UDRP

Rückholung von certassured.com scheitert

Der Entwickler Timothy Edward Jones machte mangels Erfolg sein Geschäft dicht und verlor dabei seine Domain certassured.com. Als er einige Zeit später einen zweiten Versuch mit seiner Unternehmung unternahm, musste er feststellen, dass jemand anderes seine Domain registriert hatte. Er versuchte über ein UDRP-Verfahren, sie zurückzuerlangen.

Timothy Edward Jones, Entrepreneur und Programmierer aus Texas (USA), hatte 2014 versucht, ein Geschäft aufzubauen, das bestimmte automatisierte Softwareprozesse in Bezug auf Immobilienverwaltung und Versicherungszertifikate entwickelte. Sein Unternehmen »CertAssured« war unter certassurred.com im Internet zu finden. Allerdings scheiterte Jones, löste das Unternehmen 2017 auf und ließ die Domain-Registrierung für certassurred.com enden. Vor kurzem wollte Jones es noch einmal wissen und startete sein Unternehmen CertAssured, musste jedoch feststellen, dass die Domain certassurred.com sich in Händen des Domain-Investors Joshua Eisenhower aus Pennsylvania (USA) befindet, der die Domain über DropCatch.com im Februar 2018 registrierte, als sie auslief. Da die Domain, nach Jones Recherchen, nicht zum Verkauf stand, mailte er Eisenhower an. Kurz darauf stand die Domain für US$ 2.529,– zum Verkauf. Jones erhob darauf vor dem National Arbitration Forum (NAF) ein UDRP-Verfahren und beantragte die Übertragung der Domain. Aus seiner Sicht entspricht der Name der Domain dem seiner Firma CertAssured LLC. Der Domain-Inhaber besitze weder ein Produkt noch eine Dienstleistung dieses Namens noch ein Unternehmen. Da die Domain erst nach seiner eMail an Eisenhower auf dem Markt zum Verkauf angeboten wurde, spreche viel dafür, dass Eisenhower Vorteile aus Jones‘ Geschäft ziehen wolle, was wiederum auf dessen Bösgläubigkeit schließen lasse.

Eisenhower hielt dem entgegen, er sei Domain-Investor und Inhaber von 20.000 Domains. Eine dieser Domains ist die, deren Registrierung der Beschwerdeführer, Jones, zu verlängern säumte. Als er die Domain über DropCatch.com registrierte, wusste er nichts vom abgelegten Geschäft des Beschwerdeführers. Bei der Registrierung auslaufender Domains prüfe er, ob sie vielleicht als Geschäftsnamen für einen Dritten interessant sind. Stelle sich heraus, dass der frühere Inhaber seine Domain aus Versehen verloren hat, gibt er sie gegen Zahlung seiner Aufwendungen zurück. Er selbst habe Rechte an der Domain, weil es nunmal für ihn als Domain-Investor sein Geschäft sei, Domains zu registrieren und zu verkaufen. Den eMails der Beschwerdeführerin habe er keine besondere Beachtung geschenkt. In der ersten hatte Jones versäumt, den Namen der Domain zu nennen. Die zweite eMail habe er, Eisenhower, gar nicht erst wahrgenommen, bis er Nachricht vom UDRP-Verfahren erhielt. Beide Parteien legten weitere Stellungnahmen vor. Als Entscheider fungierte Kendall C. Reed, Jurist und Mediathor aus Los Angeles.

Reed bügelte die Beschwerde von Jones kurzerhand damit ab, dass er kein Markenrecht am Begriff »certassured« nachgewiesen habe, lehnte es aber auch ab, den Vorwurf des Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) zu bestätigen (NAF Claim Number: FA1808001800144). Für Reed hatte Jones nicht den Hauch eines Beleges für eine Markenregistrierung oder die Verkehrsgeltung (secondary meaning) des Begriffs »certassured« vorgezeigt. Mithin sei er daran gescheitert, das Vorliegen eines Markenrechts und so das erste Element der UDRP zu begründen. Unter diesen Umständen weigerte sich Reed, das Vorliegen der verbleibenden beiden Elemente der UDRP zu prüfen. Stattdessen schaute er sich an, ob ein Fall von Reverse Domain Name Hijacking vorlag. Tatsächlich ging er davon aus, dass man hier das Vorliegen von RDNH finden könne; er aber lehne das ab. Der Beschwerdeführer war einfach nur fehlgeleitet und hatte das Verfahren nicht mit böser Absicht gestartet. Da er aber die drei Voraussetzungen der UDRP nicht erfüllt habe, weise er die Beschwerde zurück, wie auch den Vorwurf des RDNH. Die Domain jedoch bleibe beim aktuellen Inhaber und Gegner der Beschwerde.

Timothy Edward Jones gibt in diesem Fall ein schönes Beispiel dafür, dass man auf seine Domains einerseits achten muss, um sie nicht aus Versehen zu verlieren. Andererseits wird auch klar, dass eine Domain, die vermeintlich nur für einen selbst von Interesse ist, tatsächlich auch darüber hinaus für Dritte interessant sein kann und sie damit einen Wert in sich trägt. Wie Eisenhower im Verfahren mitteilte, lag der Auktionspreis der Domain certassured.com am 05. September 2018 bei immerhin US$ 15.500,–.

Auf das Domain-Recht spezialisierte Anwälte findet man auf Domain-Anwalt.de, einem Projekt der united-domains AG.

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