gail.com

Das Glück der frühen Domain-Registrierung

Ein besonderes Maß an Chuzpe legt der Inhaber der Domain gail .com vor: Die Domain wetterte bereits durch ein UDRP-Verfahren und wird jährlich mit Millionen an Zugriffen von GMail-Nutzern bombardiert. Aber man braucht keine besonderen Nerven dafür, das auszuhalten, wenn man solch eine Domain sehr früh registriert hat.

Die Domain gail.com gibt Antwort auf viele Fragen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Grunde bietet sie für Besucher nichts anderes als eine FAQ-Liste und einen Link zur EFF (Electric Frontier Foundation). Die Domain erhielt 2020 insgesamt 5.950.012 Besuche, im Schnitt sind das 16.257 am Tag. An manchen Tagen, etwa wenn man über Twitter auf sie aufmerksam macht, erreichen die Website über 100.000 Besucher. Die Verwechslung mit dem eMail-Service von Google unter gmail.com liegt nur einen fehlenden Buchstaben entfernt. Dadurch erlangt die Domain ihre »Popularität«. Google stößt sich daran jedenfalls nicht offensichtlich, kann dagegen aber auch nichts unternehmen. Denn das Geheimnis des Erfolgs der Domain, die sich auch in einem UDRP-Verfahren gegen die brasilianische Tochter der 1891 gegründeten Gail’schen Tonwerke, Gail Guarulhos Indústria e Comércio Ltda. (WIPO Case No. D2006-0655), erfolgreich geschlagen hat, ist: Der Inhaber registrierte sie bereits 1996 für seine Frau, deren Vorname »Gail« lautet. Das war zwei Jahre vor Gründung der Google LLC und noch länger vor Einführung von GMail (2004). In den Anfangsjahren beherbergte die Domain Bilder von Gail und Links zu diversen NASA-Seiten, wo sie angestellt war oder noch ist. Mittlerweile findet man, wie beschrieben, nur noch die Fragen und Antworten. Und die schliessen zwei Dinge grundsätzlich aus: Die Domain steht nicht zum Verkauf, und Werbung wird auch nicht geschaltet, obwohl man mit beidem sehr gut Geld machen könnte.

Einen anderen Weg gehen die Inhaber von meta.co.uk, die schöne eCommerce-Lösungen mit konkurrenzloser Leistung entwickeln, erstellen und optimieren, damit die Unternehmen ihrer Kunden wachsen. Sie änderten erst kürzlich ihren Namen und die Domain: obwohl sie schon lange Inhaber von meta.co.uk sind und die Domain bis 2029 registriert haben, richteten sie sich nun unter herd.io ein. Dieser Wechsel von meta.co.uk zu herd.io erfolgt, weil

it’s more important than ever to stand out from the crowd – moving away from an old name that could get confused with a certain social media giant’s new virtual universe.

Ob sich ihnen die Ironie der Aussage und des Wechsels erschließt? Immerhin bedeutet »herd« im Englischen wie im Deutschen Herde, Rudel. Nach Individualismus nach dem Meta-Ereignis klingt das nicht. Ob sich der Wechsel lohnt, wird sich zeigen. Noch sind sie Inhaber von meta.co.uk, aber auch von herd.co.uk und herd.uk. Mit Rechtsproblemen hätte die Herd Agency Limited nicht rechnen müssen, aber vielleicht zahlt es sich so oder so aus: der Namenswechsel im Angesicht des Giganten, und des möglichen Preises, der sich mit meta.co.uk erzielen lassen könnte. Immerhin wird meta.uk bereits beim Registrar Hogan Lovells International LLP geführt, der laut Raymond Hackney (tldinvestors.com) für Facebook arbeitet. Fragt sich, wer mehr Chuzpe aufweist, der Inhaber von gail.com oder von meta.co.uk.

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