ICANN

Registerfly-Skandal zieht Kreise

Der Skandal um den US-Registrar Registerfly.com zieht immer weitere Kreise: nachdem Registerfly die von der Internet-Verwaltung ICANN eingeleitete Domain-Rettung torpediert hat, hat ICANN Klage erhoben. Doch auch die geschädigten Kunden gehen inzwischen gerichtlich gegen Registerfly und ICANN vor.

Was war passiert: bereits im Jahr 2006 hatten sich immer häufiger Kunden des in New Jersey ansässigen Registrars Registerfly bei ICANN beschwert, dass das Unternehmen es unterlassen hatte, auslaufende Domains zu verlängern. In der Folge verloren viele der von ICANN auf 100.000 geschätzten Registerfly-Kunden ihre Domains; die Rede ist von 75.000 Adressen. Auslöser war ein inzwischen vor Gericht ausgetragener Streit zwischen den Inhabern von Registerfly, John Naruszewicz und seinem ehemaligen Lebensgefährten, Kevin Medina. ICANN sah sich seinerzeit nicht in der Pflicht. Zwar stellte man fest, dass Registerfly zunächst über keine eigene ICANN-Akkreditierung verfügt hatte, durch Übernahme eines Registrars namens Top Class Names Inc., der seinerseits akkreditiert war, jedoch durch die Hintertür das begehrte ICANN-Siegel erhalten hatte; angesichts von 600 – 800 Beschwerden im Monat von Domain-Inhabern mochte man dennoch nichts ungewöhnliches erkennen. Erst die nicht enden wollenden Kunden-Beschwerden führten erstmals im Juni 2006 zu Gesprächen von Registerfly mit zwei ICANN-Vertretern vor Ort; diesen wurde jedoch der Zutritt verwehrt. Anfang März 2007 wurde schließlich der öffentliche Druck auf ICANN immer grösser; Höhepunkt war die Ankündigung, Registerfly zum 31. März 2007 die Akkreditierung zu entziehen.

Diese Ankündigung hat ICANN in die Tat umgesetzt. Die derzeitige Vertragssituation erlaubt es Registerfly jedoch, hiergegen schiedsgerichtlich vorzugehen; eben dies hat Registerfly auch getan. Damit bleiben die Domains mindestens weitere 30 Tage bei Registerfly, und können nicht zu einem anderen Registrar umgezogen werden, um sie dort vor Verlust zu schützen. ICANN sah sich daraufhin veranlasst, vor einem kalifornischen Gericht Klage auf Einsicht in die Firmenbücher und Herausgabe der Kundendaten zu erheben. Doch damit nicht genug: eine Anwaltskanzlei aus North Carolina hat sowohl gegen Registerfly als auch ICANN Sammelklage erhoben. Der Vorwurf lautet, dass Registerfly mit Wissen von ICANN seine Kunden systematisch betrogen hat und diese daraufhin nicht nur ihre Domains, sondern auch Geld bis hin zu ihrem gesamten Unternehmen verloren haben. Die nächste Anhörung ist bereits für den 11. April 2007 angesetzt.

Angesichts der Hilflosigkeit gegenüber den zahlreichen geschädigten Domain-Inhabern hat ICANN anlässlich des Meetings in Lissabon erste Überlegungen angestellt, das Akkreditierungssystem zu überarbeiten und ICANN die Möglichkeit zu schaffen, schneller zu intervenieren. Auch die Möglichkeit, Domains anonym zu registrieren, soll überdacht werden, da so allein der Registrar weiss, wem eine Domain tatsächlich gehört. Kollabiert er und verweigert die Kooperation, riskieren die unbekannten Kunden ungewollt den Totalverlust ihrer Adressen.

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