ICANN-Meetings

Der ökologische Fußabdruck der Internet-Verwaltung

Ist es in den Zeiten des Klimawandels vertretbar, sich dreimal im Jahr an Orten verteilt über den gesamten Erdball zu treffen und über das Domain Name System zu diskutieren? Die Internet-Verwaltung ICANN ging dieser Frage nach und ließ einen ökologischen Fussabdruck ermitteln.

Nicht erst seit Greta Thunberg und der von ihr gestarteten Initiative Fridays for Future ist bekannt, dass viele menschliche Aktivitäten biologische Kapazitäten verbrauchen. Nach einem Bericht des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit beträgt der CO2-Ausstoß durch den Verkehr allein in Deutschland jährlich mehr als 150 Mio. Tonnen, wobei der Autoverkehr dazu mit etwa zwei Dritteln beiträgt. Der Anteil der Luftfahrt an den globalen CO2-Emissionen soll bei etwas mehr als 2 Prozent liegen, andere schätzen ihn auf mindestens fünf Prozent. Dieser Diskussion kann sich auch ICANN nicht entziehen, lädt man doch drei Mal jährlich die Netzgemeinde zu Meetings, die traditionell weltweit verteilt stattfinden und entsprechende Reisen notwendig machen. So nahmen etwa am 65. Meeting im Juni 2019 in Marokko 1.186 Personen teil; davon entfielen nur 356 Teilnehmer auf Staaten Afrikas. Aus Nordamerika reisten 310 Teilnehmer an, aus Europa weitere 281 sowie immerhin 162 aus Asien bzw. Australien und der Pazifik-Region. Dass letztere mit dem Rad gekommen sind, dürfte auszuschließen sein.

ICANN-CEO Göran Marby ließ daher ermitteln, wie es um den ökologischen Fussabdruck der Netzverwaltung steht. Demnach lagen die Gesamtemissionen von ICANN (Marby spricht von »ICANN Org, ICANN Board, and funded travelers«) bei umgerechnet 5.006.671 Kilogramm CO2 im Fiskaljahr 2018, also vom 01. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2018. Darin eingeschlossen sind die CO2-Emissionen für 28.059.281 Flugmeilen, 1.840 Übernachtungen in Hotels und 141 Tage für gemietete Fahrzeuge. Diese Berechnungen beruhen auf dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), einer privaten transnationalen Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Die Entwicklung des GHG Protocol wird vom World Resources Institute (WRI) und World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) koordiniert. Das GHG Protocol gilt als wichtigster und verbreitetster Standard zur Erfassung von Treibhausgasemissionen auf Unternehmensebene.

Für ICANN und Marby sind diese Werte erst der Beginn einer längeren Lernphase. Einen Vergleich mit anderen Organisationen gibt es zum Beispiel bisher nicht, und man müsse erst verstehen, welche Auswirkungen ICANN hat. Erst dann können Sparpotentiale identifiziert und die Effizienz in fiskalischer, sozialer und ökologischer Hinsicht gesteigert werden. Da es bis dahin noch dauern dürfte, läge nahe, das Angebot an Konferenzen über das Netz auszubauen und intensiver zu nutzen; dass jedoch der Strom für Rechenzentren nicht aus der Steckdose kommt, hat man auch bei ICANN längst verstanden.

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