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ICANN veröffentlicht umfangreichen Statusreport zum UDRP-Verfahren

ICANN legt im Vorfeld für eine Neubewertung den UDRP-Statusreport vor und stellt ihn der allgemeinen Diskussion: Input aus der Community ist gefragt. Doch zunächst gibt der UDRP-Statusreport statistische Einblicke in die Entwicklung des Streitbeilegungsverfahrens.

Bereits im März 2016 startete der Rat der Generic Names Supporting Organization (GNSO) einen »Policy Development«-Process (PDP) zur Überprüfung aller von ICANN entwickelten Mechanismen zum Schutz von Rechten (»Rights Protection Mechanisms«, RPMs). Die erste der beiden Phasen dieses Prozesses konzentrierte sich auf die Überprüfung aller RPMs, die für das New gTLD-Programm 2012 entwickelt wurden. Diese Phase ist bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Im Rahmen der zweiten Phase, die sich auf die Überprüfung des Uniform Domain-Name Dispute-Resolution Policy-Verfahrens konzentriert, liegt nun der 84-seitige »Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) Status Report« (PSR) vor. Der PSR bietet einen Überblick über die UDRP, um die Bewertung der GNSO zu unterstützen, wie effektiv die UDRP ihre beabsichtigten Zwecke erfüllt. Er enthält Hintergrundinformationen über die UDRP-Prozesse und -Verfahren, öffentlich zugängliche und allgemeine Daten über UDRP-Beschwerden und -Entscheidungen sowie kurze Analysen. Diesen Report stellt ICANN nun zur öffentlichen Diskussion und bittet die Community um Kommentare, aufgrund derer eine Weiterentwicklung des UDRP-Verfahrens erfolgen kann.

Der auf den 03. März 2022 datierende PSR gibt einen Überblick über das UDRP-Verfahren, angefangen bei den Gründen für ein solches Verfahren, über die Entstehung desselben sowie die Umsetzung und Anwendung der UDRP. Wesentliche Indikatoren für die Bewertung des UDRP-Verfahrens sind »Efficiency«, »Fairness« und »Adressing Abuse«. Beinahe ganz nebenbei ergeben sich bei Betrachtung dieser Indikatoren hervorragende Statistikwerte für den Zeitrahmen 2013 bis 2020. Im Hinblick auf das Ziel „Effizienz“ zeigt sich, dass im Schnitt bei allen akkreditierten Entscheidungsstellen 900 Verfahren jährlich abgearbeitet wurden, die sich zu 38.349 UDRP-Verfahren aufsummieren und 67.318 Domains betrafen. Die Anzahl der Fälle steigt danach jährlich um ca. 6 Prozent. Unter dem Gesichtspunkt der »Fairness« zeigt sich, dass 78 Prozent der Fälle zugunsten der Beschwerdeführer ausgingen, wobei aber die Fälle eines Reverse Domain Name Hijacking (RDNH) über die Jahre anstiegen und einen Höhepunkt 2018 hatten. Im genannten Zeitraum gab es 917 bestätigte RDNH, was etwa 2 Prozent aller UDRP-Verfahren ausmacht. Was »Addressing Abuse« betrifft, so rechnet ICANN mit 32.000 getroffenen Entscheidungen als Grundlage (wobei zurückgezogene, eingestellte und noch unentschiedene Beschwerden außer Betracht blieben), denen nach alle Jahre im Schnitt 300 Beschwerden insgesamt, über alle Streitbeilegungsstellen verteilt, hinzukommen. Es ergebe sich dabei eine durchschnittliche Anstiegsrate von 7 Prozent der Entscheidungen, die zugunsten der Beschwerdeführer ergehen. ICANNs Global Support Center (GSC) erhielt zwischen 2014 und 2020 insgesamt 8.056 UDRP-betreffende Anfragen, von denen 61 Prozent von Markeninhabern kamen, die sich über Cybersquatting beschwerten oder die Verletzung von geistigem Eigentum (IP) durch Domain-Namen betrafen. Zu diesen Angaben liefert der Report auch Tabellen und Graphen, die die Verhältnisse veranschaulichen. So waren zwischen 2013 und 2020 48.275 .com-Domains in UDRP-Verfahren verwickelt, gefolgt von 4.890 .net-Domains. Unter den Länderendungen, die das UDRP-Verfahren übernommen haben, steht die kolumbianische Endung .co mit 505 Domains vorne, gefolgt von .cc (Coconut Islands) mit 177 Domains. Unter den nTLDs liegt .xyz mit 833 Domains vor .online mit 585. Man gewinnt auch einen Überblick über die Anzahl der bei den akkreditierten Streitbeilegungsstellen entschiedenen Verfahren und den Versuch, graphisch das Verhältnis von registrierten Domains und UDRP-Verfahren über die Jahre in den Griff zu bekommen, was allerdings misslingt, da die Zahl der Fälle maßlos gering in dieser Relation ist.

Der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) Status Report (PSR) ist eine hervorragende Quelle für statistische Informationen, die die Wirkung des UDRP-Verfahrens bestens verdeutlicht. Nun darf die Community diesen Report kommentieren. Alsdann will ICANN den PSR aktualisieren, indem relevante Informationen aus den öffentlichen Kommentaren aufgenommen werden. Der Report geht dann zurück an das GNSO Council, das schließlich entscheidet, ob genügend Informationen vorliegen, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können, oder ob weiter an dem Report gearbeitet werden muss.

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