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Ist Teilmitinhaberschaft an Domains ein Geschäftsmodell?

Seit vergangener Woche diskutieren Domain-Investoren über die Frage, ob eine Teilinhaberschaft an Domains ein brillantes Geschäft, Betrug oder ein langfristiges Spiel ist. Wir meinen, es ist ein alter Hut.

Vor knapp drei Jahren, im Oktober 2022, machte Bob Hawkes die Voraussage, dass es in drei Jahren einen Domain Investment Trust (DIT) geben würde, ähnlich einem »real estate investment trust« (REIT), einer Unternehmung also, die Ertrag bringende Immobilien innehat und gegebenenfalls auch verwaltet, nur für Domains. Hawkes führte weiter aus:

And once we have one, we will have many, with different regional, TLD and sector emphasis, some well diversified, some very specialized, like a DIT just for aspects of space exploration, for example. Someone can please remind me in 3 years that I was wrong.

Die drei Jahre sind fast herum; Domain-Anwalt John Berryhill griff die Sache auf und stellte fest: die Vorhersage hat sich nicht erfüllt. Darüber entstand nun eine Diskussion auf namebio.com, wie sinnvoll eine solche Unternehmung im Hinblick auf Domains sein könne.

Zunächst erscheint es ein Investment wie andere auch: Es gibt einen Wert, wie zum Beispiel eine Premium-Domain oder ein Portfolio mit wertvollen Domains, an denen sich Interessierte, die sich selbst diesen Wert nicht leisten können, beteiligen. Das verschafft dem Investment liquide Mittel, mit denen beispielsweise in weitere Domains investiert werden kann. Die Investorengemeinschaft könnte sich auf einen Grenzwert einigen, zu dem eine Domain veräußert werden soll. Wenn ein entsprechendes Angebot eingeht, bekäme das den Zuschlag. Doch die Realität sieht anders aus. Zuletzt war von der Anlegerplattform Rally, auf der Anlegern der Kauf und Verkauf von Anteilen an Sammelobjekten ermöglicht wird, die Rede, als die Domain directions.com im Januar 2022 als Investment angekündigt wurde. Sie steht nach wie vor zum Verkauf, und Anteile an ihr können gehandelt werden – genauso wie für hotspot.com. Angebot und Nachfrage gehen dabei weit auseinander: dem niedrigsten Verkaufspreis von US$ 6,15 pro Anteil steht das höchste Gebot von US$ 3,25 gegenüber. Dass Domain-Anteile im großen Stil gehandelt werden, scheint also nicht der Fall zu sein. Das Interesse insgesamt sieht schlecht aus, da bei Rally lediglich diese beiden Domains eingestellt sind. Ein Bewusstsein für Domains als Anlageinvestition für kleine Investoren hat sich nicht eingestellt. Für viele Kommentatoren auf namebio.com sieht die Teilinhaberschaft an Domains daher wie eine Betrugsmasche aus.

Wie die Geschichte des Domains-Handels bisher zeigt, ist der Handel mit Anteilen an Domains oder Domain-Portfolios wenig erfolgreich. Bereits in den 2000ern gab es Anläufe für solche Geschäftsmodelle. Einerseits war von 2008 bis 2015 der »Domain Developers Fund« aktiv als öffentlicher alternativer Investmentfonds, der ausschließlich in Internet-Domains investierte. Aber ein solches Modell verfolgte schon früher Rick Schwartz, nachdem er im Oktober 2006 anlässlich einer Auktion die Domain flowers.mobi für US$ 200.000,– dem Unternehmen 1-800-flowers vor der Nase wegschnappte und ersteigerte. Mit der Domain hatte er aber keinen Erfolg. Bei der slowakischen Domain-Börse Fusu verkaufte Schwartz deshalb später Anteile an der Domain an neun Domain-Investoren, die einen Anteil von 10 Prozent erhielten, womit zumindest er etwas von seiner Investition zurückbekam. Schwartz handelte sich aber Ärger ein, als er – ohne die Anteilseigner zu fragen – die Domain flowers.mobi für lediglich US$ 6.500,– verkaufte. Die Domain-Börse Fusu existiert schon lange nicht mehr. Schwartz, von Andrew Allemann zur aktuellen Diskussion befragt, erklärt:

I think you would have to define the exact fractional ownership. But I am definitely not against it. Anything that adds liquidity is a good thing.

In den vergangenen 18 Jahren hat sich auf dem Feld der Teilinhaberschaft an Domains und dem Anteilshandel nichts getan. Vielleicht reicht es, in 18 Jahren wieder danach zu fragen. Domains geht es ähnlich wie Papier: sie sind geduldig, aber verlangen alle Jahre Registrierungsgebühren.

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