Die WIPO hat dieser Tage ihren aktuellen »WIPO Domain Name Report 2024 vorgestellt und verkündet, dass die Anzahl der Verfahren weiter hoch ist. Tatsächlich verzeichnete sie aber einige Verfahren weniger als noch im Vorjahr 2023.
Der kurz, knapp und übersichtlich gehaltene Report bringt einige Graphiken, um die Entwicklungen aufzuzeigen und die Angaben übersichtlicher zu machen. Laut Report leiteten 2024 Markeninhaber aus 133 Ländern 6.168 Verfahren nach der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) und ihrer ccTLD-Varianten ein. Dies ist seit 1999 das Jahr mit der zweithöchsten Anzahl von Domain-Verfahren, die bei der WIPO eingereicht wurden. Die Fallzahlen zeigen die anhaltende Relevanz und Wirksamkeit der UDRP bei der Bekämpfung von Cybersquatting und betrügerischen Aktivitäten mit Domain-Namen. Gegenüber dem Jahr 2023 mit 6.192 Verfahren fiel 2024 minimal auf 6.168 Verfahren ab. Aus den USA kamen mit 2.157 Beschwerden die meisten Verfahren, gefolgt von Frankreich mit 1.324 und dem Vereinigten Königreich mit schon nur noch 422 Verfahren. Von deutscher Seite wurden 198 Verfahren angestrengt. Bei den Beschwerdegegnern verschieben sich die Daten etwas: wieder stehen die USA an Nummer eins mit 1.814 Verfahrensgegnern, gefolgt von allerdings China mit 831 Gegnern und Frankreich mit 353 Gegnern. Deutschland steht auch hier auf Platz 6 mit 156 Beschwerdegegnern.
Insgesamt in 18 unterschiedlichen Sprachen wurden die Verfahren geführt, wobei die englische Sprache mit 91 Prozent aller Verfahren führt. An zweiter Stelle steht wieder französisch mit einem Anteil von 3 Prozent, gefolgt von spanisch mit 2,3 Prozent und chinesisch mit 0,9 Prozent. Der Schwerpunkt der betroffenen Industriefelder liegt auf den ersten vier Plätzen im Grunde gleichmäßig verteilt mit jeweils etwas über 400 Verfahren auf Einzelhandel, Banken und Finanzen, Biotechnologie und Pharmazie sowie Internet und IT, und dann – auf unter 400 Verfahren abfallend – Schwerindustrie und Maschinenwesen. Die meisten Beschwerden beantragten Carrefour, die Meta-Plattformen (Facebook, Instagram, Whatsapp), Lego und weitere bekannte Marken.
Der Bericht zählt auch die Rechtsvertreter der Beschwerdeführer auf, bei denen es sich in der Regel um mehr oder minder große Lawfirms handelt; nur Doug Isenberg wird unter seiner GigaLaw-Firm als Einzelanwalt gelistet. Weiter informiert der Bericht über die neu hinzugekommenen Länderendungen, die mit ihren an der UDRP orientierten Streitbeilegungsordnungen seit 2024 von WIPO betreut werden: .ad (Andorra), .cv (Kap Verde), .lv (Lettland), .rw (Ruanda) und .sn (Senegal). Damit nehmen mittlerweile 85 Länderendungen am WIPO-Programm teil. Für die Länderendungen .ai (Anguilla), .ae (Vereinigte Arabische Emirate) und weitere verzeichnete WIPO einen deutlichen Anstieg an Verfahren, wobei 2024 – wie die Jahre zuvor – .co (Kolumbien) an erster Stelle steht, diesmal aber gefolgt von .ai und .cc (Kokos-Inseln). Darauf folgt Spaniens .es als EU-Land mit den meisten Verfahren.
Der WIPO Domain Name Report 2024 gibt einen guten Überblick über die Entwicklungen der UDRP-Verfahren bei WIPO. Nicht vergessen darf man, dass es aber auch noch The Forum und weitere akkreditierte UDRP-Provider gibt. Diese bezieht Domain-Anwalt Doug Isenberg in seinem »Domain Dispute Digest« für das 4. Quartal 2024 mit ein, den wir uns kommende Wochen anschauen.