Schon vor Einführung der neuen Domain-Endungen gab es Diskussionen, ob sie sinnvoll sind oder vielleicht eine Gefahr für den Domain-Markt darstellen. Die Diskussionen wurden ganz überwiegend auf der Seite von Domain-Investoren geführt. Mittlerweile stellt sich diesen aber auch die Frage, ob sich der gesamte Domain-Handel auf dem absteigenden Ast befindet.
Raymond Hackney greift einige Bemerkungen von Domainern aus Domainer-Foren auf und diskutiert im Branchenblog thedomains.com die Frage, wie gut es der Domaining-Branche geht. In den Foren heißt es, die neuen Endungen haben dem Domain-Handel nichts gebracht und sind für Domainer auch uninteressant. Premium-nTLDs sind in der Anschaffung so teuer wie nicht ganz so tolle .com-Domains, die von den Käufern letztlich vorgezogen werden. Eine andere Meinung geht davon aus, dass nTLDs sich auf die Preise von .com-Domains von unter US$ 5.000,– und mehr noch unter US$ 2.500,– auswirken. Premium-.com-Domains würden durch die neuen Endungen jedoch nicht gefährdet. Hackney stellt drei Gründe für den möglichen Abstieg des Domain-Handels fest: Der Einstieg in den Domain-Handel ist nicht mehr so günstig, da die Preise bei Auktionen von NameJet, DropCatch und GoDadddy zu hoch seien. Zudem lasse sich mit Domain-Parking kein Geld mehr verdienen, und einige UDRP-Verfahren sowie bedenkliche Entscheidungen gegen Premium-Domains sorgten für Verunsicherung.
Der Domain-Handel leidet aber nicht nur unter den neuen Endungen. Kommentatoren des Artikels führen weitere Gründe auf, die sich auf den Domain-Handel negativ auswirken. Viele Domainer haben mittlerweile ihr Geld aus dem Domain-Handel abgezogen und in Cryptowährungen und Blockchain-Werte investiert, weil dort mehr Geld zu verdienen sei. Das verändert die Volatilität des Domain-Marktes und schwächt ihn. Einige Kommentatoren meinen gleichwohl, es gehe nicht bergab. Für sie sind allenfalls ein paar Spieler ausgestiegen, oder der Markt verändere sich lediglich. Sie greifen auch das Argument der gestiegenen Preise für ausgelaufene und fallengelassene Domains auf und konstatieren, der Handel finde nicht mehr so sehr zwischen Domainern statt, als vielmehr mit Endabnehmern. Manch einer meint, der Domain-Handel werde lediglich langsamer, andere meinen, die Domain-Industrie sei größer denn je und wachse weiter. Sicher sei jedenfalls: mit passiven Landing-Pages lassen sich keine Käufer mehr für Domains finden, Domainer müssten vielmehr aktiv werden und ihre Domains in Börsen einstellen oder direkt an die potentiellen Käufer herantreten.
Was immer auch dafür sorgt, dass der Domain-Handel nicht mehr so prominent im Vordergrund steht und mit super-teuren Domains auftrumpfen kann, die Gründe sind mannigfaltig und die Herausforderungen sind groß. Letztlich aber stellt man als Domainer die Domain, die man verkaufen will, in Konkurrenz zu zig Millionen anderen Domains, die einen neuen Inhaber finden sollen. Die Aussichten, den richtigen Käufer zu finden, sind nicht rosig, wenn man nicht die finanziellen Mittel hat, einige Jahre zu warten und die Sache auszusitzen.