Wie vor zwei Wochen berichtet, verliert .com seit Monaten an Domain-Registrierungen. Andrew Allemann konstatiert, die Nachfrage nach neuen Webseiten lässt nach, was sich auch auf die Nachfrage nach Domains auswirkt. Domain-Investoren widersprechen.
In unserem Statistik-Artikel vor zwei Wochen berichteten wir vom dritten Monat in Folge, in dem die weltweit wichtigste Domain-Endung .com an Registrierungen verliert. Zuletzt waren im April 2022 die Registrierungszahlen gestiegen. Seither geht es bergab: 76.689 Domains weniger im Mai, 206.671 Domains weniger im Juni, und im Juli 2022 gaben die .com-Registrierungen um 173.275 Domains nach. Die Domain-Verwaltung VeriSign senkte daraufhin ihre Wachstumsprognose für das gesamte Jahr 2022 für .com und .net von 1,75 bis 3,5 Prozent auf 0,5 bis 1,5 Prozent. Ähnliches verspürt der Secondary Market: Andrew Allemann berichtet auf seinem Blog domainnamewire.com, dass die Nachfrage nach Webseiten und damit die nach Domains nachlässt. Es habe zwar große Domain-Verkäufe gegeben, aber lausche man »domain Twitter«, so stehe es nicht gut um den »Aftermarket«. Die meisten Domain-Investoren teilten dort mit, dass sie im Juli 2022 nichts verkauft hätten. Darunter auch Swetha, die für ihre .xyz-Verkäufe einen großen Namen hat, und jetzt im August auch wieder wenige Verkäufe aufzuweisen weiß.
Seinen Ausführungen widersprachen einige Kommentatoren, die erklärten, bei ihnen laufe es wie geschmiert, und der Juli 2022 sei der erfolgreichste Monat des Jahres bisher. Doch Allemann, der selbst einen großartigen Juli hatte, da er eine Domain zu einem fünfstelligen Betrag verkaufen konnte, rückt die Eindrücke der Einzelnen zurecht und ins richtige Licht:
»my portfolio is just a couple of thousand domains, and I know it doesn’t represent the industry at large.«
Was der einzelne sieht, ist sein »kleines« Portfolio, welches aber kein repräsentativer Ausschnitt des Marktes ist. Zigmillionen Domains stehen zum Verkauf. Wer Glück hat, dessen Domain-Sparte ist gerade gefragt und er kann sich nicht über mangelnde Verkäufe beklagen. Aber das ist nicht der gesamte Domain-Markt.
Allemann führt die geringere Nachfrage auf unter anderem das abfallende COVID-Hoch zurück: alle, die mit Beginn der Pandemie ihre Internetpräsenz starten oder stärken mussten, haben nun erstmal, was sie brauchen. Jetzt fällt der Markt auf das Vor-COVID-Niveau zurück. Natürlich leisten auch die aktuelle Inflation und die akuten Konflikte in der Welt, mit ihren wirtschaftlichen Folgen, ihren Beitrag. Derzeit lässt sich nicht sagen, ob und wann eine Wende kommt und der Markt für Domains sich erholt. Obwohl: Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass es jedenfalls keine Frage des »ob« ist.