Registerfly

Chaos um 900.000 Domains hält an

Der Skandal um den US-Registrar Registerfly.com, inzwischen Gegenstand diverser Gerichtsverfahren, rüttelt nun auch an den Grundfesten der Internet-Verwaltung ICANN. Im Mittelpunkt steht erneut die Frage, wie unabhängig ICANN von der US-Regierung agieren kann und darf.

Der laut Spiegel „Rosenkrieg um zwei Millionen Domains“ zieht immer weitere Kreise. Immer mehr pikante Details aus der zehnjährigen Liebesbeziehung zwischen John Naruszewicz und Kevin Medina, den beiden zerstrittenen Inhabern von Registerfly, werden an die Öffentlichkeit gezerrt. Doch für die etwa 100.000 Kunden und die geschätzten 900.000 bei Registerfly angemeldeten Domains ist Rettung immer noch nicht in Sicht. Bisher unwidersprochen ist, dass ca. 75.000 Domains aufgrund nicht bezahlter Gebühren verloren sind; dennoch bleiben die restlichen Domains auch nach dem Entzug der Akkreditierung noch bis mindestens Ende April 2007 gegen Transfers zu anderen Registraren weitestgehend blockiert, nachdem Registerfly ein Schiedsgericht gegen den Entzug angerufen hat. In North Carolina hat eine verärgerte Registerfly-Kundin zudem Klage sowohl gegen Registerfly als auch ICANN erhoben; es wird erwartet, dass sich der Klage zahlreiche andere Kunde anschließen.

Umso lauter werden die Rufe nach einem schon frühzeitigen, aktiven Tätigwerden von ICANN, zuletzt auch aus dem ICANN-Strategiekomittee. Gefordert wird, ICANN aus der US-Abhängigkeit zu entlassen und zu einer Art supranationaler Organisation wie dem IOC, dem Roten Kreuz oder der FIFA umzubauen. ICANN-Vorstand Vint Cerf begrüsste diese Bestrebungen, verwies jedoch auf die Notwendigkeit weitere Diskussionen. Dass man sich so den unangenehmen Sammelklageverfahren und Risiken horrender Schadensersatzforderungen nach US-Recht entziehen könnte, scheint kein unbedeutender Nebeneffekt zu sein. Hätte ICANN seinen Sitz in der Schweiz, würde dies US-Anwälte wohl zumindest zu vertieftem Nachdenken zwingen, auch dort zu klagen. Wie konkret ICANN die Probleme bei Registerfly aber hätte verhindern können, ist offen; selbst eine Verpflichtung von Registraren, ihre Kundendaten an ICANN weiterzugeben, müsste im Streitfall gerichtlich durchgesetzt werden.

Unterdessen hat der US-Registrar GoDaddy damit begonnen, offensiv die Kunden von Registerfly zu umwerben. Exklusiv für Kunden des Skandalregistrars bietet GoDaddy günstige Registrierungsverträge; so kosten im Transferfall .com- und .net-Domains nur US$ 6,25 jährlich, .info-Domains sind für US$ 5,75 jährlich zu haben. Ein eigener „Transfer Concierge“ hilft den Kunden beim Umzug. Schlägt der Transfer fehl, erstattet GoDaddy alle Kosten, so dass den Kunden kein zusätzlicher Schaden entsteht. Ob angesichts des Chaos bei Registerfly allerdings überhaupt ein Transfer klappen kann, lässt auch GoDaddy offen.

Das „ICANN-Factsheet“ zu Registerfly finden Sie hier.

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