem heutigen Tag hat zunächst eine „communication period“ begonnen, mit der die weltweite Aufmerksamkeit auf das Thema nTLDs gelenkt werden soll. Ab dem 12. Januar 2012 öffnet sich dann zum ersten Mal das Bewerbungsfenster; drei Monate lang bis zum 12. April 2012 kann jeder potentielle Interessent seine Bewerbung einreichen; 15 Tage später gibt ICANN dann zum ersten Mal alle Kandidaten bekannt. Sodann beginnt das eigentliche Prüfverfahren, das im günstigsten Fall neun Monate dauern soll; kommt es zu Komplikationen, so kann sich der gesamte Prozess für einzelne Endungen auch leicht über 20 Monate hinziehen.

In gut neun Monaten können Bewerber so zur neuen Endung kommen:

– zweieinhalb Monate administrative Prüfung der Bewerbungen: Nach Schließung des Bewerbungsfensters sind acht Wochen angesetzt, um die Bewerbungen auf Vollständigkeit zu prüfen. Mehr oder weniger parallel dazu und ab dem Zeitpunkt, da ICANN die Liste der Bewerber veröffentlicht hat, können Dritte innerhalb von sechzig Tagen die einzelnen Bewerbungen kommentieren und Bedenken äußern. Hier kann auch das GAC (Government Advisory Committee) erste Einwendungen („early warning“) gegen angemeldete Domain-Endungen erheben.

– fünf Monate Auswertung samt Prüfung der Bewerbungen und Bewerber: Nachdem die Anmeldungen auf Einhaltung der formalen Voraussetzungen geprüft sind, beginnt die eigentliche Auswertung der Bewerbungen, die auf fünf Monate angesetzt ist. Geprüft wird einerseits, ob sich die Endung konfliktlos in das Domain Name System einfügt, und andererseits, ob die Bewerber in finanzieller und technischer Hinsicht solide sind.

– zwei Monate Vertragsverhandlungen und technischer Test: die erfolgreichen Bewerbungen führen dann weiter zu abschließenden Vertragsverhandlungen und einem technischen Test, wofür ICANN weitere zwei Monate ansetzt.

Ob das für alle neuen Endungen so reibungslos verläuft, ist fraglich. Es bestehen viele Angriffspunkte während des gesamten Verfahrens, von der Bewerbung bis zum Vertragsschluss, welche die Einführung einer neuen Endung verzögern können. So weist ICANN im Bewerberhandbuch darauf hin, dass man keine unbegrenzten Ressourcen habe und sich die Auswertung der Kandidaten verzögert, wenn der Ansturm zu groß ist. ICANN spricht dabei von bis zu 500 Bewerbungen, für die die eigenen Kapazitäten reichen. Weiter könnte es Rückfragen zum ein oder anderen Punkt einer Bewerbung geben, mit der Folge, dass ein sich unter Umständen langwieriges schriftliches Hin- und Her über Wochen und Monate erstreckt, ehe die Bewerbung formal korrekt und die Prüfung des finanziellen und technischen Rahmens des Bewerbers gesichert geprüft ist. Zudem können zu jedem Zeitpunkt formale Einwendungen gegen eine Domain-Endung erhoben werden. Das wird vor allem für Mehrfachbewerbungen gelten und bei diesen für erhebliche Verzögerungen sorgen. Hiervon betroffen dürften möglicherweise die Endungen .music, .berlin, .bayern, .nyc, .gay, .health, .eco, .love, .paris, .scot, .web und .shop sein, für die sich bereits jetzt mehrere Bewerber gemeldet haben.

Dass also neun Monate nach Schließung des Bewerbungsfensters im April 2012 erste Endungen noch im gleichen Jahr online gehen, wird allenfalls die Ausnahme sein.

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